BMW Cruise e-Bike 2014: Das i3-Pendant

BMW Cruise e-bike mit Mittelmotor von Bosch - Foto: BMW

Der neue Hybridsportwagen i8 ist aus Anlass der laufenden Fahrpräsentation in Los Angeles gerade in aller Munde, der rein elektrisch betriebene i3 schon längst ein Technologiepionier erster Klasse. Nun elektrifizieren die Bayern auch Fortbewegungsmittel mit zwei Rädern: Neben dem neuen Elektro Scooter „C Evolution“ sticht vor allem das neue Cruise e-Bike 2014 mit Bosch-Mittelmotor und einem an Motorräder angelehnten Design heraus. Als Konkurrenz zum schon länger erhältlichen Elektro-Radl von smart kommt es jetzt für 2.799 Euro über ausgewählte BMW-Händler auf den Markt. Von Thomas Imhof

Nach einem ersten Probeballon im letzten Frühjahr mit einem zugekauften und nur mit dem hauseigenen Wappen geschmückten Rad stellt BMW nun sein erstes komplett selbst designtes und entwickeltes Pedelec vor: das BMW Cruise e-Bike 2014. Neben einem mit Hilfe der kalifornisches Designschmiede Designworks nun deutlich stilvoller geformten Rahmen stechen der sportliche Mittelmotor von Bosch und weitere Komponenten einschlägiger Fahrrad-Spezialisten hervor.

BMW Cruise e-bike 2014 - Foto: BMW
BMW Cruise e-bike 2014 – Foto: BMW

Freude am Fahren – diesen altbekannten BMW Markenclaim soll auch das BMW Cruise e-Bike 2014 als trendige  Mobilitäts-Alternative für Großstädter und Freizeitsportler „transportieren“. Herzstück des E-Antriebs ist ein 250 Watt starker Bosch Motor, der bis zum gesetzlich erlaubten Limit von 25 km/h kräftig Zusatzschub aufbaut. Anders als beim etwas hecklastigen smart e-Bike sitzt der Motor nicht in der Hinterradnabe, sondern mittig im Bereich der Tretlager. Was sich positiv auf die Gewichtsverteilung und das Fahrverhalten auswirkt.  Der Motor arbeitet nicht permanent mit der gleichen Leistung, sondern erkennt die Trittkraft des Fahrers und wählt so für jedes Terrain die passende Unterstützung. Dazu messen drei Sensoren 1.000 mal pro Sekunde Geschwindigkeit, Trittfrequenz und Drehmoment und ermitteln so die exakte Fahrbelastung. Wenn es sein muss, kann das Maschinchen die Muskelkraft des Pedalritters um bis zu 225 Prozent unterstützen. Über ein Intuvia-Display am Lenker lässt sich die Unterstützungsleistung in vier Stufen einstellen.

Zeichnung des im Hydroforming-Verfahren geformten Rahmens - Foto: BMW
Zeichnung des im Hydroforming-Verfahren geformten Rahmens. Das Akku-Paket erinnert an einen Motorrad-Tank – Foto: BMW

BMW gibt für den 400 Wh starken Akku eine – je nach Einstellung – 100 Kilometer lange Reichweite an. Die volle Leistung erreiche die Batterie nach 3,5 Stunden Ladezeit; im Schnelllademodus können in 90 Minuten 50 Prozent der Leistung nachgeladen werden. Das elegant integrierte Akku-Paket lässt sich bei einer Pause oder für die Nacht leicht ausbauen und an beliebigen Orten neu mit Saft füllen. Mit einem Schloss lässt sich der Kraftspender zudem verlässlich abschließen.

Evgueni Maslov, Senior Designdirektor, DesignworksUSA: "Bewusste Anleihen am Motorrad-Design" - Foto: BMW
Evgueni Maslov, Senior Designdirektor, DesignworksUSA: „Bewusste Anleihen am Motorrad-Design“ – Foto: BMW

„Bullneck“ und „Starpattern“ – schon diese Fachtermini verraten, dass BMW beim Design des neuen Pedelecs auch stilistisch neue Akzente setzen wollte. Der neue, im Innenhochdruckverfahren (Hydroforming) hergestellte Rahmen wurde bei DesignworksUSA entwickelt, dem seit 1995 zu BMW gehörenden Design-Außenposten in Kalifornien. „Wir haben für das e-Bike eine Design-Interpretation entwickelt, die die BMW Formensprache und Fahrrad-Historie mit der Welt der e-Mobilität zusammenführt“, sagt Senior Designer Evgueni Maslov.

Der kleine Höcker auf der Längstrebe ("Bull-neck") und das Sternenmuster auf der nach unten führenden Strebe gehören zu den kleinen, aber feinen Details des Designs - Foto: BMW
Der kleine Höcker auf der Längstrebe („Bull-neck“) und das Sternenmuster auf der nach unten führenden Strebe gehören zu den kleinen, aber feinen Details des Designs – Foto: BMW

 

Das „Bullneck“ (zu deutsch der „Bullennacken“) am Oberrohr des vorderen Rahmenteils verleihe dem BWM Cruise e-Bike bereits im Stand Vorwärtsdrang und damit mehr Dynamik als bei anderen e-Bikes. Die Linienführung des Rahmen-Elements sei, so Maslov, bewusst dem Motorrad Design entlehnt und erinnere an die Platzierung des Tanks. Aber auch das Finish in den Details stimmt: So werden die Kabel innerhalb des Rahmens geführt – was aufgeräumter wirkt – und die Schweißnähte am in den Größen M und L angebotenen Aluminiumrahmen geglättet. Elemente wie das weiße „Starpattern“ und Felgen mit auffälliger Einspeichung unterstrichen Leichtigkeit und Ästhetik des Rads.

Über das Display lässt sich u.a. der Unterstützungsgrad des e-Motors einstellen - Foto: BMW
Über das Display lässt sich u.a. der Unterstützungsgrad des e-Motors einstellen – Foto: BMW

Analog zu den weiteren 2014er Fahrrad-Modellen von BMW – darunter ein nicht-elektrisches Cruise Bike, eine besonders sportliche M Version und ein Trekking Bike – setzen die Münchener auch beim Pedelec BMW auf hochwertige Komponenten bekannter Zulieferer. Die Reifen mit „Nailproof“-Eigenschaften  sollen beim Überfahren von Scherben, spitzen Steinen oder anderen scharfkantigen Gegenstände vor einem Platten schützen. Hydraulische Scheibenbremsen vorne und hinten sichern kurze Bremswege; eine 10-Gang Shimano-Kettenschaltung sowie die gefederte Vordergabel mit 75 Millimeter Federweg runden den Fahrspaß ab. Reflektierenden Streifen an den Reifen und eine Beleuchtung durch Nabendynamo machen das Unterwegssein mit  dem BMW Cruise e-Bike 2014 auch bei Dämmerung und im Dunkeln sicherer.

 

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Systemvergleich: BMW Cruise e-bike 2014 mit Mittelmotor von Bosch, traditioneller Kettenschaltung und (bewusst) nicht großartig kaschiertem Batteriekasten – Foto: BMW

 

smart e-bike mit Motor in der Hinterradnabe und der Möglichkeit zur Energie-Rekuperation - Foto: smart
smart e-bike mit wartungsfreiem Zahnriemen zum in der Hinterradnabe angebrachten e-Motor und damit der Möglichkeit zur Energie-Rekuperation beim Bergabfahren oder „Segeln“. Die Integration des farblich abgesetzten Akkus in den Rahmen wirkt etwas klobig. Seit 2013 gibt es auf vielfachen Kundenwunsch auch eine Version mit gefederter Vordergabel – Foto: smart

Eine besonders clevere Zusatzfunktion ist die bis zu 6 km/h aktive Walk-Funktion – damit bewegt sich das immerhin 22 Kilogramm schwere Bike bis zu einer Geschwindigkeit von sechs km/h ohne Zutun des Fahrers von selbst – eine große Bedienerleichterung beim Schieben an einer Steigung!

Fazit: Optisch und von seinen technischen Anlagen verdeutlicht das BMW Cruise e-Bike 2014, wie sehr sich die anfangs noch als Reha-Sportgeräte bespöttelten Pedelecs inzwischen weiterentwickelt haben. smart und BMW sind mit solchen Rädern vorgeprescht – andere Autobauer haben es bislang bei Studien und Einzelstücken belassen. Man darf dennoch gespannt sein, wer als Nächster folgt.

smart e-bike als coole Orange Edition - Foto: smart
smart e-bike als coole und limitierte Orange Edition – Foto: smart

 

Das BMW Cruise e-Bike 2014 ist unter www.bmw-shop.de oder über ausgewählte BMW Händler erhältlich. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 2.799 Euro ist es nur unwesentlich günstiger als das regulär für 2.849 Euro angebotene smart e-bike. Von dem es seit kurzem eine limitierte und extrem auffällige Orange Edition (Foto oben) für 2.899 Euro gibt. Zugleich bieten einige smart center wie zum Beispiel jene in Heidelberg und Mannheim die Serienversion als „Frühlings-Offerte“ noch bis Ende Mai für 2.299 Euro an. So günstig war der Einstieg in den Premium-Pedele-Markt noch nie – und wie man sieht, sind Rabattschlachten nicht auf den Automobilbereich beschränkt.

Text: Thomas Imhof, Autogefühl

Fotos: BMW, smart