Porsche Macan Test mit 2,0 l 4-Zylinder 252 PS

Wer über 55.000 Euro für ein Auto ausgibt, bekommt gemeinhin kein Basismodell. Bei Porsche ist das ein wenig anders. Für das Geld gibt es zum Beispiel den Porsche Macan in der Grundausstattung. Mit einem Vierzylinder, den man etwas modifiziert auch im Golf GTI, oder im Skoda Octavia RS findet. Ein guter oder ein schlechter Deal? Das versuchen wir herauszufinden Von Thomas Blachetzki

Preislich beginnt der Basis-Macan als Vierzylinder genau bei 55.669 Euro und wie bei deutschen Premiumherstellern üblich, ist es auch kein Problem den Kaufpreis zu erhöhen. Die Häkchen in der Aufpreisliste sind schnell gemacht und so stehen auf dem Preisschild unseres Test-Macan stolze 86.008 Euro und 5 Cent. Immer noch mit Luft nach oben, denn für das Geld sind Keyless-Go oder das Luftfahrwerk immer noch nicht an Bord.

Die GTS Version mit Sechszylinder beginnt bei rund 73.400 Euro und die Topversion Macan Turbo startet ab ca. 84.000 Euro (3.6 l und 380 PS). Somit kommt der Sportler aus Zuffenhausen noch etwas teurer als der Jaguar F-Pace S, der in der sportlichsten Variante gute 75.000 Euro kostet. Der Mercedes-AMG GLC 43 beginnt bei 61.761 Euro (3.0 l mit 367 PS) und ist damit – überraschend – deutlich günstiger.





Exterieur

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Mit großen Lufteinlässen, (optionalen) LED-Scheinwerfern, die ein vorzügliches Licht abgeben, sowie einer mit zwei kleinen Domen versehenen Motorhaube kommt der Macan, zu deutsch Tiger, imposant daher und spricht jene Formensprache an, für die Porsche steht. Sportlichkeit. Diese zieht sich über die Seitenlinie bis hin zum leicht Coupé-artigen Heck mit seinen zwei Auspuffrohren. Der Porsche Macan zeigt hinten ferner sehr auffällige horizontal gestreckte Rückleuchten im 3D-Design.
Standardmäßig steht der Macan auf 18 Zoll-Rädern, gegen Aufpreis gibt es auch 19 oder 20 Zoll Alus.

Unser Testwagen zeigt eine der schönsten Farben, Sapphire-Blue / Saphirblau.

Mit seiner Länge von 4,69 Metern ist er vier Zentimeter kürzer als der Jaguar F-Pace, aber auch 4 cm länger als ein Mercedes GLC. In der Seitenansicht ähneln sich zwar alle Konkurrenten, aber könnten sowohl an der Front, als auch am Heck nicht unterschiedlicher sein.

Interieur

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Sportlich, edel und hochwertig, so kann man das Porsche Macan Interieur beschreiben. Jedenfalls, wer bereit ist, noch einige Euros zu investieren. Zwar kommt das Basismodell schon mit empfehlenswerten Sitzen in einer Alcantara-/Kunstleder-Kombination. Wer’s sportlicher mag, der muss die adaptiven Sportsitze mit Memory-Paket bestellen. Dort lassen sich zum Beispiel die Seitenwangen an den Körper anpassen, oder die Sitzauflage verlängern. Das schmeichelt jedem Körper. Auf den Kopfstützen thront das Porsche-Logo, der Dachhimmel ist serienmäßig mit Stoff ausgestattet, lässt sich aber optional auch mit Alcantara beziehen. Das schafft Wohlfühlatmosphäre. Für Kontraste sorgen hochwertige gebürstete Aluminium Zierleisten. Um den Innenraum individuell anpassbar zu machen, bieten die Stuttgarter verschiedene Verzierungen an. Von Haus aus kann man zwischen Holz und Aluminium wählen, aber auch Carbon ist optional verfügbar.

