Offroad Test mit dem neuen Nissan X-Trail

Nissan fährt die nachvollziehbare Strategie, die Modellpalette auf die Anforderungen an moderne SUVs auszurichten. Heißt: Der neue Nissan X-Trail ist nicht mehr so offroadtauglich wie der alte. Doch was kann er noch, wenn es darauf ankommt? Von Thomas Majchrzak

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Im Himalaya gibt es natürlich ausreichend Offroadpfade. Doch selbst die Fahrt über asphaltierte Straßen wird dort schnell zum Abenteuer. Schlaglöcher ohne Ende, scharfe Abbruchkanten und entgegenkommende Lkw, die nur laut hupen – aber nicht von ihrem Pfad abweichen.

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Ein wenig Dreck steht dem Nissan X-Trail schon mal gut. Bei den zweifarbigen Signature-Felgen legt sich der Dreck gerne auf die schwarz-glänzende Oberfläche an den Innenseiten. Hinten legt sich der Staub gerne auf die Heckscheibe.

Nun sieht der neue Nissan X-Trail deutlich sportlicher aus als das Vorgänger-Modell. Das liegt daran, dass er weniger Bodenfreiheit hat und die Spoiler weiter nach unten gezogen sind. Das wirkt sportlicher, reduziert jedoch die Bodenfreiheit. Der X-Trail ist damit genauso mehr oder weniger geländegängig wie der kleinere Bruder Qashqai. Man sollte also keinen X-Trail wählen, um mehr Geländefähigkeiten zu erhalten als beim Qashqai, diese Zeit ist vorbei. X-Trail wählt man, wenn man mehr Platz benötigt.

Bei der Fahrt mit mehreren Erwachsenen und viel Gepäck fürs Bergwandern ist das sehr praktisch. Den größeren Laderaum kann man wunderbar gebrauchen. Die zwei Notsitze dann doch eher weniger. Jedoch war diese Möglichkeit so attraktiv, dass es bisher einen Extra-Qashqai (+2) dafür gab. Der fällt nun weg und der X-Trail rückt an diese Stelle, wieso auch nicht.

So lange keine allzu großen plötzlichen Höhenunterschiede oder große Felsen überwunden werden müssen, zeigt der neue Nissan X-Trail durchaus noch gute Offroad-Fähigkeiten. Den meisten wird es um Situationen gehen mit rutschigen Verhältnissen oder Rampen zu Häusern auf dem Land.

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Der Offroad-Schalter bietet die Modi 2WD, Auto 4WD und 4WD Lock. Den reinen Zweirad-Antrieb braucht man nicht, er spart auch nicht wirklich Sprit. Vielmehr kann man auf den Auto-Modus vertrauen, der in der Regel die Kraft über die Vorderräder schickt und bei Bedarf auch auf die Hinterräder. Kommt man in Offroad-Bereiche, ist dann der Lock-Modus zu empfehlen, der die Verteilung permanent auf 50:50 vorne:hinten setzt. Damit kommen wir steinige Auffahrten auch sehr gut hinauf.

Wenn man zwischendurch anhält, ist das auch kein Problem. Denn der Berganfahr-Assistent stoppt das Auto für einige Sekunden, so dass man mit dieser elektronischen Auto-Bremse bequem wieder das Anfahren fortsetzen kann. Das optionale Surround-View-Kamerasystem hilft zudem dabei, die Entfernungen besser abschätzen zu können. Beim Rückwärtssetzen erscheint eine Rückfahrkamera und eine fingierte Draufsicht mit Rundum-Charakter. Beim Einlegen des 1. Ganges kann man dann auf eine Front-Kamera und eine seitliche Tote-Winkel-Kamera vorne zurückgreifen. Letztere ist unterhalb des rechten Außenspiegels montiert.

Fürs Offroad-Anfahren tut es der 1.6 Liter Diesel mit gut 130 PS bei kleineren Manövern schon. Auch in der Stadt funktioniert dieser, bei langsamen Steigungen auch. Nur wenn es in Deutschland auf die Autobahn geht, schwächelt der Diesel erheblich. Und wenn die Offroad-Rampe zu steil ist, dann will der erste Gang nicht ohne schleifende Kupplung laufen. Nissan will daher in 2015 auch für Europa einen Turbobenziner anbieten. In den USA ist bereits ein Benziner erhältlich. Zudem wird nach den Rückmeldungen zum Diesel auch überlegt, diesem mehr Power zu verleihen oder eine stärkere Variante anzubieten.

Fazit: Der Nissan X-Trail ist zwar kein Offroad-König mehr, aber für das, was man für Otto-Normalverbraucher als Offroad bezeichnet, ist wohl gesorgt. Die Assistenzsysteme und die leichtgängige Lenkung machen es möglich, dass auch Offroad-Laien auf engstem Terrain mit unebenem Untergrund das Fahrzeug gut dirigieren können. Auf der Straße fehlt dagegen ein wenig das Lenkgefühl. Mit dem Fahrwerk werden die meisten Kunden klar kommen. Nur wer Premium-Fahrzeuge gewohnt ist, wird mit dem Fahrwerk nicht ganz glücklich.

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Autogefühl: ***

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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