Der Opel Frontera ist zurück: Früher war der Gelände-Fokus größer, jetzt kommt das kleine SUV mit Elektro- und Mildhybrid-Antrieb mit Stadt-Fokus. Wir sind beide Antriebe gefahren und können sagen, wer für wen geeignet ist. Und wie verhält sich der Frontera zum Dacia Duster? Von Thomas Majchrzak
Der Name Frontera ist zurück, Opel belebt den einstigen Geländewagen-Klassiker als kleines oder kompaktes SUV wieder. Dabei bedient sich das Fahrzeug der Plattform des Citroen C3 Aircross, was natürlich auch Kritiker auf den Plan ruft. Und ja, es stimmt, dass dieses Fahrzeug kein eigens gebauter Opel ist im Sinne von: Entwickelt und gebaut in Rüsselsheim. Entwickelt wurde das Grundgerüst in Frankreich, gebaut wird der neue Frontera in der Slowakei, natürlich zusammen mit dem C3 Aircross. Das ist automobile Realität und auch in anderen Konzernen so. Aktuell ist der Kostendruck in der Autoindustrie sehr hoch, und daher muss man so viel wie möglich Badge Engineering betreiben, also gleiche Fahrzeuge mit unterschiedlichen Markenlogos präsentieren, um den Anteil an Gleichteilen hoch zu halten. Den Opel-Leuten bleibt dann nur noch, im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Auto trotzdem so viel Opel wie möglich zu machen. Und das ist in der Tat gelungen: Ein anderes Exterieur-Design, im Interieur ein klassisches Bedienkonzept mit echten Knöpfen und eigenständige Sitze und auch ein anderes Fahrwerks-Setup, das weniger weich wie beim Franzosen ist und mehr deutschen Opel-Fahrspaß verspricht. So viel dazu vorab.
Exterieur
Der neue Opel Frontera misst 4,39 Meter in der Länge und tritt damit die Nachfolge des Crossland an. Der Frontera steht wahlweise auf 16-Zoll-Stahl- oder 17-Zoll-Leichtmetallrädern, wobei die kleineren Felgen mit Fahrkomfort bieten und eben ganz besonders aussehen mit dem weißen Look. Die größeren Felgen vermitteln dann ein sportlicheres Fahrverhalten. Ob man die Elektro-Variante oder den Verbrenner nimmt, ist im Design unerheblich, hierbei kommt es vielmehr darauf an, ob man Edition oder GS trim nimmt. In der GS Line sieht der Frontera sportlicher aus, mit vielen schwarzen Elementen. Bei Edition wird eher ein Offroad-Charakter betont, wie hier bei unserem Mint-Grünen Fahrzeug zu sehen. Der in Orange ist GS Line als Elektro, wie gesagt, man kann frei kombinieren.
Im Vergleich zum Dacia Duster sieht man beim Opel Frontera eine City-Fokussierung, währen der Dacia Duster einen klassischeren Offroad-Look hat und tatsächlich auch bessere Offroad-Fähigkeiten bei Bodenfreiheit, Böschungswinkel usw.
Interieur
Im Innenraum erwarten den Fahrer serienmäßig ein 10-Zoll-Instrumentendisplay und ein Smartphone-Halter, optional ist ein 10-Zoll-Infotainmentsystem erhältlich, auf dem man dann das Smartphone spiegeln lassen kan. Ein besonderes Highlight ist der optionale Komfortsitz mit einer Aussparung in der Mitte, die den Druck auf das Steißbein reduzieren soll. Ist in der Tat ganz witzig, denn wenn man den Sitz betrachtet, sieht man die Aussparung, wenn man sich daraufsetzt, verschwindet die Aussparung vom Druck her, aber wirkt sich noch auf die Druckverteilung aus. Die Sitze kommen immer mit Stoffbezug, der einen guten Qualitätseindruck macht. Die Materialien bestehen zum Teil aus Recycling-Materialien. Neben den Sitzen ist auch das Lenkrad immer frei von Tier-Materialien. Basis wäre beim Lenkrad eine eher harte Oberfläche, mit dem Komfort-Paket oder mit der GS-Line kommt dann ein weicherer Kunstlederbezug für das Lenkrad. Auf den Vordersitzen sitzt man als Erwachsener grundsätzlich gut, nur große Menschen haben etwas beengte Verhältnisse für das Knie, was den Platz zwischen Lenkrad und Mittelkonsole angeht. Auf den Rücksitzen wird es für große Erwachsene in der Beinfreiheit eng, aber das Fahrzeug ist auch sehr kurz. Kopffreiheit ist aufgrund der hohen Bauform nie ein Problem. Spannend: Der Frontera bietet je nach Konfiguration fünf oder (nur als Benziner) sogar sieben Sitzplätze. Auf der Länge ist das zusammen mit dem C3 Aircross wirklich einmalig. Dann bleibt zwar kein Kofferraum übrig, man hat aber trotzdem eine Flexibilität.
Wichtig zu wissen bzgl. Unterschied Benziner vs Elektro: In der Elektro-Variante sitzt man tatsächlich etwas höher auf der Rückbank, weil ein Teil der Hochvolt-Technik unter der Rückbank untergebracht ist. Das auch der Grund, wieso der 7-Sitzer für die EV-Variante nicht erhältlich ist. Der Kofferraum bleibt allerdings bei beiden Varianten gleich.
Der Kofferraum selbst ist gut nutzbar: Der Frontera glänzt mit einem geräumigen Kofferraum, der 460 Liter fasst und sich auf bis zu 1600 Liter erweitern lässt.
Der Benziner darf in der fünfsitzigen Konfiguration 1,25 Tonnen und in der siebensitzigen Konfiguration 1,05 Tonnen anhängen.
Im Vergleich zum Dacia Duster ist das Interieur im Opel Frontera in der Tat hochwertiger. Materialien und Knöpfe fühlen sich besser an. Das Platzangebot ist vergleichbar.
Antrieb und Fahren
Opel bietet den neuen Frontera sowohl mit rein elektrischem als auch mit Mildhybrid-Benzinantrieb an. Die Elektroversion verfügt über eine 44 kWh LFP-Batterie (eine größere Batterie soll später folgen), die mit optional 11 kW AC (Serie: 7,4 kW) oder mit bis zu 100 kW an einer DC-Schnellladesäule geladen werden kann. Der Ladevorgang von 20 auf 80 Prozent SoC dauert an dann im besten Fall 26 Minuten. Mit einer Leistung von 83 kW (113 PS) beschleunigt der Stromer in 12,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Die von uns getestete reale Reichweite in guten Bedingungen (angenehme Temperatur und nicht allzu hohe Geschwindigkeiten) liegt bei rund 280 Kilometern angegeben, bei einem Verbrauch von etwa 16 kWh/100 km unter idealen Bedingungen.
Alternativ steht ein 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner mit 48V-Mildhybrid-Technologie (0,9 kWh Batterie) und Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe zur Wahl. Dieser ist in zwei Leistungsstufen mit 74 kW (100 PS) und 100 kW (136 PS) erhältlich. Die schwächere Version beschleunigt in 11 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht 180 km/h, die stärkere Variante erledigt den Sprint in 9 Sekunden und erreicht eine Spitze von 190 km/h.
Spannend ist der Frontera tatsächlich beim Fahren. Und besonders spannend sind die Vergleiche zwischen Benziner und Elektro und zum Dacia Duster. Der Opel Frontera fährt sich richtig gut: Er macht Fahrspaß, ist auf der Autobahn bei 120 km/h nicht laut, hat eine präzise Lenkung und ein Fahrwerk, das genügend Komfort bietet, während die Karosserie nicht aufschaukelt. Hier merkt man, dass die Opel-Ingenieure nachgefeilt haben gegenüber der Citroen-Version. Und es wird auch deutlich, wieso der Opel Frontera auf die Straße fokussiert ist – weil das eben Sinn macht. Im Vergleich zum Dacia Duster fährt sich der Opel Frontera ruhiger, aber auch sportlicher. D.h. er bleibt leiser auf der Autobahn und vermittel gleichzeitig mehr Fahrspaß. Hier merkt man eben, dass beim Duster ein größerer Fokus auf den Offroad-Fähigkeiten liegt.
Im Vergleich Benziner vs. Elektro merkt man der Elektro-Version durchaus das höhere Gewicht an. Der Benzin-Hybrid fährt sich leichtfüßiger, gerade in engen Kurven macht das mehr Freude, bei der elektrischen Variante macht sich das doch etwas unangenehm bemerkbar. Wenn es allerdings nicht in enge Kurven geht, merkt man davon natürlich nicht allzu viel. Die Beschleunigung ist bei der stärksten Benziner-Version am besten, gerade, wenn es auf die Autobahn geht. Aus dem Stand heraus, z.B. von der Ampel weg, ist der Elektro-Frontera dann auch fix.
Preise
Der neue Opel Frontera wird im slowakischen Werk Trnava produziert, wie auch sein Schwestermodell, der Citroen C3 Aircross. Preislich startet der Benziner bei 24.000 Euro (Leasing ab 260 Euro), die stärkere Version beginnt bei 25.700 Euro. Die Topausstattung ist für maximal 32.000 Euro erhältlich. Der Frontera Electric startet bei 29.000 Euro.
Übersicht:
Elektrische Variante:
Akku: 44 kWh LFP-Batterie, eine größere Batterie soll später folgen.
Laden: 7,4 kW (optional 11 kW) AC und 100 kW DC, womit eine Ladung von 20-80 % in nur 26 Minuten möglich ist.
Leistung: 113 PS (0-100 km/h in 12,1 Sekunden), Höchstgeschwindigkeit 140 km/h.
Reichweite: 280 km (16 kWh/100 km unter idealen Bedingungen).
Benziner mit Mild-Hybrid-Technologie (MHEV):
Motor: 1,2-Liter-Turbo-Dreizylinder mit 48V-MHEV-Technologie und 0,9 kWh-Batterie.
Leistungsstufen:
100 PS (0-100 km/h in 11 Sekunden, VMax 180 km/h).
136 PS (0-100 km/h in 9 Sekunden, VMax 190 km/h).
Getriebe: 6-Gang-DSG.
Cockpit: Zwei 10-Zoll-Displays (Instrumentenanzeige und Infotainment) sowie eine Smartphone-Halterung.
Sitze: Optional ein innovativer Sitz mit einem speziellen Slot zur Druckentlastung des Steißbeins, hergestellt aus recycelten Materialien.
Variabilität: Fünf oder sieben Sitze für Benziner-Modelle.
Lenkrad: Basisversion PU oder hochwertiges Soft-Lederlenkrad in der GS- oder Comfort-Ausstattung.
Kofferraum: Zwischen 460 und 1.600 Litern Stauraum.
Der Frontera zieht je nach Sitzkonfiguration zwischen 1,05 Tonnen (7-Sitzer) und 1,25 Tonnen (5-Sitzer).
Preise und Verfügbarkeit
Benziner: Ab 24.000 Euro (100 PS), 25.700 Euro (136 PS), bis zu 32.000 Euro in der höchsten Ausstattung.
Elektro: Ab 29.000 Euro.
Leasing: Ab 260 Euro pro Monat für die Basis-Benzinversion.
Der Frontera wird in der Slowakei produziert und teilt sich die Plattform mit dem Citroën C3 Aircross.