Der neue SEAT Ibiza – Millionenseller stark verbessert

5,4 Millionen Ibizas hat Seat in den vergangenen 33 Jahren verkauft. Das Auto ist das Herz des spanischen Herstellers. Vier Generationen des Autos gab es bisher, dazu mehrere Facelifts und jetzt den Ibiza 2017. Technisch, optisch und im Platzangebot ein ganz neues Auto, das die Erfolgsgeschichte fortsetzen dürfte. Zumal die Preise klein bleiben sollen. Wir berichten von der Weltpremiere des neuen Seat Ibiza. Von Holger Majchrzak




Seat Ibizas waren bisher nicht unbedingt eine Augenweide, Design-Elemente diskussionswürdig, aber für Preise, die bei 12.690 Euro für das aktuelle Modell starten sehr konkurrenzfähige Kleinwagen. Mit einem sportlichen Image dazu und das machte den Wagen vor allem bei jungen Leuten ausgesprochen attraktiv. Besonders wegen des Ibizas hat die Marke Seat eine vergleichsweise junge Käuferschaft.

Der neue Ibiza wurde vom Konzern ausgesprochen geheim gehalten. Erlkönig-Fotos waren nicht aussagekräftig, kaum etwas sickerte durch. Die Präsentation am letzten Januartag in Barcelona geriet deshalb zur großen Überraschung. Der Ibiza 2017 wurde keinesfalls länger wie erwartet, sondern sogar minimal kürzer, dafür wuchs er kräftig in die Breite. Ein Auto mit ganz neuen Proportionen und das lieferte den Designern die Steilvorlage für ein besonders sportliches Aussehen. Außerdem ist der neue Seat Ibiza das erste Fahrzeug im Volkswagen-Konzern, das auf der neuen MQB A0 Plattform steht, was ihn unter anderem 30 Prozent verwindungssteifer als sein Vorgänger macht. Viele weitere Fahrzeuge werden auf dieser Plattform folgen, etwa das vom Ibiza abgeleitete kleine SUV Seat Arona.

Exterieur

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Von vorne betrachtet sieht der Ibiza nun wie ein kleiner, potenter Sportwagen aus. Zwei Designlinien auf der Haube und die schräg zulaufenden Kotflügel machen ihn ausgesprochen dynamisch. Die schmalen dreieckigen „Augen“ verleihen ihm Aggressivität, wie ein Raubtier vor dem Sprung auf die Beute. Der Kühlergrill ist flach und breit gezogen und reicht bis an die Scheinwerfer heran. Zweifellos der ausdrucksstärkste Ibiza, der bisher modelliert wurde.

An der Seite sind die, wie wir finden, merkwürdig unmotiviert geschwungenen Designlinien verschwunden. Stattdessen gibt es eine dominante Linie von der Spitze fast bis zum Heck. Das streckt das Auto optisch und kommt dem 4,06 m langen Gefährt zu Gute.

Das Heck, bisher ein Langweiler allererste Güte ohne Bezugspunkt für das Auge, ist durch die optische Wiederholung der dreieckigen Scheinwerfer in den Rückleuchten aufgewertet worden. Wenn man meckern wollte, dann über die Fake-Auspuffendverblendungen, hinter denen sich rein gar nichts verbirgt. Ein reines Schmuckelement; ich persönlich würde das eher der Tuner-Szene zuordnen, aber so schlimm sind die Chrom-Applikationen dann auch wieder nicht. Insgesamt muss man den Designer zurufen: gut gemacht. Richtig gut.

Was einigen Fans nicht gefallen könnte: Wie schon andere Hersteller verzichtet Seat nun auf die dreitürige Variante, den neuen Seat Ibiza wird es also nur als Fünftürer geben. Eine wirtschaftliche Entscheidung, die sich aber auch nach der bisherigen Nachfrage richtet.

Interieur

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Die gute Design-Arbeit setzt sich im Innenraum fort. Da hat alles Hand und Fuß, ist elegant und funktional, der Höhepunkt ist der 8 Zoll Touchscreen, den man auch in deutlich teureren Autos nicht praktischer und schöner findet.

Kleiner, genereller Knackpunkt – es gibt ein wenig zu viel Hartplastik. Wie groß mag der Preisunterschied sein, ob dünnes, hartes Plastik verbaut wird oder ein bisschen mehr weiche, aufgeschäumte Teile. Aber womöglich mag das ein Auto entscheidend verteuern. Wir werden das mal recherchieren. Handschuhfach, Türinnenverkleidung und Armaturenbrett im Ibiza könnten da verbessert werden. Aber letztlich ist das auch eine Petitesse, kaum entscheidend für den Erfolg des Autos.

Viel wichtiger ist die Überraschung, dass der neue SEAT Ibiza nun ein Auto ist, in dem vier Erwachsene gut Platz finden. Wenn man bisher vorne bequem saß und hinten dann allenfalls Kinder gut unterkamen ist jetzt selbst für kräftige Personen Platz auf der Rückbank. Mit reichlich Raum für Knie und Kopf. Von den äußeren Abmessungen ein Kleinwagen geblieben hat sich im Innern für die Klasse viel getan. Nun könnte man meinen, dass darunter der Platz im Kofferraum leidet. Nein, auch da wurde nochmal 20 Prozent zugelegt im Vergleich zum Vorgängermodell. Wer den alten Ibiza kennt für den ist der neue geradezu ein Raumwunder.

Je nach Ausstattungsvariante – es gibt vier: Reference, Style, FR= FormulaRacing und Xcellence – unterscheiden sich die Autos im Innenraum stark, die teureren Varianten sehen fast schon edel aus. Der schon angesprochene Touchscreen ist exzellent positioniert, intuitiv zu bedienen. Was Connectivity angeht ist der Ibiza auf der Höhe der Zeit – mit Apple Carplay, Android Auto und MirrorLink – und das muss er auch sein soll weiter die junge Kundschaft mit dem Wagen zufrieden sein.

War bisher sehr überschaubar was es an Fahrer-Assistenzsystemen gibt, ist nun optional einiges aufzurüsten. Das Umfeld-Beobachtungssystem Front-Assist mit Notbremsfunktion, also eine Fußgängererkennung im Wesentlichen, eine Müdigkeits-Erkennung, Parksensoren vorne und hinten, eine verbesserte Rückfahrkamera, eine automatische Distanzregelung. Nicht verkehrt, dass solche Systeme nun auch in Kleinwagen erhältlich sind.

Insgesamt wurde auch der Innenraum deutlich aufgewertet.

Motoren

Im Seat Ibiza sind sechs diverse aus dem VW Konzern bekannte Benzin und Diesel-Motoren verbaut mit einer Leistung von 65 bis – das ist jetzt neu – 150 PS. Das sportliche Image hat seine reale Entsprechung auf der Leistungsseite gefunden, mit der starken Maschine dürfte das leichte Auto ausgesprochen flott unterwegs sein. Dazu kommt noch ein Erdgasmotor mit 90 PS, im Kleinwagen-Segment der erste überhaupt. Eine Motoren-Palette, bei der für jeden was dabei sein sollte, ob er nun langsam und Sprits sparend unterwegs sein will oder es richtig krachen lassen möchte.

Fazit:

Verfügbar ist der neue SEAT Ibiza Mitte 2017. Bei den Preisen hat sich der Hersteller noch nicht endgültig festgelegt, aber die Preise des alten sollen die Richtschnur sein. Der Wagen wird also trotz deutlicher Verbesserungen in etwa so viel kosten wie sein Vorgänger. Das ist eine Kampfansage an die Konkurrenz und freut natürlich die Käufer.
Natürlich fehlt noch der ausführliche Fahrtest; die veränderten Proportionen und andere technische Veränderungen werden ihren Niederschlag auf der Straße finden und das muss man sich anschauen. Auch wie denn die Fahrmodi funktionieren, denn es wird für den Ibiza einen extra Sport-Modus geben. So schnell wie möglich werden wir herausfinden ob der optisch so gelungene neue SEAT Ibiza auch beim Fahren so viel Freude macht.

Zunächst einmal – nach dem ersten Eindruck – scheint der neue SEAT Ibiza eine Option vor allem für junge Leute, kleine Familien, sportliche Fahrer und für die kurze Distanz zu sein. Ob er noch mehr kann, werden wir sehen – auf dem Automobilsalon in Genf hat er Anfang März offizielle Weltpremiere. Dort gibt es bestimmt die genauen Preise und weitere Details.

Text: Autogefühl, Holger Majchrzak
Fotos: Thomas Blachetzki; SEAT

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