Neuer Porsche Cayenne Weltpremiere

Die dritte Generation des Porsche Cayenne ist da: Wir haben uns das luxuriöse Sport-SUV auf der Weltpremiere genauer angeschaut, inwieweit es sich von der vorherigen Generation unterscheidet. Von Michel Weigel

Seit gut 15 Jahren gehört der Cayenne zum Produktsortiment von Porsche. 2007 gab es das erste Facelift, ehe 2010 dann die zweite Generation auf den Markt kam. Weitere vier Jahre später folgte auch für die zweite Generation ein Facelift. Wer mehr zu dieser Version erfahren möchte, der kann sich unseren Testbericht zur GTS-Variante durchlesen. Und nun kommt die dritte Generation auf den Markt.

Für die neue Generation gibt es eine 8-Gang-Automatik namens „Tiptronic S“. Auch wurden die zwei 6-Zylinder Benziner weiterentwickelt. Der normale Cayenne bekommt dabei einen 3 Liter Turbo mit 340 PS. Das sind 40 PS mehr als beim Vorgänger. Der Cayenne S bekommt die zweite neue Motorisierung: einen 2,9 Liter Biturbo mit 440 PS. Die Leistungssteigerung gegenüber dem Vorgänger beträgt hierbei 20 PS. Insgesamt soll die dritte Generation als Cayenne S unter fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h benötigen – das Sport Chrono Paket mit einbezogen. Möglicherweise hat auch die Gewichtsreduzierung von 65 Kilogramm auf nun 1.985 kg zu diesem Ergebnis beigetragen.

Die neue Generation basiert im Design weiterhin auf der Ikone 911, ferner werden auch Technologien aus dem Sportwagenbereich übernommen. Auch wohl deshalb kommt erstmalig eine optionale Hinterachsenlenkung zum Einsatz. Allrad-Antrieb ist serienmäßig mit an Bord. Optional gibt es dann noch die Porsche 4D Chassis Control (Fahrwerkskontrolle), eine Luftfederung und auch die allseits bekannte PDCC (Porsche Dynamic Chassis Control). Diese ist eine erweiterte Fahrwerkskontrolle, welche für eine dynamischere Fahrt sorgen soll.

Generell wurde der Cayenne im vergangenen Jahr 7.100 Mal in Deutschland verkauft. Dies ist zwar durchaus eine beträchtliche Summe, dennoch kommt es nicht an die Zahlen aus den USA heran. Seit 2011 verkauft der Hersteller dort den Cayenne im zweistelligen Tausenderbereich. 2016 lag der Absatz bei 15.000 Einheiten. Vergleicht man den Porsche Cayenne zahlenmäßig mit der Konkurrenz à la BMW X5 oder Mercedes GLE, ist der Porsche sowohl auf dem heimischen, als auch dem amerikanischen Markt unterlegen.

Absatz 2016 Deutschland (USA):

BMW X5: 9.400 (47.600)
Mercedes GLE: 15.000 (51.600)
Audi Q7: 11.800 (30.500)
Porsche Cayenne: 7.100 (15.300)

Der Grund hierfür ist wohl der deutlich höhere Einstiegspreis, der beim Vorgänger bei 70.600 Euro lag. Die neue Generation wird dabei nicht günstiger. In der Standardversion muss man 74.800 Euro bezahlen. Hier im Vergleich die Konkurrenz:

BMW X5: 59.800 Euro
Mercedes GLE: 54.500 Euro
Audi Q7: 60.300 Euro

Der Cayenne S kostet 91.900 Euro. Doch wie hat sich der neue Porsche Cayenne nun äußerlich verändert?





Exterieur

Große Veränderungen kommen bei den deutschen Herstellern eher selten vor. Genauso verhält es sich bei der neuen Generation des Porsche Cayenne. Im Vergleich zum Vorgänger haben sich die Lufteinlässe ein wenig vergrößert und lassen die Front ein wenig sportlicher und aggressiver wirken. An den Frontleuchten erkennt man das Design-Vorbild, den 911er, denn nach wie vor sind jene eher rund. Dennoch lassen die Leuchten das Fahrzeug ein wenig breiter wirken. Die Leuchten sind dabei serienmäßig mit LED ausgestattet. Gegen Aufpreis gibt es dann das “Porsche Dynamic Light System” (PDLS). Auch kann man sich optional für die Matrix LED-Leuchten entscheiden, die das PDLS Plus beinhalten.

In der neuen Generation ist das Fahrzeug 4,92 Meter lang, dies entspricht einem Zuwachs von 6,3 cm. Der Radstand bleibt bei rund 2,90 Metern. Bei den Reifen kann man zwischen 19 und 21 Zoll wählen. Neu ist, dass die Hinterreifen breiter sind, dies soll einen sportlicheren Eindruck hinterlassen. Weitere Ähnlichkeiten zum 911er erkennt man an den starken Schultern des Fahrzeuges. Ferner wurde die C-Säule ein wenig mehr nach vorne geneigt. Die Höhe des Fahrzeuges hat sich im Vergleich zum Vorgänger um einen Zentimeter reduziert, ob dies große Auswirkungen im Innenraum hinterlassen wird, erklären wir später. Abgesehen hiervon ist der neue Cayenne im Profil eher konservativ gestaltet. Gleiches gilt für das Heck. Die Rückleuchten sind wie gewohnt rund gehalten, ferner wird der neue Cayenne mit einem Leuchtband, welches die die beiden Rückleuchten optisch verbindet, ausgeliefert – eine sehr elegante Lösung.

Interieur

Während das Exterieur eher evolutionär ist, so hat sich der Innenraum sehr stark verändert. Der Hersteller orientiert sich dabei viel mehr an der Philosophie, die sie mit dem Panamera verfolgen. Am deutlichsten wird dies beim Infotainmentsystem. Wie bereits im Panamera, erhält der Cayenne maximal ein 12,3 Zoll Full-HD Display. Gekennzeichnet ist dieses vor allem durch nicht vorhandene Knöpfe. Man setzt stattdessen, ähnlich wie bei vielen Smartphones, lieber auf Touchscreen-Tasten mit haptischem Feedback. Allerdings verbleiben in der unteren Mittelkonsole noch vergleichsweise viele Knöpfe, so kann man die Temperatur noch über diese Tasten regulieren. Für den ein oder anderen wirkt es ein wenig überladen mit großen Bildschirmen und aufleuchtenen Tasten, doch das ist jeweils Geschmacksache. Das Cockpit selber erhält zwei 7-Zoll große Displays, welche die gewohnten Fahrdaten, wie z.B. Verbrauch, anzeigen.

Und nun zur erwähnten Höhenreduzierung: Im Innenraum haben die Passagiere ausreichend Kopffreiheit, auch wenn man das optionale Panoramadach wählt. Gleiches gilt auch für die Rückbank, nur ab einer Größe von über 1,95 Metern kann es vielleicht problematisch werden. Der Sitzkomfort ist, wie schon beim Vorgänger, sehr gut. Ob Porsche nun auch vermehrt nachhaltige Materialien hierfür anbieten wird, wurde noch nicht veröffentlicht. Doch man kann sich sicher sein, dass es weiterhin Tierhaut geben wird. An diesem Punkt würden wir uns wünschen, dass sich Porsche an Tesla ein Beispiel nimmt, denn der amerikanische Elektrohersteller hat mit dem Model X allein schon gezeigt, wie gut Kunstleder sein kann. Abgesehen hiervon ist die Verarbeitungsqualität ausgezeichnet.

Der Kofferraum fasst nun 100 Liter mehr und kommt somit auf 770 Liter. Ausschlaggebend hierfür ist wohl die Verlängerung der Karosserie. Die Rückbank lässt sich im Übrigen über die seitlichen Hebel in einem ein Drittel zu zwei Drittel Format umklappen.

Serienmäßig erhält die dritte Generation einen Parkassistenten für vorne und hinten, einen LTE W-Lan Hotspot, Fußgängererkennung und Porsche Connect. Aber Achtung, nur gegen Aufpreis erhält man zum Park Assistenten die Umgebungskamera. Spurhalte- und Spurwechsel-Assistenten gibt es ebenfalls nur gegen Aufpreis. Gleiches gilt für den Stauassistenten und dem adaptiven Tempomat.

Motoren

Zum Start der dritten Generation wird es folgende Motorisierungen geben:

Cayenne: 3.0 l, 340 PS
Cayenne S: 2,9 l BiTurbo mit 440 PS

Bisher konnte uns niemand von Porsche mitteilen, ob es auch weiterhin einen Diesel geben wird. Die Stuttgarter haben jedoch angekündigt, dass es natürlich wieder weitere Versionen des Cayenne, wie z.B. GTS, Turbo oder einen Hybrid geben wird.

Fahrverhalten

Wie bereits erwähnt können wir hier noch kein explizites Fazit zum Fahren näher bringen, dennoch in paar Worte zur neuen 8-Gang-Automatik „Tiptronic S“. Diese soll nun schneller reagieren und ein sportlicheres Erlebnis auch bei niedrigeren Geschwindigkeiten ermöglichen – sowohl auf und neben der Straße. Die Tiptronic ist dabei serienmäßig mit an Bord. Wenn man schon von Offroad spricht, so sollte man auch erwähnen, dass es vier vorgefertigte Modi gibt: Matsch, Kies, Sand und Stein. Das PTM sorgt dabei für eine optimale Verteilung zwischen den Achsen.

Beim Fahren soll später die Porsche 4D Fahrwerkskontrolle in Echtzeit das Handling verbessern. Außerdem wurden alle Fahrwerke erneuert, bis auf jenes im Cayenne S, welches serienmäßig das bekannte PASM erhält.

Ferner hat Porsche die Bremsen weiterentwickelt. Für alle Varianten des neuen Cayennes gibt es optional die „Porsche Surface Coated Brake“ (PSCB). Die neuen Bremsen sollen den Verschleiß wie auch den entstehenden Bremsstaub reduzieren. Die Voraussetzung hierfür sind die 21 Zoll Felgen.

Abmessungen

Länge: 4,92 m
Breite: 1,98 m (ohne Außenspiegel)
Radstand: 2,90 m

Fazit: Von außen hat sich die dritte Generation des neuen Cayenne eher weniger verändert. Er wirkt weiterhin wie ein sportliches Luxus-SUV. Durch die leichte Neigung nach vorne wird dieser Eindruck sogar ein wenig verstärkt. Viel interessanter ist jedoch die Entwicklung im Innenraum. Man könnte direkt meinen, dass es sich um einen Panamera handelt. Wer sich also schon stärker mit diesem Modell vertraut gemacht hat, der wird wenig überrascht sein, doch wer vorher die zweite Generation des Cayenne fuhr, der wird sich wundern, was sich alles verändert hat. Doch um ein vollständiges Fazit ziehen zu können, müssen wir den neuen Cayenne erst einmal noch fahren und auf Dauer schauen, wie z. B. der Sitzkomfort ist.

Text & Fotos: Autogefühl, Michel Weigel

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