Neues Volvo V40 Facelift Test D4 mit Thor’s Hammer

Der häufig unterschätze Volvo V40 erhält ein Facelift. Dahinter steckt ein wenig mehr als eine Änderung der Leuchten, wobei „Thor’s Hammer“ sicher am auffälligsten ist. Unser ausführlicher Testbericht erzählt mehr. Von Thomas Majchrzak

Seit 2012 fertigt Volvo seinen V40, der die Modelle C30, S40 und V50 ersetzte. Das klingt erst einmal dramatisch, drei Modelle durch eines zu ersetzen, jedoch zählt der V40 heutzutage zu den bestverkauften Fahrzeugen des schwedischen Herstellers. Ganz in moderner Manier kommt auch der V40 in einer sportlichen R-Design Variante und als Cross-Country, also im Offroad-Look. Nun folgt vier Jahre nach dem Verkaufsstart dieser Generation ein Facelift.





Exterieur

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Volvo V40 und XC90 kann man nicht miteinander vergleichen, jedoch werden nun erfolgreiche und geschätzte Elemente aus dem neuen großen Erfolgsmodell auch in das Facelift des Kompaktwagens mit übernommen. Dazu zählen die Thor’s Hammer Frontleuchten, also die LED-Lichtsignatur in Hammer-Form (ab mittlerem Ausstattungsniveau Momentum). Ansonsten bleibt der Rest der Außenhaut konstant. Weiterhin haben wir den typischen Kühlergrill mit Volvo-Logo. In der Seitenansicht ist es sehr gut erkennbar, wie Front und Heck durch eine Designlinie miteinander verbunden werden. Außerdem hat es den Anschein, dass der V40 ein wenig höher wird, je weiter man sich dem Heck nähert. Grund dafür sind die Seitenscheiben, deren Größe sich geringfügig nach hinten hin verjüngt. Am Heck angekommen wird man von einem kleinen Heckspoiler begrüßt, über dessen Eleganz man streiten kann. Auch am Heck ist der Volvo V40 mit geschwungenen Formen sehr designbetont.

Insgesamt zeigt der Volvo V40 immer noch ein sehr modernes und harmonisches Design-Bild, das durch das Facelift dezent aufgefrischt wird. Unser Testwagen trägt die Farbe Mussel-Blau (Muschel) und optionale 18-Zoll-Felgen „Narvi“.

Interieur

Neu im Volvo V40 Facelift sind die sogenannten „City Weave“ Sitzbezüge in Stoff. Gut, dass Volvo hier für mehr Abwechslung sorgt. Dazu wird jedoch das Lenkrad mit Leder überzogen. Kontrastnähte verleihen dem Interieur noch ein wenig Struktur, genauso wie die Aluminiumeinlagen. Für letztere gibt es in der sportlichen R-Version eine gesonderte Variante. In der Top-Ausstattungsvariante Inscription und im R-Design kommen noch spezielle Einstiegsleisten hinzu. Des Weiteren erhielt auch der Fahrzeugschlüssel ein Facelift in Form des neuen Volvo-Logos.

Die Aufteilung der Ausstattungslinien erfolgt in Basis, Kinetic, Momentum, Inscription; zudem kann man auf Kinetic und Momentum die R-Design Linie aufsatteln. Während die drei ersten Ausstattungsniveaus klima-angenehm bei Stoffsitzen bleiben, muss man bei Inscription Tierhaut mitbestellen, bei R-Design eine Mischung Stoff/Tierhaut. Unsere Fotos zeigen die Inscription-Ausstattung. Immer wieder ein Highlight: Die Matt-Holz-Einlagen an der Mittelkonsole.

Generell ist die Sitzform wie von Volvo gewohnt optimal. Auch große Personen müssen selbst im kleinsten Volvo keineswegs lange Fahrten fürchten, unser Meinung nach ist Volvo beim Sitzkomfort führend. Lediglich die Platzausnutzung ist im Volvo V40 nicht ganz optimal, da macht sich die Design-Fokussierung des Exterieurs bemerkbar, die dann nicht mehr wie in alten kastenförmigen Volvos allzu viel Platz im Innenraum lässt. So kommt man dem Dachholm zwischen A und B-Säule als großer Mensch doch recht nahe. Im Fond bleibt genügend Beinfreiheit auch dann insgesamt auf das Auto gesehen für vier große Erwachsene, allerdings ist auf der Rückbank der Kopfraum stark eingeschränkt. Schon ab 1,80 m gibt es Probleme. Der Kofferraum ist schließlich auch mittelmäßig in puncto Platzausnutzung. Und umklappen kann man die Sitze nur vom Fond aus. Durch den separat eingelegten Ladeboden ergibt sich dann eine ebene Durchreiche, man kann den Ladeboden aber auch hochstellen, um den Kofferraum zu unterteilen.

