Neuer Porsche 718 Cayman Fahrbericht

Nur noch ein Vierzylinder, aber trotzdem mehr Leistung als beim Vorgänger, nun günstiger als der Boxster und ein 718 im Namen – das sind die Kernthemen des neuen Porsche 718 Cayman. Wir haben uns angesehen, was sonst noch dahinter steckt und warum der 718 Cayman der eigentliche Ur-911er ist. Von Thomas Majchrzak

Während der Porsche 718 Boxster nach dem Facelift bei 53.600 Euro beginnt, liegt der Porsche 718 Cayman mit seinen 51.600 Euro nun ein wenig drunter. Von einem wahren Preiswunder ist hier nicht die Rede, aber tatsächlich hatte Porsche als einziger Hersteller bisher sein Coupé preislich oberhalb des Cabrios gegliedert. Damit ist nun Schluss, und es macht eigentlich auch mehr Sinn. Die noch etwas sportlichere Variante Porsche 718 Cayman S beginnt bei 64.100 Euro und ist somit auch 2.000 Euro günstiger als der 718 Boxster S. Den Roadster hatten wir vor kurzem bereits getestet.





Exterieur

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Die flache Front, abgerundete Frontleuchten (Serie: Xenon-Leuchten) und die traditionellen Lufteinlässe lassen einen Porsche Sportwagen schon von weitem erkennen. Die Leuchten können optional mit der LED-Vierpunkt-Tagfahrlicht-Technologie ausgestattet werden. Schaut man sich den 718 Cayman von der Seite an, so erkennt man eine sinnliche Coupé-Form. Zudem wirkt der Bolide von der Seite auch so sportlich, weil er die großen Lufteinlässe für den Mittelmotor aufweist und eine ausgeprägte Designlinie auf Höhe der Türgriffe. Serienmäßig sind 18-Zoll-Felgen angebracht. Der 718 Cayman S kommt mit 19-Zoll Felgen daher. Die Heckpartie zeichnet sich durch seine starken Schultern aus, die das Fahrzeug deutlich präsenter auf der Straße wirken lassen. Bei den Rückleuchten hat Porsche beim Facelift etwas nachgeschärft, die horizontale Linie wird betont. Zudem haben die neuen Rückleuchten eine 3D-Optik. Die zentralen Auspuffrohre runden nicht nur das Heck ab, sondern stellen auch eine Art Spiegelachse dar, weil beide Seiten des Porsches so symmetrischer ausschauen. Des Weiteren verziert ein „Porsche 718 Cayman“ Schriftzug das Heck.

Interieur

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Die größte Neuheit im Interieur ist der neue größere Touchscreen, der gleichzeitig einige Knöpfe eliminiert hat und die Bedienung ungemein beschleunigt und erleichtert. Die Software ist einfach zu bedienen und schnell. Hier heißt das PCM (Porsche Communication Management), womit sich z. B. das Handy nun nicht nur per Bluetooth, sondern optional auch per Spiegelung (Apple CarPlay, Android Auto…) mit dem Infotainmentsystem verbinden lässt. Das Navigationssystem geht ebenfalls extra.

Trotzdem bleiben noch vergleichsweise viele Knöpfe im Interieur übrig, die Temperatureinstellung finden wir zum Beispiel etwas kompliziert, ein Dreh-Regler wäre hier einfacher.

Wie schon beim Boxster, kommt der 718 Cayman mit einem neuen Sportlenkrad im 918 Spider Design. Je nach Belieben erhält man das Lenkrad mit Multifunktion oder ganz puristisch ohne Knöpfe. Top: Sogar ein Alcantara-Bezug ist bestellbar (GT-Lenkrad im Paket mit Alcantara-Schalthebel). Auf Tradition wird bei den großen und rund gehaltenen Instrumenten gesetzt. Eine Stoppuhr darf in keinem Porsche fehlen, zumindest wenn es nach dem Hersteller geht, und so ist es auch im Cayman – optional mit dem Sport-Chrono-Paket. Neu gestaltet sind die Lüftungsdüsen, die nun höher am Armaturenbrett sitzen. Bei den Sitzbezügen gibt es – selten bei Porsche – auch Möglichkeiten, von komplettem Echtleder abzusehen. In der Standard-Variante startet der Porsche 718 Cayman in Deutschland mit der perfekten Kombination Alcantara innen und Kunstleder außen. Oberhalb der Standard-Sitze gibt es die Adaptiven Sportsitze, die auch bei uns im Foto zu sehen sind. Großartig: Diese gibt es ebenfalls mit einer Tierhaut-freien Kombi, nämlich in Sport-Tex (Stoff) innen und Kunstleder außen, und das sogar in einer attraktiven hellen Kombination. Großes Kino bei Materialien und Design. Porsche geht also nicht nur bei den Motoren in Richtung Nachhaltigkeit, sondern auch hier.

