Chevrolet verschwindet in Deutschland

Chevrolet Captiva, Foto: Autogefühl

General Motors (GM) ändert die Markenstrategie für Europa: Damit sich Opel und Chevrolet nicht weiterhin konzernintern Konkurrenz machen, so heißt es, soll Chevrolet Ende 2015 vom europäischen und damit natürlich auch vom deutschen Markt weitgehend verschwinden. Es sollen nur Fahrzeugikonen wie die Corvette weiter vertrieben werden. Chevrolet-Kunden behalten Garantie und Teileservice. Die Umstrukturierung soll zunächst fast 1 Milliarde Dollar kosten. Gleichzeitig wird Cadillac in Europa gestärkt. Von Thomas Majchrzak

General Motors hat mit der Ankündigung heute eine Bombe platzen lassen. „GM Strengthens its European Brand Strategy“, heißt es aus der Hauptzentrale, natürlich eine positive Formulierung. Diese „Stärkung“ hat allerdings weitreichende Folgen. Die weltweit fünftgrößte Automarke Chevrolet zieht sich fast komplett vom europäischen Markt zurück. Ende 2015 soll dies geschehen, so dass ab 2016 nur noch besondere Fahrzeuge wie die Chevrolet Corvette angeboten werden. Der Grund für die Umstrukturierung sei das schwierige Geschäftsmodell und die angespannte wirtschaftliche Lage in Europa.

Chevrolet Corvette Stingray, Foto: Chevrolet
Chevrolet Corvette Stingray, Foto: Chevrolet

In Russland und im Baltikum bleibt Chevrolet als Marke erhalten, weil der Markt dort so gestaltet sei, dass man sich von seinen Schwestermarken besser abgrenzt.

Für Chevrolet-Kunden, auch diejenigen, die sich Ende 2015 einen Chevi kaufen, soll sich nichts ändern. Garantie sowie Werkstatt-Service und Teileverfügbarkeit sollen erhalten bleiben. Dr. Thomas Sedran, President and Managing Director bei Chevrolet Europa: „Die Verfügbarkeit von Originalersatzteilen können wir für mindestens 10 Jahre garantieren.“

Weitreichende Auswirkungen hat die Strategieänderung natürlich auch für die Chevrolet-Händler. GM beginne mit diesen einen engen Dialog, heißt es. Immerhin hat Chevrolet in Europa 520 Mitarbeiter und 1900 Händler. Möglicherweise wird den Händler angeboten, auf andere Konzernmarken zu setzen.

Cadillac CTS Modelljahr 2014, Foto: Cadillac
Cadillac CTS Modelljahr 2014, Foto: Cadillac

Die Premiummarke Cadillac soll beispielsweise ausgebaut und in ganz Europa gestärkt werden.

GM erwartet, dass die Strategieänderung den Konzern bis zu einer Milliarde Dollar kostet, schon jetzt im vierten Quartal 2013 sollen diese Sonderkosten auflaufen. Doch das könnten nicht die letzten Kosten dafür sein, überlegt Thomas Gigold (Autokarma).

Opel Insignia OPC, Foto: Opel
Opel Insignia OPC, Foto: Opel

Für Opel sollte die Entwicklung ein Vorteil sein: Die „deutsche GM-Marke“ dürfte Markanteile von Chevrolet übernehmen. In Großbritannien ist dies dann die Marke Vauxhall, die nicht mehr mit der Konzernschwester konkurriert. Und so kann man es auch wunderbar wieder positiv formulieren: „Unser Vertrauen in die Marken Opel und Vauxhall in Europa wächst“, so GM-Vize und Opel-Aufsichtsratschef Stephen J. Girsky. In Europa komme Chevrolet gerade auf einen Marktanteil von einem Prozent, Opel auf sechs Prozent.

Wie krass die Entscheidung allerdings allein für Deutschland ist, wird anhand der Neuzulassungszahlen von Chevrolet klar. Gut, wenn man Opel und Chevrolet vergleicht, so erkennt man etwa beispielhaft, dass vom fast baugleichen Chevrolet Trax im Gegensatz zum Opel Mokka nur wenige verkauft werden, acht mal mehr Mokka, um genau zu sein.

Opel zählt zu den beliebtesten Marken in Deutschland nach Pkw-Bestand (Platz 2) und hat mit dem Opel Astra und dem Opel Corsa auch unter den Neuzulassungen zwei Fahrzeuge in der Top 15. Von Januar bis inkl. Oktober 2013 kommt Opel auf 174.930 Neuzulassungen. Chevrolet dagegen verkauft (wie beispielhaft beim Vergleich Trax/Mokka) fast nur ein Achtel so viel, 22.254 Neuzulassungen in Deutschland von Januar bis inkl. Oktober 2013.

Chevrolet Captiva, Foto: Autogefühl
Chevrolet Captiva, Foto: Autogefühl

In diesem Vergleich kann man verstehen, dass Chevrolet in den selben Segmenten verkauft und dort Opel nur unnötig Konkurrenz macht und dabei sogar nicht mal sonderlich erfolgreich ist. Aber: 1. Andere Konzerne machen sich auch intern Konkurrenz, etwa VW und Skoda oder Peugeot und Citroen. Und 2. Betrachtet man die bisher über 22.000 verkauften Autos im Vergleich zu anderen Herstellern, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Folgende Marken verkaufen zum Beispiel weniger oder deutlich weniger Autos pro Jahr als Chevrolet in Deutschland: Alfa Romeo, Honda, Jaguar, Jeep, Lancia, Lexus, Mitsubishi, Porsche. Und in etwa gleich viel lassen Smart, Suzuki und Volvo neu zu. Jetzt stelle sich mal jemand vor, man würde eine dieser Marken ersatzlos streichen

Kommentar

Thomas Imhof begrüßt die Entwicklung dagegen aus technischer Sicht:

Diese Entscheidung ist nur zu begrüßen. Wenn man die Marke Opel wirklich stärken will, ist ein Rückzug von Chevrolet aus Europa nur konsequent. Denn jeder verkaufte Chevy Volt Chevy Trax oder Chevy Captiva ist ein Opel Ampera, Opel Mokka oder Opel Antara weniger.

Camaro und Corvette hingegen verkörpern die Marke Chevrolet perfekt und sollten weiter im Portfolio bleiben.

Die Kleinwagen Aveo und Spark wiederum sind im Vergleich zum Opel Adam technisch schlechter und entsprechen in vielen Punkten nicht hiesigen Standards.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl / Hersteller