Skoda Kodiaq Fahrbericht

Eigentlich müsste man meinen, dass es für einen Neueinsteiger auf dem bereits überfüllten SUV-Markt zu spät sei, doch der neue Skoda Kodiaq hat es geschafft, viel Aufmerksamkeit zu erlangen. Nun muss der „große Kompakt-SUV“ sich in unserem Fahr-Test beweisen, ob er wirklich die Erwartungen erfüllen kann. Von Thomas Majchrzak

Mit einer Länge von 4,70 Metern ist es schwer, noch von einem Kompakt-SUV zu reden, nichtsdestotrotz ist der neue Skoda Kodiaq etwas zu kurz, um längenmäßig mit einem Volvo XC90 oder einem BMW X5 mitzuhalten. Er markiert die Grenze zwischen Kompakt- Full-Size-SUV. Neben dem Yeti ist der Kodiaq das zweite SUV der Tschechen, oder wenn man den Yeti als Crossover einordnet das erste „echte“ SUV. Größter Markt ist für Skoda mittlerweile China, danach klassisch Europa.

In Anbetracht der Größe, des Gepäckvolumens (2.065 Liter) und des Namens, der auf die Stadt Kodiak in Alaska anspielt, könnte man von einem SUV amerikanischer Größe sprechen. Doch nach Enthüllung des Volkswagen Atlas erwarten wir kaum, dass der „große Kompakt-SUV“ von Skoda in den USA verkauft wird. Allerdings würde man den US-Markt bereits beobachten, so heißt es bei Skoda.

In Deutschland beginnt der Skoda Kodiaq in der Basisvariante Active bei gut 25.500 Euro, die Ausstattungslinie Ambition bei 28.000 Euro und die höchste Variante Style beginnt bei 30.500 Euro.




Exterieur

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In der Front zeigt der klassische Kühlergrill unmissverständlich die Skoda-Markenidentität. Die optionalen Voll-LED-Scheinwerfer zeigen ferner eine 3D-Optik im tschechischen Glashandwerk-Look. Die Rückleuchten kommen übrigens serienmäßig mit LED-Technik und sind ebenfalls kunstvoll in Kristall-Optik gestaltet. Vorne wie hinten sind die Leuchtenpaare in die Waagerechte gezogen, um die Breite des Fahrzeugs zu betonen. Das kantige Design markiert in der Front Stärke, wohingegen die Fensterlinie relativ schmal ausgefallen ist, um das Fahrzeug in der Seitenansicht nicht allzu bullig wirken zu lassen. Der Skoda Kodiaq basiert wie der neue VW Tiguan auf demselben MQB-Baukasten des Konzerns und hat denselben Radstand wie der kommende Tiguan XL. Der Skoda Kodiaq misst 4,70 m Länge und hat mit 2,79 m Radstand gut 11 cm mehr Radstand als der Standard-Tiguan.

Serienmäßig wird der Kodiaq mit 17-Zoll-Felgen ausgeliefert. In der höchsten Ausstattungslinie Style sind 18 Zöller mit an Bord (wie auf den Fotos zu sehen). Ab der Linie Ambition kommt man auf 19-Zoll-Felgen.

Interieur

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Das Innenraum-Design ist auf den ersten Blick eher zurückhaltend und funktional. Im Detail entdecken wir dann interessante Design-Aspekte wie das Soft-Touch-Armaturenbrett, das Designkanten wie beim Exterieur eines Autos aufweist. Das Infotainment-System ist etwas eingelassen, die Designlinien führen darauf zu. Die Verarbeitungsqualität ist ausgezeichnet, ohne Probleme kann man den Skoda Kodiaq als Premium bezeichnen.

Zur Serienausstattung in allen drei Ausstattungsvarianten zählen Stoffsitze, die sehr bequem sind – der aufrechten Sitzposition und dem üppigen Platzangebot sei dank. Ferner ist die Sitzfläche auffällig breit, somit kommt jeder damit zurecht. Die Standard-Stoffvariante (siehe Foto mit schwarzen Sitzen) ist bereits attraktiv mit visuellen Kontrasten wie Nähten und abgesetzten Seitenlehnen gestaltet. Optional gibt es die Mischung Stoff auf den Innenseiten und Kunstleder auf den Außenwangen, um designtechnisch noch etwas mehr den Premium-Charakter zu betonen, ebenfalls also eine gute Lösung. Optional steht dann eine Variante mit Alcantara innen und Tierhaut außen zur Verfügung (siehe Fotos mit Sitzen in Beige). Stoff auf den Innenflächen hat insofern den Vorteil, als dass dieser die besten Klimaeigenschaften aufweist. Das Alcantara sieht zwar auch sehr hochwertig aus, wird allerdings im Sommer schneller wärmer. Darüber hinaus ist das Nutzen von Tierhaut auf den Außenwangen unnötig und könnte auch wie bei der Stoff-Kunstleder-Kombi aus Kunstleder sein. Die letzte verfügbare Option ist dann die volle Tierhaut-Ausstattung. Das Lenkrad ist fast immer mit Tierhaut bezogen, optional kann man ein beheizbares Lenkrad ordern.

Der Innenraum kann farblich entweder in Schwarz oder Beige gestaltet werden. Vor allem letzteres macht sich in Verbindung mit dem optionalen Glasschiebedach ziemlich gut. Positiv ist, dass Menschen über 1,90 Meter trotzdem in der zweiten Reihe ausreichend Kopffreiheit haben. Auch wenn der Kodiaq unter den Kompakt-SUVs an der oberen Grenze der Länge steht, so hat er also genauso viel oder sogar mehr Platz im Innern als ein Full-Size-SUV, das teilweise 30 cm länger ist. Die Rücksitzbank lässt sich im Verhältnis 60:40 umklappen, serienmäßig um 18 cm längs verschieben und die Lehnenneigung ist individuell einstellbar. Auf Wunsch gibt es zwei weitere Sitze in der dritten Reihe (7-Sitzer). Über einen zusätzlich Hebel ist die Rückbank dann gleichzeitig klapp- und verschiebbar, damit man hinten einsteigen kann. Der Platz dort ist allerdings vorwiegend für kleinere Erwachsene und Kinder geeignet. Für letztere fehlen aber die Isofix-Punkte auf der letzten Reihe. Im 5-Sitzer beträgt das Kofferraumvolumen zwischen 720 l und 2.065 l (bei umgeklappten Rücksitzen). Ist ferner der optionale Beifahrersitz mit klappbarer Lehne an Bord, können Gegenstände bis zu einer Länge von 2,80 m transportiert werden (siehe schwarzer Innenraum mit manuell verstellbaren Sitzen, nicht verfügbar mit elektrisch verstellbaren Sitzen!).

Über die optionale Ambiente-Beleuchtung kann man den Innenraum in vielen Farben gestalten. Zentrum des neuen Cockpits ist das Infotainment-System, das in der höchsten Ausbaustufe die bisherigen festen Tasten durch kapazitive Flächen ersetzt. Damit ergibt sich ein noch größerer Look und eine nahtlose Oberfläche. Ferner fühlt sich die Touch-Oberfläche haptisch sehr interessant an, beinahe weich, sehr interessant und hochwertig. Nur sollte man immer ein Mikrofaser-Tuch im Auto mit dabei haben, um den Screen häufiger von Fingerabdrücken säubern zu können.

Und so kann man die Multimedia gegen Aufpreis nach und nach steigern:

Serie: Infotainmentsystem Swing
– 6,5 Zoll-Bildschirm

Infotainmentsystem Bolero
– 8,0 Zoll-Touchscreen
– In-Car-Communication (ICC), Freisprech-Mikrofon zeichnet die Sprache des Fahrers auf und überträgt sie über die Fond-Lautsprecher verstärkt nach hinten

Darauf bauen dann die Navigationssysteme auf:
– Optional mit Navigationssystem Amundsen mit Zielführung und Anzeigemodus für Gelände und Kamerasystem
– Optional mit Navigationssystem Columbus mit 64 GB-Flashspeicher und DVD-Laufwerk

Unsere Fotos zeigen das Top-Setup Bolero + Columbus.

Ferner stehen nun ein LTE-Modul, ein WLAN-Hotspot sowie eine Funktion zum induktiven Laden von Smartphones zur Verfügung.

Motoren

Die Motoren orientieren sich weitgehend an dem Programm, das auch VW Tiguan und Seat Ateca aufweist.

Turbo-Benziner
1,4 TSI mit 125 oder 150 PS
2,0 TSI mit 180 PS (dem Ambition und Style vorenthalten und später vermutlich auch mit 220 PS)

Turbo-Diesel
2.0 TDI mit 150 oder 190 PS (evtl. spätere Einführung des 240 PS BiTurbo-Diesels)

Die stärksten Benziner/Diesel erhalten automatisch 7-Gang-DSG und Allrad, ansonsten gibt es das manuelle Getriebe oder optional ein 6-Gang-Direktschaltgetriebe/Doppelkupplungsgetriebe und auch optional Allrad. Lediglich der Einstiegs-TSI ist ausschließlich in der Kombination manuell und Frontantrieb erhältlich, besitzt dafür aber auch das geringste Gewicht mit gut 1.450 kg.

Zunächst im Skoda Superb wird ein erster Plugin-Hybrid für die Marke kommen, von dieser Technik dürfte später dann auch der Skoda Kodiaq profitieren. In diesem Fall rechnen wir mit einer Kombination von 1.4 Liter TSI mit einem Elektromotor und einer Batterie, die gut 50 km rein elektrische Reichweite schafft. Ähnlich sollte dann ein Tiguan GTE funktionieren, der aber noch nicht bestätigt ist. Für den Kodiaq wird es noch mindestens drei Jahre dauern, ein Hybrid könnte also zur Mitte des Lifecycles dieser ersten Generation kommen.

Fahrverhalten

Wir fahren den 1.4 TSI, den Motor mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Zunächst als 150-PS-Variante mit Allrad und DSG. Mit 150 PS hat der Motor genügend Leistung für Überholmanöver auf der Autobahn, er ist zudem grundsätzlich leise. Tritt man richtig aufs Gaspedal, hört er sich sogar gar nicht schlecht an. Einziger Nachteil: Mit wenig Hubraum, Allrad und Automatik schnellt der Verbrauch doch etwas in die Höhe, 10 l / 100 km sind locker drin.

Sparen kann man in puncto Geld und Verbrauch mit der Einstiegsvariante mit 125 PS mit Frontantrieb und Handschaltung. Die Gänge lassen sich geschmeidig einlegen, was zum hochwertigen Gefühl beim Fahren beiträgt. Der Motor ist für Stadt und Landstraße völlig ausreichend, da der Kodiaq schließlich in diesem Setup auch nicht besonders viel wiegt. Lediglich wer häufig sehr schnell auf der Autobahn fährt, wird die Power vermissen. Ansonsten kann man mit diesem Setup das echte Kodiaq-Schnäppchen schlagen.

In puncto Fahrwerk steht optional die adaptive Fahrwerksregelung DCC (Dynamic Chassis Control) zur Verfügung. Nun ist das Basis-Fahrwerk bereits mehr als solide. Mit der DCC kann man dann aber noch seine persönlichen Vorlieben eingeben, so ist das Fahrwerk im Sport-Modus z.B. deutlich straffer, was für Serpentinen-Fahrten geeignet ist. Dann macht der Kodiaq richtig sportlich Spaß, eine Überraschung angesichts von Radstand und Gesamtlänge. Selbst schon im normalen Modus lässt sich der Kodiaq überraschend agil bewegen, wankt also keineswegs zu den Seiten.

Der optionale Allradantrieb wird nach dem Motto vorne+hinten über eine elektronisch geregelte Lamellenkupplung in Szene gesetzt. Dabei steht dann auch ein Offroad-Fahrmodus zur Verfügung, der die Bergabfahrhilfe aktiviert und das elektronische Stabilitätsprogramm etwas lockert, damit die Räder mehr Spielraum auf unebenem Grund haben.

Zu den neuen Assistenzsystemen zählen Area View (Rundumkamera) und Tow Assist (Anhänger-Assistent). Letzterer bedient dann automatisch das Lenkrad, man muss nur mit dem Außenspiegel-Verstellknopf die Richtung des Anhängers vorgeben. Die Kombination aus Diesel, DSG und Allradantrieb kann Anhänger bis zu 2,5 t Gewicht ziehen. Dafür ist eine elektrisch entriegelbare Anhängerkupplung erhältlich. Bei den anderen Kombinationen sind nach ersten Informationen nur ca. 1,8 t möglich.

Während die meisten Assistenzsysteme optional sind, kommt der Front Assist inklusive City-Notbremsfunktion glücklicherweise serienmäßig. Dieser kann gefährliche Situationen, die mit Fußgängern oder anderen Fahrzeugen vor dem Auto entstehen, per Radar erkennen. Wenn nötig, warnt er den Fahrer und leitet bei Bedarf eine Teil- beziehungsweise Vollbremsung ein. Die City-Notbremsfunktion ist bis 34 km/h aktiv. Der optional erhältliche vorausschauende Fußgängerschutz (Predictive Pedestrian Protection) ergänzt den Front Assist.

Abmessungen

Länge: 4,70 m
Radstand: 2,79 m
Breite: 1,88 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,67 m
Gewicht: ab 1.452 kg (Basis-TSI mit Frontantrieb)

Fazit: Der neue Skoda Kodiaq ist ein großer Wurf. Kein anderes Auto bietet diese Verarbeitungsqualität und dieses Platzangebot mit einem so attraktiven Preis. Natürlich kann man sich seinen Kodiaq auch auf über 40.000 Euro schrauben, aber selbst dann konkurriert er im Grunde genommen noch mit Full-Size-SUVs der Premium-Hersteller, die das doppelte kosten. Der Skoda Kodiaq wird zweifelsohne eines der erfolgreichsten SUVs werden. Ähnlichkeiten bestehen natürlich mit den Konzernbrüdern VW Tiguan und Seat Ateca, hierbei kann man dann nun eine gewünschte Länge des Fahrzeugs auswählen und bekommt drei mal ein vergleichbar gutes Erlebnis, nur mit anderen Abmessungen – und natürlich ggf. unterschiedlichen Konditionen konkret beim Händler.

Autogefühl: *****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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