Honda NSX Prototyp dreht erste Runden vor Rennpublikum

Honda NSX Prototyp, Foto: Honda

Seit einer gefühlten Ewigkeit warten Honda- und Sportwagen-Fans auf einen neuen Honda NSX. Nun drehte der Prototyp einer neuen Generation vor dem Start des Indycar-Rennens in Mid-Ohio Proberunden vor Publikum. Der neue Mittelmotor-Sportler der Japaner soll zum Modelljahr 2015 auf den Markt kommen. Von Thomas Imhof

Im Pantheon der japanischen Sportwagenlegenden nimmt der Honda NSX einen gleichberechtigten Platz neben dem Mazda RX-7/RX-8, dem Toyota Supra, dem Nissan GT-R, dem Mitsubishi 3000 GT und dem Lexus LFA ein. Der erstmals 1990 vorgestellte Honda NSX galt in gleich mehrfacher Hinsicht als Technologie-Vorreiter: Er war das erste weitgehend aus Aluminium gebaute Serienfahrzeug, verfügte über eine elektrisch unterstützte Servolenkung und eine elektronische Drosselklappen-Steuerung (Drive-by-Wire). Sein mittig und quer installierter DOHC-V6 mit zunächst 3,0 und ab 1997 dann 3,2 Liter Hubraum leistete 280 PS bei 8.000/min und leistete sich Feinheiten wie Titan-Pleuel und Platin-Zündkerzen.

Honda NSX Prototyp in Genf, Foto: Honda
Honda NSX Prototyp in Genf, Foto: Honda

Nach einem letzten Facelift kam das Aus in 2005

Neben Versionen mit Automatik-Getriebe und einem gewichtsreduzierten NSX „R“ für Japan gab es auch eine vor allem in den USA populäre Version NSX-T (für Targa-Top) mit herausnehmbaren Dachmittelteil. 2002 brachte Honda zum Finale eine optisch modifizierte NSX-Baureihe auf den Markt. Die Klappscheinwerfer wichen feststehenden Xenon-Einheiten und modifizierten Heckleuchten. Zugleich verbesserte man dank modifizierter Front- und Heckschürzen der Cw-Wert des 280 km/h schnellen Supersportwagens von 0,32 auf 0,30. Die Produktion dieses bislang letzten Modells lief 2005 auf, in der japanischen Super GT-Klasse sah man NSX dagegen noch bis 2009 erfolgreich in Aktion.

Honda NSX Prototyp in Genf, Foto: Honda
Honda NSX Prototyp in Genf, Foto: Honda

Aufgrund der Wirtschaftskrise zum Ende der 2000er Jahre wurde die Entwicklung eines Nachfolgers zunächst eingefroren, mehrere Anläufe für eine Neuentwicklung gestoppt. Doch nun peilt Honda nach fast zehnjähriger Abstinenz ein NSX-Comeback an. Denn vor dem Start des zur Indycar-Serie zählenden Rennens „Honda Indy 200“ drehte ein Prototyp des neuen Mittelmotor-Wagens vor Publikum zwei Runden auf dem 3,8 Kilometer langen Kurs von Mid-Ohio bei Lexington.

In Ohio entwickelt für die Welt

Die globale Entwicklung des neuen NSX erfolgt unter Leitung der Ingenieure von Honda R&D Americas, Inc. in Raymond, Ohio. Für die Fertigung des Supersportlers errichtet Honda gerade eine hochmoderne neue Produktionsstätte im benachbarten Marysville.

Honda NSX Prototyp in Genf, Foto: Honda
Honda NSX Prototyp in Genf, Foto: Honda

Ted Klaus, Chefentwickler von Honda R&D Amerika, betont die amerikanischen Wurzeln des Projekts: “Unter Leitung der hier in Ohio ansässigen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen arbeiten wir an einem NSX, der sich auf der Straße wie auf der Rennstrecke gleich wohlfühlen wird. Daher ist es nur natürlich, dass wir den Prototypen gerade hier erstmals vorstellen.”

Hybridantrieb mit V6-Verbrenner und drei Elektromotoren

Noch sind erst wenige Details bekannt, doch steht fest: Auch der neue NSX wird von einem mittig installierten V6 angetrieben, nun natürlich nicht mit per Saugrohr- sondern moderner Direkteinspritzung gefüttert. Gekoppelt ist der Benziner an das Sport Hybrid Super Handling All-Wheel Drive-System (SH-AWD) von Honda. Hinter diesem Wortungetüm verbirgt sich ein von gleich drei Elektromotoren unterstützter Hybridantrieb. Ein Stromer ist direkt mit dem V-6-Benzinmotor und einem neuen Doppelkupplungsgetriebe (DCT) für den Torque Vectoring-Hinterradantrieb verbunden, zwei weitere E-Motoren treiben die Vorderräder an.

Das System soll bei Kurvenfahrt die individuelle Übertragung eines negativen oder positiven Drehmoments auf die Vorderräder bewirken, was exzellente Antriebs- und Handling-Eigenschaften verspreche, kündigt Honda an.

Deutschland-Start noch ungewiss

Laut Honda behält der in den USA unter dem Namen Acura vertriebene NSX das Design und die Proportionen der zuletzt auf dem Genfer Salson 2013 gezeigten Studie NSX Concept bei. Ob und wann der nächste NSX auch nach Deutschland kommt, konnte der deutsche Importeur auf Anfrage von Autogefühl noch nicht sagen. Verständlich, genießen die traditionell stärksten NSX-Märkte – Nordamerika und Japan – zunächst ohnehin Priorität.

Ein sehr stimmungsvolles Video des NSX auf der teils nassen Piste von Md-Ohio:

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Honda