Mercedes CLS Fahrbericht CLS 53 AMG neu 2018

Der neue Mercedes CLS (Baureihe 257) führt das Thema des viertürigen Coupés bei Mercedes fort. Große Sicken und Kanten sind im Design verschwunden, die Klarheit soll dominieren. Während der CLS sich in der Plattform bei der Mercedes E-Klasse bedient, kommen auch viele Elemente aus der S-Klasse zum Einsatz, z.B. im Innenraum. Wie fügt er sich zwischen den beiden Klassen ein? Wir schauen uns den kraftvollen Mercedes-AMG CLS 53 an – mit dem neuen Mild-Hybrid. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Der neue Mercedes CLS sieht deutlich kräftiger und sportlicher aus. Der Frontgrill erinnert an den Mercedes-AMG GT, er ist nämlich unten breiter als oben. So ist auch der gesamte Eindruck der Front, das Auto verbreitert sich zunehmend Richtung Straße. In der AMG-Line erhält der neue CLS den Diamant-Pin-Kühlergrill. Im Night-Paket sind Kühlergrill und Spiegelkappen schwarz-glänzend. Als AMG 53 zeigt der Kühlergrill eine doppelte waagerechte Finne. Bei den Scheinwerfern kommt der CLS in Serie mit LED, optional stellen die Multibeam-LED-Scheinwerfer die Spitze dar, sie geben bei Dunkelheit bis zu 650 Meter Sicht. Mit einer Länge von 4,98 m ist der Mercedes CLS etwas länger als eine E-Klasse Limousine oder Kombi (4,92 m) und fast genau so lang wie die Langversion der E-Klasse (4,99 m). Die S-Klasse beginnt bei 5,11 m. Im Design zeigt der CLS hier keine klaren Kanten und Sicken mehr, sondern eher ein einheitliches Design mit einer kleinen Rundung auf Höhe der Türgriffe. Die schlichte Eleganz soll dominieren. interessant ist dabei, dass sich die Front im seitlichen Blick etwas nach vorne neigt, die Haifisch-Schnauze. Charakteristisch für den CLS ist natürlich die Coupé-Rundung an den hinteren Scheiben. 18-Zoll-Felgen sind serienmäßig, 19″ und 20″ sind ferner verfügbar. AMG-Line und CLS 53 AMG kommen mit 19 Zoll. Die Rückleuchten sind nun noch stärker in die Waagerechte gezogen, sie werden vom Kofferraumdeckel unterbrochen. Im CLS 53 kommt ein kleiner Heckspoiler hinzu, der aber das ansonsten sehr flüssige Design unterbricht. Der Basispreis des neuen Mercedes CLS: 68.000 Euro, der AMG 53 wird gegen 80.000 Euro gehen.

Interieur

Im Innenraum bedient sich der Mercedes CLS nicht nur der E-Klasse, sondern holt sich auch Inspirationen von der S-Klasse, zum Beispiel beim Lenkrad. Auf Wunsch lässt sich das Cockpit mit den zwei bekannten Widescreens ausrüsten. Los geht es mit analogen Instrumenten links und einem kleinen Digital-Display in der Mitte. Rechts kommt bereits das 12,3″ Display für alle Infotainment-Funktionen. Für gut 2.000 Euro kann dieses mit dem Comand Navigations-System ausgerüstet werden. Und für 1.000 Euro noch mal extra gibt es dann das Doppel-Widescreen-Setup. Das Ambientelicht kann bis zu 64 verschiedene Farben darstellen. Tolles emtionales Element: Erstens sind die Lüftungsdüsen ebenfalls beleuchtet, zweitens zeigen sie an, wenn man die Temperatur ändert – rot oder blau für wärmer oder kälter, vielleicht eine Spielerei, aber leider geil. Sinnliche geschwungene Formen ziehen sich durch das Interieur. Als Dekor-Leisten stehen Klavierlack, Aluminium, Carbon sowie vier verschiedene Holz-Arten (2x matt, 2x glänzend) zur Verfügung. Endlich hat Mercedes auch auf den vielfachen Kundenwunsch bei der E-Klasse reagiert, die Dekorleisten für die Mittelkonsole ändern zu können, in denselben Tönen wie die horizontalen Zierleisten.

Löblich: Als Basis-Ausstattung steht eine Mischung aus Stoff und Kunstleder zur Verfügung. So kann man den Basispreis niedrig halten, den besten Klimakomfort Sommer wie Winter genießen und auch zur Nachhaltigkeit beitragen. In der AMG-Line und beim CLS 53 AMG ist die Mischung Mikrofaser Dinamica / Artico. Der AMG 53 kommt ferner mit einem Sportlenkrad mit Dinamica im Griffbereich.

Auf den vorderen Sitzen haben wir, zumindest im CLS 53, weniger Komfort als z.B. in einer E-Klasse. Wir vermuten, dass dies auch am straffen Echtleder-Sitzbezug liegt, ein Grund mehr, die Stoff-Innenseite zu wählen. Somit sind wir überraschenderweise mit dem Langstreckenkomfort der Sportsitze – auf hohem Niveau – nicht ganz zufrieden.

Über Lenkrad, Vordersitze und Fondsitze lässt sich im Prinzip alles beheizen. Aber hier verfolgt Mercedes auch wieder die Strategie, dass das Fahrzeug in der Basisversion weitgehend nackt kommt. Ein sehr teures Extra ist das Burmester High-End 3D-Surround-Soundsystem für fast 6.000 Euro. Allerdings bietet dieses auch mit den besten Sound in der Industrie.

Größter Nachteil im Mercedes CLS ist der Kopfraum, denn durch das flache Design bleibt hier auf den hinteren Sitzen nicht viel übrig. Große Erwachsene können in puncto Kniefreiheit hinten sitzen, beim Kopfraum geht es so gerade noch, wenn man sich nach hinten lehnt. Langstrecken sind so aber nicht zu empfehlen. Die Rückbank lässt sich umklappen, allerdings ist das a) optional und b) muss man erst im Kofferraum entriegeln und dann die Sitze vom Fond aus umklappen. Der Kofferraum ist separat, das ist z.B. ein großer Nachteil gegenüber dem Konzept des Audi A7, wo eine große Heckklappe zur Verfügung steht, damit sich der Laderaum kombiartig beladen lässt.

Motoren

3,0 Liter 6-Zylinder Benziner-Hybrid mit 367 PS + 22 PS (CLS 450 4MATIC)
Beschleunigung, 0–100 km/h in 4,8 s

3,0 Liter 6-Zylinder Benziner-Hybrid mit 435 PS + 22 PS (AMG CLS 53 4MATIC+)
Beschleunigung, 0–100 km/h in 4,5 s

3,0 Liter 6-Zylinder Diesel mit 286 PS (CLS 350 d 4MATIC) oder 340 PS (CLS 400 d 4MATIC)
Beschleunigung, 0–100 km/h in 5,7 s bzw. 5,0 s

Fahrverhalten

Der CLS ist dafür bekannt, eine gute Geräuschdämmung zu besitzen. Noch ruhiger wird es mit dem optionalen Akustik-Paket, das auch in unserem Testwagen verbaut ist. Man gleitet so dahin, egal, was für ein Wetter draußen ist.

Zum Vergleich: Mit dem 3-Liter-V6 im neuen Audi A7 hatten wir 11 l / 100 km verbraucht. Nun fahren wir den 3-Liter-R6 im neuen Mercedes CLS. Zwischen 450 und 53 AMG besteht powermäßig kein großer Unterschied, nur 0,3 Sekunden schneller ist der AMG auf 100 km/h. Oder anders ausgedrückt: Bereits der 450er ist sehr fix, unter anderem auch durch den EQ-Boost, wie Mercedes die Kraftunterstützung des Elektromotors nennt. Wenn man im CLS 53 auf das Gaspedal drückt, macht sich der ansonsten sehr ruhige Motor bemerkbar und grollt etwas, ohne es aber zu übertreiben. Der CLS will immer elegant bleiben. Positiv: Man kann bei ruhiger Fahrweise minimal einen Verbrauch von 8 l / 100 km erreichen, realistisch sind Werte gegen 9 l / 100 km, es sei denn, man drückt ständig drauf. Insgesamt sorgt der CLS allerdings dafür, auch als AMG, dass man sich eher entspannt und „fahren lässt“.

Im Schubbetrieb ist der Mild-Hybrid dafür da, das Segeln zu unterstützen, also wenn der Wagen rollt und kein Sprit verbraucht wird. Außerdem unterstützt die Kraft aus der Batterie beim Anfahren, und das Anfahren verbraucht bekanntlich besonders viel Sprit. Offensichtlich funktioniert dieses System hier etwas besser als bei Audi.

Basis ist das Fahrwerk mit selektiven passiven Dämpfern. Für knapp über 2.000 Euro kann man das Luftfederungssystem Air Body Control wählen. Der Mercedes-AMG CLS 53 kommt serienmäßig mit Luftfederung, die allerdings auf AMG getrimmt ist, heißt: straffer. Der Sinn ist begrenzt, denn man verspielt den Vorteil eines schwebenden Gefühls, es fühlt sich also nicht mehr so an wie eine Luftfederung. Unser Tipp: Wer Komfort und Eleganz im CLS schätzt, nimmt den 450er, also nicht den AMG, und dann die normale Luftfederung.

Abmessungen

Länge: 4,98 m
Breite: 1,89 m
Höhe: 1,40 m
Radstand: 2,93 m

Fazit: Der neue Mercedes CLS ist vorne und hinten frecher und schnittiger designed, in der Seite dagegen dominiert die neue simplistischere Formensprache ohne große Kanten und Sicken. Das Interieur sorgt für einen Wow-Effekt und spricht in der Verarbeitung für sich. Großes Kino ist die Ambientebeleuchtung, die sich über die Lüftungsdüsen erstreckt. Zusammen mit dem optionalen Soundsystem wird der CLS zwar schnell teurer und teurer, aber Ambiente plus Musik-Sound plus Geräuschdämmung erzeugen ein Wohlfühl-Paket. Das Platzangebot ist aufgrund des Design-Fokus sehr eingeschränkt, gerade im Fond. Leistung gibt es satt, auch mit dem neuen internen Hybrid-System. Der Verbrauch geht runter, das kann sich sehen lassen. Beim CLS 53 AMG werden einige Vorteile des CLS verspielt, da muss man die sportliche Ausrichtung klar mögen.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel