BMW M550i xDrive Test – BMW 5er M Performance

Der BMW M550i kommt aus der Serie der M Performance Modelle, das sind nicht die reinen Top-M-Modelle, sondern kräftige sportliche Modelle mit dynamischer Optik, die sozusagen eine M light Variante darstellen – auch wenn man angesichts der geballten Power kaum von light sprechen kann. Vergleichbar sind da die Mercedes 43er AMG Modelle, die unterhalb der 63er AMGs angesiedelt sind. Eine gute Wahl für eine sportliche Performance, ohne zu übertreiben? Das haben wir uns im BMW G30, also der siebten 5er Generation angesehen. Von Thomas Majchrzak

Der neue 5er teilt sich die so genannte 35up Plattform mit dem neuen 7er. Das Chassis besteht aus einem Mix aus Aluminium und Stahl und kleinen Teilen Magnesium, so dass der neue 5er bis zu 100 kg Gewicht gegenüber dem Vorgänger einspart. Nur der Kohlefaser-Kernteil aus dem 7er wird nicht übernommen, vermutlich würde der 5er damit dann zu teuer für Hersteller und auch für die Kunden.

Wie bereits in den vorherigen Versionen, wird auch die siebte Generation als normale Limousine, Touring (Kombi), einer sportlich-komfortablen GT-Version und der Top-Sportversion M5 erhältlich sein. Dazu kommt das angesprochene M Performance Modell. Die Ausstattungslinien teilen sich auf in Basis, Sport Line, Luxury Line und M Sportpaket.

Den Einstiegspreis markieren 520d mit 45.000 Euro (Handschalter) und 530i mit 50.000 Euro, die M550i-Version liegt bei 83.000 Euro und kommt dann schon mit 462 PS 8-Zylinder. Der pure BMW M5 folgt später, wobei man sich schon fragen kann: Was soll da noch kommen?





Exterieur

Zunächst generell zur neuen 5er Generation: Die charakteristische Doppelniere wurde im Verlauf der Designevolution immer weiter in die Breite gezogen. In der neuen Generation haben die Designer darauf geachtet, dass der Übergang zwischen Doppelniere und Leuchten stimmiger verläuft, beide Elemente sind verbunden. Die Frontleuchten sind standardmäßig mit LED ausgerüstet und können gegen Aufpreis das BMW Select Beam beinhalten, welches die Leucht-Reichweite auf 500 Meter erweitert. Ungewöhnlich, dass ein Hersteller die Leuchten serienmäßig mit LED ausrüstet, also explizit auch das Abblendlicht. Ferner reicht die Motorhaube nun wieder bis ganz nach vorne und ist nicht durch ein kleines Element abgetrennt. Letzteres tun eigentlich immer mehr Hersteller, um die Versicherungseinstufung günstiger hinzubekommen, weil man bei einem Frontcrash dann nicht die gesamte Motorhaube austauschen muss. Der deutsche Premiumhersteller hat am Luftwiderstand gewerkelt und konnte diesen um rund 10 Prozent gegenüber dem Vorgänger verringern. Ein Punkt ist die neue Luftklappensteuerung, bei welcher die vorderen Kühlöffnungen nur geöffnet werden, falls ein erhöhter Kühlbedarf besteht. Ansonsten bleiben sie geschlossen, um den Luftwiderstand zu verringern. Weitere Elemente wären dann noch der Air Curtain an der Windschutzscheibe, der die Luft optimaler weiterleitet und der Air Breather, der für weniger Windverwirbelung in den Radkästen sorgt.

In der Seitenansicht ist das Fahrzeug um gut 4 cm auf 4,94 Meter gewachsen, ohne dass sich viel am Radstand verändert hat. Des Weiteren sorgt das Spiel von Licht und Schatten entlang der Hauptdesignlinie für ein sehr elegantes Auftreten. Die Sicke ist deutlich ausgeprägter. Serienmäßig befinden sich 17 Zoll Felgen an der Limousine und können bis auf maximal 20 Zoll vergrößert werden.

Das Heck wirkt ziemlich breit, so wie man es aus anderen Modellen der Münchener gewohnt ist. Gestärkt wird der Eindruck von den nun weiter horizontal gezogenen Heckleuchten. Die serienmäßig verbauten LED-Rückleuchten sind in einer L-Form gehalten. Außerdem hat BMW ein wenig an der Symmetrie der Auspuffrohre gearbeitet, um einen noch strukturierteren Eindruck zu hinterlassen. In Abhängigkeit der Ausstattung sind die Rohre entweder trapezförmig, rund oder rechteckig.

