Mazda6 Facelift Fahrbericht mit G-Vectoring Control (GVC)

Reich an neuer Ausstattung und Technik und komfortabler als das Launch-Modell, dies verspricht das Mazda6 Facelift bzw. eine jüngste Produktaufwertung. Wie sich die Änderungen bemerkbar machen und ob sich der Kauf lohnt, verrät unser Testbericht. Von Thomas Majchrzak

Es gehört zur Tradition, dass die Automobilhersteller für ihre Modelle zwischen zwei Generationen ein oder zwei Facelifts auf den Markt bringen. Die Grundidee ist, den Kundenwünschen noch gerechter zu werden und auf die neuesten Markt-Entwicklungen zu reagieren, so natürlich auch bei Mazda. Bevor die neue Generation in vermutlich gut zwei Jahren vorgestellt wird, wurden daher aktuelle Kernthemen wie Assistenzsysteme und Geräuschkulisse thematisiert. Darüber hinaus feiert die „G-Vectoring Control“ ihr Debüt auf dem deutschen Markt.

Das eigentliche Facelift, das sich auf das Äußere ausgewirkt hat, kam schon etwas früher. Diese Version haben wir bereits als Mazda6 Limousine gegen Skoda Superb und VW Passat antreten lassen. Kurz gefasst schlug sich der Japaner sehr gut im Wettbewerb, weshalb wir nun noch gespannter auf die technischen Veränderungen sind.

Den Mazda6 erhält man wie gewohnt als Limousine und als Kombi, dabei beginnt der Preis für das Modelljahr 2017 bei 25.700 Euro. Interessant: Bei Mazda ist der Preis für Limousine und Kombi gleich, das ist sehr selten. Generell lassen sich die Hersteller den Kombi mit saftigen Aufpreisen bezahlen, meist 1.500 bis 2.000 Euro, Premium-Hersteller auch teilweise mit dem Doppelten oder mehr. Die Ausstattungslinien Prime-Line, Exclusive-Line und Sports-Line wurden für den Kombi durch die zwei Sondermodelle Nakama (31.900 Euro) und Nakama Intense (39.000 Euro) erweitert. Nakama kommt aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie Gefährte oder Freund.





Exterieur

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Das Exterieur bleibt unverändert, was auch nicht schlimm ist, denn schließlich ist den Entwicklern ein schönes modernes Design gelungen. Mazda nutzt natürlich auch hier sein Markenzeichen, bei dem der Kühlergrill die Form des Unternehmen-Logos annimmt und über die Motorhaube bis zur Fahrertür zeigt. Es ist immer schön, diese kleinen Details zu erkennen. Die Frontleuchten sind eher rund gehalten und lassen sich, wie auch die Rückleuchten, auf ein adaptives LED-Lichtsystem upgraden (Serie ab Exclusive-Line). Darüber hinaus verfügt dieses Feature dann über eine Fernlichtautomatik und variable Lichtmodi. Die Basis-Version zeigt noch ein normales Mazda 3D-Logo auf dem Kühlergrill. Wählt man den adaptiven Tempomat, erhält man ein 2D-Logo, weil dahinter dann die Sensoren geschützt versteckt sind.

In der kleinsten Ausstattungslinie (Prime-Line) befinden sich serienmäßig 17-Zoll-Felgen am Fahrzeug, hier auch zu sehen am Kombi. Ab der Sports-Line erhält man 19-Zoll-Felgen, hier zu sehen an der Limousine. Die Seitenansicht zeigt deutlich, ob es sich um einen Kombi oder um eine Limousine handelt. Zum einem verfügt der Kombi ab der Ausstattungslinie Exclusive-Line über eine Dachreling und zum anderen ist der Kombi mit 4,80 m etwa kürzer, als die Limousine, was an den geänderten Überhängen liegt. Die Gesamtlänge der Limousine beträgt 4,87 m. Am Heck ist dort die Kofferraumklappe ein wenig gebeugt. Die Rückleuchten sind wie in der Front eher rund, schließen jedoch in Richtung Kofferraum scharf ab. Dies gibt dem Fahrzeug einen dynamischen Touch.

Interieur

An der generellen Gestaltung gibt es nur geringfügige Veränderungen. Weiterhin ist die Fahrerkabine aufgeräumt und auch haben wir kaum etwas bei der Verarbeitung zu meckern. Der Einsatz von Kunstleder an Armaturenbrett und Türinnenseiten wirkt sehr hochwertig. Ein wenig hat sich die Instrumentenanzeige verändert. Das Facelift verfügt über ein 7-Zoll-Touch-TFT-Display mit schärferer Auflösung. Im Vorgänger-Modell war ferner noch kein beheizbares Lenkrad erhältlich, nun kommt dieses ab der Sports-Line. Optional kann man noch ein Head-Up-Display bestellen, dieses wird jedoch nicht in die Windschutzscheibe projiziert, sondern nur auf eine Plastikscheibe. Mazda hat zwar nun an der Darstellungsweise gearbeitet, die nun unter anderem farbig ist, doch die Plastikscheibe macht das ganze System etwas weniger sinnvoll als ein System, das direkt in die Windschutzscheibe projiziert wird. Der Blick muss dabei nämlich noch ein wenig mehr gesenkt werden, allerdings nicht mehr so stark, als wenn man ganz runter auf den Tacho guckt.

In puncto Sitzbezüge wird der Mazda6 serienmäßig mit Stoffbezügen ausgeliefert. Man kann sich auch für eine Tierhautvariante entscheiden (hier gezeigt in der Limousine), doch wir können hiervon nur abraten. Ansonsten sitzt man sehr bequem auf den Sitzen. Die Stoffsitze, hier gezeigt im Kombi-Interieur mit mittlerem Ausstattungsniveau, sind in der oberen Schicht recht weich und sorgen für ein besseres Sitzklima als die chemisch behandelten Tierhautsitze.

Das Platzangebot ist durchweg gut, vier große Erwachsene können locker Platz nehmen, auch in der Limousine. Größere Menschen haben allerdings im Kombi hinten deutlich mehr Kopffreiheit, was natürlich auch immer davon abhängt, ob man sich für ein Panoramadach entscheidet. Zusammen mit dem praktischeren Laderaum, bei dem man einfach vom Kofferraum aus die Sitze entriegeln kann, ist dies der Hauptgrund, wieso auf dem deutschen Markt der Kombi deutlich vorne in der Gunst der Kunden liegt.

Das Sondermodell Nakama basiert auf der Prime-Line und verfügt über ein Bose Soundsystem mit 11 Lautsprechern, eine Rückfahrkamera und Keyless-Entry. Die Ausstattungslinie Nakama Intense basiert hingegen auf der Sports-Line und kommt ferner mit Tierhautsitzen, einem Glasschiebedach und einem adaptiven Tempomat mit radargestützter Distanzregelung (MRCC) und einem Pre Crash Safety-System, welches u.a. Auffahrunfälle vermeiden soll.

Wenn wir schon über Sicherheit sprechen, erfasst der City-Notbremsassistent nun auch Fußgänger und blickt bis zu 100 Meter voraus. Beim Vorgänger waren dies nur 10 Meter. Möglich macht dies eine Kamera in der Windschutzscheibe, welche die bisherige Lasertechnik ablöst. Das System funktioniert bis zu einer Geschwindigkeit von 80 km/h und soll damit Unfälle verhindern oder zumindest den möglichen Schaden reduzieren. Leider ist der Autonome Bremsassistent erst im mittleren Ausstattungsniveau inbegriffen und nicht Basis-Serie. Im Übrigen nutzt auch die Verkehrszeichenerkennung die neue Kamera. Optional kann man einen Spurhalteassistenten und eine Ausparkhilfe hinzufügen.

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Motoren

Für den Mazda6 sind drei Benziner erhältlich, jeweils mit Frontantrieb.

2.0 l, 145 oder 165 PS
2.5 l, 192 PS
Mazda setzt hier im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern auf Sauger-Benziner ohne Turbo.

Der 2.0 l Benziner hat Beschleunigungswerte um die 9 Sekunden 0-100 km/h, der größere liegt unter 8 Sekunden, ähnlich sieht der Unterschied bei den Dieseln aus.

Denn wer einen Diesel fahren möchte, hat folgende Wahl:

2.2 l, 150 oder 175 PS

Für den Kombi ist in der Dieselvariante optional auch Allradantrieb erhältlich.

Fahrverhalten

Die für alle neuen Mazda6 serienmäßige GVC oder G-Vectoring Control ist das Kernthema des Mazda6 Produktupdates, wodurch sich Fahrkomfort und Fahrspaß erhöhen soll. Die GVC passt geringfügig das Motordrehmoment an das Einlenkverhalten an, folglich liegt das Fahrzeug besser in der Kurve als das Vor-Facelift. In einer Kurve wird z.B. Drehmoment reduziert, um das Fahrzeug leicht nach vorne nicken zu lassen, so dass mehr Gewicht auf dem kurvenäußeren Rad liegt und sich das Fahrzeug dadurch präziser lenken lässt. Am Kurvenausgang wird das Drehmoment leicht erhöht, damit durch das Mehr an Beschleunigung etwas mehr Gewicht am kurvenäußeren Hinterrad liegt, was die Stabilität erhöht. Hierdurch lässt sich der Mazda6 präziser, einfacher und stabiler fahren. Lenkkorrekturen sollen überflüssig gemacht werden. Weil das System rein software-basiert ist, erhöht es nicht das Fahrzeuggewicht.

Im Test macht sich die GVC zwar nicht als „Wow-Effekt“ bemerkbar, da die Eingriffe sehr behutsam erfolgen. Insgesamt meinen wir aber doch, dass der Mazda6 beidermaßen etwas agiler und auch ruhiger fährt. Und so soll es auch sein, der Fahrer soll eben keine großen Änderungen spüren, das System soll ruhig im Hintergrund arbeiten. Insgesamt eine sinnvolle Technologie.

Ansonsten bleibt der Mazda6 allgemein ein sehr komfortables Auto in der Mittelklasse. Das Fahrwerk ist eher weich abgestimmt für einen guten Geradeauslauf, doch es macht zusammen mit der direkten Lenkung und der G-Vectoring Control auch Spaß, den Mazda6 durch kurvige Landstraßen zu prügeln. Vorteilhaft hierfür ist dann auch der 2.5 l Sauger-Benziner, der einerseits mit souveräner Laufruhe überzeugt, andererseits mit einer kräftigen, aber sehr harmonischen Beschleunigung. Die Kraft setzt nicht abrupt ein, sondern entfaltet sich gleichmäßiger, weil es keinen plötzlichen Turbo-Schub gibt. Dies ist sogar noch wichtiger für die Beifahrer.

Gleichzeitig überzeugt der 2.5 l Benziner mit einem niedrigen Verbrauch, wir erzielen 6 bis 7 Liter / 100 km, dafür braucht man keinen Diesel. Insgesamt zählt dieser Motor zu den besten klassischen Motoren überhaupt auf dem Automarkt, da er Leistung, angemessenen Verbrauch, Laufruhe und Haltbarkeit vereint.

Im direkten Vergleich zum Vor-Produktupdate bemerkt man, dass es nun ein wenig ruhiger im Fahrzeuginneren des Mazda6 ist. Zum einen wurden Dichtungen und Scheiben verstärkt, so dass sie Schall besser absorbieren. Auch wurden Mittelkonsole und Dachhimmel neu ausgekleidet.

Weiterhin trägt dazu die „Natural Sound Smoother“ Technologie bei, die in Verbindung mit dem 2.2 Liter Skyactiv-D Motor dabei ist. Dabei handelt es sich um einen separaten Metall-Stift, der in den Kolben platziert ist und dort die Bewegungen/Vibrationen jeweils gegenläufig ausgleicht. Ferner reduzieren Dämpfer die Vibrationen des Motors. Außerdem wurde die Einspritzung auf geringere Motorvibrationen ausgelegt. Es ist dann nicht nur für die Insassen leiser, sondern auch für Außenstehende.

Bremsenergie wird übrigens im Mazda6 in den Dieseln und in den Benzinern mit Sports-Line in einem Kondensator gespeichert, der wie eine Batterie (nur schneller) die Bremsenergie aufnimmt und sie an die elektronischen Verbraucher abgibt, damit diese nicht aus der Fahrzeugbatterie gespeist werden müssen. Das spart dann Sprit, weil die Batterie nicht aufgeladen werden muss, was Reibung erzeugen würde.

Abmessungen

Länge: 4,80 (Kombi) – 4,87 m
Breite: 1,84 m
Höhe: 1,45 (Limousine) – 1,48 m
Radstand: 2,75 m (Kombi) – 2,83 m
Ladevolumen: 480 l (Limousine) / 522 l (Kombi) bis max. 1.664 l bei umgeklappter Rückbank
Leergewicht: 1.355 – 1.661 kg

Fazit: Der Mazda6 ist weiterhin ein guter Kandidat in der Mittelklasse. Er vermittelt ein positives Fahrgefühl und ist ein durchweg unkompliziertes Auto. Das Platzangebot ist gut, die Verarbeitungsqualität stimmt und das schwungvolle Exterieur-Design begeistert viele Kunden. Die neue G-Vectoring Control ist ein cleveres System und wird nach dem Mazda6 als nächstes im Facelift des Mazda3 erwartet. Auch wenn der Diesel nun leiser läuft, bleibt motorenmäßig der 2.5 Liter Sauger-Benziner das Highlight.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel

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