Es ist eine alte Tradition bei Alfa Romeo: Die besten und schnellsten Autos, etwa die Formel 1 Sieger, bekommen seit 1923 ein grünes Kleeblatt auf die Haube. Das Quadrifoglio Verde. Heute ist es ein Symbol des Transfers von Sporttechnologie in Serienfahrzeuge. Das schmückt jetzt auch die neuen Topversionen der Sportlimousinen Alfa Romeo Giulietta und Alfa Romeo MiTo. Alfisti und nicht nur die werden von der neuen Alfa Performance begeistert sein. Von Holger Majchrzak
Fangen wir mit einer Nebensächlichkeit an, oder hören sie beim Autokaufen zunächst auf den Sound des Autos? Alfisti – also Liebhaber der Marke – können sich einen Alfa, der schnurrt wie ein Kätzchen oder gedämmt ist wie vom Verband der Hörgeräteakustiker empfohlen schlicht nicht vorstellen. Ein Alfa hat rau und brutal zu klingen, seiner Kraft und Wildheit am Endrohr Ausdruck zu verleihen. Das machen die beiden Kleeblatt-Versionen perfekt und da haben die Ingenieure auch lange dran gebastelt. Emissionsnormen müssen ja irgendwie auch noch befolgt werden. Den Alfa-Sound hört der Fahrer natürlich auch im Cockpit – wäre ja Unsinn, das weg zu bügeln. Der röhrende Alfa, eine herrliche Unvernünftigkeit.
Punkt zwei, der dem Alfa-Fahrer seit je her wichtig ist: Beschleunigungswerte, die ein Auto vom Start katapultieren. Und da haben die Ingenieure Klassenbestwerte gezaubert – auch dank einer Launch Control rauscht die Giulietta etwa in sechs Sekunden von Null auf 100 km/h.
Dritter Punkt: Straßenlage, vor allem in der Kurve. Ein richtiger Alfa hat dem Lenkwunsch des Fahrers so zu folgen als ob er auf Schienen liefe. Das Auto muss man um Ecken prügeln können und dabei muss es immer stabil bleiben. Bei unseren Testfahrten auf dem Alfa-Testgelände Balocco zwischen Mailand und Turin haben beide Modelle insbesondere bei der Kurvenstabilität voll überzeugt.
Punkt vier: Den Reiz, ein besonderes Auto zu fahren, befriedigen beide Modelle. Allerdings muss man bei diesem Punkt auch anführen, dass man mit einem Alfa ohnehin ein in Deutschland exklusives Auto fährt. Nur wenige tausend Stück werden noch verkauft. Das Image der Marke ist deutlich stärker als der Absatz.
Die Preise der beiden QV-Modelle – Mito ab 23.500 Euro, Giulietta ab 32.5000 Euro – sind auch nicht dazu angetan, in neue Käuferschichten einzubrechen. Allerdings: Die Autos sind ihr Geld wert, finden wir. Unverwechselbares Design plus Fahrvergnügen und die staunenden Gesichter der Passanten, wenn ein Quadrifoglio Verde Alfa vorbeidonnert – was will man mehr? Ach ja, rot sollte er schon sein, Rosso Alfa heißt der Ton.
Turbo mit 240 PS und Doppelkupplungsgetriebe
Der aus dem Sportwagen Alfa Romeo 4C bekannte Turbobenziner mit 176 kW (240 PS) Leistung bei 5.750 Umdrehungen treibt auch den Alfa Romeo Giulietta Quadrifoglio Verde an. Das maximale Drehmoment beträgt 340 Newtonmeter und stellt dem Fahrer zuweilen eine Aufmerksamkeitsprobe. Wer das Gaspedal durchdrückt, muss manchmal am Lenkrad korrigieren – so brutal zerrt der Motor den Wagen nach vorne. Das Triebwerk ist kombiniert mit dem Doppelkupplungsgetriebe Alfa Romeo TCT mit sechs Gängen. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei knapp über 240 km/h. Aber Spaß macht an diesem Auto das Kurven fahren, nicht das Rasen über schnurgerade Autobahnstücke.
Giulietta Quadrifoglio Verde: Design außen und innen auf Sportlichkeit abgestimmt
Der neue Alfa Romeo Giulietta Quadrifoglio Verde trägt das vierblättrige Kleeblatt als Emblem auf den vorderen Kotflügeln. Weiterhin fallen die großen Auspuffendrohre und Leichtmetallfelgen in 17- oder 18-Zoll-Format und die rot lackierten Bremssättel auf. Im Innenraum feuert Alfa bei der Giulietta alles andere als ein Design-Feuerwerk ab. Alles ist eher nüchtern funktionell gehalten, sportlich-typisch in der Kombination von Alu und Leder. Gelungen finden wir die neuen Sportsitze, die nicht nur ein gefälliges Aussehen haben, sondern auch bequem sind und Halt bieten. Die Infotainment-Einheit sieht vergleichsweise klein aus. Zwei Varianten mit 12,7 Zentimeter (5 Zoll) oder 16,5 Zentimeter (6,5 Zoll) Bildschirmdiagonale stehen zur Verfügung, also Smartphone-Größe. Alfa denkt womöglich, der Fahrer soll auf die Straße schauen und nicht ständig aufs Display. Im Gesamtpaket ist die Alfa Romeo Giulietta QV ein spektakuläres Gefährt geworden. Bella macchina!
MiTo Quadrifoglio Verde: kleiner, giftiger Bruder
Im Vergleich zur Giulietta QV ist beim MiTo QV alles ein wenig schlichter, weniger edel, kunststofforientierter aber überzeugend in den Werten. Mit 170 PS unter der Haube ist man in etwas über 7 Sekunden von null auf 100 und erreicht fast 220 km/h Spitze. Das ist ordentlich. Wie bereits oben angemerkt ein gut fahrbares Auto in allen auch grenzwertigen Situationen.
Und noch ein Wort zu den Kraftstoffverbräuchen: Der Hersteller gibt Werte von kombiniert 4,0 – 7,0 l/100 km für die Alfa Romeo Giulietta und 3,5 – 5,4 l/100 km für den Alfa Romeo MiTo an. Klingt erst mal wenig und war bei den Testfahrten natürlich nicht zu überprüfen. Aber beide Autos sind so richtig was für das flotte Fahren und den festen Fuß am Gaspedal dass wir von einem Verbrauch am oberen Ende der Skala ausgehen. Wenn überhaupt. Aber wer kauft schon einen Alfa Quadrifoglio Verde, um Benzin zu sparen?
Autogefühl (Giuilietta): ****
Autogefühl (MiTo): ***
Text: Autogefühl, Holger Majchrzak