Stichwort: Volvo On Call. Dieses System bildet eine Schnittstelle zwischen Auto und iOS oder Android, Windows 10 Smartphones oder Tablets. Wie auch bei manchen Konkurrenzherstellern lassen sich mittels der Schnittstelle Zielorte im Navi einstellen, die man vorher in seinen Smartphone Kalender eingetragen hat. Außerdem kann man Fahrdaten überwachen und sogar ein Fahrtenbuch führen, oder das Fahrzeug (wie z.B. auch bei der Mercedes me App) verschließen. Volvo On Call ist künftig mit dem Flic Button kompatibel (programmierbares kleines Gerät), wodurch Funktionen wie die Standheizung oder Start/Stopp per Knopfdruck ausgelöst werden können.

Das Infotainment-System ist nicht mehr 100 % auf der Höhe der Zeit, tut aber seinen Job. Der Screen ist vergleichsweise klein, aber in Ordnung in der Auflösung und auch in der Bedienung. Zwar ist es kein Touchscreen, aber der Dreh-Drück-Knopf an der Mittelkonsole ist einfach zu verstehen. Es bleiben noch mehr Knöpfe übrig, aber wer gerne mal Telefon-Nummern direkt wählt per Nummerntasten, der freut sich über die einfache Bedienung. Zudem benutzt man die Nummern-Tasten in der Navi-Ansicht dafür, auf der Karte in die verschiedenen Himmelsrichtungen zu scrollen.

Im Facelift wird im Übrigen auch auf Wunsch die Außenluft besser gefiltert, ebenso werden vorhandene Gerüche gereinigt. Dieses Feature nennt sich bei Volvo CleanZone und ist gegen Aufpreis erhältlich.

Zu den serienmäßigen Sicherheitsfeatures zählt beim V40 Facelift neben der dynamischen Stabilitäts- und Traktionskontrolle auch eine Bergan- und Bergabfahrhilfe. Dazu kommt noch eine Fahrzeugerkennung, Bremsvorbereitung und eine automatische Notbremse, die das Fahrzeug bei Gefahr autonom auf 0 km/h bringen kann. Die City Safety-Technologie kann laut Volvo bis zu einer Geschwindigkeit von 15 km/h einen Auffahrunfall vermeiden oder dessen Folgen bis 50 km/h abmildern.

Gegen Aufpreis kann man dann folgendes beziehen:

– Adaptive Cruise Control
– Kollisionsbremse mit Notbremsfunktion (wenn das Fahrzeug im Unfall schon steht)
– Fußgänger und Fahrradfahrer-Erkennung für die automatische Notbremse (Bremsassistent Pro)
– Totwinkelwarner mit Querverkehrwarner
– Spurhalteassistent
– Verkehrszeichenerkennung

Dazu kommt noch die Driver Alert Control, die den Fahrer darauf aufmerksam macht, dass er z.B. zunehmend Schlangenlinien fährt. Generell stellt der schwedische Premiumhersteller ein gutes und solides Paket zur Verfügung, was ganz dem Motto des Unternehmens entspricht.

Als weitere Assistent-Optionen gibt es, wie auch bei anderen Volvo Modellen, sämtliche Parkhilfen gegen Aufpreis, darunter u.a. eine Rückfahrkamera oder auch die 360 Grad-Ansicht.

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Motoren

Für den V40 gibt es eine Vielzahl von verfügbaren Vierzylinder-Motoren mit Frontantrieb. Man zählt vier Benziner und drei Diesel. Die Benziner kommen mit folgenden offiziellen Eigenschaften:

2.0 l T2, 122 PS, 5,4 l/100 km
2.0 l T3, 152 PS, 5,5 l/100 km
2.0 l T4, 190 PS, 5,5 l/100 km
2.0 l T5, 245 PS, 5,5 l/100 km

Die Dieselmotoren sind ein wenig PS-schwächer, bieten aber mehr Drehmoment und verbrauchen in etwa zwei Liter weniger auf 100 km. Im Detail schaut es wie folgt aus:

2.0 l D2, 120 PS, 3,7 l/100 km
2.0 l D3, 150 PS, 3,9 l/100 km
2.0 l D4, 190 PS, 4,0 l/100 km

Für einen realistischen Verbrauchswert sollte man grundsätzlich zwei bis drei Liter auf diese Werksangaben addieren.

Neben dem 6-Gang-Schaltgetriebe steht eine 8-Gang-Automatik zur Verfügung, lediglich der T5 kommt automatisch immer mit der Automatik.

Die Preise bewegen sich zwischen 23.750 Euro (T2 Basis) und 40.200 Euro (T5 Inscription). Das ist preislich vergleichbar mit den deutschen Premium-Herstellern. Unser Testwagen kommt mit Optionen sogar auf 50.000 Euro.

Für T5 und D4 stehen übrigens Polestar-Leistungssteigerungen zur Verfügung, die jeweils gut 10 PS mehr geben und auch am Drehmoment schrauben.

Fahrverhalten

Wir fahren den D4 mit 190 PS, der Diesel beschleunigt den V40 in 7,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Daran sieht man schon, dass es hier an Leistung nicht mangelt. Und das können wir bestätigen. Heck- oder Allradantrieb vermisst man nicht, und auf der Autobahn ist der Volvo V40 mit dem D4 um kein Überholmanöver verlegen. Der Verbrauch pendelt sich erfreulicherweise zwischen 5 und 6 Litern ein, das geht in Ordnung. Im Leerlauf ist der Diesel etwas nagelnd-laut, dies gibt sich aber bei höheren Drehzahlen, wenn man beschleunigt, klingt der Diesel sogar gar nicht übel.

Die tollen Sitze sorgen für den größten Fahrkomfort. Das Fahrwerk vermittelt einen guten Fahrbahnkontakt, so dass man auch sportlich fahren kann. Lediglich bei Schlaglöchern wirkt es etwas rau. Als Fahrer fällt einem das nicht so auf, aber wenn man als Beifahrer versucht, etwas am Handy zu lesen, merkt man die Erschütterungen. Der Komfort ist hier bei den größeren Volvo-Modellen doch erheblich größer. Dafür lässt sich der V40 eben auf der anderen Seite sportlicher fahren.

Überragend sind erneut die Assistenzsysteme. Die automatische Notbrems-Warnung – in Form von roten LED vorne an der Windschutzscheibe und einem akustischen Warnton – kann zwar mal fälschlicherweise auslösen, wenn an der Straßenseite ein Auto in einer Kurven parkt und das Fahrzeug davon ausgehen könnte, dass man dort hineinfährt. Doch daran gewöhnt man sich recht schnell, und man ist froh, dieses Sicherheitssystem an Bord zu haben. Der adaptive Tempomat ist wohl der beste auf dem Markt und funktioniert geschmeidig mit weichen Übergängen in Bremsen und Beschleunigen. Auch die Übersicht nach allen Seiten ist trotz der interessanten Designlinien außen noch gegeben.

Abmessungen

Länge: 4,37 m
Breite: 2,04 m
Höhe: 1,42 m
Radstand: 2,65 m
Wendekreis: 10,8 m
Leergewicht: 1.615 kg

Fazit: Das Volvo V40 Facelift schärft behutsam nach und bringt den ohnehin schon attraktiven Kompakt-Volvo mit den neuen LED-Leuchten mit diesem einfachen Trick optisch in die Reihe der neuen Volvos. Innen gibt es noch große Unterschiede zu den neuen Modellen, aber das skandinavische Design bleibt zeitlos schön und die Verarbeitung top. Somit zählt der Volvo V40 weiterhin zu den Premium-Kompakt-Autos, die das größte „Haben wollen“-Gefühl ausstrahlen. Feilen könnte Volvo noch am Fahrwerk, das für einen Volvo einen sportlichen Fahrbahnkontakt vermeldet, aber bei Schlaglöchern dann nicht so gelassen reagiert. Und der geschwungene Design-Fokus am Exterieur verbaut ein wenig die Platzausnutzung im Interieur, insbesondere bei der Kopffreiheit im Fond. Ganz vorne liegt der Volvo V40 dagegen wie alle Volvos im Sitzkomfort.

Autogefühl: ****

Produktion: Autogefühl, Michel Weigel & Thomas Majchrzak

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