Audi A1 Citycarver Fahrbericht

Der im Herbst 2019 neu in die A1 Sportback Baureihe eingeführte Audi A1 Citycarver ist so etwas wie der Hipster im Programm. Mit etwas mehr Bodenfreiheit und dezentem Offroad-Look mimt er den Geländegänger, doch ist sein Revier vielmehr der Stadtdschungel. Fahrt mit der Version 35 TFSI mit 150 PS starkem Vierzylinder und Siebenstufen-DSG. Von Thomas Imhof

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Die zweite Generation des Audi A1, nun A1 Sportback genannt, läuft im Seat-Werk Martorell bei Barcelona vom Band. Der kleinste Audi (interne Bezeichnung GB) kam Ende 2018 nur noch ausschließlich als Fünftürer und ohne Dieselmotoren auf den Markt; im Herbst 2019 gefolgt von der nach Vorbild der Skoda Scout- und VW Cross-Modelle etwas höhergelegten Pseudo-Offroad-Variante Citycarver.

Im Vergleich zum ersten Audi A1 sind die Modelle der zweiten Generation kantiger, haben eine breitere Spur und kürzere Überhänge. Weil der neue A1 in der Länge von 3,95 auf 4,03 (Citycarver: 4,05 Meter) und im Radstand von 2,47 auf 2,56 Meter zugelegt hat, haben Passagiere und das Gepäck nun mehr Raum.

Exterieur

Dynamic photo,
Colour: Arrow gray

Dynamic photo,
Colour: Arrow gray

Stilisierte Unterfahrschutzelemente im Edelstahl-Look, breite Radläufe und markant gezeichnete Seitenschweller suggerieren Offroad-Talente – wenngleich die MQB A0-Plattform des Volkswagen-Konzerns, auf der auch die aktuellen Versionen des VW Polo und Seat Ibiza stehen – nicht auf Allradantrieb ausgelegt ist. Einen Touch Sportlichkeit spendet hingegen der im Audi A1 Citycarver serienmäßige S-Line-Dachkanten-Spoiler und rot lackierte Bremssättel.

Vom A1 Sportback unterscheidet sich der Audi A1 Citycarver neben den diversen, aber funktionslosen Anbauteilen durch zwei statt drei Luftschlitze am vorderen Motorhaubenende – allerdings sind sie wie die dunkel hervorgehobenen Elemente in den Stoßfängern lediglich Fake, sprich geschlossen. Der achteckige Grill mit seinem stark dreidimensionalen Wabengitter soll an die Q-Modelle von Audi erinnern.

Dass der Audi A1 Citycarver vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit hat und insgesamt sogar fünf Zentimeter höher liegt, sieht man ihm auf den ersten Blick nicht an. Sehr attraktiv sind die Zweiton-Lackierungen mit (für 400 Euro) farblich kontrastierender Dachkuppel. Im Falle unseres Testwagens sorgte die Kombination aus Tiomangrün, einem türkisartigen Farbton, und einem Dach samt A- und B-Säulen in Mythosschwarz Metallic für manch bewundernden Blick von Passanten.

LED-Scheinwerfer (955 Euro) und Heckleuchten (245 Euro) mit dynamischen (animierten) Blinkern sehen naturgemäß weitaus eindrucksvoller aus als die doch ziemlich schlichten Basisleuchten.

Interieur

Cockpit
Detail

Innen bietet der offiziell als Fünfsitzer geführte aber in der Praxis eher als Viersitzer taugliche Audi A1 Citycarver ausreichend Platz für alle (Mit-)Fahrer. Wie schon beim A1 Sportback müssen selbst 1,80 Meter große Zeitgenossen hinten keine Platznot fürchten. Die Kopffreiheit ist noch ausreichend, auch müssen die Beine nicht krampfhaft angewinkelt werden, weil der Abstand zur Vordersitzlehne zu knapp wird. Was allerdings fehlt, sind hintere Haltegriffe im Dachhimmel, da hat Audi konkret gespart…. Derweil freut sich der Fahrer über eine passable Rundumsicht.

Der Qualitätseindruck ist bis auf eine Einschränkung Audi-typisch sehr gut – und das ist der hohe Anteil an Hartplastik. In einem schon in Basisausführung knapp 27.000 Euro teuren Modell, das mit Extras vollgestopft fast an der 40.000-Euro-Marke kratzt, sollte schon etwas wertigeres Material zum Einsatz kommen. Dazu kommt eine sehr knauserige Aufpreispolitik – eine Zweizonen-Klimaanlage will mit 400 Euro extra bezahlt werden, Aluminium-Optik kostet 70 Euro, ein automatisch abblendender Innenspiegel 150 Euro, eine Rückfahrkamera 294 Euro – die Liste ließe sich noch ein wenig fortsetzen.

Ein sehr effektvoller Spaß ist dagegen die Ambientebeleuchtung plus (292 Euro). Man kann zwischen 30 Farben wählen; in unserem Fall bot sich eine zur Außenfarbe passende an (siehe Fotos), die dann die vorderen Schalen der Türgriffe, das Ablagefach unter der Instrumententafel und – besonders effektvoll – die rechts und links vom Kombiinstrument angebrachten Ausströmer illuminiert beziehungsweise zangenartig nachzeichnet. Alles noch ergänzt um längliche Leuchtstreifen in den Türen.

Akzentflächen in Satinlack mint, Dekoreinlagen „Polygonstruktur Feinlack schiefergrau“ (an der Unterkante des Instrumententrägers) und Elemente in Kunstleder wirken edel und entschädigen ebenso wie lackierte Partien (zum Beispiel rund um den Getriebewählhebel, aber auch in den Griffmulden der Türinnengriffe) für die Hartplastik-Oberflächen. Stattdessen lassen sie das Interieur des A1 Citycarver frisch und jugendlich erscheinen. Sehr schön gestaltet haben die Designer auch die Beifahrerseite des Armaturenbretts– hier werden die beiden Ausströmdüsen geschickt so verbunden, dass sie wie eine durchgehende Einheit erscheinen. Am linken Ende des Instrumententrägers fällt auf, dass Audi ohne einen traditionellen Drehschalter für die Lichtfunktionen auskommt.

Die gesamte Mittelkonsole ist vom schön integrierten Infotainment Screen bis hinunter zum Aufladefach fürs Smartphone betont zum Fahrer geneigt. Auch an Ablagen mangelt es nicht; und dankbar nimmt man zur Kenntnis, das es neben dem neuen USB-C-Ladeport auch noch eine USB-A-Schnittstelle gibt. An einer Steigung festgehalten wird der Audi A1 Citycarver noch mit einer manuellen Handbremse – auch das kein Nachteil.

Die Sportsitze aus Stoff (Novum, Aufpreis 330 Euro) überzeugen sowohl ergonomisch – stark ausgeformte Seitenwagen bieten guten Seitenhalt in Kurven – als auch mit Mittelbahnen in schwarz-mint auch optisch. Die Neigung der Lehnen wird per Drehgriff eingestellt, die Sitzhöhenverstellung mit einem Hebel. Der Einstieg gelingt dank der leicht höherliegenden Karosserie etwa einfacher als im A1 Sportback und auch die Sitzposition ist etwas hochsitzartiger, wenngleich nicht so extrem wie in einem SUV.

In den Kofferraum des Audi A1 Citycarver passen 335 Liter, bei umgeklappten Fondlehnen erhöht sich das Volumen auf 1.090 Liter, wobei nur eine leichte schiefe Ebene entsteht. Bei einer Länge von dann 1,50 Meter reicht das für die meisten Transportaufgaben, denn statt auf Safari wird das Gros der Audi A1 Citycarver Kunden eher auf Stadtdschungel-Pirsch gehen. Zumal eine Ladekantenhöhe von 74 Zentimetern das Einladen von vollen Einkaufstüten leicht macht.

