Specialized Turbo Levo FSR 6Fattie BMW X3 Special Edition Test

Der Premium-Fahrradhersteller Specialized kooperiert in einem interessanten Projekt mit dem Premium-Autohersteller BMW: Mit dem „Specialized for BMW Turbo Levo FSR 6Fattie„, so die offizielle Bezeichnung, erhält das derzeit stark nachgefragte e-Fully-Mountainbike Turbo Levo eine Sonderauflage, die im Design auf den neuen BMW X3 angepasst ist. Das wollten wir uns genauer ansehen, auch unter dem Aspekt alternativer Mobilitätsformen. Von Thomas Majchrzak

Das Specialized Turbo Levo FSR 6Fattie kommt in der BMW X3 Special Edition mit einer seitlichen Lackierung in Phytonic Blue, welche auch für den neuen BMW X3 verfügbar ist. Von oben betrachtet dominiert Silber. Der Aluminum-Rahmen kommt in den Größen S, M, L und XL. Als Gimmick gibt es auch eine farblich abgestimmte Trinkflasche. Neben der attraktiven blauen Lackierung darf das BMW-Logo nicht fehlen, allerdings nicht vorne auf einer Doppelniere, sondern hinten am Rahmen unterhalb des Sattels.

Fakten und Ausstattung

Folgendes hat das BMW Specialized Turbo Levo an Bord, das auf dem Turbo Levo FSR Comp basiert:

Bremsen – SRAM Guide RE
Reifen – 2.8 Zoll / 7,1 cm breit
Gabel – RockShox Revelation RC 150 mm
Dämpfer – RockShox Monarch RT
Sattel – Command Post IRcc
Schaltwerk – SRAM GX, long cage, 11-speed
Brose-Motor 250 Watt (15 % mehr Leistung im Modelljahr 2018), max. 90 NM
Batterie: 504 Wh

Batterie integriert

Die Batterie ist in den Rahmen integriert und lässt sich auch separat laden. Dafür muss man allerdings einen Inbus-Schlüssel ansetzen. Da erscheint die Lösung wie bei den Yamaha- oder Bosch-Akkus, einen Schlüsse zu nehmen, zunächst einfacher. Allerdings kann das Schloss auch schneller ausleiern als die Inbus-Aufnahme hier. Die integrierte Akkubauweise ist optisch und auch platztechnisch gut gelöst, aber etwas umständlicher zum Herauslösen. An der normalen Haushaltssteckdose dauert das Laden von leer nach voll gut 3,5 Stunden. Alternativ kann man auch im Auto laden, mit einem eigens entwickelten Ladekabel für den BMW X3 direkt im SUV.

Die Bedienmöglichkeiten sind beim Turbo Levo direkt am Bike bewusst eingeschränkt, um das e-MTB schlank zu halten. So schaltet man das Bike direkt am Akku ein und kann dort auch die unterschiedlichen Unterstützungsstufen einstellen. Am Lenker steht nun auch eine Bedieneinheit zur Verfügung, um die Stufen stärker oder schwächer zu stellen, ein Specialized-Knopf ruft sofort die stärkste Stufe auf. Dazu kommt ein Knopf für die Schiebe-Unterstützung. Genauere Einstellungen sind per Handy mit der so genannten Mission Control App möglich, die auch z.B. die Unterstützung für eine Route ausrechnen kann.

Grip und Agilität mit Fattie-Reifen

Zentrales Element der Fahrcharakteristik sind natürlich die fetten Reifen, die mit gut 7 cm Breite nicht ganz an volle Fatbike-Reifen heranreichen (10 cm), dafür aber etwas mehr Wendigkeit und Pannensicherheit bieten. Und in der Tat, das Specialized Turbo Levo FSR 6Fattie BMW ist super wendig und agil, so dass man das Mehrgewicht eines e-MTBs beim Fahren kaum merkt. Brake-Slides lassen sich wunderbar vollziehen, und das unter voller Kontrolle. Das Fahrwerk schluckt gut weg, lässt sich gefühlvoll bedienen, so dass man schnell wechseln kann zwischen Hügel rollen einerseits und maximale Sprunghöhe herausholen andererseits. Geometrie und Lenkerbreite sind schon in Richtung Downhill ausgelegt, so dass man auch Hinterrad-lastig springen kann. Insgesamt bringt das Fahrwerk eine kontrollierte Ruhe in das Fahrverhalten, was dazu verführt, noch kreativere Linien zu fahren.

Äußerst praktisch ist auch die per Knopfdruck am Lenker bedienbare Sattelstütze, so wird das Wechseln von Up- zu Downhill noch deutlich erleichtert.

Motor: Brose vs Yamaha vs Bosch

Der Brose-Motor zieht direkt bei der kleinsten Pedalbewegung an, das ist auffällig. Das macht das Turbo Levo übrigens gerade auch auf der Straße flink. Wie der Bosch-Motor will der Brose etwas mehr Trittfrequenz wie der Yamaha. Bei niedriger Frequenz am Anstieg hat dagegen der Yamaha die Nase vorn. Dafür läuft die Schaltung bei der Brose-Lösung sehr rund, man schaltet sozusagen sequentiell nur auf dem hinteren Kettenblatt. Bei Hügeln bergauf offenbart der Motor im Turbo Levo kurze Schwächen, wenn man z.B. erst kräftig tritt, dann die Bergkuppe erreicht, eine kleine Senke fährt und dann wieder den nächsten kleinen Hügel – in diesen Moment kann die Unterstützung kurz aussetzen, weil das Fahrrad ja für einen kleinen Moment beschleunigt wird. Und wenn es zu schnell geht, zieht sich die Unterstützung sehr schnell zurück. Im Gelände muss man sich übrigens keine Gedanken über das Einstellen der Stufen machen – man wählt ohnehin immer die stärkste Unterstützung.

Der Preis liegt bei gut 5.200 Euro, ist also mit dem normalen Comp vergleichbar. Wie bei den Herstellern leider üblich, muss man trotz dieses Preises noch in ordentliche Pedale mit Bärenkrallen investieren. Übrigens: Wer mehr Federweg haben möchte, für den gibt es nun den noch mehr auf Downhill ausgelegten Bruder, das Turbo Kenevo mit 180 mm Federweg.

Fazit: Optisch ist das Specialized for BMW Turbo Levo FSR 6Fattie wahrscheinlich das derzeit schönste e-Fully-MTB auf dem Markt, auch wenn Schönheit natürlich im Auge des Betrachters liegt. Die Designlösungen sind flawless, Komponenten und Verarbeitung hochwertig. Die Akkuintegration ist einerseits schön gelöst, andererseits wäre eine etwas einfacherer Akkuentnahme noch besser. Natürlich muss man dabei auch ggf. den Diebstahlschutz betrachten, wenn man das Turbo Levo nicht nur als Sportgerät einsetzt. Die breiten Reifen geben tollen Grip, behalten aber mehr als ausreichend Agilität. Gabel und Dämpfung arbeiten super zusammen und vermitteln ein ruhiges, ausgeglichenes Fahrgefühl. Ob Singletrail rauf oder Downhill runter – das Turbo Levo kann alles. Der Brose-Motor zeigt seine Stärken in der Laufruhe und der Antrittbereitschaft, hat dafür eine Schwäche bei niedriger Trittfrequenz bergauf. Insgesamt ein echtes Traumbike, das uneingeschränkt zu empfehlen ist.