Mazda2 Facelift Test

Der Mazda2 hat ein kleines Facelift erhalten, unter anderem mit neuen Technologien unter der Haube. Wir zeigen, was sich geändert hat und klären allgemein über Mazda-Kleinwagen auf. Von Thomas Blachetzki & Thomas Majchrzak

Die Gewinnmargen im Kleinwagensegment sind niedrig, die Konkurrenz hoch und der Preis entscheidet. Somit kann sich Mazda auch nicht erlauben, an der Preisschraube zu drehen. Gleichzeitig will man aber mehr Hochwertigkeit bieten. Mit einem Einstiegspreis von 12.890 Euro liegt man auf den ersten Blick nicht gerade günstig:

Ford Fiesta 12.500 Euro
Opel Corsa 11.995 Euro
Volkswagen Polo 12.750 Euro (momentan nicht konfigurierbar, Nachfolger steht in den Startlöchern)

Allerdings muss man direkt mit einberechnen, dass der Mazda2 serienmäßig als 5-Türer kommt und die anderen Einstiegspreise sich (noch) auf den 3-Türer beziehen. Für die zwei zusätzlichen Türen ruft die Konkurrenz oftmals locker 800 Euro auf, so dass die Preise letztlich alle recht vergleichbar sind. Allerdings gibt es derweil den allgemeinen Trend, dass die anderen Hersteller sich Mazda anschließen und auch nur noch 5-Türer anbietet, zuletzt beim Seat Ibiza.



Exterieur

Außen hat sich mit dem Facelift wenig getan. Mazdas Philosophie, nicht auf große Retouschen zu setzen, sondern kleine Neuigkeiten direkt zu verbauen, findet auch beim Mazda2 statt. Der Mazda2 ist und bleibt ein modernes und schnittiges Auto. Vorne hätten es ein paar weniger Designlinien sein können, etwas mehr Stringenz hätte dem Design gut getan. Das Seitenprofil wird dominiert durch die hochziehende Linie an den hinteren Türen. Das sieht von außen gut aus, reduziert aber von innen etwas die Sicht. Durch die klobigen Radkästen hinten wirkt das Heck breiter. Insgesamt findet der Mazda2 insbesondere Fans, die sich bei den Kleinwagen für ein zeitgenössisches und eher rundliches Design interessieren.

Interieur

Fahrer- und Beifahrerposition bieten ein sehr angenehmes und großzügiges Raumgefühl. Tatsächlich vergisst man manchmal, dass man sich noch im Kleinwagensegment befindet. Kopfraum und Bewegungsfreiheit sind lobenswert.

Einen großen Fokus will Mazda auf die Materialqualität gelegt haben. Und dieses Konzept geht auf. Ein Mazda sah in diesem Segment noch nie so hochwertig aus. In der Top-Ausstattung Sportsline bekommt man eine horizontale Kunstleder-Leiste am Armaturenbrett – das ist schon etwas Premium.

Genauso hochwertig sind mittlerweile die Drehregler für die Temperatur-Regelung. Sie rasten präzise ein und machen einen soliden Eindruck. Besonders pfiffig und elegant wurde der linke Luftauströmer für den Beifahrer integriert. Dieser „versteckt“ sich in der Chromleiste, die das Armaturenbrett verziert. Die Mittelkonsole lässt sich leider etwas hin- und her bewegen und könnte etwas stabilder befestigt werden, insgesamt überwiegt aber deutlich der gute Qualitätseindruck und die pfiffigen Lösungen. So ist z.B. das Armaturenbrett zwar aus Hartplastik, doch trägt es eine interessante Struktur, so dass dort auch wieder ein höherwertiger Eindruck entsteht.

Mazda setzt zudem auf Sicherheits- und Assistenzsysteme wie Ausparkhilfe, Spurwechsel- und Spurhalteassistent, Fernlichtassistent und City-Notbremsassistent. Beim Armaturenbrett bleibt es wie gehabt: ein großer analoger Drehzahlmesser in der Mitte mit einer kleinen digitalen Geschwindigkeitsanzeige. Ungewöhnlich für die Fahrzeugklasse ist das optionale Head-Up-Display, dass scharf und nun auch in Farbe dem Fahrer hilft, den Blick nicht von der Straße zu nehmen. Weil die meisten Schalter und Knöpfe logisch angeordnet sind und überhaupt die Bedienung des Autos keine großen Fragen aufwerfen, muss man das zum Glück auch nicht.

Zudem hat Mazda dem neuen „Zweier“ ein neues Lenkrad spendiert, dass sich nun besser anfassen lässt und dessen Multifunktionstasten nun leichter zu bedienen sind.

Im Fond bleibt, obwohl der Mazda2 z.B. 9 cm länger ist als ein VW Polo, überraschend wenig Platz. Erwachsene stoßen mit den Knien schnell an den Sitz, wenn große Erwachsene auf den Vordersitzen Platz nehmen. Auch die Kopffreiheit leidet unter der abfallenden Dachlinie. Für Erwachsene sind die Rücksitze wirklich nur was für kurze Etappen. Auch der Kofferraum bietet keine Bestwerte, bewegt sich aber mit 280 Litern durchaus im Rahmen der Kleinwagen-Klasse.

Der Basispreis von 12.890 Euro bezieht sich auf den 75-PS-Benziner mit Prime-Line. Das sind die Ausstattungs-Niveaus, die aufsteigend aufeinander aufbauen.

Prime-Line

• Mazda Audio-System mit Radio,
• USB-/AUX-Anschluss und Lenkradbedienung
• Dynamische Stabilitätskontrolle (DSC) mit Traktionskontrollsystem (TCS)
• Antiblockiersystem (ABS) mit Bremsassistent (EBA)
• Kopf-Schulter-Airbags, vorne und hinten
• Seitenairbags, vorne
• Reifendruck-Kontrollsystem (TPMS)
• i-stop: Mazda Stopp-/Start-System
• Elektrische Fensterheber, vorne und hinten
• Multi-Informations-Display mit Touring-Computer
• Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Motor-Start-/Stopp-Knopf
• Türgriffe außen in Wagenfarbe lackiert
• Außenspiegel elektrisch einstellbar

Center-Line (ca. 2.100 Euro extra gegenüber Prime)
• Klimaanlage
• Freisprecheinrichtung1) mit Sprachsteuerung und Bluetooth mit Audiostreaming
• Cruisematic (Geschwindigkeitsregelanlage)
• 3-Speichen-Sport-Lederlenkrad
• Rücksitzlehnen im Verhältnis 60:40 geteilt klappbar
• Außenspiegel beheizbar

Exclusive-Line (1.100 Euro extra gegenüber Center)
• Leichtmetallfelgen mit 185/65 R15 Bereifung
• MZD Connect2) mit 17,8 cm (7 Zoll) Farbdisplay, Multi Commander und Zugang zu Internetradio- und Social-Media-Anwendungen via Smartphone
• CD-Player (MP3-fähig), zusätzlicher USB-Anschluss, 2 zusätzliche Lautsprecher
• Spurhalteassistent (LDWS)
• Nebelscheinwerfer
• Heck- und Seitenscheiben hinten abgedunkelt

Sports-Line (ca. 1.800 Euro extra gegenüber Exclusive)
• Klimatisierungsautomatik
• Leichtmetallfelgen mit 185/60 R16 Bereifung
• City-Notbremsasssistent (SCBS)
• Touring-Paket
• Auspuffanlage mit Chromblende
• Frontgrillapplikation in Wagenfarbe lackiert
• Außenspiegel elektrisch anklappbar
• Spurwechselassistent (BSM)
• Ausparkhilfe (RCTA)

Der Diesel in Sports-Line würde dementsprechend die umfassendste Variante sein, er kostet dann 19.990 Euro.

Motoren

Bei den Motoren bleibt es wie gehabt. Angeboten werden:

– 1.5 l SKYACTIV-D Dieselmotor mit 105 PS (Turbo)

– 1.5 l SKYACTIV-G Vierzylinder-Benziner mit 75, 90 oder 115 PS. Den 90-PS-Benziner gibt es auch mit 6-Gang-Automatik. Alle Benziner sind Sauger-Motoren, haben also keinen Turbo.

Das hat den Nachteil, dass gerade im höheren Geschwindigkeitsbereich etwas der Wumms fehlt. Mit einem modernen Turbomotor passiert im fünften oder sechsten Gang bei 80 km/h auf der Autobahn noch etwas, wenn man auf 100 km/h beschleunigen will. Selbst beim 115 PS Benziner tut sich da gar nichts mehr. Der Saugermotor verlangt, dass man noch mehr herunterschaltet. Auf der anderen Seite vermittelt der Motor insgesamt ein entspannenderes Fahrgefühl, weil man eben nicht den Moment hat, in dem der Turbo einsetzt. Und größter Vorteil der Sauger: Sie verbrauchen auch im Voll-Last-Bereich nicht wesentlich mehr Sprit, wohingegen die Turbos sich locker 3 Liter mehr gönnen, als angegeben. Unser Testverbrauch für den 90 PS Benziner lag bei runden 5,5 Liter / 100 km.

Fahrverhalten

Deutlich bemerkbar macht sich die verbesserte Geräuschisolierung, der Mazda2 läuft ruhig, sowohl von den Motorgeräuschen, als auch vom Fahrwerk. Letzteres ist klar auf Komfort ausgerichtet, was für diesen Wagen auch die richtige Wahl ist. Die Lenkung ist kein Sportgerät, aber keineswegs indirekt. Insgesamt kann man das Fahrverhalten als durchweg ausgewogen und passend bezeichnen.

Wir würden definitiv zum 115 PS Benziner raten. Die kleineren Benziner werden für heutige Ansprüche vielen Kunden nicht genug Power liefern, gerade, wenn man auf die Autobahn möchte. Dennoch finden wir es grundsätzlich gut, noch auf Sauger-Motoren zu setzen. Denn selbst bei hohen Drehzahlen lässt sich der Verbrauch kaum weiter in die Höhe treiben. Zudem erwarten wir von diesen Motoren eine hohe Langlebigkeit – ein Teil weniger (Turbo), das kaputt gehen kann.

Beim Fahren bestätigt sich der solide Eindruck des Fahrzeugs. Der City-Notbremsassistent funktioniert jetzt bis Tempo 80, das Head-up-Display zeigt seine Anweisungen jetzt deutlich schärfer und in Farbe an, und der Tote-Winkel-Warner warnt auch beim Rückwärts-Ausparken vor querendem Verkehr. Schön, dass Mazda solche Sicherheitsfeatures auch bei seinem Kleinwagen anbietet. Auch das neue Navigationssystem leitet zuverlässig zu den Zielen, ist dabei recht geschickt in das Armaturenbrett eingelassen. Für 690 Euro (ab Exclusive-Line) bleibt es auch noch bezahlbar. Die Bedienung des Multimedia-Systems im Stand ist nahezu optimal gelöst worden, weil der Fahrer den Drehknopf in der unteren Mittelkonsole nutzen kann und der Beifahrer den Touchscreen. Warum das Ganze nicht auch während der Fahrt funktioniert und der Touch-Modus deaktiviert wird, erschließt sich uns nicht.

Neu hinzugekommen ist mit dem Modelljahreswechsel die G-Vectoring Control, die wir bereits aus Mazda6, CX-5 und Mazda3 kennen. Die GVC passt geringfügig das Motordrehmoment an das Einlenkverhalten an, folglich liegt das Fahrzeug besser in der Kurve als das Vor-Facelift. In einer Kurve wird z.B. Drehmoment reduziert, um das Fahrzeug leicht nach vorne nicken zu lassen, so dass mehr Gewicht auf dem kurvenäußeren Rad liegt und sich das Fahrzeug dadurch präziser lenken lässt. Am Kurvenausgang wird das Drehmoment leicht erhöht, damit durch das Mehr an Beschleunigung etwas mehr Gewicht am kurvenäußeren Hinterrad liegt, was die Stabilität erhöht. Hierdurch lässt sich der Mazda2 präziser, einfacher und stabiler fahren. Lenkkorrekturen sollen überflüssig gemacht werden. Weil das System rein software-basiert ist, erhöht es nicht das Fahrzeuggewicht.

Fazit: Der Mazda2 ist solide, unkompliziert und bietet pfiffige Lösungen. Nur einige wenige Schwächen im Detail konnten wir entdecken, die aber den Gesamteindruck nicht trüben. Eine erfreuliche lange Liste an optionalen Sicherheitssystemen (leider oft an bestimmte Ausstattungslinien gekoppelt) macht den Mazda2 besonders sicher. Er setzt sich damit an die Spitze der Kleinwagen aus Fernost und nähert sich den Fabrikaten aus deutscher Konzernproduktion sehr an, bietet zum Teil vorne sogar das bessere Raumgefühl in dieser Klasse.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Blachetzki & Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Thomas Blachetzki

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