Neuer Porsche Panamera 4S Test Fahrbericht

Leichter und agiler ist die zweite Generation des Porsche Panamera, optisch wie technisch. Ein neuer 550 PS Twin-Turbo V8 sorgt für die größte Leistung. Äußerlich bestimmt das neue Heck das Fahrzeug – es sieht jetzt aus wie ein erwachsener 911. Später wird noch ein Panamera „Kombi“ namens Sport Turismo eingeführt. Wir beginnen bei der Fahr-Premiere der Limousine, fokussieren uns auf den Porsche Panamera 4S. Von Holger Majchrzak

Die erste Generation (2009 – 2016) wurde bis heute 150.000 mal verkauft. Der Name „Panamera“ leitet sich von der mexikanischen Rennsportveranstaltung „Carrera Panamericana“ ab, und diese Bezeichnung passt jetzt noch mehr wie die Faust aufs Auge, denn im Vergleich zur ersten Generation wird die Leistung nochmals gesteigert. Zudem reduzieren neue leichtere Motoren und die Karosserie mit mehr Aluteilen das Gewicht des Boliden. Zusätzlich wurde die Verwindungssteifigkeit erhöht.




Exterieur

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Die neue Front des Porsche Panamera lehnt sich nun stärker an die markeninternen Kollegen an. Aus manchen Blickwinkeln von vorne mag man ihn sogar kurz mit einem 911er verwechseln. Die Porsche-Modelle rücken also, wie bei vielen Herstellern auch, optisch näher zusammen. Die Leuchten haben an Kante gewonnen, die Frontschürzen sind einheitlicher und horizontaler gezeichnet. In der Länge ist der neue Porsche Panamera um 3,5 cm auf 5,05 m gewachsen, 3 cm davon gehen auf den längeren Radstand zurück. Das Seitenprofil wurde flüssiger gemacht, unter anderem dadurch, dass die Dachlinie 20 mm niedriger liegt – ohne dabei an Kopffreiheit zu verlieren – wobei das ohnehin nicht die Stärke des Panamera ist. Felgen gibt es von 19 bis 21 Zoll.

Entscheidendes Element ist schließlich das veränderte Heck – wurde es doch in der Vergangenheit stark kritisiert. Nun ist die Eierform gewichen und zeigt eine deutlich elegantere Linie. Wie schon beim 911 Facelift oder beim 718 Boxster verbindet ferner eine LED-Leiste die beiden horizontal gezogenen Rückleuchten. Der neue Porsche Panamera wirkt insgesamt eleganter und flüssiger, fast wie ein 911er mit langem Radstand.

Interessant wird es dann noch beim Heckspoiler: Der 4S Spoiler fährt normal nach oben, das passiert automatisch bei höheren Geschwindigkeiten. Der Turbo-Spoiler fährt erst hoch und klappt dann noch nach außen, um eine noch breitere Fläche einzunehmen.

Später folgt eine Sport Turismo / Shooting Brake Variante, die den Porsche Panamera noch alltagstauglicher machen soll. Also eine Art Kombi. Was das Mehrangebot an Platz allerdings für das Design bedeutet, bleibt noch unklar.

Interieur

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Gerade das Lenkrad war in der bisherigen Generation etwas in die Jahre gekommen, nun gibt es das vom 918 Spyder inspirierte Lenkrad mit sportlichen Aussparungen – und auch dem neuen Fahrmodus-Schalter. Vorgestellt wird hier auch zum ersten Mal das Porsche Advanced Cockpit, das die klassischen Analog-Instrumente ablöst und neben dem Drehzahlmesser rein digitale Elemente darstellt – bis hin zur Night-Vision-Camera.

Auf dem neuen 12,3 Zoll großen Touchscreen in der Mitte lässt sich das Infotainmentsystem bedienen, insgesamt ist es doppelt so groß wie das bisherige Infotainment-System. Mit dieser Größe setzt der neue Panamera auch Maßstäbe für die gesamte Marke. Das Display ist nahtlos in das Armaturenbrett integriert, das sieht gut aus. Der Funktionsumfang ist allerdings derart umfangreich, dass man sich fragt, ob man nicht etwas zuviel des Guten getan hat. Andererseits könnte Porsche mit diesem Bedienkonzept auch eine Marke setzen, die von anderen Herstellern kopiert wird. Auf jeden Fall ist eine Vielzahl der Funktionen nicht mehr während der Fahrt ruhigen Gewissens zu verstellen, sondern man muss dem Auto vor der Fahrt eine Art Setting verpassen wie man es von vielen Computerprogrammen kennt. Gut gelöst ist, dass ein Wechsel der Fahrmodi, etwa von Komfort auf Sport, nicht nur über diesen Touchscreen möglich ist, sondern eben auch über den neuen Fahrmodus-Drehknopf direkt am Lenkrad. So ist diese häufig genutzte Funktion schnell und ohne Ablenkung vom Straßengeschehen einzustellen.

Auf der anderen Seiten ist durch die Modernisierungsmaßnahme die Vielzahl an Knöpfen in der Mittelkonsole verschwunden, ersetzt von kapazitiven Berührflächen, die eine Vibrationsrückmeldung geben. Das räumt das Cockpit ordentlich auf, lässt aber noch genügend Direkt-Bedienmöglichkeiten. Die schwarze Hochglanzoberfläche sammelt allerdings sehr schnell Fingerabdrücke.

Die Sitzposition ist wie von Porsche gewohnt sehr sportlich und tief, die Sitze lassen sich elektrisch mit mehr Seitenhalt an Beinen und Schultern versehen. Insgesamt sind die Sitze eine Offenbarung was die Bequemlichkeit angeht, aber in der Preislage des Panamera auch erwartbar. Leider gibt es noch keine Alternativen zu den serienmäßigen Tierhaut-Bezügen der Sitze, hier muss man wahrscheinlich auf die GTS-Version mit Alcantara warten.

Im Fond bleibt durchaus Platz für große Erwachsene, nur wenn man sich mit 1,90 m ganz nach hinten lehnt, wird es langsam knapp an Kopf-Freiheit. Der Kofferraum erhält eine elektrische Ladeklappe, die sehr weit nach oben öffnet. Die Einzelsitze sind auch umklappbar, so dass man eine Durchlademöglichkeit hat. Wer es praktischer haben möchte, muss dann auf den Sport Turismo warten, der dann nicht nur mehr Platz verspricht, sondern möglicherweise auch eine Dreier-Rückbank anstatt zweier Einzelsitze.

Motoren

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Folgende Biturbo-Motoren kommen zunächst zum Einsatz, wobei die „4“ direkt Allrad bedeutet:

Panamera 4S mit 2,9 l V6 Benziner, 440 PS, 4,4 Sekunden von 0-100 km/h, ab 116.000 Euro
Panamera 4S Diesel mit 4,0 l V8 Diesel, 422 PS, 4,5 Sekunden von 0-100 km/h, ab 113.000 Euro
Panamera Turbo mit 4,0 V8 Benziner, 550 PS, 3,8 Sekunden von 0-100 km/h, ab 153.000 Euro

Alle Motoren werden mit dem neuen Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe versehen. Mit Sport-Chrono-Paket senkt sich die Beschleunigungszeit jeweils noch um 0,2 Sek.

Des Weiteren sind diesmal sogar zwei Plug-In Hybride geplant. Die Vorstellung ist auf dem Autosalon in Paris Ende September geplant.

Fahrverhalten

Wie wir bereits kürzlich im Audi SQ7 erlebt haben, erhält nun auch der Porsche Panamera optional die elektromechanische Wankstabilisierung, die das Aufschaukeln des schweren Fahrzeugs in schnell gefahrenen Kurven reduzieren soll. Damit wurde auf der Nürburgring Nordschleife bereits eine Rekordrunde von 7:38 Min. gefahren, Testfahrer Lars Kern war ganz überrascht, wie einfach sich das doch schwere Auto auf der Rennstrecke dirigieren ließ. In engen Kehren hat ihm dabei die neue Hinterachslenkung geholfen, die bei niedrigen Geschwindigkeiten entgegen der Vorderräder lenkt und bei höheren Geschwindigkeiten parallel dazu. Auch wir erleben auf der Rennstrecke, dass sich der Porsche Panamera fahren lässt wie ein deutlich kleineres und leichteres Auto, beeindruckend. Nur in langgezogenen Kehren merkt man das Gewicht des Boliden, die Physik kann man nicht ganz betrügen. Aber hier wurde das Maximale an Sportlichkeit herausgeholt, was angesichts des Gewichts möglich ist.

Eine neue Luftfederung sorgt auf der anderen Seite für das Maximum an Komfort, optional beim 4S und Standard beim Turbo. Unser Fahreindruck auf der Straße: Der neue Panamera ist ein Auto, mit dem auch Kinder zur Schule gefahren und auf dem Rückweg noch der Familieneinkauf durchgeführt werden kann, ein absolut alltagstaugliches Fahrzeug. Es kann aber auch maximal sportlich gefahren werden und dabei auch in Grenzsituationen ein gutes Gefühl vermitteln. Das Auto ist kein Kompromiss geworden, sondern erfüllt alles, was man von einem sportlichen Luxusauto erwartet. Dazu gehört auch eine große Souveränität bei hohen Autobahngeschwindigkeiten.

Abmessungen

Länge: 5,05 m (+ 3,5 cm gegenüber der Vorgänger-Generation)
Breite: 1,93 m (+ 0,5 cm)
Höhe: 1,42 m (+ 0,5 cm)
Radstand: 2,95 m (+ 3,0 cm)

Fazit: Der neue Porsche Panamera reiht sich nun besser in das gesamte Marken-Design ein und hat sein polarisierendes Heck abgelegt. Er sieht nun eher aus wie ein Porsche 911 mit vier Türen, und das war vielleicht auch ursprünglich schon einmal das Ziel. Nun hat man es erreicht. Das Interieur ist deutlich aufgeräumter, es bleibt allerdings abzuwarten, ob das Infotainment-System nicht von der Bedienung her zu kompliziert geworden ist. Motoren, optionale Wankstabilisierung und Gewichtsreduzierung versprechen noch mehr Fahrspaß. Wir sind nun gespannt auf den ersten Porsche Kombi sowie die beiden Plugin-Hybride. Und wünschen den Leuten, die sich die jeweils über 100.000 Euro Autos leisten können, viel Spaß mit ihrem nahezu perfekten „Transporter“.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Holger Majchrzak
Video & Fotos: Autogefühl, Thomas Blachetzki

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