Neuer Jeep Wrangler JL Fahrbericht

Die vierte Generation des Jeep Wrangler bleibt der Grundcharakteristik der Ikone treu, wir wollten herausfinden, was sich geändert hat – hier bei uns im Fahrbericht, der Jeep Wrangler JL. Von Thomas Majchrzak




Exterieur

Die klassischen sieben senkrechten Streben im Kühlergrill (so genannter Seven-Slot-Grill) sind natürlich geblieben, in der neuen Generation sind die kontrastierend in Schwarz eingefasst, was die Front etwas bulliger wirken lässt. Grill und Windschutzscheibe sind für eine bessere Aerodynamik allerdings etwas stärker nach hinten geneigt. Die Scheinwerfer gibt’s nun auch in LED Technik (Serie für Sahara und Rubicon). In der Länge hat der Jeep Wrangler um 11 cm beim Dreitürer bzw. 13 cm beim Fünftürer im langen Radstand zugenommen, nun auf 4,33 m und 4,88 m (also 55 cm Unterschied zwischen den Versionen). Wir zeigen hier den Fünftürer. Die Bodenfreiheit liegt bei 25 cm. Im Seitenprofil arbeitet Jeep auf Wunsch ebenfalls mit einem schwarzen Kontrast, so ist der hintere Fahrzeugteil jeweils Schwarz oder in Wagenfarbe. Als Dachvarianten gibt es ein Hardtop, ein Softtop sowie ein Dual-Top. Beim Dual-Top ist ein Softtop integriert, das man mit einem Knopfdruck öffnen kann. Gerade beim kompletten Softtop hat Jeep die Windgeräusche während der Fahrt reduziert. Das Hardtop lässt sich weiterhin abnehmen, die beiden vorderen Teile sind einfach zu entriegeln und zu entnehmen, für den hinteren Teil muss man Werkzeug und Schrauben benutzen. Die Türen kann man weiterhin abnehmen und die Frontscheibe wegklappen. Durch die Verwendung von Aluminium ist der neue Jeep Wrangler gut 100 kg leichter geworden. Der Jeep Wrangler ist als „Sport“ und Rubicon mit 17 Zoll bestückt, optional oder beim Sahara mit 18 Zoll. Am Heck kommen nun auch LED-Leuchten zum Einsatz (Serie für Sahara und Rubicon). Die Farben heißen Black, Firecracker Red, Billet Silver Metallic, Bright White, Granite Crystal Metallic, Hella Yella (Gelb), Ocean Blue, Punk’n Metallic (Orange), Mojito (Grün) und Sting Gray.

Interieur

Das Interieur bietet genauso viele unverwechselbare Details: Das Armaturenbrett ist komplett horizontal angeordnet und im 90-Grad-Winkel sind dann senkrecht die Bedieneinheiten angeordnet. Man sitzt sehr aufrecht und extrem hoch, hat somit eine gute Übersicht. Die Türen sind sehr schmal, das ermöglicht gerade offroad einen guten Blick zur Seite zu potenziellen Hindernissen.

Die Ausstattungsvarianten lauten Sport, Sahara und Rubicon, für Sahara steht ein Overland Ausstattungspaket zur Verfügung, das mit 18-Zoll-Felgen und Tierhautsitzen kommt. Im Interieur hat sich die Materialqualität verbessert, man findet z.B. pfiffige Details, wie Teile, die mit echten Schrauben sichtbar fixiert sind. Stoffsitze sind Basis, die Türen sind mit Kunstleder verkleidet.

Die Cockpit-Anzeige startet in 3,5 Zoll, optional ist der Screen links 7 Zoll groß. Das zentrale Infotainment-System ist 7 Zoll oder optional 8,4 Zoll groß. Die Systeme haben nun einen schnelleren Prozessor. Apple CarPlay und Android Auto werden serienmäßig in beiden Versionen unterstützt.

Bein- und Kopffreiheit hat man auf vier Plätzen ausreichend für große Erwachsene. Lediglich die Türsicherung vorne links kann etwas stören, wenn sie an die linke Wade stößt. Der Klappmechanismus der Sitze lässt sich sowohl vom Fond als auch vom Kofferraum aus erreichen. Der Kofferraum selbst ist recht quadratisch, aber nicht komplett gut in der Breite ausgenutzt. Dafür falten sich die Rücksitze sehr gut um, so dass eine wunderbare ebene Ladefläche entsteht.

Motoren

Der große Benziner kommt mit 6-Gang-Schaltgetriebe und optional mit 8-Stufen-Automatikgetriebe, alle anderen Motoren kommen immer mit der 8-Gang-Automatik von ZF.

Benziner
2,0 l R4 mit 271 PS
3,6 l V6 mit 290 PS

Diesel
2,2 l R4 mit 200 PS
3,0 l V6 mit 264 PS

Der Zweitürer startet bei 46.500 Euro, der Fünftürer bei 50.000 Euro. Voll ausgestattet liegt unser Testwagen bei gut 61.000 Euro.

Fahrverhalten

Der Allradantrieb ist beim Jeep Wrangler selbstverständlich. Ein Verteilergetriebe kann hierbei das Drehmoment zwischen Hinter- und Vorderachse anpassen. Zwischen Hinterradantrieb (2H) und Allradantrieb (4H Auto) kann man während der Fahrt bis zu einer Geschwindigkeit von 72 km/h hin- und herschalten. Die beiden Modi 2H und 4H Auto eignen sich für das Fahren auf der Straße. Jeep empfiehlt sogar, nun auf der Straße im 4H Auto Modus zu fahren. Im Gegensatz zu früheren Versionen ist das nicht mehr schädlich für das Getriebe und es gibt keine Probleme mit Verwindung oder Überhitzung wie beim klassischen Permanent-Allradler. Im Fahrtest finden wir heraus, dass man im Stadtverkehr mit dem Hinterrad-Modus etwas agiler unterwegs ist, der Wrangler drückt sich so etwas besser in die Kurven und die Vorderachse fühlt sich leichter an. Auf der Autobahn dagegen bringt der Allradmodus mehr Fahrstabilität.

Auf der Position 4H Part-Time allerdings ist der Allradantrieb entgegen der Bezeichnung „part-time“ klassisch permanent und die Drehmomente sind an allen Rädern gleich. Das eignet sich dann nicht mehr für die Straße, sondern nur noch fürs Gelände. Das Mittendifferenzial ist mechanisch, Vorder- und Hinterachsdifferenzial sind elektrisch. Der Rubicon hat überdies eine geländefähigere Übersetzung (4L) sowie längere Federwege. Der Zweitürer-Rubicon kommt dann auf Böschungswinkel von 36,4 Grad vorne und 30,8 Grad hinten. Die maximale Wat-Tiefe liegt bei 76 cm. Leiterrahmen als Karosserie und Starrachse für die Federung: Der Jeep Wrangler setzt auch hier kompromisslos auf Offroad-Fähigkeit.

Wir fahren den 2,2 l Diesel mit 200 PS. Dieser zeigt sich kultiviert und fällt im Geräusch nicht unangenehm auf. Kraftreserven sind immer vorhanden. In 96, Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h. Der Verbrauch liegt bei gut 8 l / 100 km auf der Autobahn und gut 10 l / 100 km im Stadtverkehr. Letzterer ist natürlich schon recht hoch. Besonders windschnittig und effizient ist der Wrangler eben nicht. So kann man bei den anderen Motoren tendenziell mit einem noch höheren Verbrauch rechnen.

Generell hat sich der Jeep Wrangler gerade in der Geräuschdämmung verbessert, er macht trotz der tollen Geländegängigkeit eben nicht mehr nur den robusten Eindruck, sondern auch einen geräuscharmen für die Straßenfahrten. Lediglich oberhalb von 100 km/h wird es aufgrund der Bauform, etwa auch der steilen Frontscheibe, etwas unangenehm. Der Wrangler ist naturgemäß kein Autobahnraser. Die Lenkung ist leichtgängig, hat aber trotzdem ein natürliches Gefühl. Geländegemäß muss man etwas mehr kurbeln, weil man im Gelände das Lenkrad auch mal eher in Ruhe lassen muss, damit sich der Wagen selber die Spur sucht und die Lenkbewegungen nicht so hastig werden. Die Federung ist weich und angenehm, das gibt Komfort auch auf der Straße, ohne aber den Wrangler allzu stark aufzuschaukeln. Die Bereifung, die wir testen, ist noch sehr geländegängig, das merkt man natürlich auf der Straße. So zieht der Wrangler selber ein bisschen seine Spuren und zieht gefühlt ein wenig nach. Insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten merkt man das viele Gummi am Reifen, gerade bei viel Wind muss man stetig korrigieren. Aber irgendwie ist das eigenwillige Fahrverhalten auch Teil der Identität.

Der Jeep Wrangler wird in den USA gebaut, dort ist bei neuen Autos eine Rückfahrkamera mittlerweile Vorschrift. Gut für uns, denn dadurch ist beim Wrangler die Rückfahrkamera bei allen Modellen serienmäßig. Außerdem kann man noch einen Toten-Winkel-Assistenten bestellen.

Die maximale Anhängelast beträgt 1.500 kg beim Zweitürer und 2.500 kg beim Viertürer.

Abmessungen

Länge: 4,33 m / 4,88 m
Breite: 1,89 m
Höhe: 1,82 / 1,90 m
Radstand: 2,45 m / 3,00 m
Leergewicht: 1.794 – 2.197 kg

Fazit: Der neue Jeep Wrangler bleibt sich treu, ist etwas markanter gezeichnet und hat im Interieur an Qualität zugelegt. Viele kleine Details wurden verbessert. Er bietet als Fünftürer viel Platz und generell ganz viele unverwechselbare Merkmale an Exterieur und Interieur. Im Fahrverhalten ist er nun ruhiger und etwas pkw-ähnlicher, ohne aber seine Offroadfähigkeiten zu verlieren. Auf der Straße bietet der Wrangler aber noch ein echtes Offroad-Feeling, das macht ihn natürlich etwas nervöser bei hohen Geschwindigkeiten, dafür aber charaktervoll und allzeit bereit für das nächste Abenteuer abseits der Straße.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak