Citroen C3 Fahrbericht Shine PureTech 110 EAT6

Der Kleinwagen Citroen C3 wurde komplett neu aufgelegt, hat gar nichts mit dem Vorgänger gemeinsam. Das passiert recht selten, umso spannender ist unser Fahrbericht. Von Thomas Majchrzak




Exterieur

In der Front dominiert das völlig neue Gesicht mit den schlitzförmigen LED-Tagfahrleuchten. Das Formen-Designthema sind abgerundete Rechtecke, das ist zwar vielleicht eine Spielerei, wird aber sehr stringent durchgezogen. Überhaupt ist schon die Front sehr spielerisch, aber stringent spielerisch. Für einen Kleinwagen hat der neue Citroen C3 einen kräftigen Auftritt und schon eine Art Crossover/SUV-Gesicht. Der neue Citroen C3 ist mit 3,99 m Länge vergleichbar mit anderen Kleinwagen im Segment, für manche Länder ist es steuerlich relevant, wenn ein Auto kürzer als 4 Meter ist, daher diese wichtige Marke. Zentrales Thema beim neuen Citroen C3 ist die Farbgestaltung, die Franzosen möchten farbenfroher und ausdrucksstärker sein als die Konkurrenz. Und in der Tat kann sich Citroen auch nur behaupten, wenn man ein wenig anders ist. So ist der neue C3 in 36 Farbkombinationen erhältlich (nötig dafür: trim level Shine, wie auch hier zu sehen). Das funktioniert mit einer grundsätzlichen Zweifarbigkeit, drei ggf. kontrastierenden Dachfarben und den Airbumps, den praktischen Luftkissen, die wir bereits aus dem Citroen C4 Cactus kennen. Speziell für das Autofahren in Paris sind diese Polster Gold wert. Die Dachlinie sitzt im neuen Modell 4 cm niedriger, das stärkt den eleganten Auftritt. Optional kann man sich die Radhäuser etwas verbreitern lassen und wie auf den Fotos zu sehen mit Plastik-Fendern versehen, um einen stärkeren Crossover-Look zu transportieren (siehe auch DS4 Crossback). Insgesamt ist der Citroen C3 sicherlich polarisierend, aber auf jeden Fall ein Hingucker. Wir finden: Toll, dass endlich mal jemand Mut hat, etwas anderes zu machen. Und weil der Cactus diese Art des Designs bereits eingeführt hat, ist der Schock-Effekt sicher geringer.

Interieur

Auch im Interieur heißt es: Mut zur Farbe. So sind grundsätzlich vier Interieur-Ambiente-Pakete verfügbar: Basis (schlichte Farbgestaltung) und optional für 200 bis 600 Euro Urban Red (Dezente Kontraste und Stoff-Armaturenbrett), Hype Colorado (Zweifarbiges Lenkrad, poppige Gestaltung, mit Kunstleder) und Metropolitan Grey (helle Farben – hier zu sehen im Interieur). Auffällig hierbei ist der Einsatz von Stoff oder Kunstleder an Teilen wie Armaturenbrett und Türinnenseiten. Citroen hat hier erkannt, dass man mit nachhaltigen Materialien auch hochwertige Innenräume zieren kann, ohne also auf echte Tierhaut zurückgreifen zu müssen. Das bestätigt uns auch Designchef Alexandre Malval: „Wir möchten einen frischen Look schaffen, Leder wäre zu gewöhnlich.“ Die Auswahl der Bezüge führt dabei auf die Möbel- und Reisewelt zurück. Die Schlaufen der Handgriffe sind etwa, auch schon aus dem C4 Cactus bekannt, dem Design von Koffergriffen entnommen.

Das Platzangebot wurde im Vergleich zum Vorgänger verbessert, so gibt es vorne 2 cm mehr Schulter-Freiheit. Die Sitze sind eher lounge-artig und erinnern an ein Sofa. Sie sind voluminös und weich, ein Sitz zum Herumlümmeln. Wie schon der Look von außen ein wenig verrät, fühlt sich der Citroen C3 für einen Kleinwagen tatsächlich ein wenig an wie ein Crossover, weil man etwas höher sitzt. Ein witziges Detail: Der Citroen C3 hat das größte Handschuhfach im Segment. Denn der Airbag sitzt im Dach, so bleibt mehr Platz am Armaturenbrett bzw. für das Handschuhfach. Für mehr Licht im Interieur sorgt ein optional erhältliches Panoramadach. Dieses reduziert die Kopffreiheit, d.h. man sollte nicht allzu riesig sein, wenn man diese Option wählt. Ansonsten ist die Abdeckung gegen die Sonne einfach gelöst, manuell und einfach zurück- und vorzuschieben – why not.

In Sachen Infotainment steht ein neuer 7-Zoll-Touchscreen zur Verfügung, der optional auch eine Smartphone-Integration über Apple CarPlay & Co anbietet. Weiterhin kann man das Telefon normal über Bluetooth koppeln. Technisches Highlight ist im neuen Citroen C3 die so genannte Connected Cam, eine Kamera mit 120-Grad-Weitwinkel, die nach vorne heraus fotografiert oder 20 Sekunden Clips filmt und die Perspektive des Fahrers festhalten kann – etwa von landschaftlichen Eindrücken. Diese kann man dann über das Bluetooth verbundene Handy mit seinen Freunden teilen, eine pfiffige Idee. Der Speicherplatz beträgt 16 GB. Zusätzlich funktioniert die Kamera als Dashcam, zeichnet also ständig mit auf und speichert im Falle eines Crashs die 30 Sekunden vor dem Crash und eine Minute nach dem Crash. In Schweden und Österreich ist das System nicht zugelassen, für die anderen europäischen Länder schon. Das rührt daher, weil es keine ständige Dashcam ist, sondern die automatischen Abspeicherungen nur im Crashfall erfolgen und die Kamera ansonsten eher eine Verlängerung des Smartphones ist.

Die Schwachstelle des neuen C3 ist das Platzangebot im Fond. Zwar sind die rückwärtigen Sitze auch liebevoll designed, doch begrenzen die ausladenden Vordersitze den Raum hinten. Große Erwachsene finden hier kaum Platz. Kopffreiheit bleibt zwar ohne Panoramadach bis fast 1,90 m, aber mit den Knien funktioniert dann nichts mehr. Das können andere besser, etwa der Honda Jazz. Der Kofferraum ist dagegen geräumig, er hat zwar eine hohe Ladekante, dafür kann man ihn maximal bis zum Ladebodenende nutzen.

Das sind die Ausstattungsvarianten, die Schritte betragen jeweils gut 2.000 Euro:

Live
• 12 Volt Anschluss in der Mittelkonsole
• AFIL-Spurassistent
• Berganfahrassistent (nicht i.V.m PureTech 68)
• Coffee Break Alert
• Elektrische Fensterheber vorn
• Fahrersitz höhenverstellbar
• Front-, Kopf- und Seitenairbags
• Geschwindigkeitsregler und -begrenzer
• Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten
• Radiovorbereitung
• Reifendruckkontrollsystem
• Reifenreparatur-Kit mit Pannenspray
• Tagfahrlicht
• Verkehrszeichenerkennung
• Stoff „Mica“, Grau
• 15 Zoll Stahlfelgen mit Radzierkappen CLIC

Feel (zusätzlich)
• Audio-System mit 4 Lautsprechern mit Lenkradfernbedienung
• Außenspiegel, elektrisch einstellbar und beheizbar
• Connecting-Box (USB-Anschluss und Bluetooth®-Freisprecheinrichtung)
• Klimaanlage
• LED-Tagfahrlicht
• Radkastenverbreiterungen und Seitenschweller (nicht i.V.m. BlueHDi 75)
• Stoff „Mica“, Grau
• 15 Zoll Stahlfelgen mit Radzierkappen ARROW (nicht i.V.m. BlueHDi 75)
• 15 Zoll Stahlfelgen mit Radzierkappen AIRFLOW (nur i. V. m. BlueHDi 75)

