Audi A3 Cabriolet Diesel im Test

Cabrio und Diesel? Das passt für Autonarren genau so wenig zusammen wie ein BMW mit Frontantrieb, Formel 1 mit Elektromotoren oder Jeeps aus Italien. Alles das gibt es mittlerweile, und jede neue Entwicklung ist es wert, untersucht zu werden. Zuletzt hatten wir die Kombination Cabriolet und Diesel im Opel Cascada, wo man den Diesel durchaus gemerkt hat. Im Audi A3 Cabriolet kommt es ganz anders… von Thomas Majchrzak

Eine erste kleine Fahrt bis zur Tiefgarage. Fühlt sich an wie ein Benziner. Dann noch mal der kurze Soundtest in der Tiefgarage: Im Leerlauf kommt kaum ein Surren, beim Tritt aufs Gaspedal hört es sich dann – leicht – nach Diesel an. Sicherheitshalber schauen wir hinten ans Heck und auf den Motor: TDI. Auch der Kollege sagt nach einer kurzen Testfahrt: Ist doch ein Benziner, oder?

Audi hat es mit den modernen Turbodiesel-Motoren hinbekommen, dass die früher negativen Eigenschaften der Diesel so gut wie verschwunden sind. Denn Dieselnageln wäre gerade im Cabrio unerwünscht, möchte man sich doch den Wind um die Nase wehen lassen und die Landschaft genießen. Vogelzwitschern statt Lkw-Diesel ist da angesagt.

Und auch beim Beschleunigen fühlt sich der 2 Liter TDI mit 150 PS so an wie ein Benziner. Das Drehmoment ist wunderbar, man vermisst den Benziner gar nicht. Nur, wenn man ganz genau hinfühlt, dann merkt man, dass beim Diesel erst der richtige Wumms nach einer halben Sekunde kommt, wenn der Turbo einsetzt.

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Preise, Motoren und Fahrdaten im Vergleich

Schauen wir uns alle Motoren für das Audi A3 Cabriolet und die Preise im Detail an. Denn da gibt es viel, sehr viel Auswahl.

Der Basispreis für das Audi A3 Cabriolet liegt bei 30.500 Euro – mit dem 1.4 Liter TSI mit 125 PS und 200 Nm Drehmoment. Daneben gibt es den Turbo-Benziner auch mit 150 PS sowie einen 1.8 Liter Turbo-Benziner mit 180 PS. Zum Fahrbericht über das A3 Cabriolet mit dem größeren Benziner geht es hier.

Der günstigste Diesel mit 1.6 Liter TDI und 110 PS beginnt bei 32.800 Euro, bietet dabei bereits 250 Nm Drehmoment, so viel wie der größte Benziner abgesehen vom S3. Der zweite Diesel ist ein 2.0 Liter TDI und kommt wie bei uns im Test mit 150 PS (ab 34.300 Euro) sowie in einer höheren Leistungsstufe mit 184 PS. Diese starken Diesel kommen auf 340 Nm bzw. 380 Nm. Darauf kommt sonst nur das Audi S3 Cabriolet (mit einem 2.0 Liter Turbo mit 300 PS). Zum Fahrbericht über die Topversion Audi S3 Cabrio geht es hier.

Optional gibt es alle Benziner und Diesel außer dem kleinsten Diesel als S-Tronic (Automatik mit Doppelkupplungsgetriebe, analog DSG bei Volkswagen) sowie jeweils die größten Benziner und Diesel als quattro (Allrad).

Die Diesel sind also deutlich teurer, haben aber auch mehr Drehmoment als die meisten Benziner. Beim 0 auf 100 Vergleich platzieren sich die Diesel im Mittelfeld, zum Beispiel 8,9 Sekunden auf 100 km/h mit dem 150 PS Diesel, der kleine Benziner (125 PS) braucht 10,2 – und der große Benziner mit 184 PS braucht 7,7 Sekunden.

Beim offiziellen Verbrauch unterbieten die Diesel natürlich die Benziner, beim 2.0 Liter TDI mit 150 PS steht zum Beispiel 4,2 l auf 100 km im Datenblatt, der Benziner mit 150 PS landet offiziell bei 5,3 l – und der stärkste A3-Benziner bei 6,0 l / 100 km.

Hier noch einmal die Motoren-Übersicht

Benziner
1.4 TFSI mit 125 PS (optional mit S-tronic)
1.4 TFSI mit 150 PS (optional mit S-tronic)
1.8 TFSI mit 180 PS (optional mit S-tronic oder mit S-tronic und quattro)

Darüber hinaus:
2.0 TFSI mit 300 PS im Audi S3 Cabriolet

Diesel
1.6 TDI mit 110 PS
2.0 TDI mit 150 PS (optional S-tronic oder quattro mit 6-Gang)
2.0 TDI mit 184 PS (optional S-tronic mit quattro)

Was kommt in der Praxis beim Verbrauch heraus? Der 1.8 Liter Benziner hatte sich in unserem Test auch gerne mal 3 Liter mehr genehmigt als angegeben, kam also teilweise auf über 9 Liter Verbrauch auf 100 km. Der Diesel mit 150 PS macht erst den Anschein, als würde er zwischen 7 und 8 Litern verbrauchen, das beschränkt sich aber auf den Stadtverkehr. Mit mehr Autobahn im Mix kamen wir schließlich auf knapp unter 6 Liter / 100 km.

Wer also viel fährt, für den kann sich der Diesel durchaus lohnen. Zumal er wirklich mit dem Drehmoment stets Freude macht. Wir fahren das manuelle Getriebe. Und wenn die Gänge so fast wie von selbst einfliegen, dann macht es auch dem größten Automatik-Fan kaum etwas aus, manuell zu schalten.

Exterieur

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Unser Testwagen weist eine S-line Ausstattung auf. Das heißt: Vorne gibt es eine Frontschürze, die den Auftritt noch maskuliner macht, und an den Seiten gibt es ebenfalls jeweils Schweller, die die Bodenfreiheit begrenzen. Die A-Säule und die Seitenspiegelklappen kommen in Chrom daher. Schick sieht die S-line-Ausstattung schon aus. Doch wir raten davon ab: Denn die Bodenfreiheit wird vorne und seitlich derart begrenzt, dass man Bedenken haben muss, dass man vorne aufsetzt, wenn man doch mal etwas steilere Rampen rauf oder runter fährt. Zudem sehen die Seitenschweller alles andere als gut aus: Sie wirken wie drangepflanzt, sind sie auch, aber irgendwie gehen sie nicht in das sonstige Design über.

Allgemein muss man aber sagen, dass das Design des Audi A3 Cabriolets einfach top ist. Die vorderen dynamischen Scheinwerfer, die simple, aber schöne Seitenlinie, die gerade bis zum Heck führt, sowie die zackigen Formen der Heckleuchten hinten – das wirkt stimmig. Die Außenspiegel haben eine futuristische Form, die im Vieleck-Bereich anzusiedeln ist. Der Rückspiegel dagegen ist klein und rund – das passt wiederum nicht ganz zusammen.

Interieur

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Ansonsten ist auch das Interieur einfach begeisternd: Das kleine runde Lenkrad kann von der Oberfläche nicht hochwertiger und vom Handling nicht besser sein. Lenkbewegungen werden sofort umgesetzt. Obwohl wir in einem Kompakt-Cabrio fahren, fühlen wir uns wie in einem sportlichen Flitzer.

Ansonsten hat Audi darauf geachtet, ein ausgewogenes Verhältnis von Knöpfen und Multimedia-Einheit-Bedienungen zu finden. Die Temperatur-Regler sind noch als klassische Bedienelemente vorhanden, und das ist auch gut so. Auch für die optionale Sitz- und Nackenheizung gibt es Knöpfe. Alle anderen Funktionen dagegen werden über das MMI-Terminal vor dem Schalthebel geregelt. Ein überzeugendes Konzept. Bei der Suche im Telefonbuch kann man zudem mit dem Finger Buchstaben auf das kleine runde Bedienelement zeichnen, so werden die Buchstaben vom System erkannt und man muss die Buchstaben nicht mit dem Dreh-Regler im Menü setzen.

Die Nackenheizung eignet sich insbesondere für die Übergangszeit, wenn es noch nicht so kalt ist, als dass man dicke Winterjacken mit Kragen anzieht. Wird es am Abend kühler, bläst der warme Wind in den Nacken – herrlich. Auf Stufe 2 ist das immer angenehm, die dritte Stufe ist natürlich noch kräftiger, allerdings ist diese auch etwas laut.

Ansonsten ist die Akustik überragend: Sowohl vom Bang & Olufsen Soundsystem, das in unserem Testwagen verbaut ist, als auch von der Wind-Akustik beim Fahren. Mit Fenstern unten kann man getrost sehr oft fahren; ansonsten sind mit allen vier Scheiben oben auch gut Geschwindigkeiten möglich, die für die Autobahn tauglich sind.

Fazit:

Das Audi A3 Cabriolet bietet – als Benziner wie als Diesel – das derzeit beste Gesamtpaket auf dem Cabriomarkt. Preislich ist es natürlich wie von Audi gewohnt schon weiter oben angesiedelt, aber ansonsten kann man sagen, dass dies das einzige Cabrio ist, das größeren Vertretern der Offenfahrfraktion die Kunden streitig machen kann. Mit dem dynamischen Fahrverhalten, dem überzeugenden Bedienkonzept, dem tollen Design außen wie innen und der überragenden Technik und Verarbeitung dient das Audi A3 Cabriolet auch als neue Alternative zu größeren Cabrios wie dem Audi A5 oder einem BMW 4er. Audi ist es gelungen, viele unterschiedliche Kundschaften für ein Auto zusammen zu bringen. Je nach Felgen und Farbe kann das A3 Cabriolet ein Frauenauto sein, aber auch ein schicker Flitzer für junge Männer, ein entspanntes Cruising-Cabrio für reife und erfahren Cabrio-Freaks und, und, und. Immer eine gute Wahl.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Kamera: Autogefühl, Katharina Kruppa
Videoschnitt: Autogefühl, Thomas Majchrzak

Und hier ein Artikel zum A3 Cabrio von Newcarz.
Auch Tom Schwede hat die Kombination Cabrio und Diesel getestet und berichtet hier über seine Erfahrungen.

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