Während der neue Mercedes GLA Mitte März 2014 in den Handel kommt, wird im Juli direkt das Kraftpaket Mercedes GLA 45 AMG nachgeschoben. Wie schon Audi mit dem RSQ3 beweisen wollte, hat der Markt wohl auf ein Kompakt-SUV mit 2-Liter-Turbomotor, 360 PS und 450 Nm Drehmoment gewartet. Bei der ersten Probefahrt merken wir, dass man auch einen GLA zu einem echten Racecar machen kann. Von Thomas Majchrzak
Der Top-Benziner des normalen Mercedes GLA, der GLA 250 4MATIC liefert 211 PS und liegt bei 37.500 Euro. Beim Mercedes GLA 45 AMG gibt es dann 140 PS und 18.370 Euro oben drauf.
Exterieur und Interieur
Von außen fallen im Vergleich zum normalen Mercedes GLA kaum Veränderungen auf, wenn man ihn mit der AMG-Line vergleicht. Ohne AMG-Line ist der Unterschied dagegen sehr deutlich, am besten zu sehen an der AMG-Frontschürze, am AMG-Kühlergrill namens „Twin blade“, am Diffusor und an den Felgen. Serienmäßig kommt der GLA AMG auf 19-Zoll-Alufelgen, optional sind auch 20 Zöller verfügbar.
Im Innenraum warten dagegen weitere Finessen, selbst wenn man den echten AMG mit dem AMG-Designpaket vergleicht. Im Mercedes GLA 45 AMG sind die Anschnallgurte knallrot, genau so wie die auffälligen Kontrastnähte am Armaturenbrett und an der Innenseite des Lenkrads. Das schafft Emotion und Racing-Gefühl.
Fahrerlebnis
Beim Fahren spürt man sofort das AMG-Sportfahrwerk. Das ist bei Verbindungsstücken von Autobahnbrücken unangenehm, aber bei hastiger Kurvenfahrt genau richtig. Man kann sogar sagen, dass der Mercedes GLA 45 AMG auf der Rennstrecke zu Hause ist.
Unter der Haube steckt das AMG-Motto one man, one engine, bei dem eine einzelne Person eben für einen Motor zuständig ist – in diesem Fall für den stärksten Zweiliter-Serienmotor. Dabei bietet der Mercedes GLA 45 AMG sogar Features, die eigentlich Supersportwagen vorbehalten sind – wie eine Zwischengasfunktion und eine Launch Control. Die Schaltzeiten im manuellen Modus zusammen mit dem Sportprogramm sollen sogar auf ähnlichem Niveau liegen wie beim Mercedes SLS AMG GT. Jedenfalls läuft die Beschleunigung mit dem Doppelkupplungsgetriebe DCT 7 in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h ab. Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (elektronisch abgeregelt).
Die Launch-Control ist im wahrsten Sinne atemberaubend. Durch den Allradantrieb wird die Kraft 50:50 vorne:hinten verteilt und es geht sofort vorwärts, als wenn man einen Lichtschalter anknipst. Und so aktiviert man Sie: In den manuellen Gang-Modus in der Mittelkonsole schalten, Sport-Stabilitätskontrolle aktivieren, beide Schalt-Hebel am Lenkrad gleichzeitig ziehen und halten, dann loslassen und den rechten Hebel einmal ziehen, Bremspedal mit dem linken Fuß ganz runterdrücken, Gaspedal mit dem rechten Fuß – und die Bremse lösen.
Den Schritt mit den Schalthebeln hätte man sich sparen können, das ist etwas zu kompliziert. Aber der Effekt ist trotzdem einfach umwerfend. Allradtraktion und Beschleunigung pur.
Die Traktion wird auch in normalen Situationen serienmäßig durch den Allradantrieb auf die Straße gebracht, denn 360 PS lassen sich nicht allein über die vorderen Räder umsetzen. Bei sanfter Fahrt sind allerdings nur die Vorderräder aktiv, bei größerer Beschleunigung wie der Launch Control oder drohendem Schlupf regelt das System dann die Verteilung bis zu 50/50 Vorderräder/Hinterräder.
Angegeben ist der Vierzylinder übrigens mit 7,5 Liter / 100 km, wobei das schwer zu halten ist, wenn man den AMG ein wenig ausreizt. Der Mercedes GLA 45 AMG ist ab Mitte März bestellbar und steht im Juli 2014 bei den Händlern. Der Basispreis liegt bei 55.870 Euro.
Wer noch einen draufsatteln möchte, kann ein Jahr lang auf die GLA 45 AMG Edition 1 zurückgreifen. Hierbei ist das Exterieur noch extremer, etwa durch ein schwarzes Aerodynamik-Paket mit einem sehr auffälligen Heckflügel. Und viele weitere Kleinigkeiten, die die Racing-Optik unterstreichen.
Die GLA 45 AMG Edition 1 beginnt bei 63.248 Euro und erinnert preislich so gar nicht mehr an einen Kompakt-SUV. Der Heckflügel ist jedoch sehr dominant und wirkt schon eher prollig. Mit diesem Auto muss man wirklich auffallen wollen. Die normale AMG-Version ist dagegen sportlich-elegant.
Fazit: Durch die kompakten Abmessungen und die unfassbare Leistung für so ein kompaktes Auto ist der Mercedes GLA 45 AMG eine echte Rennmaschine. Kurvenjagen macht unheimlich viel Spaß und der Wagen klebt auf der Straße. Mit dem Allradantrieb bringt ihn auch so schnell nichts aus der Ruhe, auch wenn die Grenzen der Physik angetastet werden. Nur die Zielgruppe bleibt etwas unklar, weil man zu diesem Preis auch schon deutlich größere Sportwagen bekommt. Aber bei AMG ist man sich sicher, dass es sich auch lohnt, für den GLA dieses Sportmodell anzubieten.
Autogefühl: ****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Mercedes