Audi A3 Sportback e-tron Testbericht

80 Prozent aller täglichen Fahrten in Europa, sagt Audi, sind nicht länger als 50 Kilometer. Und daher wurde der neue Audi A3 Sportback e-tron ein Hybrid, der also sowohl mit Elektro- als auch mit Verbrennungsmotor unterwegs ist. Er soll die Vorteile beider Systeme verbinden. Im staugeplagten Wien haben wir das getestet. Von Holger Majchrzak

Die Wiener Fiaker, also Pferdefuhrwerke, stoßen zu vernachlässigende Emissionen aus. Auf ziemlich gute offizielle Werte, nämlich eine CO2-Emission von 35 Gramm pro Kilometer kommt auch der Audi A3 Sportback e-tron. Schließlich wird bei dieser Rechnung der Elektro-Anteil voll berücksichtigt, das ist der Trick. Wir testen das Fahrzeug in Wien, denn vor allem für die Großstadt ist er gemacht. Hier kann er sein Potenzial, rund 50 Kilometer elektrisch sauber zu fahren voll ausspielen. Oder im Test rund eine Stunde Elektrobetrieb, denn in Wien zu Stoßzeiten 50 Kilometer am Stück zu fahren, ist häufig illusorisch.

Beim Start rollen wir vom futuristischen, so Wien untypischen Hochhaus-Stadtteil Donau City völlig lautlos Richtung Prater, Opernhaus und Parlament. Bei jedem Ampelstart sind wir dank 350 Newtonmeter Drehmoment immer vorne dabei, der e-tron macht natürlich nur im übertragenen Sinne ordentlich Dampf. In 7,6 Sek. ist er von 0 auf 100 km/h. Rein elektrisch erreicht er 130 km/h Spitze, wäre also auch auf der Autobahn kein rollendes Hindernis. 222 km/h sind es mit dem Verbrenner.

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Beim Fahrverhalten zeigt er – trotz des höheren Gewichts durch die Batterie – die Klasse der gesamten A3 Modellreihe, da gibt es nichts zu meckern. Auf den bequemen Sitzen halten wir das Stop-and-go in der Wiener Altstadt gut aus, es gibt ja rechts und links auch genug zu schauen.

Und vorne an der Instrumententafel gibt es auch einiges zu beobachten. Langsam sinkt der Ladestand der Batterie, geht in den roten Bereich. Und nahtlos schaltet sich der Verbrennungsmotor ein. Nahezu unmerklich, viele Fahrer werden diesen Moment schlicht verpassen. Weiter geht es mit dem 1,4 TSFI-Motor, ein altbekanntes solides Teil. Theoretisch sollten wir jetzt noch weit über 800 Kilometer mit dem 40 Liter Tank fahren können.

Im aufgeräumten Cockpit ist ein Schalter für die verschiedenen Fahr-Modi zuständig. Der Audi A3 Sportback e-tron, derzeit eben nur als Sportback/Fünftürer erhältlich, kann damit auf rein elektrische Fahrt eingestellt werden, auf einen gemischten Modus, bei dem beide Motoren aktiv zusammenarbeiten oder auch einen Energie-Rückgewinnungsmodus, bei dem die Bremsen die Batterie wieder aufladen (Rekuperation). Alles sehr simpel und intuitiv.

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An einer Industriesteckdose bzw. Wallbox ist der Audi A3 e-tron in gut zwei Stunden wieder voll aufgeladen, an einer normalen Haushaltssteckdose dauert es fast doppelt so lange. Beides kein Problem für den typischen Kurzstrecken-Pendler – hier scheint uns das Auto besonders geeignet – denn über Nacht oder Arbeitszeit gibt es immer ein Auto mit voller elektrischer Leistung. 150 KW oder 204 PS leisten beide Motoren des e-tron zusammen.

Man kann mit diesem Fahrzeug umweltbewussten Fahrspaß haben, muss das aber mit einem Grundpreis von 37.900 Euro bezahlen. Verständlich angesichts der Innovationen und der teuren Batterie, die in diesem Auto stecken, aber wer nur Geld sparen will, ist mit einem mehrere tausend Euro billigeren vergleichbaren Audi A3 Diesel besser bedient. Audi will dem A3 e-tron schnell weitere E-Modelle in Mittel- und Oberklasse folgen lassen.

In Europa glaubt der Hersteller an gute Verkaufsaussichten in Deutschland, Großbritannien und Skandinavien – den Ländern mit hoch entwickeltem Umweltbewusstsein. Doch auch für China dürfte der e-tron interessant sein. Just in dieser Woche meldet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua, dass China den Markt für Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge antreibe wolle. Im Gespräch seien Subventionen bis zur Höhe von 21.000 Euro (!), Behörden sollen mindestens 30 Prozent E-Autos oder Hybride kaufen und über Parkplatz-Vorteile soll auch sanfter Druck ausgeübt werden. Diese Maßnahme könnte Audi in China, wo man ohnehin schon Vorsprung vor der Konkurrenz hat, weiter voranbringen. Ob es in Deutschland ohne eine Förderung so rasch mit dem Plugin-Hybrid vorangeht, ist dagegen eher fraglich.

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Autogefühl: **** (wie für den nun vierfachen Fußball-Weltmeister)

Text: Autogefühl, Holger Majchrzak
Fotos: Audi

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