Shine (zusätzlich)
• Airbump®
• Audio-System mit 6 Lautsprechern, Lenkradfernbedienung und 17-cm/7“-Touchscreen mit Mirror Screen Funktion
• Automatische Fahrlichteinschaltung
• Dach wahlweise in Onyx-Schwarz, Opal-Weiß oder Aden-Rot
• Einparkhilfe hinten
• Frontscheibenwischer mit Regensensor
• Innenspiegel automatisch abblendend
• Klimaautomatik
• Nebelscheinwerfer
• Lederlenkrad
• Stoff „Mica“, Grau
• 16 Zoll Stahlfelgen mit 3D-DesignRadzierkappen

Motoren

Los geht es mit dem Citroen C3 bei 12.000 Euro, mit allem drum & dran landet man bei 21.000 Euro.

Zum Einsatz kommen folgende Motoren:
3-Zylinder Benziner mit
68 PS (Sauger)
82 PS (Sauger)
110 PS (Turbo)

Mit knapp 10 Sekunden auf 100 km/h ist der 110 PS Turbo gut 5 Sekunden schneller in diesem Sprint als die anderen Motoren (mit Ausnahme des stärksten Diesel, da ist der Abstand nicht ganz so groß).
Für den 110 PS Benziner ist auch eine echte Wandlerautomatik erhältlich (EAT6).

4-Zylinder Diesel mit
75 PS
99 PS

Fahrverhalten

Durch die Abmessungen lässt sich der Citroen C3 in der City standgemäß bewegen, hier ist er zu Hause. Die Lenkung erfordert kaum Kraft, das hilft beim Einparken. Der stärkste Benziner ist für das kleine Auto auch kraftvoll, dazu fahren wir auch die Wandler-Automatik, eine echte Automatik also, die für viel Komfort sorgt. Man spürt die Schaltübergänge durchaus, aber wenn man das Geld übrig hat, sollte man ruhig darin investieren, es sei denn, man ist ein großer Schalt-Fan. Der Motor könnte etwas ruhiger laufen, hier könnte die Geräuschdämmung besser sein.

Ansonsten kann man während der Fahrt auch die Lounge-Atmosphäre genießen, das ist ein großer Vorteil der Innenraumgestaltung, der sich auch auf den Komfort auf längeren Strecken auswirkt.

Der Testverbrauch pendelt sich bei knapp unter 6 l / 100 km ein.

Vom Fahrwerk her ist der Citroen C3 auch ganz auf Komfort und die Stadt ausgelegt, eine schnellere Gangart möchte der Kleine eher nicht. Er schwankt gerne etwas in die Kurven, erinnert somit ein wenig an die Ente. Auch wenn man anfährt und wieder bremst, fängt der C3 an zu schwanken, dann vor und zurück, in gewisser Weise hat das auch wieder Charme.

Abmessungen

Länge: 3,99 m
Breite: 1,75 m
Höhe: 1,47 m
Radstand: 2,54 m
Kofferraumvolumen: 300 l
Wendekreis: 10,7 m

Fazit: Der Citroen C3 bringt Abwechslung in die Kleinwagenwelt und zeigt ein frisches Farbkonzept, das für ein großes Maß an Individualisierung in Exterieur und Interieur sorgt. Interessant sind ferner innovative Lösungen wie die Airbumps außen und die Connected Cam als Spaß- oder Unfallkamera im Innern. Das Wichtigste an diesem Fahrzeug ist, dass sich eine Marke endlich wieder etwas traut und versucht, eigene Akzente zu setzen. Erfreulich ist ferner die Nutzung von vielfältigen Textil-Kombinationen im Interieur. Ein modernes und zeitgemäßes Auto mit polarisierendem Fun-Faktor. Im Fahrverhalten zeigt sich der Citroen C3 auf Komfort und im Gegensatz zu manchen Konkurrenten gar nicht auf Sportlichkeit eingestellt. Das muss nicht schlecht sein, denn hier hat man im Segment die Wahl nach seiner Vorliebe.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak