Neuer Volvo V60 Test T6 Inscription

Der neue Volvo V60 traf schon bei unserem ersten Test auf positives Feedback. Nun schauen wir uns nach dem Diesel auch noch einen starken Benziner im Kombi an. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Der neue Volvo V60 basiert wie schon XC90, V90 und XC60 auf der neue SPA-Plattform für die größeren Volvo-Fahrzeuge, befindet sich aber noch in der Mittelklasse. Mit einer Länge von 4,76 m hat der Volvo V60 ordentlich zugelegt, plus 14 cm gegenüber der Vorgänger-Generation. In der Front zeigt der V60 das neue kantigere Volvo-Gesicht, zur Serienausstattung gehören die LED-Scheinwerfer im Thors Hammer-Design mit Fernlichtassistent und integriertem LED-Tagfahrlicht. Die Streben im Kühlergrill sind senkrecht und schwarz beim Momentum-Trim, bei Inscription sind die Streben mit Chrom versehen. Der neue Volvo V60 ist insgesamt sehr elegant. Der Einstiegspreis beträgt rund 40.000 Euro. Als Volvo V60 Cross Country ist das Fahrzeug übrigens gut 6 cm höher gelegt, dieses Fahrwerk garantiert dann mehr Bodenfreiheit, wenn man häufiger auch im Gelände unterwegs ist – oder den höheren Ritt zusammen mit der Crossover-Beplankung mag.

Hier zeigen unsere Bilder einen V60 T6 Inscription in Birch Light (also benannt nach der Birke, beim XC90 heißt die Farbe Luminous Sand).

Interieur

Im Interieur lädt skandinavisches Design ein: Schlichte und klare Linien, aber wohnliche Elemente. Im Momentum Ausstattungsniveau startet man mit Stoffsitzen, es sind aber auch sehr interessante City Weave Sitze mit hellem Stoff im Sofa-Design innen und hellem Kunstleder außen erhältlich (hier zu sehen) – eine Variante, bei der man noch vergleichsweise günstig bleibt, aber schon einen großen Wow-Effekt hat. So wird’s gemacht. Der Sitzkomfort ist exzellent, der Volvo V60 gehört damit zu den bequemsten Vertretern im Segment. Das Lenkrad ist auch zweifarbig erhältlich, das sorgt für einen zusätzlichen Kontrast. Helles oder etwas dunkleres Naturholz zieht sich wahlweise am Armaturenbrett entlang, möglich ist auch ein matter Aluminium-Look. Bei Inscription bekommt man ausschließlich Tierhaut-Sitze, zudem ist diese Top-Ausstattung erheblich teurer, diesmal hier gezeigt. Bei der R-Design Variante kommen Sportsitze mit ausgeprägteren Seitenwangen sowie einem Bezug aus dem Mix Mikrofaser innen und Tierhaut außen.

Serienmäßig kommt dagegen immer das Infotainment-System Sensus Connect mit Bluetooth Freisprecheinrichtung samt Audio-Streaming und Internetzugang. Als Zentrale dient ein 9,2 Zoll großer vertikal ausgerichteter Touchscreen. Mit einem kleineren 8″-Digital-Display im Tacho steigt man ein, optional sind voll-digitale 12,3“-Instrumente verfügbar oder Serie bei Inscription.

Dank des Größenzuwachses kann man nun auch im Fond sehr gut als großer Erwachsener sitzen, es bleibt selbst bei 1,90 m noch Platz vor den Knien, ebenso beim Kopfraum. Das Kofferraumvolumen von 529 Litern lässt sich durch Umklappen der im Verhältnis 40:60 teilbaren Rückbank auf bis zu 1.364 Liter erweitern. Umklappen kann man die Sitze einfach vom Kofferraum aus. Das Interieur ist insgesamt ausgezeichnet, einzige kleine Schwachstelle ist die Kofferraumabdeckung, die sich nicht automatisch mit der elektrischen Heckklappe bewegt und auch manuell eher einen instabilen Eindruck macht, ganz im Gegensatz zum restlichen Interieur, das auf höchster Materialstufe steht.

Motoren

2,0 l 4-Zylinder
Benziner
T5 mit 250 PS (Frontantrieb)
T6 mit 310 PS (AWD)
T6 Plugin-Hybrid mit 340 PS (AWD)
T8 Plugin-Hybrid mit 390 PS (AWD)

Diesel
D3 mit 150 PS (FWD/AWD)
D4 mit 190 PS (FWD/AWD)

Fahrverhalten

Im ersten Test sind wir den D4 Diesel mit 190 PS und Frontantrieb gefahren. Frontantrieb ist für die meisten Breitengrade auch ausreichend. Der D4 schafft es in 7,9 Sekunden auf 100 km/h und ist damit noch zügig genug für die Autobahn. Ein Diesel-Nageln ist durchaus spürbar, insgesamt hinterlässt der Motor aber einen eher ruhigen Eindruck. Die Gänge lassen sich manuell angenehm einlegen, ohne großen Widerstand, die Schaltwege sind kurz. Lediglich der Verbrauch ist mit gut 7 l / 100 km für einen Diesel zu hoch, ein bekanntes Problem bei Volvo.

Diesmal testen wir den T6 Benziner mit 310 PS und Allrad. Der Allradantrieb macht bei dieser Stärke Sinn, weil sonst zu viel Power nur über die Vorderachse laufen würde. So schiebt der T6 gleichmäßig an, wobei hier das Prinzip vorne+hinten gilt, im langsamen Betrieb zieht also vorwiegend die Vorderachse. Mit 5,8 Sek. auf 100 km/h ist der T6 richtig flott unterwegs. Und er verhält sich bei gleichmäßiger Fahrt ruhiger als der Diesel, bringt mehr Fahrfreude. Dafür ist der Verbrauch mit gut 9 l / 100 km aber noch mal höher.

Im Gegensatz zur Vorgänger-Generation ist der neue Volvo V60 besser abgedichtet, er ist also angenehm ruhig beim Fahren, auch bei hohen Geschwindigkeiten. Das Fahrwerk ist auf Komfort ausgelegt, weich, angenehm, aber noch stabil genug auf der Autobahn. Lediglich ein sportliches Gefühl will nicht aufkommen, muss aber auch nicht. Volvo hat hier seine Nische gefunden, am ehesten kann man das Fahrverhalten noch mit einer Mercedes C-Klasse vergleichen, der Audi A4 fährt etwas sportlicher, der BMW 3er am sportlichsten. Auch die Lenkung ist im niedrigen Gradbereich eher tot und darüber hinaus fühlt sie sich künstlich an, ohne viel Gefühl. Der einzige Vorteil: Rangieren in der Stadt ist super einfach. Die Frage ist aber generell, was man wirklich will. Mit dem wohligen Wohnzimmer-Interieur lädt der Volvo V60 eher zum Entschleunigen und Entspannen ein und bietet den besten Sitzkomfort auf langen Strecken.

Serienmäßig kommt das Notbremssystem Volvo City Safety, es erkennt Fußgänger, Fahrradfahrer, andere Fahrzeuge und große Wildtiere und leitet bei Bedarf selbstständig einen Bremsvorgang ein, um Unfälle zu vermeiden oder zumindest abzuschwächen. Eine lohnenswerte Option ist der Blind Spot Monitor, also die Anzeige im Seitenspiegel, ob im Toten Winkel ein Fahrzeug kommt. Der adaptive Tempomat funktioniert einwandfrei, optional ist auch der Pilot Assist erhältlich, der beim Lenken unterstützt. Besonders attraktiv ist dieser im Stau, wenn man bei niedrigen Rollgeschwindigkeiten tatsächlich das Auto autonom fahren lassen kann, also beschleunigen und stoppen im Stau sowie in der Spur bleiben. Eine Rettungsgasse bildet der Pilot Assist allerdings nicht, dafür muss man dann selber ran.

Abmessungen

Länge: 4,76 m
Breite: 1,85 m
Höhe: 1,43 m
Radstand: 2,87 m
Leergewicht: 1.690 – 2.069 kg

Fazit: Der neue Volvo V60 ist ein großer Wurf: Elegantes Exterieur, sehr gute Verarbeitungsqualität und skandinavisches Design innen, nachhaltige wie attraktive Lösungen für niedrige und mittlere trim levels, dazu auch alternative Antriebe. Volvo hat damit ein zeitgemäßes Angebot und bringt den besten Komfort in der Mittelklasse. Kleinere Schwächen zeigt der V60 bei der Kofferraumabdeckung, der artifiziellen Lenkung und dem hohen Verbrauch. Beim Inscription-Top-Trim schnellt der Preis zudem in gewaltige Höhen. Die Ausrichtung im Fahrspaß geht klar Richtung Komfort. Größter Unterschied zur Vorgänger-Generation ist die vergrößerte Beinfreiheit im Fond.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak