Fiat Fullback Fahrbericht 2.4d LX

Den Midsize-Pickup Fiat Fullback, der den Namen eines der wichtigsten Spieler im Rugby und American Football trägt, gibt es in drei Karosserieversionen, zwei Ausstattungsvarianten und sechs Antriebskonfigurationen. Der Fiat Fullback ist somit ein vielfältiges Fahrzeug, das die Modellpalette von Fiat Professional um einen Midsize-Pickup ergänzt und für unterschiedliche Einsatzgebiete geschaffen wurde. In Deutschland ist er zu Preisen ab 27.500 Euro (netto UPE ab Werk zzgl. Mehrwertsteuer) erhältlich. Wie von außen unschwer zu erkennen ist, ist er nahezu baugleich mit dem Mitsubishi L200. Wir testen den Fiat Fullback hier bei uns im Fahrbericht. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Passend zu seinem Namen weist der neue Fiat Fullback sportliche Proportionen auf, die besonders durch die nach vorne ausgerichtete Kabine und den kurzen vorderen Karosserieüberhang hervorgehoben werden. Das lässt ihn trotz seines Nutzfahrzeug Charakters etwas dynamisch wirken. Das italienisch-japanische Design spiegelt sich in der Fahrzeugfront wieder und entspricht dem aktuellen Fiat Professional Markengesicht. Durch seitliche Sicken wirkt der Übergang zwischen Kabine und Ladefläche sehr harmonisch. Die Silhouette des Fullback bekommt dadurch eine stromlinienförmige Anmutung. Diverse Anbausets und Ausstattungsvarianten verhelfen dem Fullback zu mehr Offroad-Look – gerade mit den hier aufgezogenen All-Terrain-Reifen, die für mehr Dramatik sorgen. Eine wirklich attraktive Kombi, gerade mit dem schwarzen Metallic-Lack. Insofern finden wir, dass der Fiat Fullback dem Mitsubishi L200 designtechnisch etwas voraus hat, auch wenn sich beide Modelle ähneln.

Interieur

Der Innenraum ist ebenfalls eine Mischung aus Nutzfahrzeug und komfortablem SUV. Man kann zwischen zwei Ausstattungsvarianten wählen: Die Basisversion SX und die höhere Ausstattungsversion LX. Das Aussehen des Cockpits unterscheidet sich nur geringfügig von aktuellen Mitsubishi-Modellen. Das Multifunktionslenkrad, Navigationssystem und die Klimasteuerung wurden komplett übernommen.

Die Serienausstattung umfasst unter anderem bis zu sieben Airbags, Bremsen-ABS mit integrierter elektronischer Bremskraftverteilung, Gespannstabilisierung und Spurhalteassistent. Im Interieur ist der Fullback serienmäßig mit stoffüberzogenen Sitzen, einem Multiinformations-Display, einem Lederlenkrad, einem Lederschaltknauf, einer Audioanlage mit MP3-fähigem CD-Player, einer Klimaanalage und einer Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung ausgerüstet.

Die höhere Ausstattungsversion bietet zusätzlich Tierhautsitze mit Sitzheizung, einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz, eine Audioanlage mit 7,0 Zoll Display und integriertem Navigationssystem, eine Rückfahrkamera, eine Geschwindigkeitsregelanlage und eine Zweizonen-Klimaautomatik. Diese Version testen wir. Unschwer kann man auch hier das L200-Cockpit erkennen, das Lenkrad ist allerdings mit Fiat gebranded. Die Materialqualität ist nicht sonderlich hoch, hier will der Fiat Fullback eben nur Arbeitstier sein. Dafür bekommt man die für einen Pickup typische aufrechte Sitzposition, so dass man auch auf langen Strecken gut unterwegs ist. Im Fond bleibt Platz für Erwachsene bis ca. 1,85 m in puncto Kopf- und Beinraum.

Das Infotainment-System ist von der Software her überholt, das Navi umständlich zu bedienen. Aber die Basis-Funktionen, also Routenführung und Bluetooth-Verbindung für Telefonie und Audiostreaming, funktionieren, und damit muss man sich dann hier wohl zufrieden geben.

Motoren

Der Fiat Fullback ist mit einem aus Aluminium gefertigten 2,4 Liter-Turbodiesel ausgestattet. Der Ladeluftkühler und der Turbolader mit variabler Schaufelradgeometrie sollen für mehr Effizienz sorgen. Den 2,4 Liter Diesel gibt es wahlweise mit 113 kW / 154 PS mit einem maximalen Drehmoment von 380 Nm oder 133 kW / 181 PS mit 430 Nm. Geschaltet wird entweder mit einem Sechsgang-Handschaltgetriebe oder einer Fünfgang-Automatik.