Schon die Basis-Variante des Citycarver hat ein volldigitales Kombiinstrument mit einem hochauflösenden 10,25-Zoll-Display, das über ein Multifunktionslenkrad angesteuert wird. Im Testwagen verbaut war (für nur 150 Euro) das Virtual Cockpit im gleichen Format, aber mit zahlreichen Zusatzfunktionen. In Verbindung mit MMI-Navigation lässt sich hier die Navigationskarte als 3D-Geländemodell einspielen oder über die VIEW-Taste zwischen zwei unterschiedlich großen Darstellungen der Rundinstrumente wählen. Zusätzlich gibt es noch eine Darstellungsoption „Sport“ bei Wahl des gleichnamigen Fahr-Modus.

MMI Navigation plus mit MMI Touch war für über 1900 Euro im Testwagen installiert. Das Multi Media Interface auf einem 10,1 Zoll großen Display wird über Touch oder Sprache bedient und reagiert schnell auf alle Eingaben. Die Navigation schlägt schnell Alternativen vor – Vorteil im Stadtverkehr. Ebenso wie Parkplatz-Informationen am jeweiligen Aufenthaltsort. Ohne Aufpreis gibt es auch Online-Verkehrsinformationen und einen WLAN-Hotspot bei der Wahl einer Navigations-Option.

Neben MMI-Paket trieb noch das so genannte Plus-Paket den Preis des Testwagens gewaltig nach oben – genauer gesagt um stolze 2.050 Euro. Darin enthalten sind auch die einzeln orderbaren LED-Lichtanlagen, die Smartphone Ladestation, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, ein Komfortschlüssel, MMI Radio plus, eine hintere Einparkhilfe und ein Soundsystem.

Fazit: Damit es schick und modern im Audi A1 Citycarver zugeht, muss man als Kunde bei der persönlichen Konfiguration Zeit und vor allem Geld mitbringen. Aber wer es sich leisten kann, kann das Interieur des Bordsteinkraxlers richtig pfiffig gestalten. Nur das Hartplastik lässt sich nicht wegzaubern. 


Motoren

Diesel-Motoren haben beim Audi A1 ausgedient – Kunden haben beim A1 Citycarver nur noch die Wahl zwischen zwei Drei- und einem Vierzylinder-Benziner. Nur für den A1 Sportback gibt es „on top“ noch einen zweiten Vierzylinder mit 200 PS.

Und so präsentiert sich das Motorenangebot für den A1 Citycarver:

25 TFSI Dreizylinder, 95 PS, Fünfgang-Schaltung oder 7-Stufen-DSG
30 TFSI Dreizylinder, 116 PS, Sechsgang-Schaltung oder 7-Stufen-DSG
35 TFSI Vierzylinder, 150 PS, Sechsgang-Schaltung oder 7-Stufen-DSG

Der von uns getestete Audi A1 Citycarver ist mit dem 35 TFSI-Motor absolut adäquat motorisiert; für primär Stadtverkehr würde auch schon die 116 PS starke Dreizylinder-Variante reichen, gleichwohl untermalt vom typischen, etwas raueren Dreibrenntöpfe-Roar.

Das immerhin 1600 Euro teurere Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe – im Audi-Sprech S tronic genannt – schaltet denkbar sanft und gut angepasst an die Charakteristik des Motors. Kommandos mit den Lenkradschaltwippen werden so umgesetzt, dass man als Fahrer das Gefühl erhält, aktiv ins Geschehen eingreifen zu können. Der 1,5-Liter-Motor macht nur bei höheren Drehzahlen auf sich aufmerksam, bleibt aber die meiste Zeit über akustisch dezent.

Der Verbrauch auf der Standard-Verbrauchsstrecke von Autogefühl beträgt bei Fahrt im Modus „Auto“ 6,4 Liter – bei einem Tankinhalt von 40 Litern reicht das für sichere 500 Kilometer. Der Langzeitverbrauch lag mit 6,6 Liter/100 km noch etwas höher. Die Werksangabe für den 220 km/h schnellen Audi A1 Citycarver von 5,4 Liter/100 km wird also bei unserer Verbrauchsfahrt um genau einen Liter übertroffen.

Fahrverhalten


Über eine Drucktaste auf der Mittelkonsole kann man zwischen den Modi Auto, Dynamic, Efficiency und Individual wählen. Wem das schon reicht, der ist mit 165 Euro dabei.

Als Teil des 925 Euro teuren Dynamikpakets kommt dann noch ein A1 Citycarver-spezifisches Fahrwerk mit zwei über die Drive Select Taste anwählbaren Dämpferkennlinien hinzu – eine komfortable Grundeinstellung und eine deutlich straffere. Ein Soundaktuator ändert in der sportlicheren Einstellung das Motorgeräusch in Richtung kernig, aber auch die Kennung der Lenkung (etwas weniger leichtgängig) und die Motorcharakteristik werden „geschärft“. Zusätzlich im Paket sind die roten Bremssättel sowie größere Scheibenbremsen (vorn 15, hinten 14 Zoll).

Als Carver werden ja gemeinhin eher kurze Skier mit dank spezieller Kanten besonders wendigen Eigenschaften bezeichnet. Dieses Attribut trifft durchaus auch auf den Audi A1 Citycarver zu – trotz 45 Kilo Mehrgewicht gegenüber einem vergleichbaren A1 Sportback. Vor allem im Dynamic-Modus pfeilt er – von einer sehr präzise ansprechenden Lenkung unterstützt – wieselflink durch schnelle Wechselkurven und enge Kehren. Das oft beschworene Gokart-Feeling kommt durchaus auf.

Was aber noch mehr erstaunt ist der hervorragende Abrollkomfort: Selbst mit den 18-Zoll-Felgen (Serie sind 16-Zöller) und Reifen der Größe 215/45 R18 meistert der Ingolstädter aus Barcelona grobes Kopfsteinpflaster und schlecht geflickte Asphaltdecken. Und dazu kommt ja auch noch ein weiterer kleiner Vorteil: Bordsteine kann man bedenkenloser erklimmen als mit den anderen A1-Baureihenbrüdern.

Durch die gute Übersicht und die gegen Aufpreis erhältlichen Features wie den Parkassistenten kommt man auch selten mit Radfahrern und Fußgängern ins Gehege. Allerdings ist das Arsenal an Assistenzsysteme auch sonst nur sehr dünn besetzt: Lediglich ein Spurverlassenswarner und der City-Notbremsassistent sind serienmäßig; schon eine Verkehrszeichenerkennung – übrigens nur sehr klein in einer Ecke der Navigationskarte in der Mittelkonsole verborgen – muss schon wieder extra und nur als Teil eines teuren Pakets bezahlt werden. Weitere Assistenz-Systeme: Fehlanzeige.

Abmessungen

Länge: 4,05 m

Breite: 1,76 m

Höhe: 1,46 m

Radstand: 2,56 m
Leergewicht: 1280 kg

Fazit: Der Audi A1 Citycarver ist ein rundum sympathischer, mit einem Basispreis von 26.855 Euro allerdings auch kein ganz billiger Kompaktwagen. Die Optik mit dunkel abgesetzter Dachpartie und in Wagenfarbe lackierter C-Säule ist wirklich schick, der Antrieb spritzig, das Fahrwerk geschmeidig. Als einziges Auto im Haushalt ist er jedoch sicher zu teuer, denn wer ihn halbwegs gut ausstatten will, muss schon viele Boxen in der Aufpreisliste ticken. Also schon eher als Zweitwagen für Double-Income-Haushalte. Denn die Kombination aus Design, modernem Infotainment und Platzangebot stimmt – aus heutiger Sicht. Dass seinerzeit ein Audi A2 technologisch weitaus fortschrittlicher war – dank Aluminium-Karosserie Gewichte zwischen 855 und etwas über 1000 Kilo, exzellenter Cw-Wert von 0,25-0,28 statt wie beim A1 Citycarver 0,34 und lange Zeit das einzige in Großserie produzierte fünftürige Dreiliterauto – muss auch noch einmal in Erinnerung gerufen werden. Doch kam so viel „Fortschritt durch Technik“ auf einmal nicht bei allen Autokäufern an – und so schwenkte Audi mit dem ersten A1 2010 auf ein massenkompatibleres und mehr modisch orientiertes Kompaktwagen-Design um.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Audi