Neuer BMW 6er GT Fahrbericht

Der neue BMW 6er Gran Turismo könnte ein Mittelweg zwischen einer 5er Limousine und einem 5er Touring sein, doch stimmt das? Ein wenig mehr Platz als die Limousine und ein sportlicheres Auftreten verspricht er. Für wen sich dieses Fahrzeug eignet, erklären wir in unserem Testbericht. Von Michel Weigel

Mit dem BMW 6er Gran Turismo bietet BMW zum ersten Mal einen GT für die 6er-Reihe an, die bislang das zweitürige Coupé, das zweitürige Cabriolet und das viertürige Coupé enthielt. Bislang war es ein 5er GT. Die Neusortierung soll betonen, dass die ungeraden Ziffern bei BMW für Standard-Klassiker-Modelle stehen und die geraden Ziffern für besonders emotionale Modelle. Beim neuen 6er GT gibt es starke Verbindungen zum 5er, aber interessanterweise auch zum 7er. Dabei stammt z.B. die Frontachse vom 5er und die Hinterachse vom 7er. Und diese Vorzüge erklären wir später im Text.

Der neue BMW 6er GT ist im Gegensatz zum 5er breiter, länger und höher – auch wenn es sich hierbei zum Teil nur um wenige Millimeter handelt. Im Wettbewerb wird der Gran Turismo beispielsweise gegen einen Audi A7 antreten.

Als Benziner erhält man den BMW 6er GT ab 62.300 Euro, der Diesel beginnt bei 66.900 Euro. Neben der Basisversion gibt es auch die Luxury Line, die Sport Line und das M Sportpaket. Auf die Unterschiede gehen wir im Text weiter ein.





Exterieur

Wie eingangs erwähnt, gibt es viele Verbindungen zum 5er. Besonders an der Front wird dies deutlich, denn hier sind die Unterschiede marginal. Highlight ist bei BMW immer der Kühlergrill mit seiner markanten Doppelniere. Serienmäßig gibt es LED-Leuchten, die eine Hexagon-Form aufweisen. Ferner ist ein Fernlicht-Assistent standardmäßig mit an Bord. Gegen Aufpreis kann man sich für adaptive LED entscheiden. Damit erhält man das sogenannte „Select Beam“, wodurch die Reichweite der Leuchten auf 500 Meter erweitert wird.

In der Länge misst der 6er GT gute 5,09 Meter und ist somit ein wenig länger als ein 5er, aber kürzer als ein 7er. Besonders für das Seitenprofil ist das fallende Dach, während der untere Teil der Karosserie zum Heck leicht ansteigt. Dies dient auch dem Eindruck, dass der 6er GT recht sportlich erscheint. Die Felgen kommen serienmäßig mit 17 Zoll.

Die Breite beträgt 2,16 Meter, zum Vergleich liegt die Breite des BMW 5er bei 2,13 Meter. Ob man diesen Unterschied im Innenraum spürt, erklären wir später. Die Rückleuchten beginnen, wie bei vielen Modellen von BMW, bereits im Seitenprofil und gehen dann ins Heck hinüber. Durch eine leichte Schwingung erscheinen diese recht dynamisch.

Im M-Sportpaket wirkt das Fahrzeug ein wenig kantiger und sportlicher. Im übrigen befindet sich am Heck ein kleiner Spoiler, der ab einer gewissen Geschwindigkeit automatisch ausfährt.

Interieur

Im Innenraum ist der BMW 6er GT einfach Klasse: Zwar ist es prinzipiell erst einmal die gleiche Design-Sprache wie bei den Modellvarianten des 5er, doch das ist gar nicht schlimm. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig und das Infotainmentsystem ist gut ins Gesamtbild integriert, obwohl es auf das Armaturenbrett gesteckt ist. Im 7er BMW wurde ein Touchscreen eingeführt, der auch hier Platz findet – ein guter Schritt, vor allem für den Beifahrer, wenn dieser beispielsweise den Radiosender wechseln möchte. Für den Fahrer ist die Gestensteuerung angenehmer, auch wenn man sagen muss, dass hier ein wenig Feinjustierung gut wäre, denn nicht immer hat diese einwandfrei funktioniert. Im 5er Touring hatten wir es zuverlässiger erlebt. Eine Sprachsteuerung ist ebenfalls möglich und funktioniert erstaunlich gut. Doch trotz der guten Bedienmöglichkeiten ändert es nichts an der eher kleinteiligen und unübersichtlichen Menüstruktur. Das stellt die Konkurrenz aus dem VW-Konzern einfacher dar.

Sehr enttäuscht sind wir von den verfügbaren Bezügen, denn für alle Ausstattungslinien gibt es leider ausschließlich Leder. Die Konkurrenz rund um einen Audi A7 ist hier auch nicht besser aufgestellt als BMW. Mercedes bietet dagegen in der E-Klasse Kunstleder sowie Stoff/Kunstleder und Alcantara/Kunstler-Mischungen an. Und Tesla verwendet im Model S künftig überhaupt keine Tierhaut mehr. Hier müssen die deutschen Hersteller eindeutig nachziehen, wenn sie sich auch als nachhaltig begreifen möchten.

Die Sitzposition ist eher niedrig. Im Fond hat man genug Kopffreiheit, trotz des optionalen Panoramadaches. In der zweiten Sitzreihe haben Menschen bis zu 1,85 Meter ausreichend Platz. Darüber hinaus kommt es immer darauf an, wie groß der (Bei-)Fahrer ist. Generell kann man sagen, dass BMW durchaus das Verhältnis Länge außen zu Platz innen besser hätte nutzen können.

Dafür hat man im Kofferraum erstaunlich viel Platz. Mehrere Bordtrolleys können problemlos transportiert und vor allen Dingen auch eingeladen werden, denn die Ladeöffnung ist kombiartig und damit sehr praktisch. Die Rückbank lässt sich dazu in einem 40:20:40 Split umklappen. Besonders gut ist, dass die Sitze sich recht leicht aufstellen lassen.

Mit Blick auf die Assistenzsysteme sind die City-Notbremse und eine Müdigkeitserkennung serienmäßig mit an Bord. Gleiches gilt für den Parkassistenten, welcher auch eine Rückfahrkamera beinhaltet. Weitere Optionen sind u. a. ein Head-Up-Dipslay, welches direkt in die Windschutzscheibe projiziert wird, das bereits erwähnte Select Beam und die ACC. Apple CarPlay und Wireless Charging oder ein Ambiente-Licht sind weitere nette Zusatzoptionen.

Motoren

Benziner:

630i, 2,0 l 4-Zylinder mit 258 PS
640i, 3,0 l 6-Zylinder mit 340 PS, Allrad (optional)

Diesel:

630d, 3,0 l 6-Zylinder mit 265 PS, Allrad (optional)

Alle Motoren kommen serienmäßig mit einem Automatikgetriebe. Optional kann man auf eine Sport-Automatik upgraden.

Fahrverhalten

Wie lässt sich der erste 6er Gran Turismo fahren? Man merkt direkt, dass es sich um einen BMW handelt, denn er bietet das typisch dynamische Handling. Im Sport-Modus ist die Lenkung dazu noch direkter und es macht Spaß, mit dem 6er GT durch Kurven zu fahren – trotz des hohen Gewichts. Dabei hat man nie das Gefühl, auch nur irgendwie an Grip zu verlieren. An einen kompakteren Dreier kommt die Agilität logischerweise nicht heran. Aber mit vielen kleinen Maßnahmen haben die Ingenieure das Maximum herausgeholt. Im Sport-Modus senkt sich das Fahrzeug um 10 mm nach unten und der Heckspoiler wird ausgefahren. Im Inneren merkt man hiervon eher weniger etwas, außer dass der Motor schneller aufdreht. Genug Power hat der Motor angesichts der verfügbaren PS-Zahlen im getesteten 640i allemal. Bei ambitionierter Fahrweise wird der Verbrauch allerdings auch leicht zweistellig.

Die Übersicht nach vorne und zu den Seiten ist sehr gut. Einzig alleine zum Heck wird es ein wenig enger. Wenn man die optionale 360-Grad-Rundumsicht gewählt hat, so wird man damit kein Problem haben, dennoch hat die Bauform hier einen Nachteil.

Außengeräusche werden sehr gut absorbiert. Das ist vor allem sehr gut, falls man den GT vielleicht als Chauffeur-Fahrzeug nutzen möchte. Hierbei spielt dann auch die Hinterachse des 7er eine sehr wichtige Rolle, denn diese ermöglicht auf der Rückbank eine sehr angenehme und ruhige Fahrt. Generell kann man sagen, dass man im Komfort-Modus mehr als entspannt unterwegs ist, doch gerade das gute Handling und niedrige Sitzposition leiten immer dazu ein, sportlicher zu fahren.

Abmessungen

Länge: 5,09 m
Breite: 2,16 m
Höhe: 1,54 m
Radstand: 3,07 m
Gewicht: 1.950 – 2.010 kg

Fazit: Der neue BMW 6er GT (Gran Turismo) ist insgesamt sehr überzeugend. Das Design ist elegant, und durch die Bauform hat man hier einen guten Kompromiss aus Eleganz und Praktikabilität. Der Verbrauch könnte geringer sein. Nachbesserungsbedarf herrscht bei nachhaltigen Sitzmaterialien. Abgesehen davon ist der Innenraum top verarbeitet und voll gelungen. Das Wichtigste bei BMW: Es macht zudem einfach Spaß, den 6er GT sportlich zu fahren, auch wenn Länge und Gewicht natürlich spürbar sind.

Autogefühl: ****

Text & Fotos: Autogefühl, Michel Weigel

Mehr zum 6er GT auch bei Autophorie.