25 Jahre Supercar Jaguar XJ220

Der Jaguar XJ220 gehört zu den legendären Supersportwagen der Automobilgeschichte. Nur 287 Stück wurden zwischen 1992 bis 1994 gebaut. Zum 25. Geburtstag konnten wir einen lebhaften Blick auf das Supercar werfen. Von Thomas Majchrzak

Im so genannten Saturday’s Club, eine kleine Gemeinschaft von Jaguar-Ingenieuren, die sich nach Dienstschluss trafen, war der XJ220 entstanden. 220 stand dabei für das Ziel der Endgeschwindigkeit von 220 Meilen pro Stunde, also 354 km/h. 1988 wurde der XJ220 als Concept Car erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, zunächst mit V12, Allrad und mit drei Sitzplätzen. Dadurch wurde das Auto allerdings zu schwer und zu lang, außerdem hätte man einen fahrbereiten V12 extra entwickeln müssen. Gebaut wurde der Supersportwagen schließlich von JaguarSport, einem Joint Venture von Tom Walkinshaw Racing und Jaguar. TWR konnte auch den bereits erprobten 3,5 Liter V6 aus dem Rennsport liefern, damit war dieses Thema geklärt und man konnte Platz und Gewicht sparen. Ebenfalls verzichtete Jaguar auf den Allradantrieb und den dritten Sitzplatz, so wurde der XJ220 nicht noch länger.

Erste Kunden waren Elton John und der Sultan von Brunei. Damals ging der XJ220 für 470.000 GBP über den Ladentisch (ca. 540.000 Euro). Eine jüngste Auktion erzielte ca. 500.000 Euro Verkaufspreis, der Preis hat sich also scheinbar in etwa gehalten. Allerdings stieg er erst in den letzten zwei, drei Jahren an, nach einem deutlichen Verfall auf zwischenzeitlich gut 150.000 GBP. Wer also vor 10 Jahren einen XJ220 gekauft hat, kann sich glücklich schätzen. Die meisten Fahrzeuge existieren auch noch, denn die verunfallten Exemplare wurden zumeist direkt wieder repariert.

Unser gezeigtes Fahrzeug ist die Nummer 8, der letzte handgebaute Prototyp, Nummer 9 war dann das erste Kleinserienmodell. Vorne sind 17-Zoll-Felgen montiert, hinten 18 Zoll.

Die Eckdaten: 3,5 l V6-Turbomotor mit 549 PS, 1.470 kg Gewicht, 4,93 m Länge.
Die Höchstgeschwindigkeit lag letztlich bei 213 mph oder 342 km/h, die Beschleunigung bei 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Die Rekordrunde eines Prototyps auf der Nürburgring Nordschleife: 7:46 Min.

Ein praktisches Alltagsauto ist der XJ220 nicht wirklich, z.B. muss man alle fünf Jahre den Gummi-Racing-Tank warten lassen, maximal soll er 7 Jahre halten, bis er dann ausgetauscht werden muss. Dafür muss man dann auch jeweils den Motor ausbauen. Einen Mini-Kofferraum gibt es ganz hinten unter dem Heckflügel.

1997/1998 fand der Jaguar XJ220 erneut Weltpopularität, und zwar digital im Videospiel Need for Speed 2. Umso gespannter waren wir, 25 Jahre nach der Produktion den Supersportwagen auch (mit-)fahren zu können. Spektakulär: Die Leuchten sind unter den vorderen Abdeckungen versteckt, diese werden zur Seite geschoben. Die Türen öffnen nur etwa zu 45 Grad, es ist also nicht so einfach, überhaupt in das Fahrzeug hineinzukommen. Das Platzangebot im Innern ist auch tatsächlich beschränkt, gerade was die Höhe angeht. Man sieht es ja auch schon von außen, der XJ220 ist ultra-flach. Eine Klimaanlage ist übrigens vorhanden, ansonsten würde es in dem Glasgewölbe allzu schnell zu heiß.

Grundsätzlich ist der Jaguar XJ220 noch ein manuelles Fahrerauto. Heißt: Keine Lenkunterstützung, Schaltgetriebe, und für alles benötigt man Muskelkraft. Die Schaltwege wirken relativ lang, und der Turbo braucht auch ein kleines Weilchen, bis er einsetzt – und dann tut er das aber heftig. Die Straßenlage ist erstaunlich stabil aber gleichzeitig komfortabel – keineswegs ruppig oder unbequem. Dafür verwöhnt der XJ220 die Rennfahrer mit einem unfassbaren Grip, hier wird die Haftung rein mechanisch unterstützt. Kein ESP, kein elektronisches Helferlein. Länge und Gewichtsverteilung sorgen hier also rein physikalisch für die ausgeglichene Lage. Somit muss man das Heck selbst bei Nässe richtig zwingen, überhaupt ausbrechen zu wollen. Der Motor an sich ist auch im Innern nicht allzu brüllend, laut wird es lediglich bei Geschwindigkeiten oberhalb von 100 mph / 160 km/h, trotz der optimierten Form pfeift es dann doch recht laut im Cockpit, damit war Geräuschisolierung auch noch nicht so das Thema. Außen und von den Fahrleistungen her könnte ein XJ220 auch noch mit heutigen Sportwagen mithalten, nur das Interieur an sich ist natürlich sichtbar veraltet und hat gelitten, hier sieht man am meisten, was sich in 25 Jahren Sportwagen-Geschichte getan hat.

Auf dem Oldtimer Grand Prix am Nürburgring hat Jaguar 2017 noch weitere ikonische Sportwagen präsentiert, etwa auch den Jaguar XKSS von 1957. Dieser Straßen-Sportwagen wurde dem Rennauto D-TYPE abgeleitet. So ein Projekt wäre heute wohl undenkbar, da man eher Standard-Autos sportlicher macht oder Rennautos komplett separat entwickelt. Der Jaguar XKSS wurde dagegen für den Straßenverkehr fit gemacht, etwa mit dem Montieren einer Beifahrer-Tür und einem stabileren Chromrahmen um die Frontscheibe. Außerdem erhielt der XKSS ein faltbares Stoffverdeck. Unter den bekannten Besitzern: Steve McQueen.