Bentley: Verkaufsrekorde

    Nachdem Rolls-Royce einen neuen Verkaufsrekord gemeldet hatte, wollte die ehemalige Schwestermarke Bentley offenbar nicht lange mit Jubelmeldungen nachstehen. Neben neuen Absatzhochs feierte man am Stammsitz Crewe zudem das erfolgreiche Renndebüt des majestätischen Continental GT3 und gab News zum für 2016 erwarteten ersten SUV der Marke („Falcon“) bekannt. Von Thomas Imhof

    10.120 Fahrzeuge bedeuteten das höchste Ergebnis in der 95jährigen Geschichte der Marke und ein Plus von 19 Prozent gegenüber den 2012 abgesetzten 8.510 Einheiten.

    Die Region Amerika behauptete ihre führende Rolle, doch lagen auch Asia Pacific, der Mittlere Osten und Europa – und hier speziell Deutschland und UK – deutlich über Vorjahr. Das weltweite Händlernetz spannte sich um elf Prozent weiter und umfasst nun 193 Stützpunkte.

    Der amerikanische Markt legte für Bentley 2013 nochmals um 13 Prozent (von 2.457 auf 3.140 Fahrzeuge) zu – was 31 Prozent des weltweiten Volumens ausmacht. China blieb auf Platz Zwei, trotz eines minimalen Rückgangs von 2.253 auf 2.191 Fahrzeugen.

    In Europa zogen die Verkäufe um elf Prozent auf 1.480 Auslieferungen an. Der Heimatmarkt UK wuchs um satte 25 Prozent (von 1.104 auf 1.381 Autos).Insgesamt gingen somit 86 Prozent aller im Werk Crewe (Cheshire) gebauten Modelle in den Export.

    Continental GT Speed Cabrio (für 227.290 Euro)  - Foto: Bentley
    Continental GT Speed Cabrio (für 227.290 Euro) – Foto: Bentley

    Unter anderem auch mehr denn je mit Ziel Richtung Naher und Ferner Osten. Vor allem das Flaggschiff Mulsanne trug zum neuen Rekord-Hoch im Mittleren Osten bei: Das Modell selbst verkaufte sich dort 38 Prozent besser als im Vorjahr und trug maßgeblich zum Gesamt-Plus von 45 Prozent (von 815 auf 1.185 Fahrzeuge) bei.

    In der Region Asia Pacific verbuchte Bentley einen vor allem vom zweitürigen Continental GT getriebenen Aufschwung von 358 auf 452 Fahrzeuge (+26 Prozent). In Japan entschieden sich sogar 53 Prozent mehr Kunden für einen Bentley als im Vorjahr. In Zahlen: 291 statt zuvor 190.

    Bentleys Chairman und CEO Wolfgang Schreiber zum Ergebnis: „2013 markiert unser viertes Jahr in Folge mit zweistelligen Zuwachsraten. Wir gewinnen weiter neue Kunden hinzu und sehen auch 2014 mit Zuversicht entgegen. Menschen auf der ganzen Welt lieben diese einmalige Kombination eines Bentley aus Luxus und Performance.“

    CEO Wolfgang Schreiber - Foto: Bentley
    CEO Wolfgang Schreiber – Foto: Bentley

    Die neuen Modelle trugen besonders zur Hochstimmung in den Reihen der Volkswagen-Tochter bei. Vom neuen Flying Spur – dem schnellsten und stärksten (625 PS) Bentley-Viertürer aller Zeiten – brachte man in den letzten vier Monaten des Jahres noch 2.005 Einheiten unter die solvente Klientel. Ein Bomben-Ergebnis, brachte es der Vorgänger Continental Flying Spur in seiner siebenjährigen Lebensspanne doch nur auf durchschnittlich 2.700 Verkäufe per anno.

    Auch die ersten Exemplare des neuen Performance-Cabrios Continental GT Speed Convertible gingen auf die Straße. Die Continental-Familie besteht nun aus vier Mitgliedern: GT V8 (507 PS), GT V8 S (528 PS), GT V12 (575 PS) und GT Speed V12 (625 PS).

    Bentley Crewe
    Bentley-Fertigungslinie in Crewe – Foto: Bentley

    Unterm Strich reklamiert Bentley mit dem Ergebnis aus 2013 nun einen Anteil von 25 Prozent (+3 Prozent gegenüber 2012) am weltweiten Luxuswagenmarkt – der über alles um sechs Prozent rückläufg war!

    Derweil verlief Mitte Dezember das Renndebüt des vom Team M-Sport eingesetzten Continental GT3 zufriedenstellend. Beim 12 Stunden Rennen auf dem Yas Marina Circuit von Abu Dhabi lag die rein britische Fahrercrew Guy Smith, Steven Kane und Andy Meyrick bei Halbzeit auf Platz drei, nur um sich zwei Stunden vor Rennende dem Ferrari 458 des Teams Kessel Racing geschlagen geben zu müssen. Am Ende dann noch einmal Aufregung, als Schäden am Unterboden eine Schleichfahrt bis zur rettenden Ziellinie erzwangen.

    Bentleys Motorsport-Chef Brian Gush war dennoch rundum zufrieden: „Unser Hauptziel mit dem neuen Wagen war es, möglichst konstant durchzufahren und ins Ziel zu kommen. Platz Vier in einem Rennen mit solch starker Konkurrenz ist schon recht ermutigend. Wir sind zuversichtlich, für die neue Saison ein zuverlässiges und wettbewerbsfähiges Paket zusammenzuhaben.“

    Guy Smith, auf einem Bentley (mit Audi-Motor!) 2003 Sieger der 24 Stunden von Le Mans, war ebenfalls happy: „Alle drei von uns konnten den Wagen wirklich bis ans Limit treiben. Als uns klar wurde, dass eine richtig gute Platzierung drin war, ermutigte uns das, die Grenzen des Continental GT voll auszuloten.“

    In der neuen Saison wird Bentley die komplette Saison der Blancpain Endurance Serie bestreiten – das Auftaktrennen geht am 12. April im königlichen Park von Monza über die Bühne.

    Erfolgreiches Debüt bei den 12 h von Abu Dhabi - Continental GT3 - Foto: Bentley
    Erfolgreiches Debüt bei den 12 h von Abu Dhabi – Continental GT3 – Foto: Bentley

    Derweil bestätigte CEO Schreiber nach Informationen des britischen Fachmagazins Autoexpress, dass der auf den Namen Falcon (Falke) getaufte erste SUV der Marke 2017 – und damit ein Jahr nach seinem Debüt – auch als Plug-in-Hybride zu haben sein wird. Danach will Bentley auch nach und nach für die Limousinen, Coupés und Cabrios Doppelherz-Antriebe einführen. Der SUV mache auch deshalb den Anfang, weil er auf einer neuen Plattform aufbaue, die unter anderem genügend Platz zur Unterbringung der Batterien und die übrige Technik böte, so Schreiber.

    Der SUV soll 2016 auf den Markt kommen und schon im nächsten Jahr offiziell vorgestellt werden. Eine weitere Studie nach dem 2012 in Genf gezeigten Testballon namens „EXP 9F“ werde es davor nicht mehr geben, stellte Schreiber klar. „Wir haben von dieser Studie viel gelernt. Das Exterieur kam nicht bei allen Besuchern gut an, daher haben wir es komplett neu angefasst. Nun ist das Auto ein richtiger Bentley.“

    EXP-9F-Studie - der erste Bentley-SUV wird hübscher und kommt auch als Plug-in-Hybride - Foto: Bentley
    EXP-9F-Studie – der erste Bentley-SUV wird hübscher und kommt auch als Plug-in-Hybride – Foto: Bentley

    Laut Bentley meldeten sich trotz der eher nagativen Resonanz auf die Genf-Studie schon 2.000 Interessenten für einen Bentley-SUV – obwohl weder der Preis noch das finale Design feststanden. Bentley rechnet mit einem Jahresvolumen für den SUV von 3.000 Einheiten. Von heute 10.120 Fahrzeugen will Bentley bis 2018 auf 18.000 Einheiten jährlich wachsen – auch und vor allem dank des neuen „Falken“. Der übrigens als erster Bentley überhaupt auf Wunsch mit einer Anhängerkupplung ausgerüstet werden kann. 90 Prozent aller existierenden Bentley-Besitzer werden sich den SUV als Zweitfahrzeug zulegen, schätzt Bentley Verkaufsleiter Kevin Rose. Der Rest entfiele auf Eroberungs-Kunden aus dem Luxus-Segment (SUV und Limousinen).

    Preislich wird das Bentley-Schiff die Fahrrinnen top ausgestatteter Range Rover und Porsche Cayenne Turbos kreuzen. Doch der seit September 2012 als Bentley-CEO amtierende Wolfgang Schreiber (55) – in Personalunion auch Vorsitzender der Geschäftsführung bei Bugatti – sieht sie nicht als direkte Konkurrenz: „Mit unserem Fahrzeug werden wir ein komplett neues Segment erschließen, denn im SUV-Markt gibt es keine natürliche Obergrenze für Luxus“, sagt der vor seiner Bentley-Zeit unter anderem als Sprecher des Vorstands von Volkswagen Nutzfahrzeuge tätige Diplom-Ingenieur.

    Text: Thomas Imhof, Autogefuehl (mit Input zum SUV von autoexpress)
    Fotos: Bentley