Neuer Mercedes Sprinter Weltpremiere

Manche Marken sind so etabliert, dass sie zur Produktbezeichnung werden. So etwas nennt man Deonyme (griechisch Gott + Name), oder man sagt auch generische Markennamen. So ist es auch beim Mercedes Sprinter, denn wenn jemand sagt, dass eine Lieferung oder ein Umzug „mit einem Sprinter“ gemacht wird, muss gar nicht das Mercedes-Produkt gemeint sein, sondern vielleicht einfach die Fahrzeug-Gattung, die Gattung der leichten Nutzfahrzeuge oder Kleintransporter. Für viele Gewerbetreibende und einige Privatleute steht nun ein größerer Wandel an, denn der Mercedes Sprinter geht in die nächste Generation, und zwar ohne die Kooperation mit Volkswagen. VW Crafter und MB Sprinter gehen nun also getrennte Wege. Wie sieht dieser für den Sprinter aus? Von Thomas Majchrzak





Abgesehen vom Fahrzeug selber soll die dritte Mercedes Sprinter Generation eine neue Dienstleistungsphilosophie bei Daimler Vans einführen. Es geht um Softwarelösung für Kunden, die die Fahrzeugflotte vernetzen. Dazu gibt es den neuen Dienst Mercedes Pro, der z.B. die Wartungsintervalle der Flotte im Blick hält, langfristig aber noch viel mehr bieten soll. Die Flottenmanager sollen jederzeit alles im Blick halten können und in Kontakt mit den Fahrern bleiben. Ein mögliches Szenario sind z.B. Routenänderungen und Optimierungen im Alltag. Eine Voraussetzung dafür ist die Verankerung der Internetanbindung in der Fahrzeug-Hardware.

Basispreis des neuen Sprinter ist 20.000 Euro netto (zzgl. Mwst.).

Exterieur

Mit der neuen Generation will Mercedes Vans noch mehr Karosserievarianten, Radstände und Ladehöhen anbieten. An grundsätzlichen Varianten stehen zur Verfügung: Kastenwagen, Tourer, Pritschenwagen, Fahrgestell, Bus, Triebkopf. Gut die Hälfte aller Sprinter erhält Spezialaufbauten, dabei kommen dann Unternehmen ins Spiel, die sich auf die jeweilige Aufbauart spezialisiert haben, etwa für Wohnmobile.

Im Design zeigt der Sprinter eine etwas spitzere Schnauze sowie horizontaler gezogene Leuchten, Basis Halogen und optional sogar mit Voll-LED.

Interieur

Auch im Innenraum will Mercedes mit der neuen Generation mehr Flexibilität bieten. Zu den Highlights zählen neue ergonomisch geformte Sitze, Keyless-Start und eine verbesserte Klimaanlage. Zudem stehen mehr Ablagen zur Verfügung.

Die neuen Sitze machen in der Tat einen sehr bequemen Eindruck, zeichnen sich insbesondere durch die weiche Polsterung aus – und das auch schon die Basis-Sitze. Optional kann man Elemente ordern, die den Sitz besser anpassen, etwa eine manuelle Verstellung der Sitzlänge, der Sitzhöhe vorne oder im High-End-Trim die elektrische Verstellung.

Beim Thema Bedienung und Infotainment gibt es vier Varianten: Basis ohne alles, zweite Stufe ein Radio, dritte Stufe ein größerer Digitalscreen zwischen den Instrumenten plus ein zentrales Infotainmentsystem, höchster Ausbaustufe das 10,25 MBUX, das neue Mercedes Infotainmentsystem. Die Displays funktionieren nun auch per Touch, der Fahrer kann ferner am Lenkrad auf kleine Daumen-Touchknöpfe zurückgreifen. Das MBUX ist dann auch Voraussetzung für ausgedehnte Flottendienste, etwa Life Traffic Re-Routing.

Neu ist ferner die Aufrüstung der Sicherheitsfeatures, etwa eine selbstreinigende Rückfahrkamera mit Bild im Innenspiegel und ein Regensensor. Ebenso zur Verfügung stehen Distronic (Adaptiver Tempomat), Bremsassistent und Spurhalteassistent.

Hier zeigen wir einmal den Innenraum eines Kastenwagens und einmal den Sprinter Tourer mit einem 2-2-3 Sitz-Setup im Laderaum für einen komfortablen Reisedienst. Das Maximum-Setup wäre 19 Personen plus Fahrer. Für jede Sitzreihe sind USB-Lader verfügbar. Das maximale Ladevolumen liegt bei 17 m3, die Tonnage reicht von 3,0 bis 5,5 Tonnen.

Sprinter Kastenwagen

3,980 m2 bis 7,606 m2 Ladefläche
7,8 m3 bis 17,0 m3 Ladevolumen
2.732 mm bis 4.810 mm Laderaumlänge bodennah
1.787 mm maximale Laderaumbreite
1.719 mm bis 2.243 mm Laderaumhöhe
Mehr als 3.000 kg maximale Zuladung in der Gewichtsvariante mit 5.500 kg
Platz für bis zu sieben Europoolpaletten.

Sprinter Pritsche
5,8 m2 bis 9,2 m2 Ladefläche i. V. m. Standardfahrerhaus
4,3 m2 bis 7,7 m2 Ladefläche i. V. m. Doppelkabine
2.858 mm bis 4.308 mm Pritschenlänge i. V. m. Standardfahrerhaus
2.128 mm bis 3.608 mm Pritschenlänge i. V. m. Doppelkabine
2.035 mm bis 2.135 mm Pritschenbreite
403 mm Bordwandhöhe
Mehr als 3.000 kg maximale Zuladung in der Gewichtsvariante mit 5.500 kg
Platz für bis zu acht Europoolpaletten.

Motoren

3,0 Liter 6-Zylinder Diesel mit 190 PS
2,1 Liter 4-Zylinder Diesel mit 114, 143, 163 PS (Heckantrieb)
2,1 Liter 4-Zylinder Diesel mit 114, 143, 177 PS (Frontantrieb)

Alle Diesel kommen mit SCR-Kat. Die AdBlueTankkapazität steigt im Vergleich zur Vorgänger-Generation von 18 auf
22 Liter.

Anfang 2019 folgt der eSprinter, das rein elektrische Modell.

Fahrverhalten

Den Sprinter wird es nun auch mit Frontantrieb geben. Somit gibt es dann drei Antriebskonzepte, Vorderradantrieb, Heckantrieb, Allrad. Der Vorteil der neuen Frontantriebsvariante: 50 Kilogramm mehr Nutzlast und eine um 8 cm niedrigere Ladekante. Ferner gibt es für diese neue Version auch eine 9-Gang-Wandlerautomatik, die mehr Komfort und Effizienz in das Kleintransporter-Gewerbe bringt. Standard ist ein neues 6-Gang-Schaltgetriebe, das ohne Vibrationen am Schalthebel auskommt. Fahrzeuge mit zuschaltbarem Allradantrieb werden überwiegend von den Hinterrädern angetrieben. Im Allradmodus verändert sich die Kraftverteilung: 35 Prozent des Drehmoments werden an die Vorder- und 65 Prozent an die Hinterachse geleitet.

Daimler verspricht den Kunden gesenkte Total Costs of Ownership (TCO). So wurden Reibungen im Motor und an den Reifen reduziert und die Karosserie stärker verzinkt. Im Hibernation Mode kann der Sprinter bei einer längeren geplanten Betriebspause (z.B. Fahrzeugüberwinterung) in einen Winterschlaf versetzt werden, der Energieverbrauch wird
auf ein Minimum reduziert. Wird der Hibernation Mode aufgehoben, soll sich der Sprinter auch nach längeren Standzeiten ohne Mühe starten lassen.

Bei den Wartungsintervallen ist für die Sprinter-Varianten mit Dieselmotor und Heckantrieb eine maximale Laufleistung von 60.000 Kilometern oder höchstens zwei Jahren vorgesehen (in den europäischen Märkten). Der neu eingeführte Fronttriebler fährt nach maximal 40.000 Kilometern oder ebenfalls höchstens zwei Jahren zum Service.

Fazit: Der neue Mercedes Sprinter wurde optisch etwas aufgefrischt, ansonsten zählt hier form follows function. Im Innenraum hat sich dagegen deutlich mehr getan, hier geht es von Basis (aber schon bequem) bis hin zur Luxus-Ausstattung mit High-Tech-Screen für Navi und Flotteninferface. Im Laderaum gibt es nun noch mehr Flexibilität. Zentral wird der neue Frontantrieb sein, der Ladehöhe senkt und die Kosten niedriger hält.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel