Seat Ateca Style 1.0 TSI Ecomotive – Fahrbericht

Dass Seat mit dem Ateca ein großer Wurf gelungen ist, haben wir schon mehrfach geschrieben. Viel Platz bei kompakten Ausmaßen, eine gefällig gezeichnete Form, die guten „Gene“ des Konzernbruders Tiguan und dabei ein attraktives Preis-/Leistungsverhältnis. Alles scheint so, als würde er eine der wichtigsten Stützpfeiler in Seats Produktstrategie werden und weiter zur Gesundung der lange defizitär arbeitenden VW-Tochter beitragen. Wie gut sich der Seat Ateca allerdings mit der Basismotorisierung, dem 1.0 TSI-Dreizylinder mit Turboaufladung, schlägt, soll dieser Fahrbericht klären. Von Thomas Blachetzki

„Style“ heißt die mittlere Ausstattungslinie, die wir testen und 3 Zylinder mit 115 PS hat der Basismotor, der unter der Motorhaube steckt. Das sind nicht die Zutaten, für die sich die meisten Kunden erwärmen können. Über zwei Drittel aller Käufer entscheiden sich für die höchste Ausstattungslinie „Xcellence“ und leistungsstärkere Motorisierungen. Das alles führt aber auch zu höheren Kaufpreisen. Wer also Geld sparen möchte, sollte den Dreizylinder durchaus in Betracht ziehen.

Exterieur

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Scharf gezeichnete Karosserielinien und (optionale) Voll-LED-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht-Streifen, die sich zum Blinker „verwandeln“, wenn man abbiegen möchte, findet man aber eben auch beim Basis-Benziner. Dazu gibt es bei der mittleren Ausstattungslinie „Style“ unter anderem schon eine recht komplette Serienausstattung: 17-Zoll-Leichtmetallräder, elektrisch einstell-, anklapp- und beheizbare Außenspiegel, ein Multifunktionslenkrad (bei DSG mit Schaltwippen, aber nicht beim 1.0 TSI), ein Media-System mit 5″-Farb-Touchscreen und Freisprecheinrichtung, Nebelscheinwerfer mit Abiegelicht-Funktion und eine Ultraschall-Einparkhilfe hinten lassen den Style nicht wie ein „Kassenmodell“ daherkommen. Außen verzieren Chromapplikationen den Frontgrill und verraten nicht den 3 Zylinder unter der Haube. Als Effekt werfen die Boarding-Spots, wenn man die LED-Scheinwerfer bestellt hat, ein Seat-Ateca-Logo auf die Straße, damit man nicht in die Pfütze tritt. Nett!

Interieur

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Innen zeigt der Ateca „Style“ sofort, dass er aus dem Hause Volkswagen kommt. Präzise rastende, übersichtlich angeordnete Schalter. Ein schön designtes, übersichtliches Armaturenbrett, das überdies Styling-Elemente der Karosserie aufnimmt und mit konventionellen Rundinstrumenten ausgestattet ist. Unser Testwagen war mit bequemen, weit verstellbaren Sitzen im (optionalen) Alcantara-Trim bestückt, die langstreckentauglich sind. Nur die Sitzfläche dürfte ein klein wenig breiter sein.

Das Raumgefühl ist für ein Fahrzeug dieser Größe einfach enorm. Man mag kaum glauben, wie Seat es geschafft hat, soviel „Luft“ auf rund 4,36 m zu verteilen, obwohl der Ateca 12 cm kürzer ist, als sein Bruder, der Tiguan. Auch im Fond sitzen Menschen von über 1,90m Größe noch kommod. Die Unterschiede zum Tiguan finden sich, allerdings eher klein, im Laderaum. 510 – 1605 Liter bietet der Ateca, 520 – 1655 Liter der Tiguan.

Die Übersichtlichkeit ist, dank des hinteren seitlichen Zusatzfensters vorbildlich und wer immer noch Schwierigkeiten hat, den Ateca einzuparken, ordert einfach das „Birdview“-Kamerasystem. Hierzu verbaut Seat im Kühlergrill, in den Füßen der Außenspiegel und im Heckklappenöffner insgesamt 4 Kameras, die dann perspektivisch korrigiert die Umgebung des Autos im Touchmonitor wiedergeben. Auf Wunsch kann man sich dann entweder eine „Vogelperspektive“ anzeigen lassen, oder jede Kamera einzeln auf den Monitor zaubern, um z.B. zu kontrollieren, wie weit die schicke Alufelge noch vom Bordstein entfernt ist. So gelingen auch Parkmanöver auf kleinstem Raum.

Das in unserem Testwagen verbaute Navigationssystem „Plus“ mit 8 Zoll Bildschirmgröße glänzt mit intuitiver Bedienung, rechnet blitzschnell die Routen aus und verfügt natürlich standesgemäß über Apple Carplay und Android Auto. Die im „Style“ serienmäßige Freisprecheinrichtung verfügt außerdem noch über eine Wireless Charging Funktion, die sich in einem Fach vor dem Schalthebel befindet. Einfach ein dafür geeignetes Mobiltelefon reinlegen und das Laden beginnt sofort ohne mühsames Kabel anstecken.

Fahrverhalten

Aber wie fährt es sich mit der Basismotorisierung? Gar nicht mal so schlecht. Natürlich kann der Motor nicht verhehlen, dass er nur aus 3 Zylindern mit ingesamt einem Liter Hubraum besteht. Und leider gibt es auch eine durchaus wahrnehmbare Anfahrtschwäche. Obwohl der Motor durch einen kleinen Turbo zwangsbeatmet wird und 200 NM Kraft generiert, stehen diese leider erst ab 2000 u/min an. Man muss also beim Anfahren mit mehr Gas agieren. Dahingleiten bei Richtgeschwindigkeit hingegen funktioniert tadellos. Beim Zwischenspurt auf der Landstraße oder der Autobahn sollte man das durchaus leichtgängige Getriebe öfters bemühen und beim Abbiegen im 2. Gang aufpassen, dass man den Motor nicht abwürgt.  Dass es derer 6 Gänge gibt, senkt natürlich auch die Drehzahl des Motors, was wiederum der Geräuschkulisse zu Gute kommt. Außerdem fällt auf, dass Seat dem Ateca eine ordentliche Schalldämmung spendiert hat. Wind-, aber auch Fahr- und Reifengeräusche dringen nur sehr wenige in den Innenraum. Und auch bei höheren Tempi bleibt es erstaunlich ruhig im Innenraum. Das verstellbare Fahrwerk DCC gibt es im Ateca nicht, vermisst aber auch keiner. Der Ateca federt straff, aber ausgewogen und erinnert beim Handling an den Leon. Grobe Schlaglöcher werden gut gefiltert und Kurven werden, leicht untersteuert, gut gemeistert. Fast schon sportlich. Dabei begnügte sich der Ateca 1.0 TSI mit runden 7 Litern. Kein Sparwunder, aber immer noch akzeptabel.

Für faire 730 Euro spendiert Seat dem Ateca das empfehlenswerte und im Testwagen verbaute “Fahrassistenz-Paket III“. Dafür wird dann u.a. ein Fernlicht-, ein Spurhalte-, ein Auspark- und der sehr empfehlenswerte Tote-Winkel-Assistent verbaut, der immer zuverlässig davor warnte, wenn Fahrzeuge sich im toten Winkel hinter uns befanden.

Alle Modelle werden serienmäßig mit Front Assist ausgeliefert, einem Assistenzsystem, das automatisch bei Hindernissen eine Notbremsung einleiten kann.

Motoren

Seat stattet den Ateca auf Wunsch mit folgenden Motoren aus:

Benziner
1.0 TSI:
6-Gang manuell
115 PS (85 kW)
5,4 l/100 km
1.4 TSI Eco
6-Gang manuell oder 7-Gang DSG (bei Frontantrieb) oder mit 6-Gang DSG bei Allrad (4Drive) 
150 PS (110 kW)
5,5 l/100 km
Diesel
1.6 TDI
6-Gang manuell, Frontantrieb
115 PS (85 kW)
4,3 l/100 km
2.0 TDI
6-Gang manuell oder 7-Gang DSG (bei Frontantrieb) oder mit 6-Gang DSG bei Allrad (4Drive) 
150 PS (110 kW)
4,5 l/100 km
2.0 TDI
Allrad (4Drive) mit 7-Gang DSG
190 PS (140 kW)
5,0 l/100 km

Preise
Seat Ateca Reference ab 19.990 Euro
Seat Ateca Style ab 23.010 Euro
Seat Ateca XCELLENCE ab 27.600 Euro

Abmessungen
Länge: 4,36 m

Breite: 1,84 m

Höhe: 1,61 m

Radstand: 2,64 m

Fazit: Ja, auch der Ateca mit der Basismotorisierung mit 3 Zylindern, einem Liter Hubraum und 115 PS funktioniert erstaunlich gut. Wer nicht permanent mit 5 Personen fährt, regelmäßig große Anhänger hinter sich herziehen will oder sportliche Fahrleistungen erwartet, wird auch mit dem Mini-Motor glücklich. Warum? Weil das dynamische Design, ein hochwertiges Interieur, eine optimale Platzausnutzung bei gleichzeitig kompakten und völlig ausreichenden Abmessungen bleiben. Lediglich die Anfahrtschwäche trübt ein wenig das Gesamtbild. Allrad ist leider für die Basismotorisierung nicht verfügbar. Trotzdem ist der Seat Ateca der heißeste Kandidat für die SUV-Liebhaber. Mit einem Einstiegspreis von knapp 20.000 Euro (unsere Testausstattung „Style“ ab 23.010 Euro) ist er auch Preis-Leistungs-Sieger im Kompakt-SUV-Segment.

Autogefühl: *****
Produktion: Autogefühl, Thomas Blachetzki & Thomas Majchrzak

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