Volkswagen Touareg Test 2019

Der Volkswagen Touareg ist nun in der dritten Generation erhältlich. Wir haben den neuen Touareg getestet. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Der Touareg III zeigt ein breites Grinsen, der Kühlergrill ist deutlich größer und formt eine Einheit mit den (LED-)Leuchten. Es geht in der Tat serienmäßig mit LED los, optional sind dann die Matrix-LED-Leuchten, die auch das Fernlicht mit abdecken. Der Böschungswinkel vorne wie hinten beträgt 31 Grad mit dem Standard-Stahlfahrwerk. Mit dem optionalen Luftfahrwerk kann man sich offroad 7 cm höher pumpen. Im Seitenprofil wird durchaus mit harten Kanten und Sicken gearbeitet, der neue Touareg zeigt deutlich mehr Kante als der eher runde Vorgänger. Die Verwandtschaft mit dem Audi Q7 wird klar, schließlich nutzen sie dieselbe Plattform, wie auch der Porsche Cayenne. Felgen gibt es von 18 bis 21 Zoll. Mit 4,88 m ist der neue Touareg um 8 cm gewachsen, also nicht weltbewegend. Er stellt im Dreier-Ensemble immer noch den kürzesten Kandidaten dar, wenn auch nur geringfügig kürzer als der Cayenne (4,92 m). Der Audi Q7 liegt übrigens bei 5,05 m. Das Gewicht des Touareg konnte um gut 100 kg reduziert werden. Die Ausstattungslinien hören, neben der Basis-Version, auf die Namen Atmosphere, Elegance und R-Line. Basis zeigt schwarze Plastikspoiler, Atmosphere und Elegance tragen viel Chrom, die R-Line schließlich ist sportlicher designed und trägt auch die Radhäuser in Wagenfarbe anstatt schwarzem SUV-Kontrast.

Interieur

Das neue Interieur ist zum einen aufgeräumter und noch hochwertiger zum anderen auf Wunsch durchdigitalisiert. Große digitale 12,3“ Instrumente, daneben ein maximal 15 Zoll großer Touchscreen im horizontalen Format. Fast alles wird dann über den Screen gesteuert. Nur ein Dreh-Rädchen für die Lautstärke in der unteren Mittelkonsole, das hätten sich die Kunden gewünscht. Basis-Setup sind allerdings analoge Instrumente links und ein 9,2“ Screen (bekannt aus dem Golf Facelift) rechts. In diesem Fall behält man auch analoge Temperatur-Regler. Im Top-Setup ist die Temperatur-Verstellung zwar digital, aber für eine digitale Einstellung kann man diese recht gut wahrnehmen, weil die Temperatur-Verstellung immer an derselben Stelle bleibt. Per Sprachbedienung kann man die Temperatur allerdings leider nicht einstellen, schade, in vielen anderen großen Luxus-Autos aus dem Konzern (z.B. Audi A6) geht das jetzt. Wir raten sogar dazu, beim kleinen Infotainment-Screen zu bleiben, weil dieser unkomplizierter ist. Denn bislang finden wir, dass die VW-Navis am besten zu bedienen sind: klar, strukturiert, intuitiv. Das neue große System für den Touareg ist an manchen Stellen etwas zu kompliziert.

Ebenfalls hinzu kommt die HUD-Option, hier sieht man dann Geschwindigkeit & Co. direkt im Sichtfeld des Fahrers. Ein weiteres technisches Highight ist der Nachtsicht-Assistent, der auch Personen erkennt und diese nochmals gelb markiert. An Audio-Systemen bekommt man maximal das Dynaudio-System mit 14 Lautsprechern.

Die Verarbeitungsqualität setzt Maßstäbe, der Innenraum ist insgesamt sehr vergleichbar mit dem des Audi Q7. Auf allen Plätzen hat man mehr als genügend Platz, auch als große Person. Die Sitzposition ist stets aufrecht, der Touareg bleibt ein Komfort-König. Die Basis-Sitze kommen mit Stoff, was wir auch empfehlen für die beste Preis-Leistungs-Bilanz und den besten Klima-Komfort. Optional stehen so genannte Komfort-Sitze zur Verfügung, deren Außenwangen etwas stärker ausgeprägt sind; diese sind dann nur noch mit Tierhaut-Bezug erhältlich – nicht mehr zeitgemäß. Die optionale Sitzlüftung dafür ist nicht besonders kräftig im Gebläse. Basis Stoff ist also wirklich am besten.

Im Fond sitzt man besser als in jeder Luxuslimousine, die Rückenlehne kann man hier im Winkel verstellen. Zudem lässt sich die Rückbank um 16 cm vor- und zurückverschieben, so kann man mehr Beinfreiheit oder mehr Kofferraum erzeugen. Das Kofferraumvolumen beträgt dann 810 l, die Sitze kann man sowohl vom Fond als auch vom Kofferraum aus umklappen. Das Gepäckraumrollo fährt praktisch zusammen mit der Heckklappe auf und zu.

Bei den Ausstattungslinien ist es so, dass R-Line sportliche Akzente bei Sitzen, Lenkrad und Dekor (Alu-Carbon-Look) setzt. Elegance hat einen gedeckteren Alu-Look, bei Atmosphere kommt Naturholz zum Einsatz sowie hellere Farben.

Motoren

Benziner
3,0 l V6 TSI mit 340 PS

Plugin-Hybrid
2,0 l Vierzylinder TSI mit 367 PS Systemleistung (für China, ab 2019 vermutlich weltweit, aber noch nicht bestätigt)

Diesel
3,0 l V6 TDI mit 231 oder 286 PS
4,0 l V8 TDI mit 421 PS

Alle Motoren kommen mit Partikelfiltern, die Diesel zudem mit SCR-Klärung.

Fahrverhalten

Wir fahren den 3,0 l V6 TDI, der in Europa die Markteinführung bestimmt. Mit dem großen Hubraum ist dieser laufruhig und kultiviert, solange man ihn gemächlich fährt. Auch der Verbrauch kann sich mit gut 8 l / 100 km sehen lassen. Mit Tempomat auf der Autobahn kann man auch gen 7 l / 100 km kommen, bei viel Stadtverkehr oder einem schweren Gasfuß geht es gen 9 l / 100 km. Lediglich die Verzögerung beim Einsetzen des Turbos kann beim Performance-Fahren stören, auch Turboloch genannt. Dafür reagiert der neue Touareg noch feinfühliger auf verschiedene Fahrmodi. Und so kann man das gefühlte Turboloch quasi ausschalten, indem man in den Sport-Modus geht. Denn häufig ist das gefühlte Turboloch auch nur die Zeit, die das Fahrzeug z.B. 2 Gänge auf einmal herunterschaltet, wenn man einen Kickdown macht. Im Sport-Modus ist man dagegen schon in einem niedrigeren Gang und die Gänge werden höher ausgedreht.

Geschaltet wird immer über eine 8-Stufen-Automatik von ZF. Optional steht wieder eine Luftfederung zur Verfügung. Diese wird z.B. straffer, wenn man im Sport-Modus unterwegs ist, auch die Lenkung passt sich an. Die Luftfederung bietet einen tollen Komfort, bequemer kann man kaum unterwegs sein. Das Grund-Setup ist etwas straffer als bei der Vorgänger-Generation. Wie schon der Q7 erhält der Touareg optional als weitere Ausbaustufe eine aktive Wankstabilisierung, die durch das 48-Volt-Bordnetz ermöglicht wird. Das hält den Touareg in den Kurven aufrechter, sehr aufrecht sogar. Da fühlt sich ein aktueller Touareg schon eher so an wie ein sportlicher Cayenne. Auch die optionale Hinterachslenkung reduziert den Wendekreis um gut einen Meter auf ein Niveau, das nur 19 cm oberhalb des eines VW Golf liegt. Bei langsamer Fahrt werden die Hinterräder gegensinnig bis zu 5 Grad eingeschlagen, oberhalb einer Geschwindigkeit von 37 km/h agiert die Hinterachse parallel. Und oberhalb von 120 km/h senkt sich die Luftfederung übrigens, wenn man sie gewählt hat, um 2,5 bis 3,5 cm ab. Insgesamt ist Komfort und Handling erstklassig. Die maximale Anhängelast bleibt bei 3,5 Tonnen, die Anhängerkupplung kann man elektrisch auf Knopfdruck ein- und ausfahren.

Das Terrain Tech Paket gibt es aufgrund der geringen Nachfrage in der Vorgänger-Generation nicht mehr, dafür kann man aber weiterhin mit der Luftfederung Offroad arbeiten, zudem steht ein Offroad-Paket mit Unterbodenschutz zur Verfügung. Eine Anhängerkupplung kann man elektronisch ausfahren, wenn man diese Option gewählt hat, ziehen kann der Touareg nach wie vor 3,5 t.

Abmessungen

Länge: 4,88 m
Breite: 1,98 m
Höhe: 1,70 m

Fazit: Die neue Generation des VW Touareg ist schärfer gezeichnet und hat insbesondere am Heck an Dynamik gewonnen. Im Innenraum dominiert optional der neue große Touchscreen sowie eine Top-Verarbeitungsqualität. Das Basis-Screen-Setup vereinfacht jedoch die Bedienung. Die Platzausnutzung ist gut, komfortabler und mit mehr Platz kann man wohl kaum reisen, und das auf allen vier Sitzen. Neue Technologien wie die Wankstabilisierung oder die Hinterachslenkung machen das Fahren noch angenehmer und lassen den Touareg gefühlt schrumpfen sowie deutlich agiler fahren.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak