Neuer Audi A8 Premiere

Der neue Audi A8 will neue Schwerpunkte bei der Technologie setzen. Zu nennen wären ein 48-V-Bordnetz, Mild-Hybrid-Technologien, Plugin-Hybrid, Laserlicht – und langfristig das autonome Fahren bis 60 km/h, und zwar in einer rechtlich ganz neuen Ebene. Wir haben uns die Details schon einmal angesehen. Von Thomas Majchrzak

Der neuen Audi A8 wächst um 3,7 cm in der Länge und wird weiterhin in Neckarsulm gebaut, los geht es bei 91.000 Euro bzw. 94.000 Euro für den A8L (langer Radstand). Das sind übrigens 7.000 bzw. 5.000 Euro mehr als bisher. Die Karosserie besteht aus einem Materialmix von Aluminium, Stahl, Magnesium und kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK).





Exterieur

Stark wird der aktuelle Audi-Singleframe-Kühlergrill in Trapezform betont. Die Scheinwerfer sind dabei kantiger gezeichnet, flacher und stärker in die Horizontale gezogen. Optional stehen Matrix LED-Scheinwerfer mit Laserlicht zur Verfügung. Eine Design-Kerbe zieht sich von den Scheinwerfern oberhalb der Türgriffe entlang bis zum Heck. Im Seitenprofil bleibt der Audi A8 (5,17 m) klassisch konservativ. Die Radgrößen: 17 bis 21 Zoll. Der Audi A8L ist in den Proportionen nicht ganz glücklich, er ist einfach optisch zu lang (+ 13 cm Radstand). Aber diese Modell wird für das Chauffeur-Wesen benötigt, gerade in China. Das Heck wird durch eine nun komplett herumlaufende Lichtleiste dominiert. Die Heckleuchten kommen mit OLED-Technologie (organische LED).

Interieur

Im Interieur erinnert der neue Audi A8 an den Porsche Panamera: Viele Hochglanz-Materialien, dazu ein großer zentraler 10-Zoll-Touchscreen, der im schwarzen Hochglanz des restlichen Armaturenbretts integriert ist. Eine Holzleiste oder wahlweise auch Aluminum zieht sich darüber von links nach rechts. Unterhalb des ersten Touchscreens befindet sich ein weiterer Screen (8,6 Zoll) für die Klimabedienung. Dort kann man auch mit dem Finger einen Text eingeben, etwa fürs Navigationssystem. Das Navi soll übrigens selbstständig anhand der gefahrenen Routen lernen. Das neue Lenkrad zeigt sich mutig, trägt es doch zwei Chromspangen. Ansonsten soll eher die schlichte Eleganz dominieren. Nicht fehlen darf das Audi Virtual Cockpit in der neusten Ausbaustufe mit Full-HD-Auflösung. Besonders angenehm ist die Ausstattung mit mattem Holz, da es keine Fingerabdrücke annimmt und sich schön natürlich anfühlt. Dem gegenüber steht der erneut massenhafte Einsatz von Tierhaut ohne ein wirklich alternatives Nachhaltigkeitskonzept, wie man es z.B. von Tesla oder Mercedes kennt. Immerhin: Als Einstieg bietet Audi zumindest auf dem deutschen Markt auch Stoffsitze an.

Für die Ohren gibt es als teuerste Option das Bang & Olufsen Soundsystem mit 3D-Klang.

Für den Audi A8L stehen zwei Einzelsitze hinten zur Verfügung, die durch eine Bedieneinheit getrennt werden. Außerdem kann der hintere rechte Sitz als Liegesitz eingestellt werden, dann inklusive Fußablage auf dem vorderen Beifahrersitz. Die Füße können dabei sogar (kein Witz) gewärmt und massiert werden.

Für die hinteren Sitze gibt es eine Smartphone-ähnliche Bedieneinheit und Tablets für das Entertainment-System.

Die Türschlösser werden übrigens elektrisch angeboten, so dass man sie nur ganz leicht ziehen muss.

Motoren

3.0 l 6-Zylinder TDI mit 286 PS
4.0 l 8-Zylinder TDI mit 435 PS

3.0 l 6-Zylinder TFSI mit 340 PS
4.0 l 8-Zylinder TFSI mit 460 PS

6.0 12-Zylinder TFSI mit 585 PS

Alle Motoren kommen mit dem neuen 48-Volt-Bordnetz und Mild-Hybrid-Technologie (MHEV), d.h. Energie wird zurückgewonnen und z.B. für die Start-Stopp-Funktion oder fürs Segeln benutzt, so kann der Motor häufiger abgeschaltet werden. Die Benziner sollen 2018 auch mit Partikelfiltern ausgerüstet werden.

Geschaltet wird über eine tiptronic, also ein Automatik-Wandlergetriebe.

Später folgt noch der A8L e-tron quattro, also ein Plugin-Hybrid, der auch wireless charging unterstützen soll.
3.0 l 6-Zylinder TFSI mit 449 PS Systemleistung, 50 km rein elektrisch.
Auf 100 km/h soll der A8 e-tron in 4,9 Sekunden sprinten.

Fahrverhalten

Allrad ist für den Audi A8 Serie. Standard ist die Kraftverteilung im Verhältnis 40:60 zwischen Vorder- und Hinterachse, bei Bedarf kann aber bis zu 70 Prozent des Antriebsmoments nach vorne und bis zu 85 Prozent nach hinten verlagert werden.

Das adaptive Luftfahrwerk kommt in Serie. Ab einer Geschwindigkeit von 120 km/h senkt sich die Karosserie automatisch um 20 Millimeter ab. Optional steht ein neues Audi AI Aktivfahrwerk zur Verfügung, das die Räder noch individueller jeweils an die Begebenheiten anpasst. Dieses Fahrwerk hebt sich übrigens im Falle eines Crashes auf der Crash-Seite an. Aus der Audi-Mitteilung: „Ziel ist es, dem Unfallgegner einen noch widerstandsfähigeren Karosseriebereich als Aufprallzone zu entgegnen.“ Hat da aber mal jemand an das andere Fahrzeug gedacht?

Zwar ist der Audi A8 in Länge und Radstand gewachsen, die Agilität soll jedoch die Allradlenkung gewährleisten. Fährt man langsam, schlagen die Hinterräder bis maximal 5 Grad entgegen der Vorderräder ein, um den Kurvenradius zu verringern. Fährt man schneller, lenken die Hinterräder „parallel“ bis maximal 2 Grad, um die Stabilität zu erhöhen. Es geht hier nur um ein paar Grad Einschlag, aber es ist spürbar.

Für mehr Sportlichkeit steht ein Sportdifferenzial in der langen Optionsliste. Zudem wurde die Steifigkeit der Karosserie um 25 Prozent gegenüber dem Vorgänger gesteigert.

Viele Fahrzeuge haben schon Stauassistenten, die im niedrigen Geschwindigkeitsbereich das Fahren autonom übernehmen können. Audi steigert dies mit dem neuen Audi A8 nun und stellt das autonome Fahren bis 60 km/h zur Verfügung. Um ein Bild vom Umfeld zu generieren, nutzt das Fahrzeug Radarsensoren, Frontkamera, Ultraschallsensoren und Laserscanner. Die höchste Ausbaustufe des autonomen Fahrens wird aber ggf. nicht direkt zur Markteinführung zur Verfügung stehen. Läuft das System, so Audi, sei der Fahrer nicht mehr dafür verantwortlich, jederzeit das Steuer zu übernehmen (Bislang ist die Rechtslage bei allen bestehenden Systemen noch anders). Der Fahrer muss nur in der Lage sein, das Steuer wieder zu übernehmen, wenn das System dazu auffordert.

Im Rahmen des Adaptiven Fahrassistenten reagiert der A8 in der höchsten Tempomat-Stufe auf Tempolimits, Kurven, Kreuzungen und Kreisverkehre und verzögert oder beschleunigt entsprechend.

Wie beim BMW 7er oder 5er oder der Mercedes E-Klasse lässt sich der Audi A8 auf Wunsch nun auch mit dem Smartphone einparken, auch wenn man nicht im Fahrzeug sitzt.

Abmessungen

Länge: 5,17 m / 5,30 m (A8L)
Breite: 1,94 m
Höhe: 1,47 m
Radstand: 2,99 m / 3,12 m

Fazit: Der neue Audi A8 ist von außen optisch nicht groß verändert, abgesehen vom neuen Kühlergrill macht man in diesem Segment auch keine Experimente. Innen hat der A8 so ziemlich alle Knöpfe verloren und konzentriert sich auf die großen Touchscreens. Das Design wirkt nahtlos und edel. Durch die Verlängerung außen ist auch innen mehr Platz geblieben. Fahrtechnisch lässt sich einiges erwarten, denn Allradlenkung und das neue Fahrwerk lassen vermuten, dass der Audi A8 trotz der Länge sich noch recht dynamisch fahren lässt. Besonders spannend wird die bislang höchste Ausbaustufe des autonomen Fahrens sein, bei der der Fahrer bis 60 km/h während des aktiven Systems tatsächlich nicht mehr die Kontrolle übernehmen muss. In diesem Moment haftet Audi dann auch für Unfälle, ein Novum und vermutlich der bislang größte Schritt beim autonomen Fahren. Angesichts der vielen interessanten technischen Neuheiten bleibt es nur ein Rätsel, weshalb Audi kein nachhaltiges Innenraumkonzept auch für die höheren trims vorstellt.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Audi

Kommentare sind geschlossen.