Mercedes S-Klasse Facelift Test: S63 AMG

Gerade ist der neue Audi A8 in der neuen Generation vorgestellt, da legt Mercedes auch nach – und zwar mit dem Mercedes S-Klasse Facelift. Wir schauen uns insbesondere die AMG-Version an, den Mercedes S63 AMG, oder nach der neuen Nomenklatur Mercedes-AMG S63. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Los geht es bei gut 90.000 Euro, während der Mercedes S63 AMG bei 160.000 Euro liegt. Grundsätzlich gibt es die Mercedes S-Klasse mit 5,11 m Länge und als Langversion mit 5,25 m Länge, darüber hinaus gibt es noch den Maybach, auf den wir hier aber nicht näher eingehen.

Die Front ist gekennzeichnet durch die geschwungenen LED-Tagfahrlichter, die der S-Klasse Eleganz und Präsenz verleihen – jetzt mit drei Leuchtstreifen. Die Hautpscheinwerfer kommen serienmäßig ebenfalls mit LED-Technik und können mit dem Multibeam LED Fernlicht ausgestattet werden, für den Mercedes-AMG S63 ist dieses Standard. Das Multibeam Fernlicht besteht aus 84 einzelnen LEDs, die auch einzeln angesteuert werden können, um zum Beispiel den Gegenverkehr nicht zu blenden. Auch als S63 AMG bleibt der Kühlergrill klassisch, mit Lamellen in der Mitte und Stern oben drauf. Ein Unterschied z.B. zu einem E63, der den modernen Mercedes-Kühlergrill zeigt. Der S63 ist übrigens nur als Langversion erhältlich.

Im Seitenprofil zeigt die S-Klasse unverändert die konservative Limousinen-Linie, überhaupt wurde am Exterieur für das Facelift kaum etwas verändert. Serienmäßig sind 17-Zoll-Alufelgen, hoch geht es bis 20 Zoll. Der Mercedes S63 kommt serienmäßig mit 19 Zoll, zeigt breite Schweller vorne, seitlich und hinten. Die gezeigte Farbe: Allanite grey magno (Allanitgrau). Kostet übrigens 5.000 Euro Aufpreis. Interessant: Die AMG-Modelle sind nur als Langversion erhältlich.

Interieur

Zum Serienumfang gehört das Infotainment-System Comand Online mit einem 12,3″ Widescreen Display und Smartphone-Integration sowie ein Burmester Surround-Soundsystem mit 13 Lautsprechern und Klimaautomatik. Die horizontalen Displays zeichnen das Interieur auch grundsätzlich aus, machen es zu einer Technik-Zentrale.

Mit der optionalen Energizing comfort control will Mercedes in die Richtung des intelligenten Auto-Fahrer-Interfaces gehen. Hierbei werden z.B. Temperatur, Beduftung, LED-Ambientelicht und Massagefunktion zusammen angepasst, um einen Wohlfühleffekt zu generieren. Auch die Musik wird dazu passend ausgewählt, um entweder zu entspannen oder zu vitalisieren. Entweder nutzt das Auto dafür eine Vorauswahl an Musik, oder aber auch die eigene Mediathek. Dann analysiert das System, wie viele Beats per Minute das jeweilige Musikstück hat, ob es also eher ein schnelles oder eher ein langsames ist. Wie es auf diesem Wege weiter geht, hatten wir uns bereits in einem S-Klasse Concept Car auf der CES in Las Vegas angesehen, dort wurde ein vibrierender Sitz zur Massage vorgestellt, der auch mit dem Soundsystem gekoppelt werden kann. Dieses Feature wurde jetzt im Facelift allerdings noch nicht eingeführt, wir tippen da dann, dass die ganz neue S-Klasse-Generation in ein paar Jahren dieses Feature erhält.

Was noch viel wichtiger derzeit wäre: Während Mercedes durch die ganze Modellpalette hinweg nachhaltige Sitzmaterialien anbietet, bleiben in der S-Klasse nur Tierhautbezüge, und das in zahlreichen verschiedenen Farben. Hier wäre ein Angebot wünschenswert für Kunden, die Luxus mit Nachhaltigkeit verbinden möchten – oder im S63 auch Sportlichkeit. Alle anderen AMG-Modelle kommen Standard mit Dinamica-Mikrofaser innen und Artico-Kunstleder außen, eine perfekte Kombination. Nicht aber in der S-Klasse S63 AMG.

Auffälligste Neuheit im Facelift ist das neue Lenkrad. Das Clowns-Gesicht-Lenkrad ist gewichen, und in der Tat fanden die meisten dieses Design hässlich. Nun gibt es sportlich-elegante Lenkräder, die nicht so sehr aus der Masse herausstechen. Eine klassische Chromspange führt V-förmig unten herum, die Lenkradteile sind dabei nicht nur in Schwarz zu haben, sondern auch z.B. in einer Kombination von Holz und Beige.

Holz gibt es natürlich auch als Zierelement, in unserem Testwagen schwarz gefärbt, aber natürlich-matt in Haptik und Optik. Dies eignet sich besonders dafür, die schwungvolle Yacht-Optik im Interieur zu unterstreichen.

Die Mercedes S-Klasse S63 AMG kommt direkt mit AMG Sportsitzen mit mehr Seitenhalt sowie einem Performance Lenkrad, das optional übrigens mit einem Griffbereich in Dinamica-Mikrofaser verfügbar ist – eine lohnende sportliche Option. Das Lenkrad an sich ist noch markanter. Dort kann man wie bei der neuen E-Klasse mit zwei Touchpads für die Daumen jeweils den linken bzw. den rechten Screen bedienen. Denn per Touch direkt funktioniert der Bildschirm nicht. Alternativ zu den Daumen-Pads kann man den klassischen Dreh-Drück-Schalter in der unteren Mittelkonsole verwenden. Für die digitalen Instrumente stehen im S63 spezielle AMG-Ansichten zur Verfügung, um die Drehzahlen ins Rampenlicht zu rücken.

Für die Rücksitze steht ein Einzel-Sitz-Setup zur Verfügung, die Sitze kann man dann auch elektrisch verstellen. Heizung- und Kühlung können für den Fond bestellt werden. Die Sonnenblenden können elektrisch hochgefahren werden. Wie für den Mercedes SL ist die Magic Vision für das hintere Panoramadach verfügbar, so kann man das Glas wahlweiße durchsichtiger oder gedeckter halten – und zusätzlich bei Bedarf ein mechanisches Rolle darunter ziehen.

Motoren

Die größte Änderung findet hier tatsächlich beim S63 statt, denn der AMG 4,0-Liter-V8-Biturbomotor mit Zylinderabschaltung ersetzt den bisherigen 5,5-Liter-V8-Biturbo. Die Motoren sind teilweise nur für den kurzen und teilweise nur für den langen Radstand erhältlich.

Benziner
S450 3,0 l R6 mit 367 PS (wahlweise mit Allrad)
S500 3,0 l R6 mit 435 PS
S560 4,0 l V8 mit 469 PS (wahlweise mit Allrad)
S600 6,0 l V12 mit 530 PS
S63 4,0 l V8 mit 612 PS (Allrad) – 3,5 Sek. 0-100 km
S65 6,0 l V12 mit 630 PS – 4,3 Sek. 0-100 km/h

Diesel
S350d 3,0 l R6 mit 286 PS (wahlweise mit Allrad)
S400d 3,0 l R6 mit 340 PS (wahlweise mit Allrad)

Der neue 4,0 l V8 im S63 ist übrigens schon vom E63 bekannt, die Beschleunigung ist ähnlich trotz Mehrgewicht, weil der Motor in der S-Klasse noch etwas mehr Ladedruck erhalten hat.

Fahrverhalten

Jede Mercedes S-Klasse kommt serienmäßig mit der Luftfederung Airmatic. Gearbeitet hat Mercedes bei dem Facelift an den Fahrer-Assistenzsystemen, so ist der aktive Lenkassistent nun erhältlich, die adaptive Geschwindigkeitsregelung Distronic wurde auf den neusten Stand gebracht. Auch das ferngesteuerte Einparken ist nun möglich. So rückt die S-Klasse näher an die Features der E-Klasse heran.

Im Mercedes-AMG S63 brüllt eine AMG Performance-Abgasanlage, die auf Knopfdruck noch lauter zu schalten ist. Geschaltet wird über ein AMG SPEEDSHIFT MCT 9-Gang-Sportgetriebe (Doppelkupplung), wohingegen im noch stärkeren S65 eine Wandlerautomatik eingesetzt wird.

Das AMG Sportfahrwerk auf Basis der Airmatic vermittelt immer noch viel Komfort, ist aber deutlich straffer ausgelegt. Interessant: mit 3,5 Sek. von 0 auf 100 km/h ist der S63 ganze 0,8 Sekunden schneller als der S65. Der V12 ist einfach zu schwer.

Lang ist die Liste der Assistenzsysteme, das wichtigste davon ist die automatische Notbremse, die serienmäßig kommt. Wenn ein Fahrzeug oder ein Fußgänger erkannt wird, warnt das Auto zunächst akustisch, wenn man gar nicht eingreift, beginnt rechtzeitig die automatische Bremse.

Die wichtigste Fahreigenschaft ist wohl die Mühelosigkeit. Der Überfluss an Power, die Geräuschisolierung und der Fahrwerkskomfort sorgen für ein sanftes Gleiten. Selbst bei 160 km/h auf der Autobahn hört man so ziemlich nichts von Windgeräuschen oder der restlichen Außenwelt. Das gilt grundsätzlich für alle S-Klasse-Modelle. Der S63 schlägt natürlich gleichzeitig noch mit der überaus kräftigen Beschleunigung zu und nutzt dafür den Allradantrieb voll aus. Die Fahrmodi entscheiden dabei, wie straff das Fahrwerk ausgelegt wird und wie sportlich sich die Schaltcharakteristik verhält. Lediglich den Race-Modus gibt es nur in der E-Klasse 63 AMG, nicht im S63.

Abmessungen

Länge: 5,11 m / 5,25 m (Langversion) / 5,45 m (Maybach)
Breite: 1,90 m
Höhe: 1,50 m
Radstand: 3,03 m / 3,16 m / 3,36 m
Leergewicht: 1.925 – 2.335 kg

Fazit: Die Mercedes S-Klasse wurde behutsam aktualisiert, trägt durch die Scheinwerfer ein etwas moderneres Gesicht und hat im Interieur endlich das unbeliebte Clowns-Lenkrad abgeschüttelt. So wirkt das Interieur mit den modernen Widescreens stimmiger. Die Materialverarbeitung steht in der Qualität außer Frage. Manko ist allerdings, dass man sich den Innenraum nicht nachhaltig gestalten kann, was im gesamten Mercedes-Lineup zum Glück eher die Ausnahme ist. Der Mercedes S63 ist die schnellste und sportlichste Variante, wegen des etwas geringeren Gewichts macht er auch dem S65 etwas vor.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Jonas Bomba