Erstmals kommt der amerikanische Elektrosportwagen Tesla Model S bei einem deutschen CarSharing-Projekt zum Einsatz. „Wir wollen Elektroautos den Menschen schmackhaft machen und zeigen, dass dieser leise und lokal emissionslose Antrieb Emotionen freisetzt“, sagte Ferdinand Dudenhöffer, der Projektleiter von RUHRAUTOe, bei der Vorstellung des Autos in Essen. Von Thomas Imhof
Das Tesla Model S hat nicht nur die Redaktion von autogefühl elektrifiziert. Ab sofort können auch Carsharer bei RUHRAUTOe das unnachahmliche Fahrerlebnis an Bord des amerikanischen Elektrosportwagens live erleben. Zwar ist das Auto im südlich des Reviers liegenden Wuppertal beim Projektpartner Drive-Carsharing stationiert – doch ein Blick auf die Konditionen zeigt, dass sich die kurze Fahrt ins Niederbergische lohnt. Hatte die Reservierungsanfrage unter der Adresse info@drive-carsharing.com Erfolg, steht einer nur tageweise möglichen Buchung nichts mehr im Wege. Vorausgesetzt, der Mieter ist mindestens 30 Jahre alt und hat zuvor einen Schufa-Abgleich überstanden. Sowie die kritische Prüfung durch den Betreuer des Autos, Uwe Gösser, der bei der persönlichen Übergabe des Fahrzeugs in letzter Sekunde auch noch „Nein“ sagen kann.
Eine stundenweise Anmietung wie bei den anderen Fahrzeugen von RUHRAUTOe ist übrigens nicht möglich – aber wer würde den exklusiven Spaß auch nur so kurz genießen wollen? Zumal der Preis heiß ist: Pro angefangenem Tag 178,50 EUR inkl. MwSt.- und als Bonbon gibt es 250 Freikilometer obendrauf. Das Modell Tesla S 85 besticht durch seinen 270 Kw- bzw. 367 PS-starken Motor bei einer Topspeed von 200 km/h und einer Reichweite von bis zu 480 km. 2013 hat Tesla 22.000 Einheiten des Model S verkauft und bereitet nun die Einführung eines zweiten Modells (Model X) vor.
„Einen Tesla im Car-Sharing anzubieten, ist vermutlich nicht wirtschaftlich“, bekennt Andreas Allebrod, Geschäftsführer der Drive-Carsharing GmbH. Es gehe mehr um den Werbeeffekt. Auch für Auto-Professor Dudenhöffer ist der Tesla in erster Linie ein Imageträger. „Wir rechnen nicht damit, dass der Wagen permanent vermietet sein wird. Aber es ist das erste Mal überhaupt, dass Ottonormalverbraucher dieses außergewöhnliche Fahrzeug zugänglich gemacht wird.“ Schlage der Tesla ein, wäre auch eine Aufstockung nicht unmöglich, sagt Dudenhöffer, der hofft, das Tesla möglichst bald eines seiner Schnellladegeräte auch im Dunstkreis des Ruhrgebiets installiert. Bislang steht die nächst Station viel zu weit entfernt, an der A45 bei Siegen. Dort können Tesla-Halter (umsonst) ihr Auto in nur 38 Minuten aufladen. Die Strecke zwischen Amsterdam und Genf ist schon lückenlos mit diesen „Euro-Superchargern“ bestückt; bis Ende 2014 soll auch ein flächendeckendes Netz in Deutschland stehen. Gerade jetzt hat Tesla eine neue Station am Autohof Irxleben – ziemlich genau zwischen Hannover und Berlin an der A2 – in Betrieb genommen.
Das vom Bundesverkehrsministerium geförderte Projekt RUHRAUTOe ist mittlerweile mit 47 Stromern an 27 aktiven Stationen in den acht Revierstädten Duisburg, Oberhausen, Bottrop, Mülheim/Ruhr, Essen, Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund aktiv. Zum Einsatz kommen vier Renault Zoe, ein Peugeot iOn, zehn smart electric drive, 20 Opel Ampera, sechs Nissan LEAF und fünf der besonders bei Studenten der Unis in Duisburg und Essen besonders beliebten Renault Twizy.
Die Preise variieren zwischen 1,95 Euro für den Twizy bis 4,90 Euro für einen LEAF oder Ampera (pro Stunde) und Tagespreisen von 24 Euro für den radikal offenen Renault bis 45 bzw. 49 Euro für die beiden großen Limousinen. Die ersten 30 Kilometer sind in jedem Fall gratis, danach kostet jeder Kilometer je nach Fahrzeuggröße zwischen fünf und 20 Cent.
Aus Anlass der PK zur Indienststellung des Tesla gab Dudenhöffer noch einiges Statistikmaterial zum Besten: Gut 50 Prozent der privaten Nutzer kommen aus Essen; 82 Prozent sind männlich und das Durchschnittsalter beträgt 34,5 Jahre. Insgesamt hat RURAUTOe aktuell 1.070 Kundenverträge und insgesamt 1.200 Nutzer. 64 Prozent aller Carsharer buchen ein Auto für Strecken zwischen 20 und 100 Kilometer; in 65 Prozent aller Fälle für eine Dauer zwischen einer und sechs Stunden. Länger als 24 Stunden behalten nur drei Prozent aller Kunden ihr E-Auto – beim Tesla S könnten dies jedoch einige mehr werden.
Die rund 1.200 Nutzer sind seit Gründung von RUHRAUTOe im November 2012 mit den Elektroautos mittlerweile über 170.000 Kilometer gefahren. Angefangen hatte alles ausgerechnet im tiefen Winter 2012/13 mit den 20 Opel Ampera. Dudenhöffer: „Daher war das erste halbe Jahr für uns erst einmal kein Zuckerschlecken.“ Seit Frühjahr 2013 jedoch gehe es mit den Benutzerzahlen stetig bergauf. Nur ein BMW i3 – der fehle noch in der Flotte.
Das Buchen eines Autos der RUHRAUTOe-Flotte gestaltet sich recht einfach. Anmeldung mit ein paar Klicks auf der Homepage www.ruhrauto-e.de; danach kann die Nutzerkarte an ausgewählten Info- und Verkaufsstellen des
VRR abgeholt werden. Die einmalige Anmeldegebühr beträgt 20 Euro, die komplett als Fahrguthaben angerechnet werden.
RUHRAUTOe ist das bundesweit erste CarSharing-Modell, das gemeinsam mit einer großen Wohnungs- und Verkehrsgesellschaft eine reine Elektroautoflotte betreibt. Vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und den teilnehmenden 18 Partnerunternehmen wird das Projekt mit 1,8 Mio. Euro gefördert. Projektpartner sind die Universität Duisburg-Essen, die VivaWest Wohnen GmbH, der VRR (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr) und die Drive CarSharing GmbH.
Text: Thomas Imhof, Autogefühl
Fotos: Ruhruniversität Duisburg/Essen