Der Ford Edge ist in Amerika nichts neues, dort erscheint er lediglich in der nächsten Generation. Für Europa ist ein großes Ford-SUV dagegen komplett neu, und es wird spannend, wie er sich in das bestehende Angebot einfügt. Dabei könnte dem Ford Edge eines zugute kommen: Er ist größer als die Kompakt-SUVs, aber kleiner als die meisten Full-Size-SUVs. Diese Nische könnte funktionieren, wenn der Preis stimmt. Eine Einschätzung des Potenzials. Von Thomas Majchrzak
Man munkelte, dass Ford mit dem Ford Edge auch das Premium-Segment angreifen möchte. Das wird aber nicht ohne Weiteres funktionieren, so unser Eindruck von der Weltpremiere auf dem Autosalon in Paris. Vielmehr wäre es cleverer, die Positionierung so zu wählen, dass ein Fahrzeug nahe dem Full-Size-SUV-Segment auch für weniger Geld erreichbar ist. Und genau das wird vermutlich passieren. Ein kleiner Ford Ecosport beginnt bei 19.200 Euro, ein kompakter Ford Kuga bei 24.800 Euro, da läge es nahe, wenn der neue Ford Edge zwischen 30.000 und 35.000 Euro einsteigen würde. Und das wäre der Hit.
Derzeit gibt es viele ganz große SUVs vorwiegend im Luxus- und Premium-Bereich. Porsche Cayenne, Range Rover Sport, Mercedes ML, Audi Q7, BMW X5, VW Touareg, Jeep Grand Cherokee, Hyundai Grand Santa Fé… genau so sind sie nach Preis sortiert. Nur die meisten aus diesem Segment sind ohnehin deutlich länger als der Ford Edge und auch vom Preis her nicht vergleichbar. Von der Anmutung und dem Käuferkreis dürfte der Ford Edge da am Premium-Ende noch am ehesten mit dem Grand Cherokee und dem Grand Santa Fé konkurrieren. Denn an die Anmutung aus dem Volkswagen-Konzern kommt er nicht heran. Ansonsten gibt es nach unten hin einige Wettbewerber.
Da gibt es den Van-Sux-Mix Fiat Freemont, der sehr günstig zu haben ist, es gibt einen Opel Antara, Mitsubishi hat den Pajero im Portfolio, bei Nissan kann man den neuen X-Trail heranziehen, bei Hyundai den Santa Fé (ohne „Grand“). Die Preisgestaltung zeigt, dass diese alle ungefähr gleichauf liegen. Der Pajero beginnt bei knapp 32.000 Euro als Fünftürer, der Santa Fé bei 30.000 Euro, X-Trail und Antara bei knapp 28.000 Euro, der Freemont ab 27.000 Euro. Das zeigt: Wenn der Ford Edge nur etwas mehr kosten würde als die Japaner und Koreaner, würde er sicherlich sehr viele Kunden von den Asiaten weglocken. Denn eine bessere Anmutung als die Produktionen aus Japan & Co. schafft der Ford Edge allemal. Dabei sieht man bei Ford den Antara und andere noch gar nicht mal als direkte Konkurrenz.
Denn der Ford Edge bewegt sich in seinen Maßen zwischen den Welten, oberhalb der Kompakt-SUVs à la Audi Q5, BMW X3, Mercedes GLK oder VW Tiguan, aber eben unterhalb der Full-Size-SUVs. Genau das könnte das neue Ford SUV so attraktiv machen.
Abmessungen
Länge: 4,81 m
Breite: 1,93 m
Höhe: 1,70 m
Radstand: 2,85 m
Bei den Motoren werden zwei 2,0-Liter-TDCi-Vierzylinder-Diesel mit 180 oder 210 PS zur Verfügung stehen.
Das Cockpit ist dank des neuen Ford Sync 2 Systems mit dem zentralen Touchscreen erfreulich aufgeräumt. Die Materialien bestehen jedoch vorwiegend aus nicht aufgeschäumtem Plastik. Im Showcar auf der Messe waren allerdings Ledersitze verbaut, diese machten einen grundsätzlich guten Eindruck. Das Lenkrad ist identisch mit dem anderer Fordmodelle, hier hätten wir uns ein besonderes Lenkrad für diese neue Klasse gewünscht. Im Finish, etwa wenn man das mittlere Staufach aufklappt und daran rüttelt, kommt der Ford Edge nicht an die Perfektion aus Wolfsburg oder Ingolstadt heran. Vielmehr wird sich ein Kauf also über das Design und über den Preis entscheiden.
Außen wird der Ford Edge seinem Namen gerecht und bietet fröhliche Kanten, wohin das Auge blickt. Das macht einen mächtigen Auftritt, der aber im Detail auch ganz zahm kann: So kommt auch hier die Technologie zum Einsatz, nach dem die Kühlergrill-Öffnungen nur offen stehen, wenn die Luft zur Kühlung benötigt wird. Ansonsten bleiben sie geschlossen und reduzieren somit den Luftwiderstand.
Im Innenraum soll es wenige Windgeräusche geben, was durch eine aktive Geräuschunterdrückung gehandelt werden soll. Darauf sind wir gespannt.
Die hinteren Passagiere sitzen übrigens sehr gut und haben genügend Kopf- und Beinfreiheit. Das Platzgefühl ist unser Meinung nach noch besser als in einem Van von Ford, das dürfte einige bestehende Ford-Kunden zum Wechsel überzeugen – zumal ein großer SUV für viele Kunden vom Design her attraktiver ist.
Schließlich bleibt die Frage, wie viele derzeitige Kompakt-SUV-Kunden eigentlich gerne ein noch größeres Auto fahren möchten, aber nur wegen des Preises auf die größere Variante verzichten. Nicht vergessen sollte man, dass die Größe nicht immer nur Vorteile bringt. Die Parkhäuser, Parkplätze und Einfahrten bleiben vorerst gleich groß.
Ein ganz entscheidender Faktor könnte das Image von Ford sein: Kaum eine andere Marke wird im positiven Sinne neutraler empfunden. Heißt: Wer Ford fährt, eckt nirgendwo an und passt in kein Klischee. Da große SUV allerdings häufig klischeebeladen sind, bietet der Ford Edge nun eine gute Möglichkeit, ansehensneutral ein großes SUV zu fahren. Das könnte letztlich den nachhaltigen Verkaufserfolg in Deutschland begründen – wenn der Preis nicht exorbitant markenintern über dem des Kuga und markenextern nicht weit über den bekannten Kompakt-SUVs liegen wird. Und davon gehen wir derzeit aus. Weitere Details zum neuen Ford Edge wird es Anfang 2015 in den USA geben und für Europa dann etwa zur Mitte des Jahres.
Text & Video: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Kamera: Mikhail Bievetskiy