Neuer Jeep Compass Limited & Trailhawk Test

Die neue Generation des Jeep Compass möchte die Messlatte höher legen und im Kompakt-SUV-Segment neu angreifen. Er nimmt wieder die Position zwischen dem kleineren Jeep Renegade und dem größeren und deutlich teureren Jeep Cherokee ein. Wird der Jeep Compass der neue Bestseller? Wir haben die Ausstattungsvarianten Limited und Trailhawk getestet sowie den Benziner und den Diesel, onroad und offroad. Von Thomas Majchrzak & Michel Weigel

Somit kommt nun die dritte Generation des Compass auf den Markt. Dieser basiert auf der Plattform von Jeep Renegade und Fiat 500X. Er ersetzt nicht nur die zweite Generation, sondern international auch den Jeep Patriot. Der Preis für den neuen Jeep Compass beginnt in Deutschland bei gut 25.000 Euro. Günstiger ist nur der Jeep Renegade mit 17.000 Euro, nach oben hin würde es mit dem Jeep Cherokee bei 33.000 Euro weitergehen.

Um dem Debakel von 2012 entgegenzutreten, als der Compass in der Vorgänger-Generation nur zwei Sterne beim Euro-NCAP-Crashtest erhielt, hat der Hersteller nun einen besonderen Fokus auf die Sicherheits-Features gelegt. Die neue Generation kommt mit maximal 70 Sicherheits-Elementen. Unter anderem gibt es einen adaptiven Tempomat, einen autonomen Notbremsassistenten, einen Toten-Winkel-Warner inkl. Querverkehrserkennung und einen Spurhalteassistenten. Der Notbrems- und der Spurhalteassistent zählen zur Serienausstattung – löblich. Neben den bereits erwähnten Sicherheitssystemen gibt es noch eine Rückfahrkamera inkl. Führungslinien.





Exterieur

Trailhawk

Dem Jeep Compass ist deutlich anzusehen, dass er die charakteristischen Markenwerte trägt und diese modern interpretiert. In der Front befinden sich die typischen sieben Lüftungsschlitze, welche sich von Generation zu Generation in der Höhe verkleinert haben. Übrigens dienen diese nicht mehr der Kühlung, sie sind komplett geschlossen. Der Eingang zum Kühler befindet sich im waagerechten Schlitz darunter. Der Übergang in die Frontleuchten ist geradezu nahtlos. LED-Tagfahrlichter umrahmen die Bi-Xenon-Leuchten. Markant ist der insgesamt aufrechte Kühlergrill, der eine Souveränität auf der Straße ausstrahlt.

In der Trailhawk-Variante ist die Frontschürze nicht so weit herunter gezogen sondern ist abgeschrägt, um einen größeren Böschungswinkel offroad zu ermöglichen.

Im Profil misst die dritte Generation 4,42 Meter und ist somit 5 cm kürzer als der Vorgänger. Auf der Höhe der Türgriffe verläuft eine Designlinie und die Radhäuser sind in einem trapezähnlichen Design gehalten, unterstreichen somit die Offroad-Kompetenz. Serienmäßig gibt es 16 Zoll Felgen, die auf bis zu 19 Zoll vergrößert werden können (hier: 17″). Die C-Säule rahmt die Fenster in Wagenfarbe ein, hier sind die Designer einen anderen Weg gegangen als bei vielen anderen SUVs, bei der die C-Säule dunkel gehalten wurde, um ein schwebendes Dach zu simulieren. Generell unterscheidet sich der Jeep Compass von den Wettbewerbern dadurch, dass er mehr Kante zeigen darf und einen stärkeren Offroad-Look hat.

Die Rückleuchten sind ein wenig runder als jene in der Front. Besonders ist jedoch die geschwungene Linie hinter dem Glas, die bei Dunkelheit dem Fahrzeug einen eleganten Touch verleiht. Dadurch wirkt das Heck breiter als beim Vorgänger, obwohl sich die Breite nur marginal verändert hat. Diese beträgt nämlich 1,82 Meter. An der Heckscheibe findet man auch eines von fünf Easter Eggs, kleine Überraschungen, die Jeep den Kunden beschert. Nessy schlängelt sich in einer Silhouette nämlich am Fensterrahmen entlang. Die weiteren kleinen Überraschungen sind allerdings deutlich schwerer zu finden. Ein weiterer Tipp: Eine besonders kreative Überraschung wartet unter dem Geheimfach des hochklappbaren Beifahrer-Sitzes.

Interieur

Trailhawk

Der Innenraum lässt schon beim ersten Betreten erkennen, dass es sich um ein Fahrzeug aus dem Hause FCA handelt. Besonders die Vielzahl an abgerundeten Elementen kennen wir vom Jeep Renegade und dem Fiat 500X, allerdings haben die Jeep-Designer darauf geachtet, dass der Jeep Compass eine Klasse höher angesiedelt ist. Die Qualitätsanmutung und einzelne Bedienelemente sind also spürbar besser und hochwertiger als bei den kleinen Brüdern. Ein überlegtes Detail ist zum Beispiel die Stoff-Ummantelung unterhalb der Lenkrad-Verstellung, damit man hier einen sauberen Abschluss hat und damit man sich auch nicht klemmen kann. Auf dem Armaturenbrett, alles mit aufgeschäumtem Soft-Touch-Plastik, finden wir eine trapezförmige Einbuchtung, die das Exterieur-Design der Radhäuser wiederspiegelt. Dominierend ist ansonsten das große Infotainment-System, das bei 5 Zoll einsteigt und auf 7 oder maximal 8,4 Zoll Displaygröße erweitert werden kann. Die Reaktionszeiten gehen in Ordnung, und man findet die Haupt-Funktionen zumeist schnell. Die Untermenüs könnten etwas intuitiver angeordnet sein. Gegen Aufpreis gibt es ein Beats Audiosystem, das ordentlichen Sound liefert.

In puncto Sitzmaterialien startet die Ausstattung Sport mit Stoffsitzen, Latitude kommt mit einem Stoff-Kunstleder-Mix. Hier hat man also eine gute Auswahl nachhaltiger Materialien. Lediglich die höheren Ausstattungslinien sind mit Tierhaut verknüpft, etwa Trailhawk oder Limited mit einem Stoff-Tierhaut-Mix (auf den Fotos zu sehen) oder komplett in Tierhaut. Möglicherweise kommt der ausgeprägte Neuwagen-Chemiegeruch auch von der Gerbung.

Das Platzangebot im Jeep Compass ist wirklich ordentlich: Vier große Erwachsene finden problemlos Platz, selbst mit 1,90 m hat man auch im Fond noch Freiheit an Knien und über dem Kopf. Die Rückbank lässt sich manuell vom Fond aus umlegen, dazu kann man den Beifahrer-Vordersitz auch relativ steil nach vorne klappen. Die Kofferraum-Abmessungen sind praktisch, hier hat man den Platz ausgenutzt. Vergleicht man den deutlich teureren Jeep Cherokee, so bleibt dabei eigentlich nur ein etwas längerer Kofferraum. Die Heckklappe ist auf Wunsch elektrisch betrieben.

Motoren

Benziner

1.4 l, 140 (Frontantrieb) oder 170 PS (Allrad)

Turbodiesel

1.6 l, 120 PS (Frontantrieb)
2.0 l, 140 oder 170 PS (beide Allrad)

Fahrverhalten

Wofür steht Jeep? Natürlich für Offroad-Fahrten. Auch wenn der Jeep Compass vorwiegend auf der Straße bewegt wird, gibt es das Selec-Terrain System, welches Fahrten abseits des Asphalts optimiert. Dabei gibt es zwei verschiedene 4×4 Systeme, einmal das Jeep Active Drive und eine „Low“-Version mit einer Kriechuntersetzung von 20:1. In beiden Fällen wird die Kraft variabel zwischen Vorder- und Hinterrädern verteilt, im Sperrdifferenzial-Modus dann 50:50. In der Ausstattungslinie Trailhawk ist die Bodenfreiheit 2,5 cm größer (dann 22,9 cm) und man erhält Unterfahrschutzbleche.

Der Trailhawk kann ferner folgende Offroad-Werte erreichen:
29,1 Grad Böschungswinkel vorne
33,1 Grad Böschungswinkel hinten
23,7 Grad Rampenwinkel

Wir testen den Trailhawk offroad und sind überrascht, wie sehr das doch eher durchgestylte SUV echte Geländefähigkeiten beweist. Mit groben Steinen hat der Jeep Compass keine Probleme, setzt auch keineswegs auf und klettert selbst im normalen Automatik-Modus problemlos alles hinauf. Auch Querverschrenkungen sind keine Herausforderung. Die optionale Geländeuntersetzung kann im schweren Gelände zwar weiterhelfen, aber in den meisten Fällen regelt die Fahrzeugelektronik alles. Weitere Fahrmodi gibt es z.B. für Sand, dabei wird dann die Stabilitätskontrolle abgeschaltet, so dass die Räder auch durchdrehen können, damit man voran kommt.

In der Stadt macht der Jeep Compass ebenfalls eine gute Figur, denn abgesehen von den etwas flachen hinteren Fenstern behält man stets eine gute Übersicht, zudem ist der Compass nicht allzu breit, so dass man auch in engen europäischen Städten nicht ins Schwitzen kommt. Die Lenkung ist sehr leichtgängig und das Fahrwerk komfortabel, ohne dass der Jeep Compass allzu sehr in schnellen Kurven ins Wanken kommen würde.

Auf der Autobahn zeigt der Jeep Compass, dass massiv an der Geräuschisolierung gefeilt wurde. Bei 120 km/h, die wir an diesem Tag maximal testen können, kann man sich noch ruhig unterhalten, auch ein Unterschied zum Renegade/500X, die beide deutlich lauter im Interieur beim Fahren sind. Die Stabilität ist trotz Geländeoptimierung auch bei schnellen Fahrten auf der Autobahn gegeben.

Der Diesel, wir fahren den 2.0 l mit 170 PS und Allrad, kommt im normalen Modus manchmal nicht sofort in die Gänge, gerade wenn es bergauf geht. Da muss man schon etwas härter aufs Gaspedal treten, dann setzt das kräftige Drehmoment ein. Bei gemächlicher Fahrt ist die Laufruhe überzeugend. Der Verbrauch: 6,5 bis 8,5 Liter / 100 km.

Mehr Freude macht der 1.4 l Turbobenziner mit 170 PS, den wir ebenfalls mit Allrad fahren. Im normalen Betrieb hat der Jeep Compass vorwiegend Vorderradantrieb, bei Bedarf wird dann die Hinterachse zugeschaltet. Davon merkt man aber in der Regel nichts. Der Benziner ist spontaner, hat in der Stadt einen besseren Antritt von unten heraus, fährt sich irgendwie leichter, auch wenn der Diesel in puncto Drehmoment auf dem Papier die Nase vorn hat. Der Benziner ist zudem angenehm leise. Lediglich der Verbrauch liegt über dem Diesel und siedelt sich gerne im zweistelligen Liter-Bereich an.

Beide Male schaltet der Motor in unserem Test über die ZF-9-Gang-Automatik, die im niedrigen Lastbereich unmerklich schaltet und in der Regel auch eine lange Lebensdauer hat.

Abmessungen

Länge: 4,42 m
Breite: 1,82 m
Höhe: 1,63 – 1,65 m
Radstand: 2,64 m

Fazit: Der Jeep Compass wird zweifelsohne der neue Bestseller bei Jeep. Er ist hochwertiger und bietet mehr Platz als der Renegade, ist im Design etwas zurückhaltender und kommt daher für deutlich mehr Käufer in Frage, und er ist entscheidend günstiger als der Cherokee, bietet aber gleichzeitig fast dasselbe Platzangebot und dieselbe Qualität. Der neue heiße Preis-Leistungs-Tipp bei Jeep lautet also: Jeep Compass. Im Vergleich zur deutschen Konkurrenz im Segment kann der Jeep Compass in manchen Verarbeitungsbelangen nicht ganz mithalten, dafür punktet der Jeep mit Emotionalität und einer erfrischenden Verspieltheit, etwa mit den kultigen Easter Egg-Überraschungen. Zusammen mit dem Offroad-Image und –Fähigkeiten hat der Jeep Compass auf jeden Fall genug Prestige. Mit der optimierten Geräuschdämmung und einer komfortablen und ruhigen Vorstellung im Fahrverhalten sammelt der Compass weiter Punkte. Lediglich der Verbrauch könnte geringer sein.

Autogefühl: ****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Video: Autogefühl, Jonas Bomba