Volvo XC40 T3 Test mit Vergleich XC60 und XC90

Der Volvo XC40 ist das kleinste Volvo SUV. Wie ordnet es sich in die Volvo-SUV-Familie von XC60 und XC90 ein? Und tut es für den XC40 auch der Basis-Benziner als Einstieg? Von Thomas Majchrzak

Den Einstieg markiert der neue 3-Zylinder mit Vorderradantrieb und Handschaltung mit 31.350 Euro, das ist für ein Volvo SUV geradezu günstig. Aber: Sobald man sich von der Basis-Ausstattung wegbewegt und einen größeren Motor nimmt, kann man locker auf 50.000 Euro (R-Design mit T5) oder mit Extras noch auf deutlich mehr kommen.

In unserem großen Vergleichs-Video zeigen wir detailliert im Bewegtbild die Unterschiede zwischen Volvo XC90, XC60 und XC40:





Exterieur

XC40

XC60

XC90

Vorne zeigt der Volvo XC40 eine ähnlich prägnante Front wie die größeren Brüder XC60 und XC90. Der konkave Kühlergrill ist im R-Design trim in Schwarz-Hochglanz gehalten. Die Voll-LED-Scheinwerfer mit Thor’s Hammer Tagfahrlicht-Signatur gibt es optional im Licht-Paket oder inkludiert in der R-Line. Außergewöhnlicher wurde das Seitenprofil gestaltet, mit einer tiefen Einkerbung im unteren Bereich sowie einer prägnanten C-Säule. Seitlich an der Motorhaube hängt eine kleine Schweden-Fahne aus Gummi. Ein nettes Detail, von dem wir hoffen, dass es lange hängen bleibt.

Auch die Kotflügel erhielten im oberen Bereich zwei außergewöhnliche Design-Linien. Insgesamt aber ist der XC 40 betont ruhig gehalten, eher weich und fließend ohne eckige Kanten. Beim ersten Hinsehen könnte man denken, auch die Uniformen der Star Wars Stormtrooper sind ähnlich gezeichnet.

Los geht es mit 17-Zoll-Felgen in der Basis-Ausstattung, 18″ bei Momentum, sportlichere 18″ bei R-Design, optional 19 (hier zu sehen) und 20 Zoll. R-Design kommt ferner mit einer Auspuffanlage mit zwei verchromten Endrohren sowie mit einem schwarzen Kontrastdach. Außerdem sind alle Stoßfänger sportlicher gestaltet. Die Heckleuchten sind stets wie bei allen Volvo SUVs und Kombis vertikal gehalten.

Die Größen- bzw. Längen-Unterschiede zu den größeren Brüdern betragen übrigens + 26 cm zum XC60 und + 53 cm zum XC90. Der Preisabstand beträgt 10.000 Euro zum XC60 und 20.000 Euro zum XC90.

Interieur

XC40

XC60

XC90

Kennzeichnend für den neuen Volvo XC40 ist einerseits das grundsätzliche Setup mit dem vertikalen Infotainment-System und dem skandinavischen Design. Neu für das kleine Kompakt-SUV sind zum einen mehr und zum Teil sehr große Ablagefächer, zum anderen neue Materialien wie z.B. Filz an den Innenseiten der Türen – hier als Kontrast zu den schwarzen R-Design-Sitzen in Orange.

Standard sind das 9-Zoll-Infotainmentsystem mit Bluetooth-Anbindung, Klimaanlage, Stoff-Sitze und Lendenwirbelstütze.

Momentum fügt Einparkhilfe hinten, Innenraumbeleuchtung, Klimaautomatik und Tierhaut-Sitze hinzu.

Beim R-Design kommen Sportsitze zum Einsatz in der Kombination Mikrofaser innen und Tierhaut außen sowie sportliche Akzente wie Alu-Pedalerie und ein Sportlenkrad.

Auffällig ist, dass lediglich um das Infotainment-System herum schwarzes Hochglanz-Plastik verwendet wird. Ansonsten dominieren matte Oberflächen, wie nun auch bei den Knöpfen am Lenkrad oder um die untere Mittelkonsole herum. Das wirkt hochwertiger und sammelt auch nicht so viele Fingerabdrücke. Gut gemacht. Der Volvo XC40 wirkt insgesamt von der Verarbeitungsqualität sogar hochwertiger als die teureren XC60/XC90/S90/V90.

Einen großen Pluspunkt gibt es ferner für die vielen Ablagemöglichkeiten, in der Mittelkonsole hat man richtig viel Platz für Handy & Co.

Das Infotainment-System ist von der Software her von den größeren Volvo-Modellen bekannt. Wenn man sich einmal damit beschäftigt hat, weiß man auch, was wo ist. Eine Smartphone-Spiegelung über CarPlay und Android Auto ist möglich. Wer feste Temperatur-Drehregler gewöhnt ist, muss sich allerdings umgewöhnen, auch die Temperatur stellt man über den Bildschirm ein. Das optionale harman kardon Soundsystem ist gut, kommt aber nicht ganz an die Systeme von XC60 und XC90 heran. Das wäre aber auch das einzige.

Der Sitzkomfort ist vorne sehr gut, die hohe Position sorgt für eine gute Übersicht. Der Volvo XC40 bietet schon das richtige SUV-Gefühl. Auf den Rücksitzen ist der Kopfraum sehr reichlich, selbst für große Menschen und das trotz Panoramadach, das ja häufig eher den Raum einschränkt. Die Kniefreiheit geht ebenfalls mehr als in Ordnung, man muss gegenüber den großen Brüdern kaum Abstriche machen. Ein Beweis, dass die neue Plattform den Platz sehr gut ausnutzt. Zudem sitzt man hinten auch bequem und aufrecht. Der Laderaum ist ebenfalls sehr gut zu nutzen, der Ladeboden lässt sich praktischerweise auch aufstellen, um den Kofferraum zu unterteilen. Mit zwei Knöpfen klappen die Rücksitze um und formen eine komplett ebene Ladefläche. Interessant: Da der Volvo XC40 intelligent gebaut ist und die Plattform den Platz besser ausnutzt, ist der Längen-Unterschied zu den größeren Brüdern eher im Laderaum zu finden als im Fond.

Motoren XC40

Benziner

T3 1,5 l 3-Zylinder mit 156 PS (FWD, 6-Gang-Handschaltung)
T4 2,0 l 4-Zylinder mit 190 PS (FWD oder AWD, 8-Gang-Automatik)
T5 2,0 l 4-Zylinder mit 247 PS (AWD, 8-Gang-Automatik)

Später folgt ein Plugin-Hybrid.

Diesel

D3 2,0 l 4-Zylinder mit 150 PS (FWD oder AWD, 6-Gang-Handschaltung oder 8-Gang-Automatik)
D4 2,0 l 4-Zylinder mit 190 PS (AWD, 8-Gang-Automatik)

Fahrverhalten

Der neue Volvo XC40 ist in der Plattform nicht verwandt mit den größeren neuen Volvos, hier kommt die neue Fahrzeugarchitektur CMA zum Einsatz. Volvo will den XC40 im Fahrwerk eher dynamischer positionieren und somit eine sportliche Komponente hinzufügen, so soll sich der XC40 auch mehr vom XC60 abgrenzen. Wählt man R-Design, so ist das Fahrwerk noch sportlicher ausgelegt. Und das funktioniert. Selbst in der R-Design-Variante ist der XC40 zwar noch nicht kompromisslos sportlich. Aber das geht in Ordnung. Der Komfort ist mehr als gegeben, zu dem guten Sitzkomfort kommt also auch ein guter Federungskomfort. Durch die etwas straffere Auslegung gegenüber den größeren Brüdern und den kürzeren Radstand ergibt sich insgesamt ein sehr agiles Fahrverhalten, das bislang agilste Volvo-SUV. Der Volvo XC40 hat also den Faktor Fahrspaß klar auf seiner Seite.

Der T5 Benziner ist weiterhin sehr üppig dimensioniert, so dass es rasant nach vorne geht, gerade im Dynamik-Modus. Im Eco-Modus dagegen kann man häufiger „segeln“, also keinen Kraftstoff verbrauchen, wenn man nicht viel Gas gibt. Helfen tut das wenig, der Benziner mit noch recht alter Technik fordert gut 9 l / 100 km. Das ist zu viel und gegenüber sehr vielen Stärken die vielleicht größte Schwäche des Volvo XC40. Einen weiteren Kritikpunkt finden wir beim Schalthebel, der kurze Automatik-Wählhebel muss immer zweimal betätigt werden, wenn man vom Rückwärtsgang zum Fahr-Gang oder zurück schalten möchte. Andere Automatik-Wählhebel machen es möglich, den neutralen Gang einfach zu überspringen.

Also fällt die Handschaltung in der Einstiegsmotorisierung gar nicht so weit ab. Die Gänge lassen sich geschmeidig einlegen und die Handschaltung verleiht der Fahrt etwas mehr Agilität. Verbunden damit, dass der XC40 unter den drei SUV-Brüdern bei Volvo der leichteste und agilste ist, passt die Verbindung auch wirklich. Der T3 Benziner geht zudem in puncto Leistung völlig in Ordnung, man kann auf den zusätzlichen Zylinder und die Mehr-PS verzichten. Leider konnten wir in den Alpen noch keinen zuverlässigen Verbrauchs-Vergleich zu den bisherigen Testergebnissen erzielen, wir erwarten allerdings nach ersten Anzeichen etwas weniger Verbrauch als bei den größeren Motoren.

Löblich: Wie bei allen Volvos ist das City Safety System bereits in der Basis-Ausstattung enthalten (System zur Kollisionsvermeidung mit Fahrzeugen, Fahrradfahrern, Fußgängern und Großtieren, inkl. Kreuzungsbremsassistent). Tempomat und Lane Keeping Aid sind ebenfalls inklusive. Optional ist das Assistenzsystem Pilot Assist, mit dem man teilautonom bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h fahren kann.

Der XC40 fährt sich am agilsten, der XC60 bietet dann schon die Luftfederung und zeichnet sich damit durch ein besonders weich-schwebendes Fahrverhalten aus. Je größer die SUVs, desto schwerfälliger fahren sie sich allerdings auch. Der XC90 schließlich ist in manchen Situationen gerade für europäische Verhältnisse schon zu groß, zudem neigt er von allen dreien auch eher dazu, an manchen Teilen etwas während der Fahrt zu klappern, schließlich ist der XC90 nun schon das älteste Volvo-SUV in der Familie und Volvo hat dazugelernt. Auf die Geräuschdämmung hat Volvo allerdings bei den großen Brüdern etwas mehr geachtet, wobei alle XC-Modelle auf der Autobahn mit wenig Windgeräuschen unterwegs sind.

Abmessungen

Länge: 4,42 m
Breite: 1,86 m
Höhe: 1,65 m
Radstand: 2,70 m
Leergewicht: 1.725 – 1.824 kg

Fazit: Der neue Volvo XC40 bietet einen neuen günstigeren Einstieg in die Volvo-SUV-Welt, wenn man den neuen Dreizylinder nimmt und auf allzu viel Ausstattung verzichtet. Und ja, der Einstiegs-Volvo funktioniert und stellt somit das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Volvo XC Modellen dar. Der T5 dagegen verbraucht eindeutig zu viel. In den Top-Trims müssten mehr Tierhaut-freie Alternativen zur Verfügung stehen. Abgesehen davon finden wir nur Pluspunkte: Das Design ist etwas frecher als bei den bisherigen Volvo-Modellen und will damit auch eine jüngere Kundschaft anziehen. Das Platzangebot ist für ein Kompakt-SUV für eine vierköpfige Familie sehr gut. Positiv sind eine Reihe von cleveren Lösungen im Kofferraum und Stauraum vorne. Beim Fahrverhalten positioniert Volvo den XC40 als ihr bisher sportlichstes SUV. Insgesamt können wir sagen: Er zählt zu den besten kleinen Premium-Kompakt-SUVs und bietet aktuell das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bei Volvo. Ein großer Wurf für die Marke und mit ziemlicher Sicherheit wird dies hierzulande der meistverkaufte Volvo. Der Vergleich zu XC60 und XC90 zeigt, dass der XC40 die cleverste Wahl ist, wenn man auf die Kofferraumlänge verzichten kann und auch keine sieben Sitzplätze benötigt.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Video: Autogefühl, Thomas Blachetzki & Brian Hayes