BMW X4 Fahrbericht 2018 G02 M40d vs xDrive30i

Nach dem BMW X3 folgt nun die SUV-Coupé-Variante in der neuen Generation, der neue BMW X4, bei dem BMW eine stärke Differenzierung zum X3 geschafft haben will. Das haben wir uns ausführlich angesehen, auf der Straße und sogar auf der Rennstrecke, und wir vergleichen den starken Diesel M40d mit dem Beststeller-Benziner xDrive30i. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Der Einstiegspreis liegt knapp 5.000 Euro oberhalb des BMW X3, bei gut 50.000 Euro. Allerdings kommt der X4 auch direkt mit etwas mehr Serienausstattung als der X3. Somit ergibt sich auch im Vergleich zur Vorgänger-Generation keine Preiserhöhung, obwohl es auf den ersten Blick so aussieht. Nichtsdestotrotz ist der X4 natürlich kein günstiges Unterfangen, mit einem stärkeren Motor und etwas an Ausstattung kann man 70.000 Euro locker knacken.

Die Frontleuchten sind nun stärker in die Waagerechte gezogen. Diese kommen serienmäßig mit LED. Optional bekommt man auch adaptive LED-Leuchten. In Verbindung mit dem M-Sportpaket wirkt die Front kantiger und aggressiver. Der rote M40d trägt das M-Sportpaket mit dunklen Akzenten, der graue xDrive30i hat die xLine Ausstattung mit mehr Chrome und mehr Eleganz.

In der Länge ist der neue BMW X4 um gut 8 cm gewachsen. Im Gegensatz zum BMW X3 zeigt der X4 den coupéhaften Heckabschluss und ist in der Tat auch ein paar cm niedriger. Der Radstand beträgt in beiden Fällen 2,86 m. Zur Serienausstattung zählen 18-Zoll-Felgen (Basis und Advantage). Für xLine, M Sport und M Sport X gibt es dann 19 Zoll standardmäßig. Die Testwagen hier zeigen 20 Zoll. Optional kann man diese auf bis zu 21 Zoll vergrößern, wie hier beim weißen X4 mit M Performance Parts zu sehen. Basis, Advantage und xLine kommen mit Radhäusern in Crossover-Plastik-Look in Schwarz, M Sport X hat graue Radläufe, M Sport kommt mit Radhäusern in Wagenfarbe.

Das Heck wurde beim X4 am stärksten verändert gegenüber dem Vorgänger, vor allen Dingen ergibt sich das aus den nun waagerecht gezogenen Rückleuchten. Dies verstärkt optisch auch den kleinen Heckspoiler.

Interieur

Serienmäßig bekommt man in der neue Generation des BMW X4 in Deutschland Stoffsitze (Basis und Advantage), alle anderen Linien erhalten die Mischung Stoff/Leder. Hier hätte man außen an den Sitzen auch Kunstleder verwenden können. Letzteres „Sensatec“ ist allerdings als hochwertiger Armaturenbrettbezug optional erhältlich. Auf den Fotos sind die optionalen Tierhaut-Bezüge gezeigt. Die Dekorleisten kann man entweder in Aluminium oder in verschiedenen Holz-Varianten halten. Das Interieur im BMW X4 ist generell wenig futuristisch, sondern eher klassisch und bodenständig und lehnt sich an den X3 an. Man kann die meisten Funktionen weiterhin über normale Knöpfe bedienen. Eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung ist serienmäßig. Das Infotainmentsystem in der Mittelkonsole startet bei 6,5 Zoll kann optional auf 10,25 Zoll vergrößert werden. Das System arbeitet zwar recht schnell, ist jedoch nicht unbedingt intuitiv, die Menüstruktur teilweise zu tief. Dafür ist die Darstellung super, die Navisoftware zuverlässig und die Rückfahrkamera knackig scharf und bewegt sich sogar etwas mit den Lenkbewegungen mit. Den Bildschirm kann man mittels des Drehknopfes in der Mittelkonsole, Touch, Gesten und Stimme bedienen. Die Gesten-Funktion ist dabei vor allem für den Fahrer eine weitere Möglichkeit, um z. B. die Musik lauter oder leiser zu stellen.

Die Instrumente links starten analog in der Basisvariante, darüber hinaus gibt es einen Analog/Digital-Mix, bei dem die äußeren Teile analog sind und die Innenseite digital. Top-Ausstattung sind Voll-Digital-Instrumente in 12,3 Zoll. Nice to have, aber kein Must have.

Platz ist vorne für große Menschen ausreichend, auch wenn das Panoramadach verbaut ist. Die Basis-Sitze bieten mehr Bewegungsfreiheit, die M Sport Sitze schränken im Hüftbereich etwas ein, das muss man mögen. Im Fond ergibt sich durch den Längenzuwachs auch mehr Beinfreiheit, fast 3 cm mehr. Dadurch kann man nun bequem mit vier großen Erwachsenen reisen. Auch die Kopffreiheit hat sich verbessert, so muss man nur wenig Abstriche machen, obwohl das Coupé-Dach von außen scheinbar herunterfällt.

Die Rückbank lässt sich serienmäßig in einem 40:20:40 Format umklappen. Die Ladeöffnung bleibt praktisch, aber in der Höhe muss der X4 natürlich gegenüber dem X3 Abstriche machen. Immerhin bleibt mehr Platz als beim Vorgänger, nun 525 bis 1.430 Liter, 25 bzw. 30 Liter mehr. Die elektrische Heckklappe ist serienmäßig, optional auch zu öffnen mit einer Fußgeste.

Optional gibt es die elektronische Dämpfer Control, ein Panoramadach, Apple CarPlay (sogar wireless), einen W-Lan-Hotspot, Wireless Charging, Ambiente-Beleuchtung und eine Akustikverglasung, welche die Außengeräusche bei der Fahrt sehr gut reduziert – hierzu mehr im Fahr-Teil. Außerdem noch ein Head-Up-Dipslay. Von Haus aus gibt es den BMW X4 mit einer City-Notbremsfunktion – das ist löblich. Optional kann man noch folgende Systeme hinzufügen:

– ACC
– Fernlichtassistent
– Spurverlassens- und wechselwarnung
– Querverkehrswarnung
– Parkassistent (inkl. Rückfahrkamera)

Motoren

xDrive20i: 2.0 Liter R4, 184 PS
xDrive30i: 2.0 Liter R4, 252 PS
M40i xDrive: 3.0 Liter R6, 360 PS (4,8 Sek. 0-100 km/h)

xDrive20d: 2.0 Liter R4, 190 PS
xDrive25d: 2.0 Liter R4, 231 PS
xDrive30d: 3.0 Liter R6, 265 PS
M40d xDrive: 3.0 Liter R6, 326 PS (4,9 Sek. 0-100 km/h)

Das „i“ steht bei BMW immer für Benziner und „d“ für Diesel. Außerdem kann man an dem „xDrive“ erkennen, dass alle Motorisierungen serienmäßig Allrad mit an Bord haben werden. Standard ist auch eine 8-Gang-Automatik.

Alle Motoren kommen mit Partikelfiltern, auch die Otto-Motoren, zumindest in Europa. Die Diesel haben zusätzlich einen SCR-Kat.

Fahrverhalten

Zunächst fahren wir den XDrive30i, den 2.0 Liter Vierzylinder-Benziner mit 252 PS. Für das Fahrzeug ist man damit ausreichend motorisiert, in 6,3 Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h. Der Motor fühlt sich kultiviert an und bietet immer genügend Leistungsreserven. Im Testverbrauch können wir mit ruhiger Fahrt mit Cruise Control sogar 7 l / 100 km erzielen, für einen Benziner in einem großen SUV ist das wirklich beachtlich. Wenn man das Gaspedal stärker benutzt, geht es hinauf in Richtung 9 l / 100 km. Der neue BMW X4 zeichnet sich auch dadurch aus, dass er, gerade mit optionalem Akustikpaket deutlich leiser im Innenraum ist als der Vorgänger. Auch bei ca. 100 km/h bleibt der X4 ruhig und entspannt. Das optionale adaptive Fahrwerk, das wir testen, gleicht zudem Bodenwellen sehr gut aus – nur bei Schlaglöchern merkt man die sportliche Ausrichtung. Denn schon das Basis-Fahrwerk des X4 ist zu vergleichen mit dem M Sport-Fahrwerk aus dem X3. Das adaptive Fahrwerk hat ebenfalls eine sportlichere Ausrichtung, stärker dann natürlich noch, wenn man den Fahrmodus in Sport setzt. Die Lenkung ist leichtgängig, fühlt sich aber noch natürlich an. Für den X4 hat BMW eine progressivere Variante gewählt, damit man weniger Lenkeinschlag benötigt.

Im weiteren Test fahren wir den M40d, den starken 3.0 Liter Sechszylinder-Diesel mit 326 PS. Hier hat man Leistung und Drehmoment satt. Natürlich verstärkt sich der Effekt, wenn man den Sport-Modus aktiviert hat. In den Kurven liegt der X4 nahezu perfekt für ein SUV, das erfahren wir auch auf der Rennstrecke. Zusammen mit drei Einstellungen des elektronischen Stabilitätsprogramms verändert sich auch die Einstellung des Sperrdifferenzials an der Hinterachse. Die DSC nimmt sich also zurück, während das Sperrdifferenzial stärker agiert. Der Allradantrieb hat zudem eine Hecklastigkeit, bei stetiger Fahrt werden fast nur die Hinterräder angetrieben, bei Bedarf wird auch Drehmoment nach vorne geschickt. Und so kann man mit deaktiviertem DSC (ganz deaktivieren ist nicht für die Straße gedacht) auch das Heck beim Herausbeschleunigen etwas herumziehen.

Auf einer Überlandtour mit konstanten Geschwindigkeiten können wir den M40d durchaus sparsam fahren und erreichen 6 l / 100 km. Bei mehr Stadtanteil oder mehr Beschleunigungen wird das etwas höher sein. Der Verbrauch geht aber noch in Ordnung, beide Motorvarianten haben insgesamt einen für die Fahrzeuggröße und für das Gewicht niedrigen Verbrauch gezeigt.

In puncto Übersicht hat der BMW X4 einen Nachteil gegenüber dem X3, gerade nach schräg hinten. In den meisten Situationen kommt man dennoch problemlos zurecht. Falls es dann doch einmal enger wird, so hilft die optionale 360-Grad-Rundumsicht.

Abmessungen

Länge: 4,75 m
Breite: 1,91 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,62 m
Radstand: 2,86 m
Leergewicht: 1.795 – 1.970 kg

Fazit: Der BMW X4 hat sich insbesondere am Heck verändert, wirkt dadurch noch etwas breiter. Im Interieur ist die Verarbeitungsqualität erste Sahne – und mit dem X4 muss man auch wenig Kompromisse machen, außer in der Höhe des Kofferraums im hinteren Bereich. Technologisch wurde hier und da nachgefeilt, wie schon beim X3 sind viele kleine Elemente evolutionär verbessert worden. Der X4 hat in beiden Richtungen, Komfort und Sportlichkeit, zugelegt.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak