Neuer Audi R8 Spyder (Cabrio) im Testbericht

Der neue Audi R8 Spyder: 540 PS, V10 5.2 Liter FSI-Sauger und nur 3,6 Sekunden von 0 auf 100 – Ziffern, die zum Staunen anregen. Doch wie entfaltet sich die Leistung und wie schlägt er sich in seinem Segment? Unser Testbericht verrät die Unterschiede zur Vorgänger-Generation und zeigt die Performance. Von Thomas Majchrzak

Die neue Generation des Audi R8 war 2015 zunächst als Coupé auf den Markt gekommen, etwas später folgt ihm nun der Audi R8 Spyder. Seit der Markteinführung der ersten Generation im Jahr 2007 hat Audi gut 27.000 Einheiten des Audi R8 verkauft. Das ist für Audi-Verhältnisse wenig, aber für Supersportwagen sehr viel. Unabhängig voneinander werden beide neuen Varianten mit dem V10 5.2 FSI-Sauger angeboten, wer sich für das Coupé entscheidet, hat dazu noch die Option, weitere PS mit der plus-Version zu addieren, aber dazu weiter im Text.

Preislich liegen beide Versionen 14.000 Euro auseinander, das Coupé erhält man ab 165.000 Euro und das Cabrio ab 179.000 Euro.





Exterieur

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Der neue hexagonale und breitere Kühlergrill und die spitz zulaufende LED-Lichtsignatur lassen den neuen Audi R8 noch aggressiver dreinschauen als die Vorgänger-Version, zudem ist er 4 cm breiter geworden. Die seitlichen Lufteinlässe sind dafür nun etwas schmaler. Serienmäßig steht der Audi R8 auf 19 Zoll Alufelgen, optional sind 20 Zoll verfügbar, wie auch auf den Fotos zu sehen in Silber oder in Schwarz. Der neue Audi R8 versprüht eine gehörige Portion Dramatik, bleibt aber bewusst etwas zurückhaltender als die exotischen Kollegen von Lamborghini, McLaren und Co. Die Farben: Vegas-Gelb, Dynamit-Rot, Monterrey-Grün und Ara-Blau.

Mit seinen 1.762 Kilogramm ist das Cabriolet etwa 100 Kilogramm schwerer als das Coupé. Die Cabrios sind stets schwerer als die Coupés, weil die Karosserie rundherum verstärkt werden muss, da schließlich die Stabilität über das Dach fehlt. Hier wurde insbesondere die A-Säule und der gesamte Fensterrahmen verstärkt sowie die Karosserie im Bereich hinter den seitlichen unteren Schwellern. Nichtsdestotrotz ist der neue Audi R8 Spyder immer noch leichter als die vorherige Version. Zu etwa 80 Prozent besteht die Karosserie aus Aluminium. Außerdem wurde an der Torsionsteiffigkeit gearbeitet, die in der neuen Generation um mehr als 50 Prozent gestiegen ist.

Serienmäßig gibt es nun LED Scheinwerfer. Dazu wird eine neue Technologie mit dem optionalen Laserfernlicht eingeführt, das eine doppelt so weite Sicht (600 Meter) bei Nacht bringen soll.

Interieur

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Im Innenraum gibt es nun das im Audi TT erstmals eingeführte Audi Virtual Cockpit, das digitale Instrumente in das Blickfeld des Fahrers schickt. Das 12,3 Zoll große Virtual Cockpit (Infotainmentsystem) überzeugt voll und ganz. Schnelle Reaktionszeiten, zuverlässig und alles in einem schönen Design verpackt. Serienmäßig ist das MMI-Navi und das MMI-Touch mit an Bord, letztes bedeutet, dass man den mittleren Bildschirm mittels eines Knopfes in der Mittelkonsole bedient. Alternativ lassen sich auch die Knöpfe am Lenkrad benutzen.

Zur weiteren Ausstattung kann man sein Smarpthone induktiv laden und auch LTE ist erhältlich. Besonders ist auch das Bang & Olufsen Soundsystem, welches nicht nur ein überragendes Sounderlebnis mit sich bringt, sondern dessen Lautsprecher sich beim Audi R8 Spyder erstmals bei einem Audi auch in den Kopfstützen befinden. Das ermöglicht den Musikgenuss auch beim Offenfahren.

Das Gesamt-Design des Cockpits zeigt mehr Kante, es finden sich einige hexagonale Formen, die den dynamischen Charakter unterstreichen sollen. Vielleicht ist dies eines der besten Sport-Cockpits. Die Verarbeitung ist einzigartig, die Ideen zur klaren Verwirklichung und gleichzeitigen Funktionalität großartig. Besonders positiv fällt die Bedienung der Lüftung auf, die sich an die im Audi TT eingeführten Systeme anlehnt. So strecken sich die Bedienungen dem Fahrer optisch entgegen, bleiben aber gleichzeitig klein und übersichtlich, weil man die Temperatur innerhalb der Drehknöpfe sieht. Des Weiteren finden sich im Interieur wie beim Exterieur und der Karosserie auch Karbon-Elemente, etwa rund um die Luftauslässe herum. Ein weiteres Highlight ist das unten abgeflachte Lenkrad, bei dem die Performance-Knöpfe ebenfalls rund herausstehen, Cockpit-Atmosphäre pur.

Basis sind Sportsitze mit bereits viel Seitenhalt. Optional stehen Schalensitze zur Verfügung, die allerdings nur für die Rennstrecke gedacht sind und den Langstreckenkomfort schmälern. Bei den Sitzbezügen setzt Audi, unverständlich für einen Supersportwagen, auf Tierhaut.

Vorne im Kofferraum bleibt naturgemäß nicht viel Platz, ein quer gelegter kleiner Reise-Trolley und darüber ein flach gelegter Rucksack, das passt so gerade noch. Die Fahrt zum Flughafen mit zwei Personen wird allerdings eher ein Problem.

Motoren

Das Audi R8 Cabriolet und das Coupé kommen mit folgender Motorisierung:

Audi R8 mit 5,2 Liter V10-Saugermotor mit 540 PS (Heckspoiler elektronisch ausfahrbar)
3,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h (Spyder, Coupé: 3,5 Sek.)
318 km/h maximale Geschwindigkeit

Offiziell kommuniziert Audi einen Verbrauch von 11,6 l/100 km, ein realistischer Wert bewegt sich aber eher fünf, sechs Liter darüber.

Das Coupé kann in der Plus-Version auf bis zu 610 PS gebracht werden, dabei ist der Heckspoiler auch fest montiert. Des Weiteren beschleunigt der Audi R8 V10 plus in 3,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und in 9,9 Sekunden auf 200 km/h. Die überflüssig hohe Höchstgeschwindigkeit liegt bei 330 km/h. Außerdem kommt der V10 plus mit Karbon-Keramik-Bremsen und das Fahrwerk ist noch härter abgestimmt.

Fahrverhalten

Neben der zusätzlichen Kraft wurde der neue Audi R8 noch straffer abgestimmt. Das serienmäßige adaptive Fahrwerk ist allerdings dabei nicht unkomfortabler. Im Comfort-Modus fühlt es sich eher an wie ein etwas sportlicheres Serien-Fahrwerk und ist für den Alltag in der Tat zu empfehlen. Nur, wie schon beschrieben, eignen sich die Schalensitze keineswegs für den Einsatz im Alltag. Die eingeengte Sitzposition ist für das sportliche Gefühl zuträglich, aber keineswegs für den Reisekomfort. Ob man den Audi R8 im Alltag gut fahren kann? Für einen Supersportwagen ja, er ist deutlich alltagstauglicher als die exotischen Supersportwagen, und das macht ihn auch so erfolgreich. Trotzdem ist jedes andere Audi-Cabrio im Programm deutlich komfortabler.

Deaktiviert man die elektronischen Helferlein bzw. geht man in die Sport-Modi, dann brüllt der R8 so richtig los. Die Siebengang S tronic wirft dann brutal die Gänge ein und aus der Abgasanlage entfacht ein Höllenfeuer. Wahlweise kann man auch nur die Auspuff-Taste betätigen. Über die Launch Control bekommt man die beste Beschleunigung aus dem Stand hin – vielleicht die brutalste Beschleunigung die wir, parallel zum Porsche 911 Turbo S, bisher erlebt haben.
Der Allrad-Antrieb ist so abgestimmt, dass die komplette Kraft über die Vorder- oder Hinterräder fließen könnte – was in der Regel nicht der Fall sein wird. Zum größten Teil wird die Kraft über die Hinterräder geleitet. Bei der Launch Control sehen wir, wie fein das System abgestimmt ist: Trotz brutalster Beschleunigung entstehen keine schwarzen Reifenabrieb-Stellen auf dem Asphalt. Doch selbst auf der Rennstrecke lässt sich der neue Audi R8 kaum aus der Ruhe bringen, der R8 ist kein Auto, das man so eben mal quer stellt, der Allrad-Antrieb und die Gewichtsbalance verschieben den Grenzbereich deutlich.

Der Spyder kommt mit einem kleinen elektrischen Glas-Windschott, das man bei Bedarf auch während der Fahrt hoch- und runterfahren kann. Für einen besseren Windkomfort gibt es ein größeres Plastik-Windschott mit Stoffnetz, das vorne im Kofferraum untergebracht ist. Nichtsdestotrotz bleibt der R8 ein Sommercabrio. Das Verdeck lässt sich bis 50 km/h öffnen und schließen, braucht allerdings mit 20 Sekunden recht lang, die Verdeckkonstruktion schaut auch etwas kompliziert aus.

Abmessungen

Die Abmessungen sind im Vergleich zur Vorgänger-Generation weitgehend gleich geblieben, lediglich die Breite ist um 4 cm gewachsen.
Länge: 4,42 m
Breite: 1,94 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,24 m
Radstand: 2,65 m

Fazit: Der Audi R8 Spyder ist rein faktisch der beste Supersportwagen. Er ist am einfachsten zu fahren, bringt die Performance am kontrolliertesten auf die Straße und ist technisch überlegen. Lediglich, wer es einzigartiger will, greift zu den Exoten. Als größter Konkurrent, der als einziger volumenmäßig relevant ist, bleibt nur noch der Porsche 911 Turbo S, der vom Fahrzeugkonzept und vom Design schon sehr abweicht. Das Interieur ist wie gewohnt perfekt verarbeitet und technisch auf Höhe der Zeit, das Gesamtfahrzeugkonzept dagegen eher oldschool. Das e-tron Projekt für den R8 ist eingestellt und als „Technologieträger“ abgehakt, Audi konzentriert sich nun darauf, das Elektro-SUV Q6 auf die Straße zu bringen.

Autogefühl: ****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

Weitere Perspektiven auf den R8 Spyder hier:
1300ccm
Autorild

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