Der Fullback kann mit Hinterrad- oder Allradantrieb bestellt werden. Bei der Version SX kann man zwischen Hinterradantrieb und zuschaltbarem Allradantrieb wählen. Bei der höheren Ausstattungsvariante LX besteht die Möglichkeit eines permanenten Allradantriebs, wobei Motorkraft und Drehmoment über ein Mittendifferenzial an alle vier Räder geleitet werden. Bei manchen Versionen können beide Antriebsvarianten zusätzlich mit einem elektronischen Sperrdifferenzial für die Hinterachse ausgestattet werden.

Das erst einmal offene Mittendifferenzial sorgt übrigens auch dafür, dass man den Fiat Fullback dauerhaft im Allrad-Modus fahren kann, auch auf der Straße, ohne für eine Beschädigung zu sorgen. Bei anderen Pickups ist das anders, etwa beim Nissan Navara. Dort wird beim Einlegen des Allradmodus die Mitteldifferentialsperre gesperrt und die Kraft wird fest im Verhältnis 50:50 Vorderachse/Hinterachse übertragen, auf der Straße sorgt das beim Einlenken für eine Verwindung von Achsen und Rädern.

Fahrverhalten

Angenehm beim Pickup-Fahren ist dieses Truck-Gefühl, dass man über den Dingen schwebt, eine gute Übersicht hat und eine aufrechte Sitzposition. So kann man auch bequem längere Strecken fahren. Im Gegensatz zum Nissan Navara ist die Sicht auch für größere Menschen gut. Den Komfort kann höchstens stören, wenn das Fahrwerk die Schlaglöcher in der Straße an den Fahrer weiter gibt. Denn während die lange und weiche Offroad-Federung grobe Stöße sehr gut rausfiltert, reagiert es bei plötzlichen Löchern oder Gullideckeln nicht so gut.

Wir fahren das Sechsgang-Schaltgetriebe im 2,4 l Diesel mit 181 PS. Mit der schwächeren Variante käme man auch zurecht, die stärke ist dafür da, wenn man z.B. mit viel Beladung oder mit Anhänger fahren möchte. Der Diesel zeigt sich durchzugsstark, aber wenn man ruhig fährt, kann man durchaus einen Durchschnittsverbrauch von gut 9 l / 100 km erzielen. Auf der Autobahn wird es jenseits der 100 km/h etwas laut, das ist aber auch durch die Bauweise bedingt.

Der Allradantrieb ist mit dem Offroad-Drehregler zuschaltbar, auch während der Fahrt. Man kann also entweder nur mit Hinterradantrieb fahren oder eben mit Allrad. Mit Heckantrieb macht es gefühlt etwas mehr Spaß, den Allrad kann man dann ja einschalten, wenn der Untergrund rutschiger wird. Wie erwähnt macht es dem Fiat Fullback nichts, auch auf der Straße ständig mit Allrad gefahren zu werden.

Richtig im Gelände kann man dann noch das Mittendifferenzial sperren, oder aber auch – wenn man stehen bleibt und den neutralen Gang einlegt – sogar die Geländeuntersetzung dazuschalten. Für die meisten Einsatzzwecke wird dies nicht notwendig sein, aber man weiß, dass man ein richtig geländegängiges Fahrzeug hat. Die Böschungswinkel betragen übrigens 30 Grad vorne und 22 Grad hinten.

Abmessungen

Den Fiat Fullback gibt es in einer Vielzahl von Modellvarianten und in drei Karosserieversionen: Extended Cab, Double Cab und Fahrgestell. Bei allen Versionen gelten folgende Abmessungen:

Höhe: 1.78 m
Breite: 1.81 m
Radstand: 3.00 m

Gesamtlänge und Länge der Ladefläche sind abhängig von der gewählten Kabine und Ausstattungsvariante:

Extended Cab:
Länge: 5.27 m
Ladefläche: 1.85 m

Double Cab:
Länge: 5.28 m
Ladefläche: 1.52 m

Die Nutzlast beträgt etwa eine Tonne, die maximale Anhängelast liegt je nach Version bei bis zu 3.100 Kilogramm.

Fazit: Der Fiat Fullback ist ein optisch attraktiver Pickup, der sich desingorientiert zwischen City-Lifestyle-Truck und Offroad-Gefährt bewegt. Nicht so kantig wie andere Pickups, aber trotzdem kräftig genug, um ernst genommen zu werden. Im schwarzen Trim mit All-Terrain-Reifen wirkt er edel und aggressiv zugleich. Das Interieur ist eher zweckmäßig, die Software des Infotainment-Systems könnte moderner sein. Unser Tipp: Das Basismodell nehmen und damit einen guten Preis erzielen, denn der Fiat Fullback gehört zu den günstigsten Angeboten in diesem Segment, und so kann man diese Stärke der Preis/Leistung dann gut ausnutzen. Offroad zeigt der Fiat Fullback überzeugende Fähigkeiten, mit ihm kommt man überall hoch und runter. Auf der Straße muss man dafür die Empfindlichkeit gegenüber Schlaglöchern in Kauf nehmen.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel

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