Hyundai Santa Fe Fahrbericht

Der Hyundai Santa Fe ist der große SUV-Bruder des Hyundai Tucson, der hierzulande nicht ganz so häufig verkauft wird. Der große Unterschied: Den Santa Fe bekommt man auch als 7-Sitzer. Wir haben uns das große SUV angesehen, das für viele Familien als große Van-Variante mit Offroad-Style in Frage kommt. Von Thomas Majchrzak

Der Hyundai Santa Fe möchte nun wieder an seine Erfolgsjahre 2005 und 2006 anschließen, in welchen man zusammen mehr als 13.000 Neuzulassungen in Deutschland feiern konnte. Heutzutage steigt die Kurve wieder leicht an, nach einem Tief von 1.800 Stück im Jahr 2012. Das Zwischenziel für Hyundai ist, die Marke von 4.000 Einheiten pro Jahr zu erreichen.

Mit einem Startpreis von 31.000 Euro für die Basisausstattung Trend ist der Santa Fe im Vergleich zu vielen anderen großen SUVs vergleichsweise günstig. Für knapp 39.000 Euro erhält man die nächst höhere Ausstattungslinie Style und die höchste, namens Premium, bekommt man für 45.600 Euro. Wir haben uns den Premium mit dem 2.2 Liter Diesel und 200 PS genauer angeschaut.

Zum Vergleich: Ein VW Touareg beginnt bei 54.000 Euro, ein Ford Edge bei 43.000 Euro. Preis-Konkurrent konzernintern ist der Kia Sorento mit 35.000 Euro. Lange Zeit waren diese beiden preislich unangetastet, nun strömen VW Tiguan Allspace (30.000 Euro) und Skoda Kodiaq (28.000 Euro) auf den Markt, das Marktumfeld wird also deutlich konkurrenzreicher.





Exterieur

In der Front des Hyundai Santa Fe begrüßt uns ein eher kantiger und scharf wirkender großer Kühlergrill. Die horizontale Designlinie rund um das Hyundai-Logo wertet das Fahrzeug optisch auf. Serienmäßig kommt das SUV mit Halogen-Scheinwerfern, die im Premium durch Xenon-Leuchten ersetzt werden. Generell kann man sagen, dass das Design der Leuchten einem Raubtier nahe kommt, nicht zuletzt durch die oberhalb platzierten Blinkleuchten, die einem Augenlied entsprechen könnten.

Im Profil springen einem direkt die schmaler werdenden hinteren Fensterscheiben ins Auge. Daran kann man übrigens auch von außen den Unterschied zwischen Santa Fe und dem längeren Grand Santa Fe erkennen, die hintere Fensterlinie beim Grand Santa Fe bleibt „flach“. Beim normalen Santa Fe erkennt man zum Heck hin eine steigende Designlinie, welche das SUV sportlicher wirken lässt. Beim Trend erhält der Käufer serienmäßig 17-Zoll-Felgen, beim Style 18 Zoll und beim Premium gar 19 Zoll, wie hier auch auf unseren Fotos zu sehen. Die Länge beträgt 4,70 Meter.

Ähnlich wie beim Bruder Kia Sorento erkennt man vermehrt runde Formen am Heck. Wenn man sich ganz alleine auf das Heck konzentriert, so wirkt der Santa Fe eher freundlich. Besonders ist ebenso die Mischung aus eckigen und runden Formen innerhalb der Rückleuchten, welche ab dem Style mit LED ausgestattet sind.

Interieur

Der Innenraum des Hyundai Santa Fe wirkt überwiegend konservativ und etwas vom Design her in die Jahre gekommen. Am besten erkennt man dies an der Gestaltung des Infotainmentsystem und der Anordnung der Bedienknöpfe für die Belüftung. Dies war vielleicht Anfang der 2000er modern, doch heutzutage wirkt der Stil veraltet. Das ist im Kia Sorento z.B. schon moderner gelöst. Das Infotainmentsystem enthält die wichtigsten Funktionen wie Navi und Bluetooth-Verbindung, in der Karte kann man allerdings nicht einfach scrollen und mit den Fingern wie am Smartphone zoomen.

Die Verarbeitungsqualität ist auf einem guten Niveau, wenn auch nicht auffällig. Serienmäßig bekommt man beim Santa Fe Stoffsitze, welche allerdings bereits ab dem Style durch Tierhautsitze ersetzt werden. Daher können wir nur empfehlen, beim Trend zu bleiben und auch bei einem günstigen Einstiegspreis. Nichtsdestotrotz bekommt man im Style und Premium ein beheizbares Lenkrad. Ein Feature, über das wir uns an Wintertagen immer freuen. Ansonsten erhält man in der höchsten Ausstattungslinie noch eine Rückfahrkamera und ein besseres Soundsystem. Das Hyundai eigene Navi erhält man mit dem Style. Mit Blick auf Sicherheit ist der Premium mit einem Spurhalteassistenten, Ein- und Ausparkhilfe, sowie einer Berganfahr- und Bergabfahrhilfe ausgerüstet.

Was man dem Santa Fe auf jeden Fall anrechnen kann, ist das Platzangebot. Egal wo man sitzt, hat man auch als größere Person genug Beinfreiheit. Okay, für Michael Jordan würden es dennoch knapp werden, aber vier Personen bis 1,90 Meter finden mehr als problemlos Platz. Die Rückbank lässt sich im Verhältnis 40:20:40 umklappen. Die Neigung lässt sich im Verhältnis 60:40 verändern, was vor allem größeren Menschen zu Gute kommen wird. Optional ist ein Panorama-Glas-Schiebedach für etwa 1.200 Euro erhältlich. Der Kofferraum fasst 585 Liter und mit umgeklappter Rückbank lassen sich 1.680 Liter füllen, was völlig ausreichend ist. Der Santa Fe ist als 5- und 7-Sitzer erhältlich, wobei die Sitze in der dritten Reihe eher Notsitze darstellen – und keine Isofix-Verankerungen für Kindersitze aufweisen. Eine Verfehlung, die wir bereits bei vielen 7-Sitzern festgestellt haben, etwa auch beim VW Tiguan Allspace und beim Skoda Kodiaq. Lediglich beim VW Atlas wurde daran gedacht. Denn wenn auf dem 6. und 7. Sitz vorwiegend nur kleine Kinder Platz finden, dann ist es natürlich unlogisch, wenn dort keine Kindersitz-Befestigungen angeboten werden. Einsteigen kann man in die dritte Sitzreihe übrigens nur über die Beifahrerseite der zweiten Sitzbank, denn auf der anderen Seite gibt es keinen Hebel, der die Sitzbank nach vorne sliden lässt – eventuell, damit die Kinder ohnehin nur von der Bürgersteigseite aus einsteigen? Jedenfalls kann man generell die Sitzbank variieren, um mehr Beinfreiheit oder Platz im Kofferraum zu schaffen. Wer noch mehr Platz braucht, der müsste auf den Grand Santa Fe umsteigen, welcher jedoch zu groß für deutsche Straßen sein könnte. Während es den normalen Santa Fe mit 5 oder optional 7 Sitzen gibt, wird der Hyundai Grand Santa Fe serienmäßig mit 6 Sitzen ausgeliefert (2-2-2), optional kann man sich die 3er Sitzbank für die zweite Reihe ordern und dann 7 Sitze haben.

Motoren

Benziner (Turbo)

2.4 l Sauger mit 188 PS, 6-Gang-Schaltgetriebe
In den USA steht noch ein 2.0 l Turbo mit 240 PS zur Verfügung. Dort heißt der „kleine“ Santa Fe übrigens Santa Fe Sport und der Grand Santa Fe läuft unter dem normalen Santa Fe Namen.

Diesel

2.0 l mit 150 PS, 6-Gang-Schaltgetriebe, optional Allrad
2.2 l mit 200 PS, 6-Gang-Schaltgetriebe, optional Automatik und Allrad

Fahrverhalten

Wir fahren den 2.2 Liter Diesel mit 200 PS, der die Spitze im Antriebs-Segment darstellt – allerdings dann auch preislich. Diesel-typisch kommt der Motor nicht sofort in die Gänge, sondern erst, wenn der Turbo richtig einsetzt – begleitet von einem Diesel-Nageln. Besonders modern fühlt er sich also nicht an. Unser Testverbrauch landet bei 9 l / 100 km. Wir würden nach dieser Erfahrung eher zum Benziner raten, zumindest wenn man keine große Laufleistung pro Jahr hat.

Das Schaltgetriebe hinterlässt einen positiven Eindruck, die Gänge lassen sich geschmeidig einlegen. Die Automatik bringt natürlich mehr Komfort. Die Lenkung lässt sich entweder im Modus „Normal“ fahren oder in „Sport“. Grundsätzlich vermittelt die Lenkung keinerlei natürlichen Kontakt zwischen Mensch, Auto und Straße, sie fühlt sich weitgehend tot an. Allerdings ist sie so leichtgängig, dass man den großen Hyundai Santa Fe spielerisch überall ein- und ausparken kann. Dazu kommt, dass die Räder sehr weit einschlagen, man hat also einen vergleichsweise kleinen Wendekreis und muss auch nicht häufig vor- und zurücksetzen. Wer keine Ansprüche ans Fahrverhalten stellt, sondern sich darauf konzentriert, möglichst viel SUV und Raum für möglichst wenig Geld zu bekommen, wird vielleicht über das schwammige Fahrverhalten hinweg sehen. In der Agilität fühlt sich der Hyundai Santa Fe nämlich eher an wie ein Elefant. Über die Sport-Einstellung lässt sich die Lenkung etwas strenger einstellen, aber dadurch fühlt sie sich nicht natürlicher oder sportlicher an, sondern hat einfach mehr Widerstand.

Die aufrechte Sitzposition und das großzügige Platzangebot sorgt für ein gemächliches Gleiten und viel Komfort auf allen Wegen. Beim Fahren des Hyundai Santa Fe kann man also gut abschalten, die Luxusfeatures genießen und in Ruhe alle Kinder und Einkäufe von A nach B bringen.

Abmessungen

Länge: 4,70 m
Breite: 1,88 (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,68 (ohne Antenne)
Radstand: 2,70 m

Fazit: Der Hyundai Santa Fe bildet zusammen mit dem Kia Sorento die SUV-Alternative für Familien zu großen Vans. Wem ein Großraumvan also zu bieder ist, findet hier preislich attraktive Angebote. Konkurrenten sind teils über 10.000 Euro teurer, sehr erstaunlich. So viel SUV gibt’s fürs Geld also selten. Längere Zeit waren Kia Sorento und Hyundai Santa Fe auf dem europäischen Markt diesbezüglich fast unangetastet, jetzt machen VW Tiguan Allspace und Skoda Kodiaq mit attraktiven Preisen, ähnlicher Länge und Platzangebot, aber sportlicherem Fahrverhalten starke Konkurrenz. Man kann im Hyundai Santa Fe alles an Luxus-Features bestellen, was man sich vorstellen kann. Viel attraktiver bleibt der Hyundai Santa Fe aber in der Tat in der Basisversion, denn dann ist das Preis-Leistungs-Verhältnis völlig unschlagbar. Die Innenraum-Qualität ist ordentlich, wenn auch mit amerikanischer Anmutung. Der Hauptmarkt ist eben auch die USA. Platz gibt es wie gesagt satt, unlogisch sind nur die fehlenden Isofix-Punkte an den optionalen Sitzen in der dritten Sitzreihe sowie der einseitige Zugang zu dieser. Das Fahrverhalten ist die Schwäche des Hyundai Santa Fe, Lenkung und Fahrwerk sind eher schwammig und eignen sich vorwiegend zum Geradeaus-Gleiten. Der Diesel ist weder leise noch allzu sparsam. Unsere Empfehlung daher: Einstiegs-Santa-Fe mit Stoffsitzen und Benziner wählen, den niedrigen Preis und das große Raumangebot genießen und über die Schwächen beim Fahrverhalten hinwegsehen.

Autogefühl: ***

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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