Mazda6 Fahrbericht 2018 Facelift

Mazda feilt regelmäßig an den Modellen nach, so erhält der Mazda6 ein weiteres Facelift, das diesmal durchaus signifikant ausfällt. Wir klären auf und erneuern unseren Fahrbericht. Von Thomas Majchrzak

Den Mazda6 erhält man wie gewohnt als Limousine und als Kombi, dabei beginnt der Preis für das Modelljahr 2018 bei gut 27.600 Euro. Das sind gut 1.600 Euro mehr als zuvor, allerdings wurde der Umfang der Serienausstattung erweitert. Den großen Benziner mit Sports-Line-Ausstattung (sind aneinander gekoppelt) bekommt man für gut 39.000 Euro. Interessant: Bei Mazda ist der Preis für Limousine und Kombi gleich, das ist sehr selten. Generell lassen sich die Hersteller den Kombi mit saftigen Aufpreisen bezahlen, meist 1.500 bis 2.000 Euro, Premium-Hersteller auch teilweise mit dem Doppelten oder mehr. Die Ausstattungslinien teilen sich beim Mazda6 auf in Prime-Line, Exclusive-Line und Sports-Line.





Exterieur

Beim Exterieur hat Mazda diesmal insbesondere die Front bearbeitet. Zum einen formen Scheinwerfer und Kühlergrill nun eine zusammengehörige Einheit, das wirkt stimmiger. Zum anderen ist der Kühlergrill nicht mehr mit Streben, sondern mit einer Punkt-Struktur versehen. Die Hauptscheinwerfer sind mit adaptiver LED-Technik erhältlich. Die Basis-Version zeigt ein normales Mazda 3D-Logo auf dem Kühlergrill. Wählt man den adaptiven Tempomat, erhält man ein 2D-Logo, weil dahinter dann die Sensoren geschützt versteckt sind.

In der kleinsten Ausstattungslinie (Prime-Line) befinden sich serienmäßig 17-Zoll-Felgen am Fahrzeug. Ab der Sports-Line erhält man 19-Zoll-Felgen, wie auch hier zu sehen. Der Kombi verfügt ab der Ausstattungslinie Exclusive-Line über eine Dachreling und zum anderen ist der Kombi mit 4,80 m etwas kürzer als die Limousine, was an den geänderten Überhängen liegt. Die Gesamtlänge der Limousine beträgt 4,87 m. Am Heck ist dort die Kofferraumklappe ein wenig gebeugt. Die Rückleuchten sind wie in der Front eher rund, schließen jedoch in Richtung Kofferraum scharf ab. Dies gibt dem Fahrzeug einen dynamischen Touch.

Interieur

Das Interieur ist nun aufgeräumter und besser verarbeitet. Es gibt einige Form- und Stiländerungen. Die Sitzform hat sich verändert und bietet eine größere Sitzauflage. In puncto Sitzbezüge wird der Mazda6 serienmäßig mit Stoffbezügen ausgeliefert. Generell sitzt man bequem auf den Sitzen, wobei wir keinen großen Komfortgewinn gegenüber den Vorgänger-Sitzen ausmachen können. Das Armaturenbrett ist komplett neu sortiert, betont horizontale Linien und wirkt hochwertiger. Dazu gibt es interessante Materialeinlagen, wie japanisches Sen-Holz und Mikrofaser an den Innenseiten der Türen oder am Armaturenbrett. Die Luftauslässe sind besser integriert. Darunter befinden sich neue hochwertige Temperatur-Regler mit Klick-Ton beim Drehen. Insgesamt hat Mazda die Hochwertigkeit deutlich gesteigert und gleichzeitig die Übersichtlichkeit. An zwei Details sollte Mazda noch feilen: So ist der Boden unterhalb der Fußmatte nicht fixiert und wird zusammen mit der Fußmatte hochgezogen. Und in der Limousine kommt beim Umklappen der Sitze vom Fond aus die untere Abdeckung mit hoch.

Der Touchscreen ist von 7″ auf 8″ gewachsen und bietet eine bessere Grafik. Der neue größere Screen kommt sogar serienmäßig, ebenso das Head-up-Display, das in die Frontscheibe projiziert. Optional gibt es nun auch Apple CarPlay und Android Auto, übrigens auch zum Nachrüsten für bestehende Modelle, solange man das MZD Connect hat.

Das Platzangebot geht in Ordnung, wobei man durch die neuen dickeren Sitze an Beinfreiheit im Fond verliert. 4x 1,75 m Personen gehen klar, darüber hinaus kann es bei der Beinfreiheit problematisch werden, wenn man mit zwei sehr großen Erwachsenen hintereinander sitzt. Größere Menschen haben zudem im Kombi hinten deutlich mehr Kopffreiheit, was natürlich auch immer davon abhängt, ob man sich für ein Panoramadach entscheidet. Zusammen mit dem praktischeren Laderaum, bei dem man einfach vom Kofferraum aus die Sitze entriegeln kann, ist dies der Hauptgrund, wieso auf dem deutschen Markt der Kombi deutlich vorne in der Gunst der Kunden liegt.

Motoren

Für den Mazda6 sind drei Benziner erhältlich, jeweils mit Frontantrieb.

2.0 l, 145 oder 165 PS
2.5 l, 194 PS (immer 6-Stufen-Automatik) mit Zylinder-Abschaltung
Mazda setzt hier im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern auf Sauger-Benziner ohne Turbo.
Lediglich in den USA ist der 2.5 l Motor auch als Turbo mit 250 PS erhältlich.

Der 2.0 l Benziner hat Beschleunigungswerte um die 9 Sekunden 0-100 km/h, der 2.5 l liegt unter 8 Sekunden, ähnlich sieht der Unterschied bei den Dieseln aus.

Denn wer einen Diesel fahren möchte, hat folgende Wahl:

2.2 l, 150 oder 184 PS (leichtes Power-Upgrade von vormals 175 PS)

Für den Kombi ist in der Dieselvariante optional auch Allradantrieb erhältlich.

Fahrverhalten

Der Mazda6 ist ein komfortables und unkompliziertes Auto in der Mittelklasse. Das Fahrwerk wurde überarbeitet und fühlt sich nun direkter an. Zusammen mit der natürlichen Lenkung und der G-Vectoring Control macht es Spaß, den Mazda6 durch kurvige Landstraßen zu schicken. Vorteilhaft hierfür ist dann auch der 2.5 l Sauger-Benziner, der einerseits mit souveräner Laufruhe überzeugt, andererseits mit einer sehr harmonischen Beschleunigung. Die Kraft setzt nicht abrupt ein, sondern entfaltet sich gleichmäßiger, weil es keinen plötzlichen Turbo-Schub gibt. Dies ist sogar noch wichtiger für die Beifahrer.

Gleichzeitig überzeugt der 2.5 l Benziner mit einem akzeptablen Verbrauch, wir erzielen gut 7 Liter / 100 km, dafür braucht man keinen Diesel. Insgesamt zählt dieser Motor zu den besten klassischen Motoren überhaupt auf dem Automarkt, da er Leistung, angemessenen Verbrauch, Laufruhe und Haltbarkeit vereint. Die Zylinderabschaltung ist so dezent integriert, dass man sie beim Fahren nicht merkt. Weltbewegend wirkt sie sich nicht auf den Verbrauch aus, aber sie hilft langfristig dabei, die Bilanz positiv zu halten. Im Gegensatz zu Wettbewerbern gibt es keine Anzeige dafür, wann die Zylinderabschaltung aktiv ist oder nicht.

Mazda hat zudem weiter an der Geräuschisolierung gefeilt, Dichtungen und Scheiben wurden nach und nach verstärkt, so dass sie Schall besser absorbieren. Auch wurden Mittelkonsole und Dachhimmel schon beim Facelift davor neu ausgekleidet. Auch bei höheren Geschwindigkeiten bleibt es so angenehm ruhig im Mazda6.

Weiterhin trägt beim 2.2 l Diesel die Natural Sound Smoother Technologie dazu bei, das Geräuschniveau zu senken. Dabei handelt es sich um einen separaten Metall-Stift, der in den Kolben platziert ist und dort die Bewegungen/Vibrationen jeweils gegenläufig ausgleicht. Ferner reduzieren Dämpfer die Vibrationen des Motors. Außerdem wurde die Einspritzung auf geringere Motorvibrationen ausgelegt. Es ist dann nicht nur für die Insassen leiser, sondern auch für Außenstehende.

Die für alle Mazda6 serienmäßige GVC oder G-Vectoring Control passt geringfügig das Motordrehmoment an das Einlenkverhalten an, folglich liegt das Fahrzeug besser in der Kurve. In einer Kurve wird z.B. Drehmoment reduziert, um das Fahrzeug leicht nach vorne nicken zu lassen, so dass mehr Gewicht auf dem kurvenäußeren Rad liegt und sich das Fahrzeug dadurch präziser lenken lässt. Am Kurvenausgang wird das Drehmoment leicht erhöht, damit durch das Mehr an Beschleunigung etwas mehr Gewicht am kurvenäußeren Hinterrad liegt, was die Stabilität erhöht. Hierdurch lässt sich der Mazda6 präziser, einfacher und stabiler fahren. Lenkkorrekturen sollen überflüssig gemacht werden. Weil das System rein software-basiert ist, erhöht es nicht das Fahrzeuggewicht. Im Test macht sich die GVC zwar nicht als „Wow-Effekt“ bemerkbar, da die Eingriffe sehr behutsam erfolgen. Insgesamt meinen wir aber doch, dass der Mazda6 beidermaßen etwas agiler und auch ruhiger fährt. Und so soll es auch sein, der Fahrer soll eben keine großen Änderungen spüren, das System soll ruhig im Hintergrund arbeiten. Insgesamt eine sinnvolle Technologie.

Bremsenergie wird übrigens im Mazda6 in den Dieseln und in den Benzinern mit Sports-Line in einem Kondensator gespeichert, der wie eine Batterie (nur schneller) die Bremsenergie aufnimmt und sie an die elektronischen Verbraucher abgibt, damit diese nicht aus der Fahrzeugbatterie gespeist werden müssen. Das spart dann Sprit, weil die Batterie nicht aufgeladen werden muss, was Reibung erzeugen würde.

Abmessungen

Länge: 4,80 (Kombi) – 4,87 m
Breite: 1,84 m
Höhe: 1,45 (Limousine) – 1,48 m
Radstand: 2,75 m (Kombi) – 2,83 m
Ladevolumen: 480 l (Limousine) / 522 l (Kombi) bis max. 1.664 l bei umgeklappter Rückbank
Leergewicht: 1.355 – 1.661 kg

Fazit: Der Mazda6 ist weiterhin ein guter Kandidat in der Mittelklasse. Er vermittelt ein positives Fahrgefühl und ist ein durchweg unkompliziertes Auto. Die Verarbeitungsqualität wurde gesteigert und mit dem großen Navi, Apple CarPlay, Head-up-Display und der neuen Klimaeinheit wird der Abstand zur Premium-Konkurrenz verkleinert. So kann es weitergehen, auch wenn ein paar Details wie beschrieben noch Arbeit benötigen. Das Exterieur-Design ist nun noch stimmiger und sportlicher. Motorenmäßig bleibt der 2.5 Liter Sauger-Benziner das Highlight, wobei er in der (gezwungenen) Verbindung mit der Sports-Line mit gut 39.000 Euro schon nennenswert im Preis steigt. Trotzdem bleibt die preisliche Positionierung absolut wettbewerbsfähig, angenehm ist auch der gesteigerte Umfang der Serienausstattung.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak