Neue Mercedes G-Klasse 2018 W464 & G63 AMG

Nach gut 40 Jahren wird der Traditionalist abgelöst, von der neuen Mercedes G-Klasse (W464). Wir haben uns den Kraftkasten bei der Weltpremiere angesehen und berichten auch über den neuen G63 AMG. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Grundsätzlich ist Mercedes dem Erscheinungsbild treu geblieben, das werden auch die bisherigen Kunden honorieren. Eckig, kantig, G-Klasse. Auch die aufgesetzten Blinker sind erhalten geblieben. Runde Elemente finden sich ausschließlich an den Außenspiegeln. Die Rund-Scheinwerfer sind nun mit LED-Technik erhältlich. Auch die „alten“ Türgriffe sind geblieben und die Türen besitzen noch das charakteristische Schließ-Geräusch, das an vergangene Fahrzeuge erinnert. Für die Karosserie kommt weiterhin ein Leiterrahmen zum Einsatz, die Ingenieure konnten allerdings die Verwindungssteifigkeit um 55 Prozent verbessern. In der Länge ist die neue G-Klasse um 5,3 cm gewachsen, zudem ist sie 12 cm breiter geworden. Dabei hat die G-Klasse 170 kg abgespeckt. Denn neben der klassischen Stahlkarosserie bestehen Kotflügel, Motorhaube und Türen aus Aluminium. Gebaut wird die G-Klasse bei Magna Steyr in Österreich.

Beim G63 kann man bis zu 22-Zoll-Felgen bestellen. Dazu kommen AMG-Kühlerverkleidung, Radlaufverbreiterungen, sowie eine seitliche Auspuffanlage mit einstellbarer Abgasklappe.

Interieur

Im Interieur hat sich mehr getan: Hier wartet nun ein modernes Mercedes-Cockpit mit einem großen Infotainment-System, dass sich über den zentralen Dreh-Drück-Regler oder über Daumen-Tasten am Lenkrad bedienen lässt. Die G-Klasse gibt sich innen nun deutlich weniger rustikal.

Basis sind analoge Rundinstrumente, optional steht ein digitales Cockpit zur Verfügung. Rein optisch bilden dann zwei 12,3-Zoll-Bildschirme eine Einheit.
Die Beinfreiheit ist vorne um 3,8 cm, hinten um 15 cm gewachsen. Auch die Freiheit für die Ellenbogen hat jeweils um ca. 6 cm zugelegt. Sitzheizung ist Standard, optional steht eine Sitzmassagefunktion zur Verfügung.

Der G63 AMG erhält Sportsitze sowie ein unten abgeflachtes Sportlenkrad.

Motoren

G500 4,0-Liter-V8 mit 422 PS
9G-Tronic Automatik-Wandlergetriebe
5,9 Sek. von 0 auf 100 km/h

Der Einstiegspreis liegt bei 107.000 Euro. Damit ist die G-Klasse so ziemlich ohne Konkurrenz, denn dieser Preis ist ein reiner Fantasiepreis und spiegelt in keinster Weise die Produktionskosten wider.

G63 4,0-Liter-V8 mit 585 PS
AMG Speedshift TCT 9G-Automatik
4,5 Sek. von 0 auf 100 km/h

Fahrverhalten

Die größte Änderung ist das neue Fahrwerk, wobei vorne eine Einzelradaufhängung und hinten eine Starrachse zum Einsatz kommt. Einen Fahrkomfort wie bei einem modernen Straßen-SUV von Mercedes darf man also nicht erwarten.

In verschiedenen Fahrmodi kann man die Gaspedalkennlinie und Schaltzeitpunkte verändern. Hat man die optionale Adaptiv-Federung gewählt, reagiert auf die Modi auch das Fahrwerk.

Die Geräuschdämmung soll zudem deutlich verbessert worden sein.

Fürs Offroadfahren kann man die Geländeuntersetzung nutzen und alle drei Differenziale zu 100 % sperren. Ist eine der Differenzialsperren aktiviert, springt die G-Klasse in den G-Mode, den Geländemodus. Dabei wird dann weniger geschaltet, um die Traktion zu erhöhen. Die Bodenfreiheit beträgt 27 cm (zum Vorderachsgetriebe), die maximale Wat-Tiefe nun 70 cm, der Böschungswinkel vorne 30 Grad, hinten 31 Grad.

Der G63 AMG kommt mit einer Grundausrichtung von 40:60 Vorderachse/Hinterachse. Beim Vorgänger war die Grundkraftverteilung noch 50:50. Das AMG-Sportfahrwerk mit adaptiver Verstelldämpfung ist straffer ausgelegt. Außerdem wurde die Lenkung progressiver gestaltet.

Abmessungen

Länge: 4,82 m
Breite: 1,93 m
Höhe: 1,96 m
Radstand: 2,89 m
Leergewicht: 2.429 kg

Fazit: Die neue Mercedes G-Klasse ist außen eine behutsame Überarbeitung, innen passt sich das Interieur den modernen Mercedes SUVs an. Fahrtechnisch betont die G-Klasse weiterhin die Offroadfähigkeit, das zeichnet sich von den Straßen-SUVs ab. Dafür muss man aber auch weiterhin mit weniger Komfort rechnen als z.B. bei GLE und GLS. Die G-Klasse bleibt bewusst ein Dinosaurier unter den Fahrzeugen, in vielerlei Belangen unzeitgemäß, überholt, aber von den Fans genau deswegen geliebt. Spätestens scheiden sich die Geister beim Preis, der mit über 100.000 Euro weiterhin aus der Luft gegriffen ist.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Mercedes
Video: Aditya Jayaram & Michel Weigel