Volkswagen Arteon R-Line Testbericht

Der neue Volkswagen Arteon zeichnet sich als Nachfolger mit einem eigenen Namen vom Passat CC ab und führt eine neue Designsprache ein, an die sich auch weitere Modelle der Marke anlehnen werden. Mit dem Arteon bekommen die USA nun endlich die aktuelle Technik der Passat B8 Generation, China bekommt eine Limousine bzw. einen Fastback mit langem Radstand und die deutschen Firmen-Leasingverträge werden um ein Premium-Modell mit VW-Emblem reicher. Gute Voraussetzungen, um sich gegen Audi A5 und Skoda Superb konzernintern durchzusetzen? Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Vorne betont der VW Arteon mehr als je zuvor die horizontale Ausrichtung, signalisiert Breite und Sportlichkeit. Zankapfel ist hierbei die zusätzliche Lippe in Wagenfarbe unterhalb des Motorhaubenabschlusses, die für manche überflüssig erscheint, aber durchaus Interesse weckt. Die Designer wollen damit bezwecken, dass die Motorhaube noch länger ausschaut. Die Basis-Leuchten sehen ähnlich aus wie die LED-Leuchten, gut also, dass man nicht nur mit der teuren Option diesen Look bekommt. Das LED-Tagfahrlicht formt ein markantes Profil, gerade wenn der VW Arteon wie auf den Fotos zu sehen aus dem Schatten herausfährt, wirkt das sehr beeindruckend. Das Seitenprofil ist in die Länge gestreckt, gespannte Formen, Coupé-Abschluss und ein Fastback-formendes Heck, also ausgerichtet für eine weit öffnende Heckklappe. Diese Formensprache erhielt schon viel Applaus. Mit der Länge von 4,86 m richtet sich der VW Arteon wie der Plattformspender Passat (MQB) in der Mittelklasse ein.

Neben der Basis-Version sind die trims Elegance und R-Line erhältlich. Beide kommen mit 18 Zoll Felgen, die R-Line hat direkt die DCC (Dynamic Chassis Control, adaptive Fahrwerksregelung) inklusive. Hier am Fahrzeug sind optionale silberne 20-Zöller montiert.

An Farben werden neben klassischen Tönen auch Kurkuma Yellow, Atlantic Blue und Chilli Red verfügbar sein.

Interieur

Das Interieur ist wie unschwer zu erkennen vom VW Passat B8 geborgt, was natürlich Sinn macht, so sehr unterscheiden sich die Fahrzeuge auch wiederum nicht. Nur gibt es beim Passat ja entweder die klassische Limousine oder den Kombi. Hier beim VW Arteon kann man eine agile Außenhaut tragen, aber trotzdem eine praktische Ladeöffnung behalten. Ein interessanter Kompromiss. Das Ladevolumen beträgt 563 bis 1.557 Liter.

Vier große Erwachsene können ohne Probleme mitfahren, Platz gibt es also satt. Die Materialqualität ist bestens, Volkswagen kann hier locker mit den anderen Premium-Herstellern mithalten. Entgegen der Erwartungen ist der VW Arteon allerdings nicht günstiger als ein vergleichbarer Audi A5, BMW 4er oder Mercedes C Coupé. 40.000 Euro Einstiegspreis mit dem 2.0 TDI, ein Audi A5 liegt da bei 39.000 Euro. Durch den neuen Namen entfernt sich Volkswagen Arteon auch noch ein bisschen mehr vom Passat, so dass man sich als Kunde ggf. noch ein wenig besonderer fühlt.

Die Basis-Ausstattung kommt mit Stoffsitzen, daher raten wir auch zu dieser Einstiegsversion. Zudem kommt man im Preis dann nicht ganz so hoch. Elegance und R-Line (plus 3.000 Euro) kommen mit der Mischung Alcantara auf den Innenseiten der Sitze und Tierhaut außen. Ein unnötiger Einsatz, bei Seat und Mercedes verwendet man z.B. Kunstleder für die Außenwangen, was länger gut aussieht und nicht die Massentierhaltung unterstützt. Die Fotos zeigen die optionale Voll-Tierhautausstattung.

Der Infotainment-Screen beginnt bei 6,5 Zoll, optional ist der neue schon vom Golf Facelift bekannte 9,2 Screen verfügbar.

Motoren

An Motoren stehen die Maschinen zur Verfügung, die auch dem Passat dienen, TFSI Turbobenziner mit 2,0 Liter Hubraum (190 und 280 PS) sowie nun neu der 1,5 Liter TFSI Evo mit 150 PS aus dem Golf Facelift und TDI Turbodiesel ebenfalls mit 2,0 l (150, 190 und 240 PS). Der Allradantrieb funktioniert MQB-gemäß mit der Haldex-Kupplung, also vorne + hinten bei Bedarf. Auch das 7-Gang-DSG wird eingesetzt. Der Top-Benziner mit 280 PS benötigt 5,6 Sekunden auf 100 km/h.

Zum Markt-Start sind noch nicht alle Varianten erhältlich. Mit dem 1.5 l TFSI könnte der Arteon dann wieder günstiger im Einstieg sein als die Konkurrenz von Audi, BMW und Mercedes. Interessant ist auch, dass Volkswagen gerade für Flottenkunden die Total Cost of Ownership (TCO) drücken möchte, indem der erste große Service erst nach drei Jahren oder 60.000 km erfolgen soll (erster Ölwechsel nach zwei Jahren oder 30.000 km). Laut Volkswagen wird der VW Arteon bei den TCO der günstigste im Segment sein.

Überhaupt sind die Firmenkunden hierzulande die Hauptzielgruppe. Denn in manchen Unternehmen sind generell oder für bestimmte Positionen die Premium-Marken ausgeschlossen, und so kann man sich dann trotzdem ein schickes Premium-Fahrzeug mit mehr Emotionalität holen, mit VW badge.

Fahrverhalten

Grundsätzlich orientiert sich der VW Arteon im Fahrverhalten am VW Passat. Souverän, komfortabel, die Lenkung angenehm direkt und leicht zu bedienen, ohne zu unnatürlich zu sein. Der etwas längere Radstand bringt noch mal ein bisschen mehr angenehmen Geradeauslauf. Das Chassis soll 10 Prozent steifer sein als bei der vergleichbaren Konkurrenz. Auf der Autobahn fühlt sich der VW Arteon richtig wohl. Das Äußere ist allerdings etwas dynamischer gezeichnet als es sich im Fahrverhalten äußert. Ein Sportwagen ist der Arteon also nicht, muss er aber auch nicht sein. Er gibt sich als Passat, der etwas mehr Exklusivität bietet.

Das 7-Gang-DSG schaltet die Gänge nahtlos hoch und runter und bringt weiteren Komfort. Im Sportmodus kann man die Schaltvorgänge dagegen bewusst wahrnehmen und man muss nicht aufs Herunterschalten warten, wenn man z.B. ein schnelles Überholmanöver ansetzen möchte.

Neu sind die erweiterten (optionalen) Assistenzsysteme. So kann man den von Audi bekannten prädiktiven Effizienz-Assistenen für die Adaptive Cruise Control bekommen, heißt: Karten-Daten und Kamera-System optimieren das halb-autonome Fahren, indem z.B. die Geschwindigkeit reduziert wird, bevor das nächste Verkehrsschild erscheint, dass die Geschwindigkeit begrenzt. So spart man Sprit. Die Hilfssysteme sind insofern auch wichtig, als dass die B-Säule recht sperrig ist und daher den Schulterblick erschwert.

Abmessungen

Länge: 4,86 m
Breite: 1,87 m
Höhe: 1,42 m
Radstand: 2,83 m
Leergewicht: 1.716 – 1.828 kg

Fazit: Der neue VW Arteon liftet den CC in eine neue edler Sphäre, macht ihn besonderer. Zweifelsohne kann Volkswagen mit den Premium-Wettbewerbern mithalten, insbesondere macht der Volkswagen Arteon Sinn, wenn man ihn nicht volle Hütte ausstattet, den Preisvorteil ausnutzt und somit ein exklusives Auto mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis fährt. Platz ist ohne Ende vorhanden, die Verarbeitungsqualität ist top. Gerade die US-Kunden werden sich freuen, dass sie mit dem Arteon nun einen B8 Passat der aktuellen Generation bekommen. Praktisch ist der Arteon auch, denn er verbindet die Designvorteile einer Limousine/eines Coupés mit der Vielseitigkeit einer großen Heckklappe. Rückwärtsgewandt ist die weiterhin extensive Nutzung von Tierhaut. Volkswagen will nicht nur Mittelklasse-Kunden anlocken, sondern schielt sogar auf Kunden aus der oberen Mittelklasse, die vielleicht in Richtung Understatement und geringere Kosten gehen. Ein ehrgeiziges Projekt, das zumindest an Platzangebot, Design und Qualität nicht scheitern soll.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Cornelius Dally