Volvo V60 Cross Country B4 Mild-Hybrid Fahrbericht 2021

Die aktuelle Generation des Volvo V60 gibt es auch mit etwas mehr Bodenfreiheit und Gelände-Look als Cross Country. Wir haben uns dabei den neuen Mild-Hybriden angesehen, in diesem Fall sogar ein auf dem Markt recht seltener Diesel-Mild-Hybrid. Von Thomas Majchrzak

Transparenz-Hinweis: Autogefühl Fahrberichte und Videos sind redaktionell unbeeinflusst sowie frei in Meinung und Bewertung. Weil die Hersteller jedoch die Erstellung der Publikationen erst ermöglichen, kennzeichnen wir aus rechtlichen Gründen auch diesen Text als Anzeige.





Exterieur

Der Volvo V60 basiert wie schon XC90, V90 und XC60 auf der SPA-Plattform für die größeren Volvo-Fahrzeuge, befindet sich aber noch in der Mittelklasse. Mit einer Länge von 4,76 m hat der Volvo V60 gegenüber dem Vorgänger ordentlich zugelegt, plus 14 cm. In der Front zeigt der V60 das neue kantigere Volvo-Gesicht, zur Serienausstattung gehören die LED-Scheinwerfer im Thors Hammer-Design mit Fernlichtassistent und integriertem LED-Tagfahrlicht. Die Streben im Kühlergrill sind senkrecht und schwarz beim Momentum-Trim, bei Inscription sind die Streben mit Chrom versehen. Der neue Volvo V60 ist insgesamt sehr elegant. Der Einstiegspreis beträgt rund 38.000 Euro. Als Volvo V60 Cross Country (ab 50.000 Euro) ist das Fahrzeug übrigens gut 6,5 cm höher gelegt, dieses Fahrwerk garantiert dann mehr Bodenfreiheit (insgesamt 21 cm), wenn man häufiger auch im Gelände unterwegs ist – oder den höheren Ritt zusammen mit der Crossover-Beplankung mag. Der CC ist eine Stange teurer, kommt aber direkt mit einer höheren Motorisierung und mehr Ausstattung. Der CC hat auch einen leicht modifizierten Kühlergrill mit senkrechten Lamellen plus Punkt-Struktur. Die Felgen kommen in 18 bis 20 Zoll.

Interieur

Im Interieur lädt skandinavisches Design ein: Schlichte und klare Linien, aber wohnliche Elemente. Im Momentum Ausstattungsniveau startet man mit Stoffsitzen, es sind aber auch sehr interessante City Weave Sitze mit hellem Stoff im Sofa-Design innen und hellem Kunstleder außen erhältlich (hier zu sehen) – eine Variante, bei der man noch vergleichsweise günstig bleibt, aber schon einen großen Wow-Effekt hat. So wird’s gemacht. Der Volvo V60 Cross Country kommt in der Basis mit schwarzen Stoffsitzen, optional erhält man einen schwarzen Stoff-Kunstleder-Mix, und ebenfalls erhältlich sind die beigefarbenen City-Weave-Sitze. Ein gutes Angebot! Ferner sind nun auch die Tailored Wool Sportsitze erhältlich, die zu 1/3 aus Wolle und 2/3 aus recyceltem Polyester bestehe. Nicht ganz tierfrei, aber schon ein guter Fortschritt. Der Sitzkomfort von der Sitzform her ist zudem exzellent, der Volvo V60 gehört damit zu den bequemsten Vertretern im Segment. Das Lenkrad ist auch zweifarbig erhältlich, das sorgt für einen zusätzlichen Kontrast. Helles oder etwas dunkleres Naturholz zieht sich wahlweise am Armaturenbrett entlang, möglich ist auch ein matter Aluminium-Look. Bei Inscription bekommt man ausschließlich Tierhaut-Sitze, zudem ist diese Top-Ausstattung erheblich teurer. Bei der R-Design Variante kommen Sportsitze mit ausgeprägteren Seitenwangen sowie eine seltsame Bezugmischung aus Tierhaut innen und Mikrofaser außen.

Serienmäßig kommt immer das Infotainment-System Sensus Connect mit Bluetooth Freisprecheinrichtung samt Audio-Streaming und Internetzugang. Als Zentrale dient ein 9 Zoll großer vertikal ausgerichteter Touchscreen. Serienmäßig sind derweil auch die 12,3“-Instrumente. In der unteren Mittelkonsole ist nun ein induktives Ladepad für die Smartphones verfügbar. Die Zier-Einfassungen am Lenkrad wurden hochwertiger gestaltet.

Dank des Größenzuwachses kann man nun auch im Fond sehr gut als großer Erwachsener sitzen, es bleibt selbst bei 1,90 m noch Platz vor den Knien, ebenso beim Kopfraum. Das Kofferraumvolumen von 529 Litern lässt sich durch Umklappen der im Verhältnis 40:60 teilbaren Rückbank auf bis zu 1.364 Liter erweitern. Umklappen kann man die Sitze einfach vom Kofferraum aus. Das Interieur ist insgesamt ausgezeichnet, einzige kleine Schwachstelle ist die Kofferraumabdeckung, die sich nicht automatisch mit der elektrischen Heckklappe bewegt und auch manuell eher einen instabilen Eindruck macht, ganz im Gegensatz zum restlichen Interieur, das auf höchster Materialstufe steht.

Motoren Volvo V60 Cross Country

Nicht alle Motorisierungen sind auch für die CC-Version verfügbar, den Cross Country gibt es z.B. nicht als Plugin-Hybrid.

2,0 l 4-Zylinder
Benziner
B5 250 PS AWD (MHEV)
6,8 Sek 0-100 km/h

Diesel
B4 197 PS AWD (MHEV)
8,2 Sek 0-100 km/h

Alternativ zum Listenpreis bietet Volvo auch das so genannte „Care by Volvo“-Programm an, dieses umfasst dann eine feste Rate, die dann nicht nur das Leasing enthält, sondern auch alle weiteren Kosten außer Sprit. Inkludiert sind 15.000 km Laufleistung (gegen Aufpreis auch mehr möglich), Versicherung, Inspektionen, Steuern usw. Vorteil: Man weiß, dass man monatlich diesen Betrag plus Sprit bezahlt, sonst nichts. Auf den ersten Blick sehen die Summen sehr hoch aus, weil eben alle Nebenkosten auf einen Betrag gesetzt werden. Hintergrund ist, dass der Autokauf generell einfacher und transparenter werden soll.

Fahrverhalten

Im ersten V60 Test waren wir den D4 Diesel mit 190 PS und Frontantrieb gefahren. Frontantrieb ist für die meisten Breitengrade auch ausreichend. Der D4 schafft es in 7,9 Sekunden auf 100 km/h und ist damit noch zügig genug für die Autobahn. Ein Diesel-Nageln ist durchaus spürbar, insgesamt hinterlässt der Motor aber einen eher ruhigen Eindruck. Die Gänge lassen sich manuell angenehm einlegen, ohne großen Widerstand, die Schaltwege sind kurz. Lediglich der Verbrauch ist mit häufig über 7 l / 100 km für einen Diesel zu hoch, ein bekanntes Problem bei Volvo.

Beim zweiten Test hatten wir den T6 Benziner mit 310 PS und Allrad. Der Allradantrieb macht bei dieser Stärke Sinn, weil sonst zu viel Power nur über die Vorderachse laufen würde. So schiebt der T6 gleichmäßig an, wobei hier das Prinzip vorne+hinten gilt, im langsamen Betrieb zieht also vorwiegend die Vorderachse. Mit 5,8 Sek. auf 100 km/h ist der T6 richtig flott unterwegs. Und er verhält sich bei gleichmäßiger Fahrt ruhiger als der Diesel, bringt mehr Fahrfreude. Dafür ist der Verbrauch mit gut 9 l / 100 km aber noch mal höher.

Derweil hat Volvo die Modellpalette elektrifiziert, heißt: Viele Plugin-Hybride und/oder Mild-Hybride. So testen wir nun den neuen Mild-Hybrid-Diesel, der gewisse Rekuperation auch ermöglicht und so für Spritersparnis sorgen soll. In einem kleinen Batterie-Symbol sieht man, wenn die Rekuperation stattfindet, gerade beim Zurollen oder Abbremsen auf eine Ampel oder wenn man bergab fährt. Beim Spritverbrauch ergibt sich keine riesige Änderung, aber wir können damit mit dem Allrad-Diesel einen ähnlichen Verbrauch erzielen wie es mit dem Frontantriebs-Diesel ohne MHEV der Fall war, also wieder 7 l / 100 km.

Im Gegensatz zur Vorgänger-Generation ist der neue Volvo V60 besser abgedichtet, er ist also angenehm ruhig beim Fahren, auch bei hohen Geschwindigkeiten. Das Fahrwerk ist auf Komfort ausgelegt, weich, angenehm, aber noch stabil genug auf der Autobahn. Lediglich ein sportliches Gefühl will nicht aufkommen, muss aber auch nicht. Volvo hat hier seine Nische gefunden, am ehesten kann man das Fahrverhalten noch mit einer Mercedes C-Klasse vergleichen, der Audi A4 fährt etwas sportlicher, der BMW 3er am sportlichsten. Die Lenkung ist leichtgängig und vermittelt nicht das natürlichste Gefühl, im jüngsten Update wurde hier aber deutlich nachgefeilt, sie fühlt sich nicht mehr so „tot“ an, insgesamt sind wir jetzt zufrieden. Mit dem wohligen Wohnzimmer-Interieur lädt der Volvo V60 eher zum Entschleunigen und Entspannen ein und bietet den besten Sitzkomfort auf langen Strecken.

Der Volvo V60 Cross Country liegt wie beschrieben 6,5 cm höher und kommt mit einer Komfort-Federung (nicht adaptiv). Das passt gut zum Fahrzeug, die etwas höhere Position zusammen mit der soften Abstimmung der Dämpfung wirkt sich nochmals entspannend auf das Fahrverhalten aus.

Serienmäßig kommt das Notbremssystem Volvo City Safety, es erkennt Fußgänger, Fahrradfahrer, andere Fahrzeuge und große Wildtiere und leitet bei Bedarf selbstständig einen Bremsvorgang ein, um Unfälle zu vermeiden oder zumindest abzuschwächen. Eine lohnenswerte Option ist der Blind Spot Monitor, also die Anzeige im Seitenspiegel, ob im Toten Winkel ein Fahrzeug kommt. Der adaptive Tempomat funktioniert einwandfrei, optional ist auch der Pilot Assist erhältlich, der beim Lenken unterstützt. Besonders attraktiv ist dieser im Stau, wenn man bei niedrigen Rollgeschwindigkeiten tatsächlich das Auto autonom fahren lassen kann, also beschleunigen und stoppen im Stau sowie in der Spur bleiben. Eine Rettungsgasse bildet der Pilot Assist allerdings nicht, dafür muss man dann selber ran.

Abmessungen

Länge: 4,76 m
Breite: 1,85 m
Höhe: 1,43 m
Radstand: 2,87 m
Leergewicht: 1.690 – 2.069 kg

Fazit: Der Volvo V60 hat ein Elegantes Exterieur, sehr gute Verarbeitungsqualität und skandinavisches Design, nachhaltige wie attraktive Lösungen gerade für niedrige und mittlere trim levels, dazu auch alternative Antriebe. Volvo hat damit ein zeitgemäßes Angebot und bringt einen sehr guten Komfort in der Mittelklasse. Kleinere Schwächen zeigt der V60 bei der manuellen Kofferraumabdeckung und dem meist recht hohen Verbrauch. Die Mildhybrid-Technologie hilft hier zumindest nun ein wenig. Die Ausrichtung im Fahrverhalten geht klar Richtung Komfort. Der Volvo V60 Cross Country fügt wieder eigenen Crossover-Charme hinzu und funktioniert optisch sehr gut. Auch das höher gelegte Fahrwerk passt gut zum Auto.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak