Honda Civic Type R Testbericht GT FK8 2018

Die neue Generation des Honda Civic Type R hört auf den Code FK8 und kommt nun mit 320 PS. Schon der Basis-Civic der neuen Generation ist recht sportlich orientiert, was kann also der Type R? Von Thomas Majchrzak

Global gesehen gibt es den neuen Honda Civic (10. Generation) in drei Varianten: als Limousine mit separatem Kofferraum, als Coupé und als Hatch/Schrägheck/Fastback. Basispreis: 20.000 Euro. Hoch geht es bis auf 33.000 Euro. Der Honda Civic Type R beginnt bei 36.000 Euro, bietet aber direkt ein Wunschlos-Glücklich-Paket.





Exterieur

Der neue Honda Civic ist vorne nicht mehr so weit Richtung Straße gezogen, die Vorgänger-Generation schloss optisch mit der Motorhaube sozusagen ganz unten ab, jetzt fließt eine weitere Blickrichtung vom Kühlergrill Richtung untere Schweller. Das verdrängt den bisherigen Van-Look und leitet die neue Designsprache ein, die in Verbindung mit der gewachsenen Länge eher eine Mittelklasse-Limousine andeutet, obwohl der Honda Civic eigentlich im Kompakt-Segment unterwegs ist. Der Honda Civic Type R setzt dem sportlichen Look dabei die Krone auf, mit einer Tieferlegung, breiten Lufteinlässen und noch aggressiveren Formen. Seitlich zeichnet der Honda Civic auch in den Viertürer-Versionen schon ein Coupé-artiges Bild, sehr sportlich und ausdrucksstark. Zurückhaltung ist hier nicht angesagt. Beim Type R kommen sportliche 20-Zoll-Felgen sowie ausgeprägtere Seitenschweller hinzu. Die Rückleuchten spannen ein dramatisches „C“ und sorgen mit dem flachen Heck für einen sportlichen Look. Größte Änderung gegenüber der Vorgänger-Generation ist hier also, dass auch die Hatch-Variante nicht steil hinten abschließt wie die meisten anderen europäischen Kompakt-Wagen, sondern auch schon eine Andeutung der Limousinen-Form zeigt. Der Type R ist von hinten am auffälligsten, zeigt er doch die dreiflutige Sport-Abgasanlage, einen mächtigen Heckspoiler sowie einen markanten Diffusor. Optional ist ein Carbon-Paket verfügbar, das an einigen Stellen Kohlefaser einsetzt, recht teuer für 3.600 Euro fürs Exterieur und 1.600 Euro fürs Interieur – aber Kohlefaser ist eben nicht günstig.

Interieur

Im Innenraum zeigt die neue Generation des Honda Civic keine separat angeordneten Instrumente mehr, sondern eher eine klassische Interieur-Form. Das Infotainment-System wurde überarbeitet, hat nun eine intuitivere Software, so dass man auch in der Kartenansicht einfach wie beim Smartphone mit zwei Fingern rein- und rauszoomen kann. Allerdings ist es etwas umständlich, dass man für die Klima-Bedienung immer erst den entsprechenden Knopf drücken muss, damit man dann im Infotainment-System die Lüftung verstellen kann. Immerhin: Die Temperatur-Regelung ist noch separat, und das über einen qualitativ hochwertigen Knopf. Das Telefon kann man über Bluetooth oder auch übers Kabel dann per Smartphone-Mirroring verbinden. Auch die Rückfahrkamera hat eine akzeptable Auflösung, zudem ist sie durch den Weitwinkel so ausgerichtet, dass man beim Rückwärts-Ausparken aus einer Parkbox sogar Fahrzeuge sehen kann, die sich hinten von der Seite nähern. Zusätzlich warnt ein Ton davor, wenn man die herannahenden Fahrzeuge nicht erkennt.

In der Verarbeitungsqualität gibt es Licht und Schatten. Schön gelöst ist zum Beispiel der seitliche Textilbezug des vorderen Mitteltunnels. Platz für Getränke gibt es reichlich, dazu zwei USB-Ladebuchsen. Auf der anderen Seite finden wir viel dünnes Hartplastik, um die Lenkrad-Höhen/Weiten-Verstellung oder an den Innenseiten der Türen.

Der Honda Civic Type R glänzt mit sportlichen Features: Rot ist die Kontrastfarbe, die sich auf den Alcantara-Sportsitzen wiederfindet, in der Ambiente-Beleuchtung oder an der Innenseite des Lenkrads. Der runde sportliche Metall-Schaltknauf für die Gangschaltung geht in Richtung klassischer Motorsport. Die Sitze sind trotz der sehr sportlichen Ausrichtungen noch bequem. Insgesamt ergibt sich dadurch ein richtiges Racing-Gefühl im Cockpit.

Das Platzangebot ist ausreichend bis knapp unter 1,90 m, im Fond ein wenig weniger als vorne. In puncto Kniefreiheit ist der Klassenstandard erreicht, das funktioniert ebenfalls für vier große Erwachsene. Insgesamt sehr zufriendenstellend und alltagstauglich. Die Magic Seats aus dem Vorgänger sind leider verschwunden, weil der Tank nicht mehr unter den Vordersitzen platziert wurde. Somit hatte man keinen Platz mehr für die hochklappbaren Sitze. Laderaum ist generell dafür aber noch genügend vorhanden. Der Kofferraum fasst 478 Liter und lässt sich einfach erreichen, das ist der Vorteil des Hatch/Fastbacks. Interessant ist auch das Gepäckrollo gelöst, man kann es seitlich öffnen – wieso nicht.

Die Ausstattungslinien beim Civic Type R lauten S, R und GT. Ab R gibt es z.B. LED-Scheinwerfer, 7-Zoll-Touchscreen, Rückfahrkamera, Bluetooth- Freisprecheinrichtung dazu, ab GT bekommt der Screen ein Navi und einen Toten-Winkel-Assistenten. Wir testen hier auch die GT-Variante.

Top: Das Kollisionswarnsystem mit aktivem Bremseingriff und Fußgängererkennung CMBS (Collision Mitigation Brake System) kommt serienmäßig für alle Civic.

Motoren

Im Honda Civic Type R kommt ein 2.0 l 4-Zylinder Turbo mit 320 PS (+10 hp gegenüber Vorgänger) zum Einsatz, auf 100 km/h geht es in ca. 5,7 Sekunden. Dieser Wert liegt übrigens zwischen einem Allrad-Golf-R und einem Golf GTI oder Hyundai i30 N.

Fahrverhalten

Eines ist ganz klar dominierend im Fahrverhalten für dieses Kompakt-Fahrzeug: die Sportlichkeit. Der Honda Civic ist schon als Basisversion so ausgelegt, dass man direkt das Gefühl bekommt, in einem Kompakt-Renner zu sitzen. Der neue Honda Civic liegt wie ein Brett auf der Straße, und dementsprechend macht er auch sportlich Spaß. Dazu trägt auch die direkte aber gleichzeitig natürlich anmutende Lenkung bei. Selbst bei sehr hohen Geschwindigkeiten bleibt das Fahrzeug absolut ruhig im Fahrverhalten und extrem souverän, beeindruckend. Lediglich die Geräuschisolierung kann damit nicht ganz mithalten. Im Honda Civic Type R ist das Fahrwerk deutlich straffer ausgelegt, aber im Comfort Mode gelingt noch der Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort. Trotzdem steht hier ganz klar der direkte Kontakt zur Straße im Fokus. für die, die genau das schätzen. Da ein adaptives Dämpfersystem zum Einsatz kommt, bleibt aber der gewisse Restkomfort. Die Mittelstellung ist dann der Sport-Modus, und Schluss ist beim R Mode, der dann die Federung richtig straff einstellt und auch den Lenkwiderstand erhöht. Zudem ist dann die Gaspedalannahme intensiviert.

Der 2.0 l Turbo-Benziner mit 320 PS und Handschaltung reagiert prompt und fühlt sich puristisch an. Der Schaltknüppel ist extrem kurz und vermittelt somit ein bisschen Rennsport-Flair. Die Schaltvorgänge gehen zügig und geschmeidig. In 5,7 Sekunden geht es auf 100 km/h. Der Motor ist drehfreudig und der Turboboost kommt nicht ruckartig, sondern genau richtig. Der im Vergleich zur Vorgänger-Generation 10 cm längere Radstand sorgt zudem für mehr Stabilität und ein souveräneres Fahrverhalten, ohne Abstriche bei der Agilität zu machen. Nur der Verbrauch ist wie bei allen kleinen Turbomotoren recht hoch. Mindestens 8 l / 100 km. Die Sechs-Gang-Handschaltung bietet übrigens auch ein neues Rev-Matching, bei dem beim Herunterschalten ein Zwischengasstoß gegeben wird, um die richtige Drehzahl zu treffen. Das macht richtig Laune und ist sogar sinnvoll. Man spürt beim Fahren, wie man dadurch z.B. bei Überholmanövern besser vom Fleck kommt.

Abmessungen Honda Civic Type R

Länge: 4,55 m
Breite: 1,87 m
Höhe: 1,43 m
Radstand: 2,69 m
Leergewicht: 1.380 – 1.420 kg

Fazit: Der neue Honda Civic Type R ist aufgrund der neuen Form nicht mehr ganz Hot-Hatch, sondern fühlt sich schon eher an wie eine heiße Mittelklasse. In der Optik vertritt der Type R die Sportlichkeit am kompromisslosesten. Im Interieur warten hervorragende Sportsitze und echtes Rennsportflair. Das Fahrverhalten spricht für sich, großes Kino für alle Racing-Fans, und das vergleichsweise noch bezahlbar.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak

Kommentare sind geschlossen.