Aggressive Augen, kompakte Abmessungen, ein unten abgeflachtes Lenkrad und ein rot angehauchter „TTS“ Schriftzug auf dem großen Kühlergrill – das kann nur der Audi TTS Roadster sein. Das ideale Spaßgerät, um traumhaft um den Gardasee zu düsen. Von Thomas Majchrzak
In den 60er und 70er Jahren zog es die Deutschen an den Gardasee – so auch unsere Großeltern und Eltern. Damals eingepfercht im kleinen Fiat 500 und mit D-Mark in der Tasche. Heute profitieren wir vom Währungssystem und von der modernen Technik. Im Audi TTS Roadster – weiß außen, rotes Leder innen – cruisen wir stilecht Richtung Süden.
Wer glaubt, der kompakte Audi-Renner ist nichts für die Anreise, der irrt: Obwohl sehr niedrig und sportlich, schluckt das Fahrwerk alle Unebenheiten. Wir rollen über die Autobahnen, und haben dabei auch mit über 1,80 m genügend Beinfreiheit. Der Audi TTS Roadster ist also nicht zwangsweise ein Auto für kleine Leute, wie so viele andere kompakte Roadster.
Gegenüber dem normalen Audi TT Roadster ist der Audi TTS Roadster um 10 mm tiefer gelegt – und bietet natürlich die optischen sportlichen Veränderungen außen wie 18-Zoll-Räder und S-Design-Stoßfänger.
Die Serienausstattung umfasst folgende nennenswerte Features: Xenon-Scheinwerfer, Akustikverdeck, ein unten abgeflachtes Lenkrad, Sportsitze, Sitzheizung vorn, Alcantara-Leder-Kombination, neun Lautsprecher und das adaptive Fahrwerk Audi magnetic ride – was tatsächlich wunderbar funktioniert. Die Sport-Taste verspricht zudem eine sofortige Veränderung der Servolenkung und der Gasannahme, beides spricht direkter an. Auch der Sound des Motors wird ein wenig kerniger.
Grundsätzlich ist der Audi TTS Roadster kein Schreihals. In niedrigen Drehzahlbereichen hört er sich an wie jeder andere kleine Benzinmotor, dreht man ihn höher, macht er sich schon bemerkbarer. Die richtig sportliche Komponente ist erst zu hören, wenn man hochschaltet. Gerade beim Benutzen der Schaltwippen. Bei jedem Hochschalten ploppt es dann sportlich schön tief aus den Endrohren, jedes Mal wieder ein Genuss.
Auch wenn man einfach mit der Automatik Gas gibt, ist der Durchzug jederzeit souverän und spritzig. 272 PS bringt der Turbo-Benziner auf, um nur ca. anderthalb Tonnen zu bewegen. Das zieht. Insofern macht der Motor richtig Laune. Nur der Verbrauch, der ist für einen 2-Liter-Motor deutlich zu hoch. 12 Liter erreicht man locker auch bei moderater Fahrweise. Vier Liter höher als angegeben.
Allerdings denken wir nicht an den Verbrauch, während Eros Ramazotti mit „Piu‘ della cosa“ oder „Cose della vita“ aus dem Soundsystem schallt. Der Gardasee ist erreicht und die Rundstraße um den See ist das perfekte Terrain, um offen zu cruisen und Italien in seiner schönsten Form zu genießen.
Entgegen der flinken aufgeregten Italiener bremsen wir gerne vor jedem Zebrastreifen und lassen Touristen-Kollegen die Straße passieren. Denn dann können wir schließlich unserem Audi TTS Roadster wieder ordentlich die Sporen geben und beim Hochschalten den Auspuff ploppen lassen.
Technische Daten Audi TTS Roadster
Motor: 2 Liter, 272 PS, Turbolader
Permanenter Allradantrieb
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,7 Sek.
Angegebener kombinierter Verbrauch: 8,1 l / 100 km
Testverbrauch: 12 l / 100 km
Leergewicht: 1550 kg
Länge: 4.198 mm
Breite: 1.842 mm (1.952 mm inkl. Außenspiegel)
Höhe: 1.350 mm
Radstand: 2.468 mm
Gepäckraumvolumen: 250 l
Grundpreis: 49.600 Euro
Der Audi TT Roadster ist allgemein das am zweithäufigsten verkaufte Audi Cabrio. Im Monat Juli 2013 wurden z.B. 268 Audi TT neu zugelassen, davon 88 Roadster, als gut ein Drittel als offene Variante.
Die Käufer schätzen wie wir die hohe Emotionalität des Fahrzeugs, das sich in kleinen Details manifestiert. Da sind die roten Kontrastnähte am Lenkrad, das wunderbar unten sportlich abgeflacht ist. Da ist die kleine Designkurve der Motorhaube über den Radkästen vorne. Da ist der rundliche Alu-Tankdeckel oder der TTS-Schriftzug auf dem Automatik-Wählhebel. Und bei jedem Gang zum Kofferraum schließt man den Deckel, in dem man mit den Fingern die vier Ringe berührt.
Audi hat beim Audi TTS Roadster eben aufs Detail geachtet. Das Navigationssystem wechselt beim Herauszoomen über 2 km Entfernungs-Darstellung automatisch in den genordeten Kartenmodus. So muss man die Nordung nicht immer extra einstellen, sondern bekommt eine Übersicht „richtig herum“, wenn man mal zwischendurch eine größere Übersicht haben möchte.
Die wichtigsten Tempo-Marken sind rot, 30, 50 und 130. Und die 100 steht genau in der Mitte oben auf zwölf Uhr. Kleine Details, die scheinbar unwichtig sind, aber im Alltag helfen.
Mehr als alltagstauglich ist auch das Verdeck, es öffnet und schließt in 12 Sekunden – und das bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h. Somit ist man bei jedem kleinen Schauer schnell in Sicherheit.
Am Gardasee brauchen wir das Verdeck zum Glück nicht. Dafür kommt der kleine elektrische Windschott zum Einsatz. Perfekt, er ist nicht aus Glas und damit nur Zierde, sondern so wie es sein muss in Stoff und gelöchert, damit der Wind verwirbelt wird. Die elektrische Bedienung kann nicht komfortabler sein.
Die Stärke des Audi TTS Roadster ist natürlich nicht nur der Komfort, sondern das Kurvenräubern. Wechseln wir von der Uferstraße Gardesana auf die Serpentinen, die uns hinauf zur Seilbahn Monte Baldo führen. Mit den Schaltwippen herunterschalten, einlenken, Gas geben – herrlich. Plötzlich verschwindet das von hinten drängelnde italienische Kennzeichen aus dem Rückspiegel.
Während wir kleine Olivenhaine passieren denken wir an unsere Eltern und Großeltern, wie auch sie hier hochgefahren sind, um in den kleinen Restaurants am Wegesrand Pasta, Salat und Wein zu genießen. Und wir hätten ihnen gewünscht, sie hätten die Wege auch mit so einem Spaßmobil bestreiten können.
Autogefühl: *****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Katharina Kruppa & Thomas Majchrzak