Mercedes-AMG GT 4-Türer Coupé Fahrbericht

Nach den verschiedenen Varianten des Mercedes-AMG GT folgt nun eine viertürige Variante, wenn man den Sportwagen doch mehr im Alltag nutzen möchte. Der Mercedes-AMG GT 4-Türer hier bei uns im Fahrbericht. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

In der Front zeigt der AMG GT 4-Türer die gleiche wie der kleine Bruder, mit dem Panamericana-Grill und einem ausgeprägten Powerdome. Die Leuchten kommen serienmäßig mit Multibeam-LED (höchste Ausbaustufe mit Fernlicht bei Mercedes). Im Seitenprofil zeigt der AMG GT 4-Türer ausgeprägte Schulter-Linien, die Türen/Fenster sind Coupé-gemäß rahmenlos (optional mit soft close). Felgen gibt es von 19 bis 21 Zoll. Standard ist 19, wobei die Hinterräder etwas breiter sind als die Vorderräder. 20 Zoll ist Serie für den 63 S, auf unseren Fotos kann man die maximal großen 21 Zöller sehen. Die LED-Rückleuchten sind sehr schmal gehalten. Der kleine Spoiler lässt sich dynamisch ausfahren. Optional kann man mit Carbon-Paketen noch weitere Rennsport-Highlights hinzufügen. Und es gibt auch Carbon-Keramik-Bremsen, die man allerdings nur braucht, wenn man auf die Rennstrecke geht. Und mit einem Aerodynamik-Paket gäbe es sogar einen festen großen Carbon-Heckspoiler. Serie ist ein adaptiver Spoiler, der sich je nach Situation in die benötigte Höhe bringt.

Interieur

Mit den vier beleuchteten Turbinen-Lüftungsdüsen in der Mitte, dem geschwungenen Armaturenbrett und den zwei 12,3“-Screens (ohne Touch) sieht das Interieur des Mercedes-AMG GT 4-Türers eher aus wie das vom E43/E63 (optional für AMG GT 43 & 53, Serie für 63). Die untere Mittelkonsole dagegen ist dem AMG GT Zweitürer entnommen, hier nun auch mit einem neuen flachen Touch-Bedienteil für das Infotainment-System sowie Mini-Displaytasten für Fahrwerksoptionen & Co. Die zwei Haupt-Infotainmentscreens lassen sich derweil auch jeweils mit dem Daumen bedienen, links für links, rechts für rechts. Neu ist ein optionales Mini-Touchdisplay am Lenkrad, mit dem man z.B. die Fahrmodi steuern kann. Dies haben wir jüngst beim Mercedes C-Klasse Facelift als C63 gesehen. Das Head-up-Display projiziert ein 21 x 7 cm großes Bild ins Blickfeld des Fahrers. Das High-End-Soundsystem von Burmester stellt die höchste Ausbaustufe dar und kommt mit 23 Lautsprechern. Es bringt einen tollen Musikgenuss.

Neben den Basis-Sportsitzen ist auch ein Performance-Sitz erhältlich, der noch sportlicher ausschaut, dünner ist und mehr Seitenhalt gibt – aber auch weniger Komfort im Alltag. Der Serien-Sitzbezug besteht aus der perfekten Kombi Dinamica Mikrofaser innen und Artico Kunstleder an den Sitzwangen. Die 63er-Modelle kommen dagegen serienmäßig mit Tierhaut. Das Lenkrad ist optional auch beheizbar sowie auch mit komplettem Mikrofaser-Bezug bestellbar (zu empfehlen). Auf der Rückbank bekommt man wahlweise zwei Einzelsitze (Serie) oder eine durchgehende Sitzbank für drei Sitze (Aufpreis 800 Euro). Die komplette Rückbank ist dann – im Gegensatz zu den Standard-Einzelsitzen – auch umklappbar. Wählt man dagegen den optionalen „High-Class Fond“ kommen wiederum zwei Einzelsitze, die auch umklappbar sind, und die in der Mitte eine Bedieneinheit aufweisen. Die Beinfreiheit im Fond ist ausreichend für große Erwachsene, ebenso die Kopffreiheit – sollte bei 5 Metern Länge auch so sein. Wir stellen sogar fest, dass man hier mehr Platz hat als im neuen Mercedes CLS. Das Kofferraumvolumen beträgt 456 l bis 1.324 Liter. Die Ladeöffnung ist dabei sehr großzügig, so dass man leicht ein- und ausladen kann. Behindernd ist nur die hohe Ladekante.

Motoren

Alle Motoren kommen mit heckbetontem Allradantrieb, wobei das Drehmoment variabel verteilt wird.

GT 43
3,0 l R6 mit 367 PS plus Mild-Hybrid Elektromotor 22 PS (4,9 Sek. 0-100 km/h)

GT 53
3,0 l R6 mit 435 PS plus Mild-Hybrid Elektromotor 22 PS (4,5 Sek. 0-100 km/h)

GT 63
4,0 l V8 mit 535 PS (3,4 Sek. 0-100 km/h)

GT 63 S
4,0 l V8 mit 639 PS (3,2 Sek. 0-100 km/h)

Die Achtzylinder verfügen auch über eine Launch Control.

Der Preis für den 43er beginnt bei 95.000 Euro, der 53er liegt bei 110.000 Euro, der 63er bei 150.000 Euro, der 63 S bei gut 167.000 Euro.

Fahrverhalten

Je nach gewähltem Fahrmodus passen sich Lenkung, Gasannahme und Federung an. Der Sechszylinder kommt standardmäßig mit Stahlfedern mit Verstelldämpfung, die Achtzylinder (oder optional für die Sechszylinder) mit Luftfederung. Trotz Luftfederung merkt man dem AMG GT 4-Türer als 63S die harte Federabstimmung an. Im Alltag spürt man so Quer-Rillen auf der Fahrbahn. Außerdem schmälern die getesteten Schalensitze den Komfort. Die kompormisslose Sportlichkeit muss man also mögen, oder aber bei den Basis-Sportsitzen bleiben und vielleicht auch das Basis-Fahrwerk im 43er oder 53er nehmen.

Alle Motoren kommen mit Allradantrieb, die grundsätzliche Hecklastigkeit wird durch Drehmoment für die Vorderachse bei Bedarf ergänzt. Im optionalen Drift-Modus wird der AMG 4-Türer zum reinen Hecktriebler. Im Sport- und Sport+ Modus auf der Rennstrecke zeigt der 63S seine brutale Kraft, in dem das Heck am Kurvenausgang ausbricht, das muss man fahren können. Für die offiziellen Straßen sind daher die normalen Fahrmodi zu empfehlen, die das Heck elektronisch im Zaum halten. Technisches Highlight ist ferner die optionale Hinterachslenkung (optional für R6, serienmäßig für V8). Bis 100 km/h Geschwindigkeit agieren die Hinterräder gegensinnig, über 100 km/h lenken sie parallel mit. So wird der doch lange 4-Türer gefühlt etwas kürzer und dynamischer. Das Geräuschniveau ist grundsätzlich schon niedrig, mit einem optionalen Akustikpaket kommen die Scheiben mit einer zusätzlichen Akustikfolie.

In jedem Fall hört man das Brüllen des V8, der ohne jegliches Leistungsloch in jeder Situation nach vorne drückt. Die Lenkung ist angenehm natürlich und direkt, mit dem Mikrofaser-Bezug hat man zudem einen sehr guten Grip. In der Tat ein Auto, das man mit der Familie fahren kann, aber auch auf der Rennstrecke.

Abmessungen

Länge: 5,02 m
Radstand: 2,95 m
Höhe: 1,44 mm
Leergewicht: 1.970 – 2.045 kg

Fazit: Der neue Mercedes-AMG GT 4-Türer bringt mehr Alltagstauglichkeit in die Sportwagen-Welt. Etwa für alle die, denen ein CLS zu wuchtig und zu unsportlich ist. Oder wenn man den AMG GT schätzt, aber er doch zu klein geworden ist. Im Styling erregt er Aufsehen und Diskussion, im Interieur orientiert sich der AMG GT 4-Türer mit seinem Dual-Screen-Setup an der E-Klasse. Im Fahrverhalten zeigt sich der ANG GT 4-Türer kompromisslos sportlich, gerade als 63S. Brutal und nicht verzeihend. Etwas weniger scharf wären dann die 43er und 53er Varianten, die wir für mehr Komfort und einen besseren Preis-Leistungs-Deal empfehlen.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Video: Autogefühl, Jonas Bomba & Aditya Jayaram