Neuer Kia Sportage Test Fahrbericht Diesel & Benziner

Der Bestseller Kia Sportage wurde neu aufgelegt. Das Kompakt-SUV ist erwachsener geworden und bietet nun mehr Platz, ist der Sportage nun sogar relevant für bisherige Sorento-Kunden? Wir haben uns den neuen Kia Sportage angesehen. Von Thomas Imhof & Thomas Majchrzak

Von 2010 bis 2015 lief die Vorgänger-Generation, der neue Kia Sportage steht wieder auf derselben Plattform wie der Konzernbruder Hyundai Tucson (ehemals ix35). Die Preise bewegen sich zwischen 20.000 und 40.000 Euro.





Exterieur

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Schon der Sportage der dritten Generation – erstmals beeinflusst vom damals neuen Chefdesigner Peter Schreyer – war ein Hingucker unter den SUVs und heimste zurecht zahlreiche Designpreise ein. Mit der vierten Ausgabe hat Kia nun nochmals stilistisch zugelegt. Der neue Kia Sportage zeigt in der Front nun die so genannte Tiger-Nase, die sich als Kia-Markenzeichen herausgebildet hat. Zudem ist in der GT-Line der Kühlergrill nicht im Dot-Design gehalten, sondern eher wabenartig verwoben. Bulliger wirkt der Sportage, nicht nur vorne, sondern auch insgesamt erwachsener, weil er auch 4 cm länger geworden ist. Das Heck wird durch die neuen horizontalen Rückleuchten in die Breite gezogen, verstärkt wird dieser Effekt durch einen Lichtstreifen, der beide Rückleuchten als Lichtstrahl verbindet. Speziell in Verbindung mit der GT Line wirkt der im slowakischen Werk Zilina produzierte SUV nun noch selbstbewusster und gereifter. Die Kia-typische Tiger-Nase gibt sich in der von uns gefahrenen GT-Line mit Maschendraht-Einsatz in Hochglanzschwarz extrem elegant; die Nebelleuchten mit ihren vier LED-Einsätzen, im Kia-Jargon „Ice Cubes“ genannt, wirken so cool wie ihr Kosename. Auch die Gehäuse für die Xenon-Scheinwerfer und das LED-Tagfahrlicht sind elegant geformt und verleihen der gesamten Frontpartie ein sehr charakterstarkes Antlitz. Dazu kommen sportliche Spoiler und größere 19-Zoll-Felgen. Die Auspuffanlage kommt mit einem Doppelendrohr und Unterfahrschutz in Alu-Optik.

Interieur

Während andere Hersteller nach und nach alle Knöpfe beseitigen und nur noch über das Touchscreen bedienen lassen, geht Kia hier einen eher konservativen Weg und bietet noch viele einzelne Knöpfe an. Das muss nicht schlecht sein, es kommt ja immer darauf an, was die Kunden möchten. Und viele schätzen noch, dass man zum Beispiel die Temperatur einfach per Dreh-Regler einstellen kann. Viele abgerundete Formen sollen für Behaglichkeit sorgen. Einige Elemente sind im Stil japanischer Reisterrassen vertikal in vier Ebenen übereinander gestapelt – hier wären in Zukunft ein paar Schalter weniger wünschenswert. Die Verarbeitung und Knöpfen und Co. bewegt sich auf einem guten Niveau. Das fällt auf an Details wie den feinen Chromeinlagen am unten abgeflachten Multifunktionslenkrad der GT Line oder ähnlichen Inlays rund um die Mittelkonsole. Zufriedenstellend die Zahl an Ablagen und Staufächern.

An der neuen Sitzposition merkt man klar, dass der neue Kia Sportage mehr denn je SUV ist. Saß man im alten Sportage noch eher wie in einem Pkw und wurde die SUV-Linie vorwiegend durch das Design markiert, hat man nun das Gefühl, tatsächlich in einem höheren Fahrzeug zu sitzen. Das ist gerade für größere Personen deutlich angenehmer. Auch im Vergleich zum Schwestermodell Hyundai Tucson fühlt sich der Sportage „SUViger“ an.

Auf den rückwärtigen Sitzen bleibt genügend Platz auch für große Menschen, die Kopffreiheit ist großzügig. Der Kofferraum ist ebenfalls bestens nutzbar und verschenkt nicht viel Platz. Hier macht sich das Layout bemerkbar, dass der Sportage durchaus noch einer Kastenform folgt, die lediglich ein wenig abgerundet ist. Einziges Manko: Die Rücksitzbank lässt sich nur vom Fond aus umklappen, nicht vom Kofferraum aus.

Dafür kann man die Hecktür auf spektakuläre Art öffnen, selbst mit vollen Einkaufstüten an beiden Armen gelingt das Kunststück: Einfach ein paar Sekunden hinter das Auto stellen, und begleitet von einem Piepton heißt es „Sesam öffne dich“. Das Verstauen selber wird dann allerdings durch eine relativ hohe Ladekante etwas erschwert; doch dafür ist wiederum der Kofferraum an sich angenehm unzerklüftet. Und für das Rollo findet sich eine eigene Ablage im Unterboden.

Auch im Interieur macht sich die Ausstattung GT-Line bemerkbar. So ist das Lenkrad unten abgeflacht und es gibt die obligatorischen Alu-Pedale. Leider verbindet Kia die sportliche Linie auch direkt mit Tierhaut-Sitzen.

Also sollte man lieber die niedrigen trim levels wählen:

Attract

– Stoffsitze
– 16-Zoll-Leichtmetallfelgen
– Klimaanlage, manuell

Edition 7 (zusätzlich)

– Stoffsitze
– Bluetooth-Freisprecheinrichtung

Vision (zusätzlich)

– 17-Zoll-Leichtmetallfelgen
– Außenspiegel beheizbar und elektrisch anklappbar
– Stoffsitze
– Navi
– Parksensoren hinten mit Rückfahrkamera
– Sitzheizung vorn und hinten

Spirit (zusätzlich)

– 19-Zoll-Leichtmetallfelgen
– Stoffsitze mit Lederapplikationen
– Autonomer Notbremsassistent (AEB):
– JBL Premium-Soundsystem mit insgesamt 8 Lautsprechern
– Größerer Navi-Bildschirm
– Lenkrad beheizbar

GT-Line (zusätzlich)

– 19-Zoll-Leichtmetallfelgen
– Aluminium-Sportpedale
– Auspuffanlage mit Doppelendrohr
– Lederlenkrad „GT Line” mit abgeflachtem Lenkradkranz
– Parksensoren vorn
– Sitze mit Bezug innen aus abgezogener und chemisch behandelter Kuh-Haut, außen Kunstleder

Darüber hinaus gibt es derzeit noch (wie auch für andere Modelle) eine Platinum-Edition mit noch mehr Ausstattung.

Die Platinum Line als Top-Angebot enthält alles, was lieb und teuer ist – sogar das – von Autogefühl jedoch nicht goutierte – Lederpaket Nero. Das empfehlenswerte Panorama-Glasschiebedach ist dagegen eine gute Investition – mit 900 Euro ist man dabei, es sei denn, man hat die auch in diesem Fall vollausgestattete Platin-Ausgabe bestellt. Doch schon ab „Spirit“ sind so schöne Dinge wie ein Soundsystem mit acht Speakern, Kartennavigation per 8-Zoll-Display, Rückfahrkamera, elektrische Fensterheber rundum, Fernlichtassistent, Cruise Control, Regensensor, Sitzheizung sogar hinten, Schaltwippen für das Doppelkupplungs-Getriebe, Parksensoren vorn und hinten, Zweizonen-Klimaautomatik, beheizbares und höhen- wie tiefenverstellbares Lenkrad sowie manches mehr ab Werk installiert. So bietet der Kia auch angesichts der 7-Jahres-Garantie ein exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis.

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Motoren

Benziner
1.6 GDI (Sauger) mit 132 PS
1.6 T-GDI (Turbo) mit 177 PS (AWD)

Diesel
1.7 CRDi mit 115 PS
2.0 CRDi mit 136 PS (FWD oder AWD)
2.0 CRDi mit 185 PS (AWD)

Die stärksten Motorisierungen gibt es jeweils auch optional mit Automatik (Doppelkupplungsgetriebe beim Benziner oder Wandler beim Diesel).

Fahrverhalten

Wir fahren sowohl den 1.6 Liter Turbo-Benziner mit 177 PS, als auch den 185 PS Diesel. Diese beiden bringen den Sportage in unter 10 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die anderen Motoren brauchen da ein bis zwei Sekunden länger. Zur Verfügung stehen für den Benziner entweder ein 6-Gang-Schaltgetriebe oder ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, beim Diesel ist die Automatik-Option dann ein Wandler-Automatikgetriebe.

Der Benziner verspricht etwas mehr Fahrspaß und schaltet gerade in Verbindung mit dem Doppelkupplungsgetriebe sehr geschmeidig und reibungsfrei die Gänge hoch und runter. Getrübt wird der Fahrspaß lediglich durch den Verbrauch von fast 10 l / 100 km. Ein Verbrauch auf unserer mit den meisten Fahrzeugen routinemäßig absolvierten Verbrauchsstrecke von 9,6 Liter/100 km zeigt wieder einmal deutlich: Aufgeladene Turbomotoren sind keine Kostverächter. Der 1,6 Liter Turbo ist zwar laufruhig, übertrifft aber seinen euphemistischen Normverbrauch von 7,6 Liter/100 km jedoch eklatant. Damit bestätigt er die von uns regelmäßig beobachtete Tendenz, dass die unter dem Primat des downsizing entwickelten Turbo-Benziner nicht annähernd an die Verbräuche hubraumstärkerer Saugmotoren herankommen. Nicht umsonst halten zum Beispiel Mazda und Honda an diesem Konzept fest. In der Stadt ist es fast unmöglich, den Verbrauch unter zehn Liter zu drücken, im Gegenteil schnellt der Bordcomputer auch schon mal auf Werte um die elf Liter nach oben. Nur bei nicht zu forscher Landstraßen- und Autobahnfahrt fällt der Konsum in den einstelligen Bereich. Fazit: Wer sein Treibstoff-Budget schonen will, sollte lieber zum Diesel greifen. Der nominell 177 PS starke Motor hat zudem mit dem fast 1,8 Tonnen schweren Auto spürbar Mühe. Fast wirkt der auf dem deutschen Markt generell nur in Verbindung mit Allradantrieb erhältliche Sportage 1.6 T-GDI untermotorisiert, nur in der per Knopfdruck anwählbaren Sport-Funktion wirkt er etwas spritziger, gleichwohl sicher aber auch noch schluckfreudiger. Leider passt sich auch das Fahrwerk dem allgemeinen Eindruck einer gewissen Lethargie an. Der 4,48 Meter lange Koreaner macht im Vergleich zu Klassengegnern wie VW Tiguan oder Ford Ka einen etwas trägen, gleichwohl sehr gutmütigen Eindruck. Schnelle Wechselkurven sind nicht seine Domäne, dafür eignet er sich dank des leisen Motors und sehr guter Geräuschdämmung eher für lange Autobahnfahrten. Trotz der in der GT-Line etatmäßigen 19 Zöller ist der Abrollkomfort gediehen – nur Querfugen schluckt das Fahrwerk lediglich mittelprächtig. Zwar suggeriert das kompakte Sportlenkrad der GT-Line eine Sportlichkeit, aber der Sportage fühlt sich beim Geradeauslauf eher zu Hause als in schnellen Kurven.

Der Diesel zeigt sich sehr gut vom Fahrgastraum isoliert, „nagelt“ also keineswegs. Durch die ausreichenden Kraftreserven kann man ihn zudem auch ohne Probleme ruhig und beinahe untertourig fahren. Tritt man dagegen aufs Gaspedal, spürt man kein großes Turboloch, angenehm. Unser Testverbrauch liegt für den Diesel bei 7 l / 100 km. Die Gänge der Handschaltung lassen sich geschmeidig einlegen. Wer den Kia Sportage abseits der Straße bewegen möchte, findet in der Allrad-Version auch Offroad-Features wie einen Bergabfahr-Assistenten und ein mittleres Sperrdifferenzial.

Grundsätzlich vermittelt der Kia Sportage ein Gefühl eines erwachsenen SUVs mit großer Souveränität – und das bereits zu einem attraktiven Preis. Die Übersicht ist aufgrund der steil stehenden Fensterscheiben grundsätzlich gut, sie wird durch die insgesamt schmale Fensterlinie allerdings etwas eingeschränkt. Auch die Schießscharten-Heckscheibe lässt nur einen schmalen Blick nach hinten durch den Rückspiegel zu.

Der autonome Notbremsassistent ist allerdings erst ab der Version Spirit serienmäßig, wie sich überhaupt Kia weitere Sicherheitssyteme im Rahmen von gleich unterschiedlich gefüllten „Technologie-Paketen“ extra bezahlen lässt. Spurwechselassistent und Querverkehrswarner kosten je nach Modell und Ausstattung zwischen 950 und 1.740 Euro – wobei bei den etwas üppigeren Paketen noch Digital-Radio, ein Einparkassistent, eine induktive Ladestation für Smartphones und die überaus clevere elektrische Hecklappe dazukommen.

Abmessungen

Länge: 4,48 m
Breite: 1,85 m
Höhe: 1,64 m
Radstand: 2,67 m
Leergewicht: 1.397–1.784 kg

Fazit: Der Kia Sportage hat sich mit der neuen Generation vom Crossover mit SUV-Look zu einem waschechten SUV gemacht. Er bietet nun ein großzügigeres Raumgefühl und eine höhere Sitzposition. Das Cockpit ist konservativ, aber praktisch auf den Fahrer zugeschnitten. Hier muss niemand erst Funktionen suchen. Die Qualitätsanmutung ist sehr ordentlich. Im Fahrverhalten setzt der Sportage auf Komfort und ein Gefühl eines größeren SUVs. Insgesamt bietet der Sportage zusammen mit dem Seat Ateca eines der besten Packages im Kompakt-SUV-Segment. Zudem gibt Kia wie bei allen Modellen selbstbewusst 7 Jahre Garantie. Wer sportlicher fahren möchte, sollte eher zu Ateca oder VW Tiguan greifen, dennoch ist der neue Kia Sportage für alle, die einen soliden, schicken und geräumigen SUV suchen, sicher eine der besseren Empfehlungen. Er dürfte die Erfolgsgeschichte des Vorgängers demnach nahtlos fortsetzen.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Imhof & Thomas Majchrzak
Fotos & Kamera (Video): Autogefühl, Michel Weigel

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