Die M550i-Variante beinhaltet das M-Aerodynamikpaket, bei welchem die Frontschürzen vergrößerte Lufteinlässe erhalten. Farblich sind Außenspiegel und Nieren-Rahmen in Grau gehalten. Das Fahrzeug ist um 10 mm tiefer gelegt mit dem adaptiven M Fahrwerk, ferner sind serienmäßig 19-Zoll-Felgen montiert. Dazu kommen größere seitliche Schwellerleisten und eine Heckschürze. Auf unserem Testfahrzeug sehen wir optionale 20-Zoll-Felgen. Im leichten Kontrast zur Außenfarbe Mediterran-Blau / Mediterranean-Blue kommen die matt-grauen Stil-Elemente noch besser zur Geltung, optisch ein Traum-5er!

Interieur

Zwar ist das Fahrzeug ein wenig länger geworden, aber das ist nicht der ausschlaggebende Grund, weshalb es sich geräumiger im Innenraum anfühlt. Das Armaturenbrett wurde leicht abgesenkt und stärker gewölbt. Das Infotainmentsystem ist auf das Armaturenbrett aufgesteckt, wirkt aber relativ gut integriert. Standardmäßig kommt ein 8,8 Zoll Display, das bereits ein Navi inkludiert hat – ebenfalls erstaunlich, sonst muss man das immer extra zahlen. Neu ist, dass man den maximal 10,25 Zoll großen Bildschirm (zu sehen auf den Fotos) nicht nur über den Knopf in der Mittelkonsole bedienen kann, sondern wie im 7er nun auch via Touch. Das erleichtert vor allem dem Beifahrer die Bedienung. Wem die Bedienung via Touch zu “anstrengend” ist, der kann auf die Sprach- und Gestensteuerung zurückgreifen, etwa das Kreisen des Fingers nach rechts oder links für die Änderung der Lautstärke. Zu bemängeln haben wir die Software des Infotainmentsystems, die in der Menüstruktur viel zu tief und kleinteilig ist, es dauert zu lange und es ist zu unübersichtlich, Funktionen werden nicht intuitiv gefunden.

Mit dem neuer 5er feiert auch das BMW Connected Feature Remote 3D seine Premiere. Normalerweise ruft man den 360-Grad-Blick über das Infotainmentsystem auf, doch mit Hilfe dieses Tools kann man das Bild auch auf sein Smartphone übertragen. BMW möchte dem Fahrer einen Kontrollblick auf das geparkte Auto aus beliebiger Entfernung ermöglichen.

Ferner steht auch die Fernpark-Möglichkeit über den Schlüssel aus dem 7er zur Verfügung, mit dem man das Auto dann z.B. in eine enge Garage dirigieren kann, selbst wenn man vorher ausgestiegen ist. Dieses Feature testen wir diesmal auch, es funktioniert über den Schlüssel sehr zuverlässig. Wenn der Schlüssel übrigens mal kein Bild mehr gibt, kann man den Akku des Schlüssels (natürlich ohne ihn auszubauen) induktiv über die entsprechende Ladefläche vorne in der Mittelkonsole wieder laden. Um das Fahrzeug nach vorne oder hinten zu fahren, muss man die Park-Taste seitlich am Schlüssel halten und dann mit der zweiten Hand mit dem Finger nach vorne oder hinten drücken/halten. Sobald man den Finger entfernt, stoppt das Fahrzeug. Ferner hält der 5er BMW automatisch an, wenn er ein Hindernis erkennt. Das wollten wir testen. Wir stellen eine Papiertüte auf und dirigieren den 5er auf diese zu. Beim ersten Mal fährt der M550i die Tüte um, das hätte teuer werden können. Beim zweiten Mal erkennt er das Hindernis und stoppt. Blindes Vertrauen ist hier also nicht angesagt, zumindest bei kleineren Hindernissen. Man muss schon aufpassen, dass man das Fahrzeug nicht zu tief in die Garage hineinfährt.

Gegen Aufpreis gibt es erneut ein Head-Up-Display, welches nun über eine 70 Prozent größere Projektionsfläche verfügt.

Seine persönliche Playlist kann man via Bluetooth oder Apple CarPlay/Android Auto wiedergeben. Als einzige Marke bietet BMW eine kabellose Verbindung von CarPlay an (Wireless CarPlay). Die Verbindung läuft dann auch über Bluetooth. Dieses System bietet BMW dann nach und nach für alle Modelle an, die auch generell CarPlay anbieten. Für Musikliebhaber ist das optionale Bowers & Wilkins Soundsystem. Der Sound ist sehr klar und auch der Bass kann sich hören lassen. Die exzellente Atmosphäre liegt aber auch an dem neuen Dachhimmel, der viele Geräusche von Außen bemerkenswert absorbiert und das Fahren dadurch angenehmer macht. Eine optionale Akustik-Frontscheibe verstärkt diesen Eindruck.

Zur optionalen Ausstattung zählt ebenso ein Entertainmentsystem für die Mitfahrer auf der Rückbank. Darüber kann man z.B. fernsehen oder auch Spielekonsolen anschließen, nur schade, dass es keine 230 Volt Steckdose gibt. Wenigstens ist ein WLAN-Hotspot verfügbar.

Die Standardausstattung für einen BMW 5er in Deutschland umfasst einen Stoffbezug für die Sitze – sehr gut. Die Sportsitze in der Sport Line bieten in der Form einen besseren Seitenhalt. Sie kommen automatisch in einer Stoff-Leder-Kombination. Die Zierleisten sind aus Aluminium. Die Luxury-Line kommt leider mit komplettem Tierhautbezug und Holz-Applikationen (siehe Fotos).

Sportlich und nachhaltig kommen dagegen die M-Varianten: Im M Packet sind die Sitze in einer klimatechnisch optimalen Mischung Stoff „Rhombicle“/Alcantara überzogen. BMW hat offensichtlich grundsätzlich verstanden, dass man solche Kombinationen auch in den höheren Ausstattungsvarianten anbieten muss – auch wenn der Testwagen wie hier gezeigt wieder mit dem braunen Voll-Tierhaut-Paket ausgerüstet ist. Das M Sportpaket enthält traditionsgemäß ferner das geschätzte M-Lenkrad.

Der M550i orientiert sich im Interieur weitgehend am M Sportpaket und kommt ebenfalls mit den besten Sportsitzen Stoff Rhombicle/Alcantara und dem M Lenkrad. Die Interieurleisten sind sportlich im Aluminium-Look gehalten. Zudem ist die Parkhilfe PDC und eine 4-Zonen-Klimaautomatik inkludiert.

Neben der Sitzheizung gibt es optional auch ein beheizbares Lenkrad, welches vor allem in den kälteren Tagen ein Segen ist. Aktiviert wird die Lenkradheizung über einen separaten Knopf direkt auf dem Lenkrad, das Feedback wird dann unten in die Instrumente eingeblendet.

Im Fond gibt es nun mehr Beinfreiheit als im Vorgänger, mit vier großen Erwachsenen kann man problemlos sitzen. Da fragt man sich wirklich, wozu es noch den 7er gibt. Denn der 5er bietet eigentlich schon alles. Der Kofferraum fasst 530 Liter, daher sollte dem einfachen Wocheneinkauf nichts im Wege stehen. Mehr Platz wird es dann im Touring geben, denn die Belademöglichkeit ist vergleichsweise in einer klassischen Limousine natürlich eingeschränkt. Die Rückbank kann gegen Aufpreis im Verhältnis 40:20:40 umgeklappt werden, leider muss man diese vom Kofferraum aus entriegeln und dann herum zum Fond gehen und dort die Sitze klappen.

Und der Gesamteindruck? BMW hat ordentlich an der Verarbeitungsqualität im Interieur gefeilt, das fällt auf. In den letzten Jahren ist BMW in puncto Interieur stark hinter Audi und Mercedes zurückgefallen, jetzt ist man in München diesbezüglich aufgewacht und präsentiert passgenaue Fugen, hochwertige Knöpfe und auch hochwertige Kunststoffoberflächen.

Motoren

Folgende Motoren sind für den BMW 5er verfügbar:

Benziner
530i, 2.0 l, 4-Zylinder, 252 PS (Verbrauch: 5,9 l/100 km Werksangabe)
540i, 3.0 l, 6-Zylinder, 340 PS (6,4 l/100 km)
M550i, 4.4 l, 8-Zylinder, 462 PS (8,9 l/100 km) – 4,0 Sek. von 0 auf 100 km/h

Diesel
520d, 2.0 l, 4-Zylinder, 190 PS (4,5 l/100 km)
530d, 3.0 l, 6-Zylinder, 265 PS (4,9 l/100 km)

Geschaltet wird stets über eine 8-Stufen-Steptronic, das ist eine Wandler-Automatik. Lediglich der 520d steigt mit einer 6-Gang-Handschaltung ein. Optional gibt es jeweils Allrad, dann gekennzeichnet mit xDrive. Den 550i gibt es ausschließlich in der AWD-Variante.

Hybrid
530e iPerformance, 2.0 l, 4-Zylinder Benziner und Elektromotor, 252 PS
45 km elektrische Reichweite
2018 auch mit induktiver Ladefunktion (Plattform kompatibel auch mit dem Mercedes S-Klasse Hybrid.

