Porsche Taycan 4S Fahrbericht

Der Porsche Taycan ist der erste Alltags-Elektroporsche für die globale Serienfertigung. Wir haben die Details zum neuen Elektrorenner aus Stuttgart und sind nach der Top-Version Porsche Taycan Turbo S nun auch den „günstigeren“ Porsche Taycan 4S gefahren. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

Mit 4,96 m Länge ist der Porsche Taycan nur 9 cm kürzer als ein Porsche Panamera. Aber rein optisch sieht der Porsche Taycan deutlich kleiner und schnittiger aus. Da hat das Designteam ganze Arbeit geleistet. Das Design ist ferner nicht bewusst „Elektroauto“, sondern eher „normal Porsche“. Typisch spannungs-geprägtes Porsche-Design, starke Schultern. LED ist Standard, optional stehen Matrix-LED-Lichter zur Verfügung. Der Porsche Taycan erscheint als 4S sowie in den Top-Versionen Porsche Taycan Turbo und Porsche Taycan Turbo S. Der Tacan 4S startet mit 19-Zoll-Felgen, der Taycan Turbo startet mit 20-Zoll-Felgen, der Turbo S direkt mit 21 Zoll. Natürlich kann man auch für den Taycan 4S optional größere Felgen wählen, hier sehen wir 20 Zoll mit Winter-Bereifung.

Interieur

Das Interieur ist fast komplett mit Bildschirmen ausgestattet: Ganz links beim Fahrer beginnt es mit einem großen curved display in 16,8 Zoll. Dort kann man verschiedene Anzeige-Modi wählen, je nachdem, welche Informationen man sehen möchte – z.B. auch einen Modus, bei dem die Navi-Karte im Vollbild angezeigt wird. Die Instrumente sind also voll digital. Leider werden sie zum Teil vom Lenkradkranz verdeckt. In der Mitte befindet sich ein 10,9 Zoll großes Infotainment-System, optional kann der Beifahrer ein zusätzliches Display bekommen, das wären dann drei Bildschirme. Auf dem Beifahrer-Display kann man dasselbe einstellen wie auf dem zentralen Display, etwas unnötig unser Meinung nach. Es gibt kaum noch klassische Knöpfe und Schalter, das meiste ist in die Bildschirme gewandert. Die neue Sprachbedienung hört auf das Kommando „Hey Porsche“. Für die Klima-Einheit wird ein weiterer Bildschirm in der unteren Mittelkonsole benutzt, in 8,4 Zoll. Vier Bildschirme insgesamt dann. Dort auf dem unteren Screen kann man auch Adressen fürs Navi eingeben, ansonsten dient es vorwiegend als Bedienung der Klimaeinheit – und auch als Bedienung für die Abdeckungen der Stecker und Kofferräume.

Zeitgemäß ist das Angebot nun im Interieur, wo Porsche nun erstmals eine komplett lederfreie/tierhautfreie Ausstattung mit modernen Strukturen der Oberflächen anbietet. Dabei kommt das Material „Race-Tex“ zum Einsatz, das wir auch hier sehen. Dieses hochwertige Mikrofaser-Material besteht zum Teil aus recycelten Polyesterfasern. Seine Produktion verursacht einen um 80 Prozent geringeren CO2-Ausstoß als die Produktion herkömmlicher Materialien. Im Bodenbelag wird die Recyclingfaser „Econyl-Garn“ verwendet, sie wird u.a. aus wiederverwerteten Fischernetzen gefertigt.

Bei den Dekor-Elementen kann man Holz, mattes Carbon, geprägtes Aluminium oder Textil wählen.

Das Platzangebot reicht aus für vier große Erwachsene, genau passend. Ein Raumwunder ist der Porsche Taycan damit nicht, aber man ist gut versorgt. In der Mitte hinten ist auch noch ein Notsitz, der aber nicht so bequem und platzreich ist. Dass man hinten trotz niedriger Sportwagen-Architektur noch gut sitzen kann, verdankt man übrigens so genannten „foot garages“, also Aussparungen bei der Batterie im Bereich des hinteren Fußraums.

Der Kofferraum fasst gut 80 l vorne, hinten gut 370 l. Die Sitze lassen sich für eine längere Ladefläche auch umklappen.

Motoren

Der Porsche Taycan erhält Allradantrieb über einen Motor an der Vorderachse und einen Motor an der Hinterachse. Der an der Hinterachse besitzt ein 2-Gang-Getriebe, selten für Elektroautos. Durch diese Abstufung soll der Taycan bei höheren Geschwindigkeiten noch effizienter arbeiten.

Nachladen: 11 kW AC / 225 kW (kleine Batterie) 270 kW (große Batterie) DC peak
800-Volt-Architektur
Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h

4S: 530 PS
Batterie: 79 kWh- – Preis 105.000 Euro
Jeweils 4,0 Sek. 0-100 km/h
Mit Performance Paket: 571 PS
Batterie: 93 kWh
Reichweite: 400 bzw. 460 km

Beide Turbo-Versionen haben auch die 93 kWh Batterie sowie eine Grundleistung von 625 PS. Darüber hinaus haben sie eine spezifische maximale Kraft, eine „overboost power“ für 2,5 Sekunden.
Turbo: 680 PS, 3,2 Sek. 0-100 km/h, 450 km Reichweite – Preis 150.000 Euro
Turbo S: 760 PS, 2,8 Sek. 0-100 km/h, 410 km Reichweite – Preis 185.000 Euro

Fahrverhalten

Der Porsche Taycan hat die Batterien im Fahrzeugboden, insofern ist der Schwerpunkt sehr niedrig, was sich günstig auf das Fahrverhalten auswirkt. Serie ist eine 3-Kammer-Luftfederung, die adaptiv agiert. Zudem ist auch die Wankstabilisierung mit an Bord. 90 % der Bremsvorgänge im Alltag werden übrigens über die Rekuperation abgedeckt, das schont die Bremsen und bringt natürlich auch wieder bei jedem Brems- oder Rollvorgang Energie zurück zur Batterie. Dazu kann man am Lenkrad einen Modus auswählen, bei dem das Fahrzeug selber entscheidet und präventiv z.B. mehr rekuperiert, oder man wählt den Modus, bei dem der Taycan eher ausrollt und einem Verbrenner ähnlicher ist. Weil die Bremsscheiben so unterdurchschnittlich benutzt werden, hat Porsche sogar eine eigene Beschichtung für die Taycan-Bremsscheiben, damit diese bei geringer Benutzung weniger rosten.

Die Beschleunigung des Porsche Taycan Turbo S ist atemberaubend, es geht so fix vorwärts, dass man kaum Luft holen kann. Die Power ist zudem stets abrufbereit. Das Handling ist sehr ausgewogen, man spürt das Gewicht der Batterie kaum. Die Lenkung ist direkt. Ganz so agil wie ein Porsche 911 ist der Porsche Taycan vielleicht nicht, aber er kommt nahe dran. Der Porsche Taycan 4S ist zwar etwas „langsamer“, aber das tut der Fahrfreude keinen Abbruch. Der Porsche Taycan 4S ist ebenfalls mehr als ausreichend motorisiert. Er vermittelt dieselben agilen Tugenden wie die Spitzenmodelle. Damit ist der 4S ganz klar der bessere Price-Performance-Deal.

Abgesehen vom Performance-Gedanken: Durch das lautlose elektrische Fahren kann man bei gemächlicher Gangart mehr entspannen. Auch höhere Geschwindigkeiten spürt man kaum, dank der guten Geräuschdämmung.

Auf Schnee und Eis erfahren wir, wie das Allrad-System des Taycan 4S arbeitet. Im normalen Fahrmodus mit allen eingeschalteten elektronischen Helferlein untersteuert der Taycan bewusst etwas und regelt per ESP die Räder ein, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Im Sport-Modus ist die Stabilisierung noch aktiv, aber man fährt etwas hecklastiger, kann somit besser in die Kurven hineinfahren. Im Sport-ESC schließlich kann man schon etwas mit dem Heck spielen, ohne aber potenziell völlig die Kontrolle zu verlieren. Wie bei einem Verbrenner-Porsche kann man schließlich auch beim Taycan die Stabilitätssysteme deaktivieren, und dann kommt der volle Heck-Charakter zum Einsatz und man kann den Taycan driften wie jeden anderen Allrad-Porsche mit Heck-Fokus.

Trotz Wärmepumpe wird bei niedrigen Temperaturen allerdings auch klar: Die Reichweite nimmt natürlich ab, und zwar deutlich. Im Winter sollte man also einen guten Puffer mit einplanen und nicht mit dem letzten Kilometer rechnen.

Abmessungen

Länge: 4,96 m
Breite: 1,96 – 2,14 m
Höhe: 1,37 m
Radstand: 2,90 m
Leergewicht: 2.370 – 2.380 kg

Fazit: Der Porsche Taycan ist überaus kraftvoll und steht damit einem Panamera Turbo S in Nichts nach, im Gegenteil – und das auch schon als Porsche Taycan 4S. Rein optisch ist der Porsche Taycan sehr schlank und agil. Ein Reichweitenwunder wird das Fahrzeug mit dieser Leistung natürlich nicht, sind die Benziner aber auch nicht. Krasse Sportlichkeit mit Nachhaltigkeit zu verbinden, ist nicht immer ganz leicht. Aber Porsche macht hier Schritte in die richtige Richtung, wie z.B. das komplett tierfreie Interieur, das auch angeboten wird. Im Fahrverhalten präsentiert sich der Taycan als reinrassiger Sportwagen, mit ausgewogenem Handling und gerade als Turbo S mit mehr als rasanter Beschleunigung. Der Porsche Taycan 4S ist dabei deutlich günstiger und steht dem Turbo S abgesehen von der etwas weniger krassen Geradeausbeschleunigung in Nichts nach.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Video & Fotos: Autogefühl, Jonas Bomba & Brian Hayes