Platzmäßig bleibt ausreichend Raum für vier 1,90 m Erwachsene. Der Porsche Macan ist kein Raumwunder im Kompakt-SUV-Segment, hinterlässt hier aber einen ordentlichen Eindruck. Im Fond sollte man kein Panoramadach wählen, wenn häufig große Menschen mitfahren.

Das Infotainmentsystem hinterlässt einen sehr guten Eindruck bei uns. Es arbeitet zuverlässig und schnell. Außerdem wurde der Bildschirm sehr gut in die Designlinie eingebaut. Für kalte Wintertage gibt es ebenso ein beheizbares Lenkrad gegen Aufpreis. Auch ein Panoramadach findet man auf der Optionsliste wieder. Für rund 1.000 Euro lässt sich die Geräusch- und Wärmeverglasung nochmals verbessern, wodurch man seine Musik über das optional verfügbare Bose Soundsystem besser genießen kann. Durch dieses Paket werden die hinteren Scheiben auch getönt.

Die Rücksitze lassen sich nach einem 40:20:40 Schema umklappen. Dabei erhöht es das maximale Ladevolumen von 500 Litern (nur Kofferraum) auf 1.500 Liter. Und genau hier macht sich der Unterschied von 4 cm in der Länge bemerkbar, denn beim Jaguar F-Pace passen alleine schon im Kofferraum 650 Liter (150 l mehr) hinein. Leider sind die Rücksitze beim Macan nur vom Fond aus umklappbar, vom Kofferraum aus erreicht man den Klappmechanismus nur, wenn man die Kofferraumabdeckung entfernt.

Ein Park Assistent, Surroundview und eine Rückfahrkamera sind zusammen in einem Bundle von etwa 2.000 Euro verfügbar. Ebenso kann optional Keyless Entry bezogen werden. Wem die standardmäßigen Leuchten nicht ausreichen, der kann für ca. 700 Euro das Porsche Dynamic Light System Plus beziehen, bei dem sich die Beleuchtung automatisch an die Wetterlage anpasst und auch den Gegenverkehr nicht blenden soll. Des Weiteren ist das Porsche Active Safe (PAS) leider nur optional erhältlich. Dieser Adaptive Tempomat kann den Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug im Geschwindigkeitsbereich von 30 bis 210 km/h halten und ist dazu in der Lage, bei Gefahr autonom zu bremsen. Auch andere Sicherheitsfeatures, wie der Spurhalte- und Spurwechselassistent sind nur gegen Aufpreis erhältlich. Ein automatischer City-Notbremsassistent ist leider nicht erhältlich.

Motoren

Für den Einstiegs-Macan steht folgender Vierzylinder-Benziner zur Verfügung:
2.0 R4

252 PS

7,5 l/100 km
 (offizielle Angabe)
6,7 Sek 0-100 km/h (6,5 Sek im SportPlus-Modus)

Macan S:
3.0 V6 (Benziner)

340 PS

9,0 l/100 km

5,4 Sek 0-100 km/h

Macan S Diesel
3.0 V6 (Diesel)

258 PS

6,3 l/100 km

6,3 Sek 0-100 km/h

Macan GTS
3.0 V6 (Benziner)

360 PS

9,2 l/100 km
5,2 Sek 0-100 km/h

Der Macan Turbo hat den leistungsstärksten Motor an Bord:
3.6 V6 (Benziner)

400 PS

9,2 l/100 km


In der Topvariante braucht der Macan nur 4,8 Sekunden um auf 100 km/h zu kommen.
In allen Versionen wird das Doppelkupplunsgetriebe PDK verwendet. Vierzylinder-Benziner und Diesel sind einfach aufgeladen, im V6 Benziner arbeitet ein Biturbo-System.

Fahrverhalten

Unserer Test-Macan wurde mit dem Porsche Active Suspension Management (PASM) inkl. Tieferlegung um 15 mm ausgestattet. Bei diesem adaptiven Fahrwerk kann der Fahrer zwischen Komfort, Sport und Sport Plus das Fahrwerk anpassen. Das PASM kann, zusammen mit dem Mercedes GLC exklusiv für dieses Segment, mit einer Luftfederung erweitert werden, die das Auto dann nochmal um 10 mm tiefer legt, als das Standard-Luftfahrwerk. Die Luftfederung kostet 2.600 Euro und ermöglicht eine noch bessere Spreizung zwischen Komfort und Sport.

Während der Mercedes GLC mit seiner Luftfederung ganz auf Komfort abgestimmt ist, merkt man beim Macan die optionale Luftfederung zunächst nicht, weil er sich so sportlich fahren lässt. Trotzdem bleibt durch das System der Komfort gegeben, eine tolle Mischung. Zudem fährt sich der Macan auch deutlich agiler als der größere Cayenne. Nie hat man die Befürchtung den Halt zu verlieren, sei es vom Asphalt oder den Sportsitzen. Die Geräuschdämmung, gerade auch mit dem optionalen Dämmglas ist großartig und auch bei hohen Tempi drängt sich der Motor nicht in den Vordergrund. Alles gut soweit.

Eine Frage aber bleibt: Reicht der Standard-Vierzylinder? Die Antwort ist einfach: Jein!
Natürlich – 6,5 Sekunden auf Tempo Hundert und 229 km/h Höchstgeschwindigkeit sind kein Pappenstiel und für den heutigen Verkehr und die Umweltprobleme mehr als genug, aber das letzte Fünkchen „Porsche-Fieber“ will trotzdem nicht so richtig überspringen. Die Leichtigkeit, z.B. beim Zwischensprint von 80 auf 160 km/h fällt dem fast 1,8 Tonnen schweren Macan dann doch naturgemäß etwas schwerer. Und das, obwohl der Motor seine Kraft eigentlich sehr homogen entfaltet.
Der serienmäßige Allradantrieb schickt die Kraft vorwiegend auf die Hinterräder, es sind Verhältnisse von 0:100 vorne/hinten, aber auch umgekehrt möglich, je nach Schlupf-Situation. Tritt man zum Beispiel richtig fest aufs Gaspedal, sieht man in der Allradanzeige in den Instrumenten, dass die Verteilung gen 50:50 gestellt wird, um ein mögliches Durchdrehen der Räder zu verhindern, aber gleichzeitig harmonischen Vortrieb zu ermöglichen. Das alles mit realen Verbrauchswerten zwischen 10 und 11 l / 100 km.

Abmessungen

Länge: 4,69 m

Breite: 1,93 m

Höhe: 1,61 m

Radstand: 2,81 m

Fazit: Der Porsche Macan ist zunächst einmal in der Basisversion eine etwas günstigere, kompaktere und agilere Alternative zum größeren Cayenne. Weiterhin zählt er zu den exklusivsten Kompakt-SUVs, und ist vermutlich der sportlichste. Kaum ein anderes SUV lässt sich so ohne Kurvenneigung fahren und behält trotzdem den Komfort. Styling und Qualität sprechen für sich. Der Motor und seine Fahrleistungen reichen im Alltag mehr als aus, faszinieren aber auch nicht wirklich einen echten Porsche-Fan. Unser Tipp: Die runden 30.000 Euro, die unser Testwagen als Extras verbaut hat, dafür nutzen, den GTS in der Grundausstattung zu kaufen. Da bleiben dann noch 15.000 Euro fürs Tanken. Der Vierzylinder-Macan macht nur richtig Sinn, wenn man ansonsten auch relativ wenig Ausstattung nimmt und dann wirklich ein „Porsche-Schnäppchen“ holt.

Autogefühl: *****

Produktion: Autogefühl, Thomas Blachetzki & Thomas Majchrzak

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