Fahrverhalten

Der von uns beim ersten Mal getestete 3,0 Liter Sechszylinder Diesel im 530d überzeugt mit Souveränität und hat für einen Diesel einen angenehmen Klang und immer genug Leistungsreserven. Im Comfort-Modus kann man ruhig rollen und smooth schalten, im Sport-Modus werden die Gänge weiter ausgedreht und früher wieder heruntergeschaltet, gut für Bergstraßen. Die klassische Stahlfeder-Öldämpfer-Federung glänzt auf ganzer Linie. Sportlich und komfortabel zugleich.

Umso gespannter sind wir auf dem BMW M550i mit 10 mm Tieferlegung im adaptiven M Fahrwerk und dem kraftvollen 8-Zylinder-Benziner. In 4 Sekunden geht es auf 100 km/h. Zunächst spüren wir natürlich die Mehr-Leistung, denn beim Durchtreten des Gaspedals geht es ohne Einschränkung nach vorne. Zudem meldet sich der 8-Zylinder deutlich zu Wort – allerdings vorwiegend im Sportmodus. Man kann den BMW M550i also im Comfort-Modus durchaus noch alltagskompatibel bewegen. Und das ist ein große Vorteil gegenüber einem echten M-BMW, der in der Nachbarschaft schon für Unruhe sorgen kann.

In puncto Fahrwerk ist die M-Tieferlegung hier noch sehr angenehm, nicht zu übertrieben. Ein weiteres Indiz dafür, dass der M550i die beste Sportvariante für den 5er ist. Denn weniger Komfort kann man im Alltag nicht gebrauchen. Der M550i ist eine Waffe in der oberen Mittelklasse, aber schafft den Spagat zwischen Sportgerät und komfortabler Luxus-Limo. Und so sollte es für 90 % der Endkunden auch sein.

Allerdings müssen wir auch sagen, dass bereits die kleineren Motorisierungen und das grundsätzliche Fahrverhalten im 5er überzeugt, so dass man nicht auf die dicken Motorisierungen angewiesen ist, wenn man nicht so viel Geld ausgeben möchte.

Die neue „Integral-Aktivlenkung“, eine Hinterachs-Lenkung, die bis zu 2,7 Grad mitlenkt, kommt nicht serienmäßig für den M550i. Schade eigentlich, denn diese hat eine große Agilität gebracht, wie wir im früheren Test im 530d erfahren durften. Man kann allerdings für 3.600 Euro das „Adaptive M Fahrwerk Professional“ hinzubuchen, das dann die Hinterachslenkung enthält.

In puncto Autonomes Fahren bietet BMW nun auch einen Mitlenkassistenten an, der sich in einem 2.800 Euro teuren Assistenz-Paket befindet. Von diesem können wir allerdings abraten, denn hier bleibt BMW deutlich hinter Mercedes und Tesla. Der Lenkassistent reagiert häufig zu spät, hält das Fahrzeug nicht richtig mittig und reagiert dann über. In einer E-Klasse oder im Tesla hat man dagegen schon das Gefühl, im Grunde bräuchte man kein Lenkrad mehr.

Abmessungen

Länge: 4,94 m (+3,6 cm gegenüber Vorgänger)
Breite: 1,87 m
Höhe: 1,47 m
Radstand: 2,98 m

Fazit: Der BMW M550i xDrive hat mehr als genug Power, kommt mit sportlichen Akzenten außen wie innen, bleibt aber dennoch so zivil, dass er als Alltagsauto taugt. Die Top-M-Variante wird dagegen deutlich „brutaler“ und könnte einigen „too much“ sein. Die BMW M Performance Modelle stellen hingegen einen guten Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit dar. Wie im M Paket kommt der M550i serienmäßig mit den attraktiven Sportsitzen mit Stoff/Alcantara-Kombi. Im Fahrverhalten zeigt sich der der M550i noch sportlicher als die bereits dynamische Basisvariante. Generell sind die größten Fortschritte der neuen 5er-Generation der Gewichtsverlust im Rahmen der neuen Chassis-Materialien und das hervorragende Fahrwerk, das nochmals mehr Fahrspaß und Komfort bietet. In der Agilität macht dem 5er keiner etwas so leicht vor, da muss Mercedes schon mit dem E43 und Audi mit dem S6 ran. Der Innenraum wurde im 5er BMW aufgewertet und modernisiert, die Verarbeitungsqualität ist top, hier herrschte auch dringend Handlungsbedarf. Äußerst positiv ist, dass ein Basis-5er bereits viel Ausstattung enthält, etwa LED-Scheinwerfer, Navigationssystem und Bluetooth-Freisprechanlage. Eine M550i Variante wird da dann natürlich schon deutlich teurer.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Cornelius Dally