Die Sitzposition ist gewohnt sportlich, darunter leidet natürlich etwas die Freiheit im Cockpit. Aber der Cayman-Kunde möchte auch das puristische Sportgefühl, dafür ist der Cayman bekannt. Ablagen gibt es vorwiegend nur an den Innenseiten der Türen. Ganz anderes sieht es mit dem Kofferraum aus, da ist der 718 Cayman der beste seines Segments. Vorne passen zwei Trolleys und ein Rucksack hinein, hinten große flache Dinge. Ein Urlaub mit zwei Personen: kein Problem, Mittelmotor sei Dank.

Motoren

Folgender Turbo-Benziner ist in der normalen Version erhältlich:
2.0 4-Zylinder-Boxermotor
300 PS
7,4 l/100 km (kombinierter Wert)

Der Cayman S kommt mit folgender Motorisierung:
2.5 4-Zylinder-Boxermotor
350 PS
8,1 l/100 km

Beide Modelle kommen mit Heckantrieb und einem 6-Gang-Manuellgetriebe. Gegen Aufpreis ist ebenso ein 7-Gang-Automatikgetriebe (Doppelkupplung) verfügbar.

Sportlich und schnell unterwegs ist man mit beiden Modellen. 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h beim kleineren Motor und 4,2 Sekunden beim größeren sind mehr als beachtliche Zahlen (mit Sport-Chrono-Paket). Damit ist der 718 Cayman noch ein wenig schneller als der Boxster.

Der größte Unterschied zum Vorgänger/Vor-Facelift ist das Downsizing von 6-Zylinder Sauger zu 4-Zylinder Turbo. Trotzdem gibt es mehr PS und eine bessere Beschleunigung. Ein sehr emotional aufgeladenes Thema.

Fahrverhalten

Eine Neuabstimmung der Stoßdämpfer, steifere Federn und Stabilisatoren und eine verbesserte Radführung, sowie mehr Querstetigkeit machen das Fahren im 718 Cayman spürbar sportlicher. Des Weiteren ist die Lenkung nun 10 Prozent direkter als im Vorgänger, was Agilität und Fahrspaß erhöht. Ebenso verhelfen die um 0,5 Zoll größeren Hinterräder zu einem besseren Halt in Kurven. Überhaupt zeigt der Porsche 718 Cayman das wohl beste Handlingverhalten der Welt, das kann man locker behaupten. Kein anderes Auto lässt sich so genau und ausgeglichen dirigieren.

Optional steht das Porsche Active Suspension Management (PASM) zur Verfügung, das die Dämpferkraft für jedes einzelne Rad regelt. Dazu wird das Fahrzeug zusätzlich um 10 mm tiefer gelegt. Beim S-Modell ist die Karosserie um 20 mm abgesenkt. Neben den Wahlmodi am Lenkrad (verfügbar mit Sport-Chrono-Package) Normal, Sport und Sport Plus gibt es auch den Individual-Modus, bei dem man das Fahrzeug auf seinen eigenen Fahrstil anpassen kann. Schließlich kann das Porsche Torque Vectoring (PTV) die Kurvenfahrten verbessern, indem das kurveninnere Rad gezielt etwas eingebremst wird. Interessant: Die gesamte Spreizung des Fahrwerks ist größer geworden, so kann man einerseits noch sportlicher fahren, andererseits ist man bei längeren Autobahnfahrten gut gerüstet. Fährt man dann im sechsten oder siebten Gang (PDK), ist der Motor auch ruhig genug, und sogar genügsam. Dann kann man den Cayman mit 9 l / 100 km fahren. Fährt man in der Stadt oder spielt man etwas häufiger mit dem Gas, sind aber auch locker 11 l drin.

Neu ist ebenfalls, dass der 718 Cayman nun auf die Bremsanlage des vorherigen Cayman S setzt und das S-Modell auf die Bremsanlage des 911ers.

Abmessungen

Länge: 4,38 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,30 m
Radstand: 2,48 m
Kofferraum: 150 l + 275 l
Leergewicht: 1.335 kg

Fazit: Der Porsche 718 Cayman zeigt, zusammen mit dem Cabrio-Bruder 718 Boxster, das beste Handling, das man sich in einem Fahrzeug mit vier Rädern vorstellen kann. Präziser und sportlicher kann keiner. Gleichzeitig hat das Produktupdate den Cayman komfortabler gemacht. Der Vierzylinder klingt vielleicht nicht ganz so knackig wie ein Sechszylinder, ansonsten hat er mehr Performance als vorher und tut dem Fahrspaß keinen Abbruch. Hier schaut Porsche in die Zukunft, ebenso wie bei dem verstärkten Angebot an Stoff- und Alcantara-Materialien für Sitze und Lenkrad. Der neue Cayman ist, wenn man sich auf die Grundwerte der Marke besinnt, der beste Porsche, den man kaufen kann. Und wenn man sich den immer größer gewordenen 911er ansieht, kommt der Cayman dem Ur-911er viel näher.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Video: Autogefühl, Michel Weigel